Hannover - Preussen DÖPV

  • Liebe Sammelfreunde

    aus Magdeburger Sicht sind aus dem Königreich alle 3 Entfernungsstufen bei der Briefpost möglich.

    Heute kann ich die erste dieser 3 Möglichkeiten zeigen:
    Ganzsache mit Zusatzfrankatur einer Nr. 14 aus Goslar - 87 km - ca. 12 Meilen von MD entfernt, korrekt freigemacht für einen einfach schweren Brief in der 2. Entfernungsstufe .

    Siegelseitig schwach der Streckenstempel Minden - Berlin.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief aus dem Jahre 1853, aufgegeben in Neuenkirchen (heute Neuenkirchen-Vörden) nach Warendorf in Preußen.
    Voll frankiert mit 1/30 Thaler.

    Interessant, der rückseitig dokumentierte Laufweg: vermutlich ging es von Neuenkirchen südlich Richtung Osnabrück zur Bahnlinie. Von hier mit dem Zug Richtung Minden. In Minden selbst (oder in Vlotho, falls dort schon umgeladen wurde) dann die Umspedierung in den Zug mit Kursstempel Minden-Deutz. Bei Bielefeld dann erneute Umspedierung nach Werther und von hier dann mit der Kutsche weiter ins südwestlich gelegene Warendorf.
    Der Brief wurde einen Tag nach Aufgabe zugestellt.

    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein weiterer Nahbereichsbrief von 1853:

    von Lüchow nach Lenzen.
    Die direkte Entfernung betrug ca. 3 Meilen, allerdings mit der Elbe dazwischen.
    Von Lüchow ging es zunächst in die entgegengesetzte Richtung zum lokalen preußischen Grenzpostamt Salzwedel. Von hier wurde der Brief dann auf die östlich gelegene Banstrecke Magdeburg-Wittenberge geleitet, vermutlich über Seehausen. Bei Wittenberge wurde die Elbe überquert und bis zum Zielort ging es dann wieder per Kutsche.

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo,

    ich möchte hier im Forum den folgenden Brief vorstellen bzw. zur Diskussion stellen - es handelt sich um

    die Los-Nummer 765 der letzten Rauhut&Kruschel-Auktion Nr. 209 (15.1.2022) - Zuschlag übrigens 1.150 €::

    Die Orignal-Losbeschreibung lautet:

    1 Ggr. schw./graugrün, Kabinettstück auf Damencouvert (dieses rs. kleine Fehlstelle) mit Vorausentwertung durch schwarzen L1 von Buxtehude, Ra2 in blau nebengesetzt, nach Edelburg bei Iserlohn. Seltene Verwendung dieser Marke auf einem Brief in das Postvereins-Ausland, handschriftlich auf die Marke übergehend "reicht nicht" und mit "2 3/4" Sgr. nachtaxiert. Zusätzlich insofern ein bedeutendes Stück der Hannover-Philatelie, als damit bewiesen ist, dass sehr wohl vorausentwertete Marken am Postschalter an Kunden verkauft und nicht erst dort auf Briefe aufgeklebt wurden, da der Postbeamte sicherlich die Unterfrankatur erkannt hätte. In dieser Form ein Unikat. Attest Berger, Foto siehe Katalog-Rückseite

    Ergänzend kann man zu dem Brief sagen:

    • Der Brief ist echt gelaufen ist (auf der Rückseite finden sich diverse preußische Bahnpoststempel und ein Ankunftsstempel)
    • Die Marke klebt original auf der Briefhülle (Attest von F. Berger liegt vor).
    • Taxierung ist korrekt: Das Porto für einen unfrankierten Brief im Postverein (3. Entfernungszone) betrug 3 Sgr. plus 1 Sgr. Zuschlag. Abzüglich 1 Gutegroschen = 1 1/4 Sgr. - macht einen Fehlbetrag von 2 3/4 Sgr. (der auch einmal in Rötel und einem in blau ausgewiesen ist).

