Beiträge von mikrokern

    Hallo,

    wer kann mir helfen bei der Suche nach Hinweisen zu Kindern des 1807 geb. Heinrich Freiherr von Pechmann, in den 1860er Jahren praktizierender Bezirksarzt in Tirschenreuth.

    Ich suche (wie könnte es anders sein) nach Söhnen von ihm, die 1866 im aktiven Militärdienst waren.

    Es gibt mehrere Offiziere mit Name "Freih. von Pechmann" (Carl, Eduard, Friedrich, Heinrich, Joseph, Ludwig) aus der Zeit, jedoch fehlt mir ein gesicherter familiärer Bezug auf den genannten Arzt aus Tirschenreuth.

    Vielen Dank für jede Hilfe!!

    Lieber Tim, Harald, gerd und Werner,

    ihr seid spitze!! So viele gute Informationen in solch kurzer Zeit - hervorragend! Super Recherchen, jetzt fügt sich alles langsam zusammen!

    Also war Berne am 12.8. schon in Bamberg, als man ihn noch in Neustadt wähnte. Der Aufgabeort Speyer macht jetzt auch Sinn, da Berne P(f)älzer war und vermutlich ein Familienangehöriger der Absender des Geldbriefs war.

    Vielen Dank, Tim und Harald, klasse Recherche!!

    Jetzt glaube ich, ihr habt recht. Hatte die ganze Zeit den "Michael Benl" im Sinn, weil ich das so auf dem LZ gelesen hatte und es diesen im betr. Zeitraum auch gab.

    Liest man aber wirklich "Bene", so ist man schnell bei "Berne", wie Tim ihn herausgefunden hat. Und die finale Bestätigung ist der Zeitungsausschnitt aus dem Pfälzischen Kurier!

    Berne war Angehöriger der 9. Kompanie im 3. Bataillon des IR 15 und ist offensichtlich zum Zeitpunkt der Hin- und Her-Schickerei des Laufzettels von Neustadt umquartiert worden. Jetzt möchte ich noch den genauen Zusammenhang mit der Artillerie-Reserve in Pöttmes herausfinden.

    ... und noch was in der Sache "Michael Benl": habe gerade keinen Hinweis auf das Mindestalter für Soldaten beim bayerischen Militär in den 1860er Jahren. Konnte ein 16-Jähriger als Aktiver in den Krieg ziehen? Wenn nicht, dann kommt der Benl, der 1871 21-jährig gestorben ist, hier nicht in Frage.

    Ja, "Bene" hatte ich auch zuerst gelesen, aber niemanden diesen Namens im relevanten Zeitraum nachweisen können, auch nicht in den bayer. Verlustlisten.

    Und der letzte Buchstabe sieht einem "l" doch ähnlicher als einem "e".

    ... noch in Ergänzung zum neulich vorgestellten Laufzettel von KlangRausch (post #1666) und den Kommentaren zum späten Vermerk des FPA in München vom 9.10.66 (posts #1670 und 31671):

    Ich halte die Datumsangabe "4.10.66" bei dem von mir gezeigten Laufzettel für durchaus möglich, wobei wir den Nachweis hätten, dass ein "Ableger" des vormaligen FPA in München doch noch offene, nicht geklärte Fälle bearbeitet haben mag, womit die Hypothese aus #1670 wahrscheinlicher wird.

    Hier noch ein scan mit besserer Auflösung.

    Hallo Tim,

    vielen Dank!!

    Deine Suche führt also nicht zu dem bezeichneten "Michael Benl", sondern zu "Berne". Immerhin 15. IR.

    Die Frage ist, ob ein Geldbrief derart falsch adressiert worden sein kann - Benl statt Berne -, weshalb er dann nicht zugestellt werden konnte. Wer schickt wohl Geld ins Feld? Doch nur nahe Verwandte oder Freunde, und die sollten eigentlich den Zunamen korrekt angeben können.

    Was war der Vorgang, wenn eine Fahrpostsendung nicht zugestellt werden konnte, weil der Empfänger - unter dem angegebenen Namen - unbekannt war? Doch wohl Rücksendung, die es hier nicht gab.

    Und der Bezug zur Artillerie-Reserve in Pöttmes bleibt auch unklar.

