Beiträge von Altitalien

    Der VIA DI MARE sowie der DIREZIONE DI ROMA wurden in Rom abgeschlagen. Der VIA DI MARE wurde aufgrund des PV Kirchenstaat-Frankreich 1838 eingeführt und ist seit Anfang 1839 bekannt. Die Endgebühr von 50 baj ist wie folgt zu deuten: bis zur Einführung des Tost-Tarifs im November 1844 betrug der einfache Brief 33 baj für Briefe aus GB, daher ist dies die Gebühr für 1 1/2 fogli, also 33 x 1,5 = 49,5 auf die nächste höhere Zahl gerundet = 50 baj. Wieviel davon Frankreich erhielt ist leider nicht bekannt, jedenfalls kommt hier keine impostazione hinzu, dies ist die Endgebühr.

    Oha, ich habe in der Tat die Zeile verfehlt. Der Vertrag F-Sizilien ist bei Vollmeier, Storia Postale del Regno di Napoli, Bd. 1, S. 547 ff. abgebildet. Der Anhang A enthält die Auslandspost. Im ersten Absatz geht es um die Post aus den Schweizer Kantonen, Baden, Bayern, Württemberg und Hohenzollern. In der Spalte "Gebühren, welche von Frankreich an das Königreich beider Sizilien für Frankobriefe nach Sizilien oder für unbezahlte Briefe aus Sizilien zu entrichten hat": da gibt es nun zwei Unterspalten: Briefe auf dem Seeweg oder über Land, zu Lasten Frankreichs, oder zu Lasten Siziliens. Das heisst, je nachdem, wer den Transit bezahlte. In unserem Fall war es zu Lasten Frankreichs, da der Brief mit französischen Postschiffen lief. So also bezahlte Frankreich für diesen Brief 13 centimes (im anderen Fall wären es 54 centimes gewesen).

    Also, Empfehlung: bei Italien-Briefen immer das Buch Mentaschi/Mathà konsultieren... deswegen haben wir es geschrieben!
    1) der rote Stempel ist Napoli Porto (Hafenstempel von Neapel)
    2) der Brief wurde gemäß dem Postvertrag Frankreich-Königreich beider Sizilien 1853 (ab 1.1.1854 gültig) befördert, was bei Portobriefen mit Schiffsbeförderung ergab, dass Sizilien an Frankreich für diesen Brief 42 centimes zu zahlen hatte
    3) der Brief wurde in Marseille ausgeladen

    nun, ich denke die Information war gut gemeint, wird aber nicht zum Ziel führen (Filigrana meinte es könnte mit der Lage des Postamtes von Rom im 18. Stadtbezirk zusammenhängen). "Roma XVIII" ist vielleicht von derselben Feder wie die 17 Kr CM (wieso eigentlich 17?), also Laibacher Amt, entweder hängt es mit dem Fürstbischof und seiner Postzustellung zusammen, oder es ist von einer anderen Hand als die 17 geschrieben, vom Archivar des Bischofs, und ist einer Kartierung. Mehr fällt mir dazu nicht ein.

    ein gleich interessanter wie merkwürdiger Brief aus Rom nach Laibach, Dezember 1851. Er wurde offensichtlich nicht der Kirchenstaatspost übergeben, sondern auf einem anderen Weg in die Monarchie befördert und dort ins Postsystem gegeben, wie der Ankunftsstempel von Laibach am 1.1.1852 belegt. Ebenso die Taxe von 17 Kr CM. Der Brief geht an den Erzbischof von Laibach A. Wolf und der Absender ist der Botschafter Österreichs am Heiligen Stuhl, wie aus dem wunderschönen Siegel hervorgeht. Gegenstand des Briefes war eine Heiratsdispens, um welche sich der römische Gesandte gekümmert hatte. Übrigens war am 1. Jänner 1852, als dieser Brief zugestellt wurde, gerade die Briefmarke im Kirchenstaat am ersten Tag in den Dienst getreten.

    einfach einmal wieder ein schöner Brief, von Toulouse nach Rom, 1841, über Sardinien (Aix, Nizza, Genua, Sarzana) und dann im geschlossenen Transit über die Toskana in den Kirchenstaat. Der Absender hat 14 decimes bezahlt, und zwar franko Sarzana, also Ausgangsgrenze Sardinien, 8 Weiterfranko an Sardinien und 6 Toulouse-Nizza. 19 bajocchi hat dann noch der Empfänger zahlen müssen, einschliesslich Transit über die Toskana (leider kann man den Einzeltransit nie herausrechnen). An den Briefen aus Frankreich fasziniert mich immer die Komposition der Nebenstempel, und zwar alle bekannten Typen auf einem Brief: PP, PF, PD. Auf den ersten Blick alle zusammen auf dem Brief ja ein Widerspruch, aber auch wieder nicht: Toulouse stempelte PP, Gebühr bezahlt. Das französische Grenzpostamt (entweder Aix oder Antibes) PF, bis zur Grenze bezahlt, und Sardinien (Nizza) dann PD, da ja für Sardinien voll bezahlt (auf diese Logik muss man halt kommen, ist der Brief immerhin bezogen auf die Enddestination ja nicht voll bezahlt...). Man sieht auch die 3 Nebenstempel jeweils in unterschiedlichem Rot. Solch kleine, sehr saubere, optisch einfach ansprechende und von den Informationen vollständige Briefe zeigen mir immer wieder, wieso die Vormarkenzeit so schön ist!