    Aus meiner Sicht ist die Losbeschreibung vom Grundsatz korrekt. Zu diskutieren wäre der folgende Passus:

    „… als damit bewiesen ist, dass sehr wohl vorausentwertete Marken am Postschalter an Kunden verkauft …“.

    Kann dies sein, dass vorausentwertete Marken wirklich an Kunden verkauft worden sind und diese damit ihre Briefe frankierten und z.B. in den Briefkasten warfen? Aus meiner Sicht doch recht unwahrscheinlich, weil auf diesem Wege ein Postbetrug (Wiederverwendung der Marke) ja jederzeit möglich war. Doch was ist in diesem Fall passiert (ein paar Gedankenspiele):


    - Hat der Postkunde evtl. nach einer Marke am Postschalter gefragt (erhielt diese vorausentwertete Marke), frankierte den Brief und warf diesen in den Briefkasten. Bei Leerung und Porto-Kontrolle ist dann das fehlende Porto aufgefallen (man hat aber die Marke akzeptiert und angerechnet)?

    - Evtl. hat der Absender auch viele Briefe gleichzeitig aufgegeben. Die Briefe liefen alle in das Inland (mit dieser einen Ausnahme). Der Schalterbeamte frankierte alle Belege (mechanisch) mit einer vorausentwerteten Inlandsmarke und erst bei der spätere Bearbeitung und Stempelung der Briefe ist aufgefallen, dass dieser Brief in den Postverein unzureichend frankiert wurde?

    Kennt Ihr solche Briefe (oder ähnliche Phänomene) aus anderen altdeutschen Staaten? Was wären plausible Erklärungen?

    Dank und Gruß,

    Björn Rosenau

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Björn,

    einen Verkauf von vorausentwerteten Marken kann ich mir aus den von dir genannten Gründen auch nicht vorstellen.

    Von Preußen kenne ich etliche Beispiele von Briefen - sowohl Brief- und auch Fahrpost, teils Wertbriefe, Recos u.a. - die mit Sicherheit am Schalter aufgegeben wurden und unterfrankiert waren. Aus welchen Gründen auch immer der Absender nicht die volle Frankatur zahlte, manchmal handelte es sich nur um 1/2 Sgr., über die Gründe dafür kann man nur spekulieren: Irrtum, wie von dir beschrieben, oder nicht genügend Geld dabei ... Die preußische Post hat dies immer akzeptiert, ich kenne kein Gegenbeispiel, obwohl dies klar den Vorschriften widersprach.

    Viele Grüße

    Michael

  • Hallo Björn,

    ein interessanter Brief, der da bei Rauhut zum Ausruf kam. Warum es zu der Fehlfrankatur kam, tendiere ich zu deinem 2. Ansatz.

    Allerdings bin ich über den Zuschlag erstaunt. Offensichtlich gab es aber mehrere Bieter, die bereit waren für diesen Beleg über den Ausruf hinauszugehen.

    beste Grüße

    Dieter

  • Seltene Verwendung dieser Marke auf einem Brief in das Postvereins-Ausland,

    ... und wer so etwas schreibt oder attestiert, hat genau NULL Ahnung von den Postverhältnissen, die er beschreibt ...

    An die Abgabe von vorabgestempelten Marken glaube ich nie und nimmer - die Kundschaft hätte neue Marken verlangt, keine abgestempelten. Ganz einfach.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    hast du das Attest gelesen? In der Losbeschreibung fehlen die Worte vorausentwertet und Inlandsmarke. Für mich ist die Aussage damit gegenüber dem Attest stark verändert.

    liebe Grüße

    Dieter

  • Lieber Dieter,

    nö, habe ich nicht gelesen, nur den rubrizierten Text, aus dem ich zitiert habe. Wenn die Besonderheit eines Briefes in der Verwendung einer Inlandsmarke besteht, die nach außerhalb von Hannover lief und dann schreibt jemand "Postvereins-Ausland", ist das ein Eigentor in der 95. Minute. ||

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Au Backe, da habe ich nicht richtig gelesen. Im Attest steht: Eine sehr seltene Verwendung einer vorausentwerteten Inlandsmarke in den DÖPV. Postvereins-Ausland ist bei diesem Brief natürlich ausgemachter Unsinn.

