Beiträge von Altitalien

    melde mich etwas spät zu Wort, aber immerhin. Zunächst zum zweiten Brief nach Luzern, 12 bajocchi, der rote Franco ist von Mailand und zeigt die Beförderung über das österreichische System an. 8+4 ist ausgewiesen, 8 baj für den IÖPV, 4 baj Weiterfranko für die Schweiz, das wären in etwa 6 Kr. Hab ich allerdings nie hinten angeschrieben gesehen. Der Brief beweist, dass durch die Verbindung IÖPV + DÖPV ein großes mitteleuropäisches Postnetz geschaffen wurde.

    Danke sehr, ich bin mittlerweile der Ansicht das könnte auch eine Abkürzung für Franc sein, das haben die Franzosen bei den hohen Beträgen oft gemacht, dass sie hochgestellt was für den Franc hingekritzelt haben. Von den 4 sh 9d hat wieviel die Britische Post selbst bekommen? Weiss man das? Schwere Briefe sind immer lustig und halten das Leben spannend... wenn man dann alles zusammenrechnet....

    zu Post 6 hat sich ein Schwesterchen gesellt (17/5/1838 ), das ich nicht verheimlichen möchte. Diesmal von Neapel nach Paris, und nachdem der Empfänger nach London abgereist war (siehe schöner Vermerk rückseitig) wurde der Brief nachgesandt. Er war ziemlich schwer, immerhin verlangte man in Neapel 60 grana, in Paris gar 5 Franc 3 decimes. Die Briten wollten wohl 4 sh 9 d, was ist mit den 8?

    Beim Studium der David Korrespondenz (Briefe aus Neapel/Sizilien) ist mir eines nicht klar: wann wird die Währung gewechselt? Auch die Beschreibungen bei Delbeke sind nicht immer eindeutig für mich - einmal stuiver, dann wieder decimes/sols, (im selben Jahr sogar!), dann Cents... ich verstehe, wenn Francomont/Verviers belgisch werden, aber habe einen Brief 1834 in Cents taxiert, 1835 in Decimes. Und die famosen 6 auf den Briefen hat mir auch noch niemand schlüssig erläutert. Danke!

    Natürlich! Siegelseitig 22 soldi, 10 ist Gewichtsangabe in Gramm. Transitgebühr des Kirchenstaates geht auf diesen Briefen in der Regel nie hervor (Buchabrechnung mit Neapel). Oberhalb des 24. MAG. steht NAPOLI 1821. Der Stempel links oben ist der Kontrollstempel des neapolitanischen Postdirektors, der für die Endtaxierung des Auslandsbriefes zuständig war (und die Vorarbeit von Mitarbeitern verifizierte). Der Stempel ist meiner Ansicht nach Vollmeier Typ 6.32 (Neapel Buch Band 3, S. 1418 ). Nachdem es ein schwerer Brief war (22 soldi, 1. Gewichtsstufe war 13 soldi) ist die Taxgebühr vorne keine 10, sondern 20 grana. Der Brief lief definitiv über Land (Laufzeit, fehlende Schiffsindikationen bzw. Stempel), in jener frühen Zeit waren auch noch keine festen Postschiffsverbindungen zwischen Genua und Neapel vertraglich definiert.

    Verzeih wenn ich etwas genau bin, postalisch noch nicht im September, sondern erst im November, die italienische Post brauchte noch einige Zeit, um sich in Rom einzurichten... Die (wenigen) bestehenden Postverträge des Kirchenstaates (v.a. Frankreich und NDP) wurden sogar im November noch vollzogen, erst mit Dezember dann wurden flächendeckend die italienischen herangezogen.

    Achtung werte Kollegen, zwischen dem Königreich Italien und dem Kirchenstaat bestand zu keiner Zeit ein Postvertrag (lediglich ab 1867 gab es eine "Verwaltungsübereinkunft" der beiden Postdirektoren, hatte aber nicht den Rang eines Staatsvertrages), und für Transitbriefe wurde lediglich Grenzfranko akzeptiert. Nach 1867 gab es Frankobriefe (20 centesimi). Die 5 bajocchi sind, der alten "impostazione" nachempfunden, eine Standardgebühr für Auslandsbriefe, welche bis zur Grenze des Kirchenstaates bezahlt waren und von der italienischen Post übergeben wurden.

    Ich bin in dieser Zeit nicht "zu Hause", aber das sollte wohl eine 8 vorne sein. Der neapolitanische Kontrollstempel lässt schliessen, dass dies bis Neapel taxiert ist. Von Neapel aus dürfte der Brief nach Messina und von dort mit dem Schiff nach Malta gegangen sein (jedenfalls ist in späterer Zeit dies die übliche Route).