    Hallo,

    der hier gezeigte Laufzettel stellt mich vor mehr Fragen als ich Antworten habe. Zumindest ist aber ein weiterer Hinweis auf die Existenz des bayerischen Feldpostamts nach dessen kolportierter Aufhebung am 2.9.66 (s. post #1671) gefunden!

    Aber der Reihe nach.

    Am 13.8.1866 wurde in Speyer ein Geldbrief mittels Fahrpost an den Soldaten Michael Benl im 15. Infanterie-Regiment "derzeit im Spital zu Neustadt a.d. Saale" gesandt, der offenbar nicht ankam, weshalb man am 13.9. den Verbleib der Sendung per Laufzettel unter "Charge" aufzuklären suchte und "nach Neustadt a.S. per Würzburg adressierte.

    Der nächste nachvollziehbare Datum ist der handschriftliche Vermerk "da sich Adressat nicht hier ?? [befindet?] nach Würzburg zur Übergabe an die Feldpost. 18/9".

    Ausweislich des Stempels vom 20.9.66 ging dieser nach Würzburg, wo ein weiterer Stempel den Eingang am 22.9. bestätigt... Danach ging der Laufzettel offensichtlich wieder zurück nach Neustadt, wo man unter dem früheren Vermerk "Neustadt d. 24/9. 66" lesen kann.

    Und weiter gings - wieder zurück nach Würzburg, jetzt mit Datum 26.9.66 Ankunft gestempelt und zusätzlichem Vermerk "findet sich ??? Brief v. 18/9.66 nicht Würzbg 26/9 66"

    Der letzte handschriftliche Eintrag stammt dann vom Feldpostamt in München (Ankunftsstempel München 27.9.66), wo man "Am 20. August ?? zur Artillerie-Reserve nach Pöttmes u. von Oblieut. u. Adjutant Hörhammer bescheinigt. München ?? 66, kgl Feldpostamt"

    Die Logik des Hin-und Her erschließt sich mir nicht. Wer kann hier helfen?

    Auch die Recherche zum Soldaten Michael Benl liefert ein unbefriedigendes Ergebnis: für das Jahr 1866 konnte ich nichts finden: jedoch stößt man für den 70/71er Krieg auf den Corporal Michael Benl aus Wiefelsdorf (bei Schwandorf), der am 1.12.1870 im Gefecht von Orleans verwundet wurde und später - mit 21 Jahren! - seinen Verletzungen erlag. Ob das derselbe Benl aus 1866 sein kann?

    Aber vielleicht war er's ja doch, und das Problem mit der Zustellung des Geldbriefs lag an der falschen Angabe seiner Einheit: 15. statt 11. Infanterie-Regiment. Aber haben 16-Jährige bereits als reguläre Soldaten an den Kämpfen 1866 teilgenommen?

    Soldaten beider Regimenter haben an den Gefechten in Kissingen und Nüdlingen am 10.7.66 teilgenommen, weshalb der Aufenthalt im Spital zu Neustadt a.d.Saale für den Fall einer Verwundung nachvollziehbar wäre.

    Oberleutnant und Adjutant Hörhammer gehörte dem 15. IR an; den Bezug zur "Artillerie-Reserve in Pöttmes" kann ich nicht nachvollziehen, da es sich weder beim 11. noch beim 15.IR um Artillerieeinheiten handelte.

    Interessanterweise ist auch nirgendwo ein Ankunftsstempel von Neustadt a.d. Saale zu sehen

    Für jede Unterstützung in der Aufklärung dieses Laufzettels bin ich dankbar, gerade auch was die "???" in den Vermerken betrifft.

    Klasse Recherche, Tim, vielen Dank!

    Denke, es wird sich vorerst nicht herausfinden lass, welchem Ort der Einquartierungsschein zuzuordnen ist.

    Kleine Korrektur: Datum des Scheins ist der 12.Juni (nicht 23.6.). Das ist sogar noch früher, evtl müsste man daher den Suchbereich weiter ausdehnen, da die aufgebotenen Soldaten aus ganz Bayern herangezogen wurden...

    Hallo,

    hier noch einige Ergänzungen zu dem in post #1617 gezeigten Einquartierungs-Billett, die ich aufgrund der sachdienlichen Hinweise (Bavarikon) unseres @Pälzers jetzt vornehmen konnte.