    Wer lesen kann ist klar im Vorteil!!

  • Na ja... Vielleicht gibt es ja eine klare Konvention unter Experten (wie ich noch keiner bin), aber kann man "Postvereins-Ausland" nicht auf zwei Arten interpretieren? Ausland im Bezug auf den Postverein, oder aber "Ausland, aber innerhalb des Postvereins". Ich hatte zum Beispiel beim Lesen letzteres angenommen.

    So oder so finde ich Björns Beschreibung sehr treffend. Und ich stimme dem allgemeinen Kommentar zu, dass sich der Auktionator mit "als damit bewiesen ist, dass sehr wohl vorausentwertete Marken am Postschalter an Kunden verkauft und nicht erst dort auf Briefe aufgeklebt wurden, da der Postbeamte sicherlich die Unterfrankatur erkannt hätte" doch sehr, sehr weit aus dem Fenster lehnt...

    Caveat emptor, ich habe nicht mitgeboten.

  • ... ne:

    Es gab Inlandspost, Vereinspost und Auslandspost. Punkt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Papiertiger,

    Vereinspost wurde wie Inlandspost berechnet. Der große Vorteil des Postvereins war, daß bei Wechsel des Währungsgebietes meist nur noch die Umrechnung Taler - Gulden anstand wenn ein Porto-Brief verschickt wurde.

    Zwischen Österreich und Italien gab es später auch einen Postverein, was die Berechnung der Taxen auch da stark vereinfachte.

    beste Grüße

    Dieter

  • Danke, Dieter! Ich weiss natürlich, was der Postverein ist. Ich habe so gut wie jedes Dokument dazu, dass ich für meine Sammelgebiete finden konnte, auf meinem Rechner gespeichert (und zumeist auch gelesen ;)). Und durch das Postverträge-Projekt bin ich erst auf dieses Forum aufmerksam geworden!

    Mein Punkt war einfach nur, dass der Ausdruck "Postvereins-Ausland" mehrdeutig ist. Aber der Schreiber wollte wohl nur einen Kontrast zu "Inlandsmarke" herstellen, denke ich.

    Gerne mache ich beim Kritisieren von Auktionshäusern mit, aber dann sollte es einen guten Grund geben. Wie z.B. die wagemutige Behauptung, was den Verkauf von Vorverwendungen angeht...

    Papiertieger

    Einmal editiert, zuletzt von Papiertiger (20. Januar 2022 um 08:28)

  • Hallo Papiertiger,

    Vielen Dank für deine Zeilen. In diesem Fall muß man dem Auktionshaus vorwerfen, daß das Attest nicht richtig zitiert wurde. Wie ich oben geschrieben habe, wurde durch das Weglassen von Worten der Sinn entstellt.

    beste Grüße

    Dieter

  • Ja, das passiert leider viel zu oft... Weswegen man die Atteste genau lesen muss (was ich sowieso immer lohnenswert finde). Was mich ärgert ist, dass einige bekannte Auktionshäuser selbst bei teureren Losen zwar die Existenz eines Attestes erwähnen, aber es nicht hochladen. Und dafür soll man 20+ Prozent Provision zahlen?

  • Das mit den Attesten sehe ich nicht so. Es steht dir frei, solch einen Scan anzufordern. In der Regel wird man deinem Wunsch nachkommen. Wenn nicht, dann sollte man überlegen ob man bei diesem Haus ein Gebot abgibt.

    Dieter