    Hallo zusammen,
    Briefe aus Altitalienischen Staaten in die Ionischen Inseln, welche über Ancona und den Österreichischen lloyd gelaufen sind, haben durchaus Seltenheitswert. Aus Neapel ist dies der erste, den ich sehe. Der Kirchenstaat hat mit dem Königreich der beiden Sizilien 1840 eine Übereinkunft für den Transit von Briefen nach Griechenland/Ionische Inseln abgeschlossen, und verlangte für den Transit 1 scudo pro Unze, wobei er auch den Lloyd vergüten musste. Hier sehen wir einen Brief vom 8. Juli 1845. Er wurde dem Forwarder Codiert Iggulden & Co. übergeben, ursprünglich via Malta instradiert, dann aber über Ancona geschickt. Es wurden 39 grana bezahlt, einschliesslich 32 grana Weiterfranko an Rom. Ancona vergütete an den Lloyd 10 baj (12 Kr CM) rückseitig. In Korfu wurden dann 4 d (3 ionische Inlandsgebühr + 1 für Ancona) berechnet. Frage: wieso aber wollten die Ionischen Inseln einen zusätzlichen penny, der Brief war ja bis zur Grenze inklusive Schiff voll bezahlt?

    werte Kollegen, alles richtig, aus toskanischer Sicht stellen sich die 24 crazie (nicht Grazien) wie folgt dar: 6 cr war die IÖPV Gebühr, 4 cr für die Toskana. Ab 1.5.1856 war für unbezahlte Briefe eine Zusatzgebühr von 2 cr zu entrichten. Also 12 cr einfach, wie hier für den 1 1/2 lothigen Brief 2x12=24 cr. Nachzulesen auch bei Mentaschi/Mathà, S. 85.

    beim Königreich beider Sizilien im 19. Jahrhundert ist der Gedanke nicht ganz abwegig, aber wohl leider zu schön um wahr zu sein... Dann hätten wir einen Krimi-Brief. Briefe an die oberste Postverwaltung waren in fast allen altitalienischen Staaten gebührenbefreit, sicher in Neapel. Hab einen schönen anderen Brief aus Frankreich, der ist auch nicht taxiert, geht auch an diesen Herrn. Absender laut Siegel war ein gekröntes Haupt, wer weiss, was drin war, leider ist der Inhalt nicht dabei. Die 72 entsprächen eher der Taxart des Kirchenstaates... na ja.

    So nun habe ich einen Beleg, den ich nicht so genau deuten kann, aus den ersten Tagen der Übernahme der Schweizer Bundespost, von Aigle (Vaud) nach Neapel. Ein netter Brief, da der recht seltene P Stempel drauf ist, im Band XII von Herrn Schäfer gut beschrieben, bezahlt bis zur Schweizerischen Ausgangsgrenze, und rückseitig also zu finden 12 Kr. Die 3/4 sind wohl Gewicht nehme ich an, oder? In diesem Fall, aufgrund der Tatsache, dass jeglicher Hinweis (Stempel oder Vermerk) von Mailand fehlt, gehe ich aus, dass er über Sardinien ging, was selten war (mM nach sind über 90% dieser Briefe über Österreich gelaufen). Allerdings aufgrund der Lage im Kanton Vaud zu Sardinien sehr nahe. Desinfiziert wurde er auch noch, vorne 2 Schlitze, hinten noch schön die Abdrücke der Räucherzange! Merkwürdig sind die 72, zum einen, da diese keine Progressionsstufe war, zum anderen, da der Generaldirektor der Post ohnehin nicht zahlte. Ich fabuliere jetzt mal so hin: die 72 schauen auch nicht aus wie die üblichen grana, und wieso sollte Neapel auch. Dann schon eher dass sich zuvor der Kirchenstaat noch gütlich tat. Allerdings dafür ist mir der Betrag zu hoch. Ihr werdet jetzt sagen, dass musst ja du selbst wissen, womit ihr schon Recht habt.

    So nun zum ersten Brief. Römische Frankobeträge waren rückseitig anzuschreiben, niemals vorne. Aufgrund des IÖPV (und des Vertrages Österreich-Schweiz) konnten Briefe in die Schweiz über Österreich aber auch als Portobriefe aufgegeben werden, was v.a. die Kurie ins Ausland gerne gemacht hat (hmm). In der Logik der umgekehrten Briefe (siehe Mentaschi/Mathà Seite 136) hätte eigentlich schon der Kirchenstaat taxieren sollen, 8 + 4, 12 baj, umgerechnet am Ende 50 Rappen (>75 km von der österr. Grenze). Es ist ja alles Porto, daher alles vorne oben: 4 in brauner Tinte, 8 in Rötel, dann in brauner Tinte die Österreicher mit 9/6, und dann die 50 final.