    Nach der Mobilmachungsproklamation von König Ludwig II. am 11.5.1866 fand in den ersten Juniwochen die Zusammenführung der Einheiten zur aus 4 Divisionen bestehenden mobilen Armee statt, u.a. im Lager Lechfeld (südlich von Augsburg) und bei Schweinfurt. Nicht alle Soldaten wurden in den einfachen Lagern untergebracht, sondern - vor allem - Offiziere bei Privatpersonen, und unter besseren Bedingungen. Der Quartierschein mit Datum 12.6.1866 könnte also durchaus in diesen Zeitrahmen passen; eine genaue örtliche Lokalisierung ist leider nicht möglich.

    Im "Regierungs-Blatt für das Königreich Bayern" No. 21 vom 30. April 1858 wurde eine "Bekanntmachung zur Übereinkunft zwischen Bayern und Österreich über die Einquartierung und Verpflegung kaiserlich österreichischer Truppen in Bayern" veröffentlicht (S. 496 ff.), deren Wortlaut dem gedruckten Text auf der Billett-Rückseite sehr ähnlich ist. Ich gehe davon aus, dass man 1866 solche Scheine aus früheren Jahren verwendet hat, als österreichische Truppen - z.B. als Besatzung von Bundesfestungen - nach und durch Bayern befördert und in Bayern einquartiert wurden, womit die Scheine einen Gültigkeitsbereich sowohl für bayerische wie auch für österreichische Soldaten hatten.

    Schließlich detailliert die Annonce im Schweinfurter Tagblatt vom 12.1.1867 die "Einlösung" der Quartierscheine einige Monate nach Kriegsende - ein Vorgang, der in ähnlicher Weise an allen Orten, wo Soldaten einquartiert und verpflegt worden waren, stattgefunden haben wird.

    Hallo,

    aus aktuellem Anlass (Diskussion eines aus Ermetzhofen am 27.7.66 in Würzburg angekommenen Briefs) an dieser Stelle nochmals die Frage:

    gibt es beim Zweikreisstempel frühere Stundenangaben als VII-VIII? Ich gehe davon aus, dass es sich hierbei um die Vormittagsstunden (römische Ziffern) handelt (s. dazu auch Peter Zollners Buch "Die Entwertungen der bayerischen Ziffernmarken", S. 278 ff.).

    Falls frühere Stunden (für die Ankunft!) nachgewiesen werden, wäre bewiesen, dass der Postdienst in der Nacht gearbeitet hat; andernfalls könnte man von 7 Uhr morgens für den Arbeitsbeginn ausgehen.

    Hallo Tim,

    das ist sicher alles richtig, was du schreibst.

    Ich würde aber die Bedeutung des Briefes - gerade in "social philately"-Hinsicht - nicht überbewerten wollen, da der Inhalt keinen Kriegsbezug hat und man daher keine Einblicke in Meinungen und möglichen Sorgen des Schreibers hat.

    Er ist "lediglich" faktisch interessant, da er belegt, dass das Postamt Würzburg am Morgen des ominösen 27.7. noch funktioniert hat.

    By the way: gibt es frühere römische Stundenangaben als VII-VIII? Wenn ja, hätte ich eine frühere Bearbeitung des bereits am Vortag aus Ermetzhofen eingetroffenen Briefes erwartet. Aber vielleicht war ja 7 Uhr morgens der Arbeitsbeginn beim Oberpostamt. Oder der Transport der in der Nacht angekommenen Post vom Neuen zum Ludwigsbahnhof ist nicht eher eingetroffen...

    Hallo Tim,

    vielen Dank für die ausführliche Beschreibung der militärischen und politischen Situation zu Kriegsende. Schön, dass dir der Beleg gefällt!

    Ich möchte noch ergänzen, dass "lediglich" 4 Batterien (24 Geschütze) der 13. Infanterie-Division Goeben aktiv an der Beschießung der Festung Marienberg beteiligt waren. Deren Ziel war immer die Festung; eine absichtliche Beschießung der Stadt kann ausgeschlossen werden, sodass es sich bei den Einschlägen in der Altstadt tatsächlich um "verirrte Geschosse" handelte.

    Nein, in der Gegend von Ermetzhofen war Ende Juli kriegsmäßig (noch) nix los. Keine Württemberger. Die kamen erst auf dem Rückmarsch in die Heimat, nach dem 1.8.66.