    Ein, wie ich finde, sehr schönes Beispiel für einen Transitbrief der Extraklasse. Wieso denn? Nun, zunächst einmal aufgrund Provenienz und Destination. Briefe aus/nach Sizilien sind relativ selten, und dann ist es ja immer so, dass ich kleine Orte immer attraktiver finde als übliche größere Städte, aus welchen viel mehr Korrespondenz bekannt ist. Hier eben haben wir den Brief aus dem Postamt des malerischen Küstenstädtchens Cefalù, geschrieben in Castelbuono. Und er geht auch nicht in das sagen wir mal normale Florenz oder Livorno, sondern in die ebenso malerische Kleinstadt Pitigliano, auf Tuff gebautes mittelalterliches Juwel der Maremma. Der Brief geht an den Vorsitzenden der Wissenschaftlichen, Literarischen und künstlerischen Akademie von Pitigliano, geschrieben hat ihn ein Arzt aus Sizilien, der sich für die Aufnahme in die Akademie bedankt. "Franca fino ai confini" schreibt der Absender, bezahlt bis zu den Grenzen, und im Doppel-Königreich beider Sizilien stammend, ist der Plural auch richtig gelegt. In der Tat ist der Brief mit 12 grana bis zur Aussengrenze Neapels bezahlt, also bis Fondi/Terracina. Das entspricht dem Tarif von 1845 (bis zu 50 Meilen). Zuerst hat der Postbeamte in Cefalù die 12 falsch vorne hingeschrieben, und wahrscheinlich in Palermo wurde das korrigiert, gestrichen, und richtig hinten für einen Grenzfrankobrief angeschrieben. Ganz leicht in rot findet sich auch der Kontrollstempel des Amtes MSAG. Neapel schreibt oben links für sich die 5 grana an. Der Brief gelangt nach Rom, wo der Postsack aus Neapel geöffnet wird, und der Brief zu weiteren Instradierung bearbeitet wird. Das heisst hier man bringt den Stempel Transito per lo Stato Pontificio an. Aber der Brief erhält keine Einzeltaxe, da aufgrund des Vertrages Kirchenstaat-Toskana Briefe aus Sizilien pauschal abgerechnet werden. Und auch der Postbeamte in Pitigliano ist etwas verwirrt und macht den ersten Taxansatz falsch. Er schreibt 6, aber das Dekret aus dem Jahr 1847 sieht 8 crazie für Briefe aus Sizilien vor.

    Bei diesem Brief ist fabelhaft dokumentiert, dass Postbeamte bei internationalen Briefen auch Fehler machten, diese aber auf dem Wege mitunter wieder behoben wurden. Dieser Brief aus 1847 kam aus Cologna, dem Veneto, und war nach Neapel gerichtet. In Ferrara oder Bologna, wo der Brief in den Kirchenstaat kam, stempelte man den Brief jedoch Antiche provincie austriache, was falsch war. Es hätte der Stempel Regno Lombardo Veneto drauf gehört. Nun ja, war dem Kirchenstaat eher egal, er ging ja weiter, und von Österreich kassierte man ohnehin. Erst in Neapel sah man den Irrtum, wobei auch nicht sofort. Aufgrund des Stempels taxierte der erste Beamte folgerichtig 21 grana. Nun aber kam das Gespür des Oberaufsehers ins Spiel, welcher den Fehler bemerkte und eingriff. Er strich die 21 durch, stempelte drei Mal in rot CORRETTA (korrigiert) um die 21 zu überdecken, und taxierte neu 10 Grand, wobei er an den Kopf des Briefes die korrekte Bezeichnung Regno Lombardo Veneto hinschrieb, die auch zur Taxe passte. Könnte auch sonderbar wirken, dass man in Neapel freiwillig auf Einnahmen verzichtete und den Brief billiger machte, was beweist, dass die Postverwaltung korrekt handelte. Von wegen süditalienischer Schlampigkeit, diese war im Norden passiert...

    Dieser Brief von 1846 lief nicht über die Lombardei in den Kirchenstaat, sondern über Parma und Modena im geschlossenen Paket. Liefen sie über Mailand, wurden sie im offenen Transit geliefert (Österreich wollte ja mitlesen... hmm) und hatten entweder einen der diversen L.T. Stempel oder ab und zu auch den SVIZZERA. Die Gebühr war identisch, in jener Zeit für den einfachen Brief 6 soldi. Aufgrund des Tosti-Tarifs wurde er mit 12 bajocchi taxiert. Vor allem nach dem Vertrag Sardinien-Österreich von 1844 sind Briefe über Mailand weit häufiger.

    Auf der ersten Siegelseite lese ich oberhalb der 8 eine gestrichene Null, was oft das Zeichen für Portobefreiung war. Es geht aber nichts hervor, dass in diesem Fall eine vorlag. Zweimal eine 7.10 ist aber schon merkwürdig, und kein Zufall. Österreich rechnete mit dem Kirchenstaat ab, glaube dass hier der Österreich Transit nicht relevant ist. Die Endgebühr ist klar, einfach und eineinhalb, wobei der Kirchenstaat nur Österreich vergütete - und für diese Briefe ein exzellentes Geschäft machte!! Immerhin hat er wenige bajocchi für so einen Brief ausgegeben und vom Empfänger ein Vielfaches kassiert...

    Habe zwei Briefe aus Bad Ems in den Kirchenstaat vom August 1849 (eine besondere Zeit, Revolutionswirren...). Das Franko betrug beides mal wohl 8 Kr (franko welche Grenze??) und irgendwo schrieb man 1 1/2 als Gewichtsprogression. Merkwürdig ist für mich die vorderseitige Notierung Franco 7.10, einmal braun, einmal rot. Im Kirchenstaat taxierte man den Brief aufgrund des Tosti Tarifs einmal 28 baj und einmal 42 baj, also einfach und ein einhalb mal. Bin für Anregungen dankbar.