    Hier ein Brief aus Ermetzhofen vom 2.8.66 (post #89) :

    mikrokern
    4. Juni 2011 um 18:35

    Hallo,

    den hier gezeigten Brief vom 26.7.1866 von Ermetzhofen nach Würzburg habe ich weder aufgrund der Frankatur (3 Kr. mit oMR 813) noch wegen seines Inhalts (Geschäftsbrief eines offensichtlich verärgerten Geschäftspartners) erworben.

    Herrn Joseph Leinekker i. Würzburg

    Ermitzhofen 26ter July 1866

    [ohne Anrede!]

    Es ist mir unverständlich, was Sie mit mir vorhaben, da ich Ihre Rechnung v. 12.d.M. bereits schon 14 Tage besitze, und mir immer noch keine Waare erfolgte und dieses schon das 3te Schreiben deswegen ist, so weiß ich nicht was ich hierüber sagen soll, ich ersuche Sie daher mir Erläuterung hierüber zu geben, ob Sie die Waare sogleich befördern wollen. Denn ich schrieb Ihnen jüngst wenn Sie Ihr Guthaben bei mir verlangen zugesandt [zu werden], so belieben Sie mir es nun zu melden, was bei mir ungehindert geschehen kann, denn dies wiederfuhr mir noch nie, daß einer meiner Contrahenten mir die Sendung so lange außenblieb, was ich von Ihnen auch gar nicht erwartete, wenn nun genannte Waare mir nicht auch die Tage erfolgt, so erwarte ich von Ihnen für jetzt und weiter gar nichts mehr.

    In Erwartung dieses verbleibt ergebenst

    …Erhart

    Die Besonderheit liegt im Datum der Ankunft in Würzburg. Es ist der 27. Juli 1866, der Tag der Beschießung der Festung Marienberg (und auch Teile der Würzburger Altstadt) durch die Preußen, als eine der letzten kriegerischen Handlungen im Rahmen des Mainfeldzugs vor dem Waffenstillstand am 2.8.1866.

    Interessant ist die Chronologie der Briefbeförderung. Abgesandt am 26.7.66, dürfte er per Eisenbahn (aus Ansbach kommend) transportiert worden sein, da Ermetzhofen damals noch einen Bahnhof hatte.

    Für diese Tage wurde im Würzburger Anzeiger für den Vormittag ein GZ (Güterzug) angezeigt, für den Nachmittag ein KZ(?), und für den späten Abend nochmal ein Personenzug. Der Würzburger Ankunftsstempel zeigt die Uhrzeit VII-VIII (römisch) an, was laut Buch von P. Zollner auf den Morgen des 27.7. schließen lässt (ohne hier absolute Sicherheit zu haben), demzufolge der Brief mit dem nächtlichen Personenzug am 26.7. angekommen wäre.

    In Würzburg wurde er vom Neuen Bahnhof im Norden der Stadt zum Sitz des Oberpostamts (im ehemaligen Bahnhof, dem Ludwigsbahnhof) Ecke Theater-/Ludwigsstraße gebracht, wo er am Morgen des 27.7. den Ankunftsstempel erhielt.

    Die Beschießung der Festung und der Stadt begann dann um die Mittagszeit und endete wenige Stunden später. Wann genau der Geschäftsmann Leinecker den Brief erhalten hat, ist unklar. Jedenfalls hat er die Kanonade gut überstanden.

    Zu den entstandenen Schäden in der Würzburger Altstadt hier noch Ausschnitte aus dem Würzburger Anzeiger vom 28.7.66:

    ... und vom 29.7. bzw. 31.7.66:

    Hallo Pälzer,

    ja, in dem Passus geht es sicher um König Ludwig II und seine Liaison. Über den "Revierförster" bin ich auch gestolpert, dachte allerdings, das wäre ernst gemeint und hätte sich auf eine (mir unbekannte) Liebschaft zu einer Försterstochter bezogen. Mit dem "gossip" der damaligen Zeit bin ich nicht so vertraut...

    Aber wenn sich die angedeutete Liebschaft wirklich auf die Herzogin Sophie Charlotte bezieht, ist die Bezeichnung "Revierförster" für ihren Vater offensichtlich despektierlich und erschließt sich mir auch nicht.