Bayern - NDP un- und unterfrankiert

  • Liebe Freunde,


    hier etwas ganz banales, das aber zum rechnen auffordert (jedenfalls dann, wenn man ihn knacken will).


    Kissingen, 26.5.1870 nach Oldenburg, jetzt leider eingemeindet in den Norddeutschen Bund.


    Was war passiert? Ein Brief der 2. Gewichtsstufe wurde in der Boite = dem Briefkasten aufgefunden. Aber wie war dieser simple Brief in das Land der Thaler und Groschen nachzutaxieren?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

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    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch ()

  • Lieber Bayern Klassisch


    ein doppelt schwerer Brief kostete im Franco-Falle 7 Kreuzer - 6 sind nur verklebt worden.


    Bei unzureichender Frankierung wird neben dem Ergänzungsporto ein Zuschlag von 1 Sgr bzw. 4 Kreuzer erhoben.


    Danach ist also 1 Sgr Zuschlag + 1 Kreuzer entspricht 1/3 Sgr zu erheben, also insgesamt 1 1/3 Groschen beim Empfänger einzuholen.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Magdeburger,


    es hat etwas gedauert, weil ich dir 2 Pendants zeigen wollte und das war nicht so einfach.


    Was sagst du zu den beiden, wobei der eine mit 1 1/4 Sgr. nachtaxiert wurde und Berlin dies so belassen hat?


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    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Bayern Klassisch


    schöne Briefe!!! :P


    Leider beschäftige ich mich mit dieser Zeit eher nur am Rande. Zum ersten neuen Brief frage ich mich, ob hier Bayern sich einen Kreuzer selbst eingesteckt hat, denn 2 Groschen bleiben nun mal 7 Kreuzer rheinisch.


    Beim zweiten Brief - tja ist ja dem ersten grob bei der Aufgabe erstmal identisch.
    Wieso hier nur mit 1 1/4 Sgr nachtaxiert wurde, wird das Geheimnis bleiben. Selbst 4 Kreuzer sind rechnerisch eben 1 1/3 und 5 Kreuzer schon 1 1/2 Sgr.


    Dies hatte ich mich auch beim Eingangsbriefposting schon gefragt, ob nicht letzterer Wert richtig wäre...


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Magdeburger,


    das ist doch so schön an unserem Hobby, dass wir "primitive" Briefe von Bayern - NDB et vice versa mit starker Deutungshoffnung beschreiben müssen, weil die Bestimmungen einfach nicht optimal ausformuliert waren.


    Wer unterfrankierte Briefe aus dieser Periode hat (1868-1871), darf sie gerne zeigen. Vlt. kommen wir so dahinter ...


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Sammlerfreunde,


    ich möchte hier einen Brief zeigen, der zwar nicht ganz zum Thema passt, aber trotzdem interessant ist.


    Es handelt sich um einen Portobrief von Sesslach (Bayern) nach Königsberg (Sachsen-Coburg-Gotha) vom 12.8.1871. Der Brief ist mit einem Porto von 3 Silbergroschen belegt und folglich ein Brief der 2. Gewichtsstufe. Zu dieser Zeit galt der Postvertrag vom 1.1.1868 bis 31.12.1871 nach dessen Maßgabe der unfrankierte Brief der 2. Gewichtstufe 11 Kreuzer bzw. 3 Silbergroschen kostete. Das Deutsche Reich war zwar schon aus der Taufe gehoben, postalisch waren aber noch die Verträge der Norddeutschen Bundespost aktuell.


    Jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich, was an diesem Brief interessant ist?


    In Königsberg galt die süddeutsche Guldenwährung, nicht die Thalerwährung. Eigentlich hätte der Postler in Sessalch 11 Kreuzer Porto anschreiben müssen. Ich denke aber in Königsberg wusste man, was man zu kassieren hatte. Der Sesslacher Postler war an diesem Tag offensichltich vollkommen von der Rolle, da er seinen Ortsaufgabestempel auch noch falsch zusammensetzte und den Monat über dan Tag statt umgekehrt montierte.


    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,


    Donnerwetter - eine 2. Gewichtsstufe ist denkbar selten; ich habe keine 3 Stück gesehen.


    Ich glaube, dass die Taxierung korrekt war - auch nach den Kreuzergebieten der Postverwaltung des Norddeutschen Bundes musste Bayern in Groschen taxieren. Ich habe die VO nicht genau im Kopf, kenne aber keine andere Handlungsweise von Bayern nach dorthin.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayern klassisch,


    das wäre gegenüber der bisherigen Praxis ein Novum und kaum praktikabel. Am Empfangsort müsste jedesmal in Kreuzer umgerechnet werden.


    Anbei noch ein Brief von 1872 nach Offenbach. Deiner Theorie nach hätte auch dieser (jetzt zwar schon bei der Reichspost) auch in Silbergroschen taxiert werden müssen.


    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,


    da müsste ich mal die Instruktion von Ende 1867 studieren, in der ich glaube das gelesen zu haben. Das hier viele Fehler begangen wurden, liegt auf der Hand, da in den gängigen Postlexika m. W. keine Währungsangaben vorhanden waren.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayernjäger,


    hier aus dem Postvertrag zwischen Bayern, dem Norddeutschen Bunde, Württemberg und Baden und zwischen diesen Staaten und Österreich vom 23.11.1867 die Seite mit Art. 8 und den Fußnoten.


    Die Abrechnung erfolgte also zurecht damals in Silbergroschen, weil die kartierenden Ämter nur in dieser Währung Porti und Weiterfranki ansetzen durften.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

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  • Hallo bayern klassisch,


    vielen Dank für das Zeigen der VO von 1867.


    Diese VO sagt aus:


    Briefpost aus Kreuzerbereich in Silbergroschenbereich = Taxierung in Silbergroschen
    und
    Briefpost aus Kreuzerbereich in Kreuzerbereich = Taxierung in Kreuzer


    In der Fußnote steht dann genau das Gegenteil. Wie soll das einer verstehen?



    Sesslach und Königsberg in Sachsen-Coburg-Gotha lagen beide unzweifelhaft im Kreuzerbereich.


    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,


    das sehe ich anders - für mich ist der Artikel klar; der Fußnote bedarf es eigentlich nicht. Sandte man von Bayern in die süddeutschen Gebiete mit Kreuzerwährung, dann war auch in Sgr. zu rechnen.


    Lies es dir bitte nochmals durch - dann wirst du es auch so sehen.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayern klassisch,


    die Fußnote bestätigt deine Angaben. Der Text der VO, zu welcher die Fußnote gehört, spricht von "dieser Währung". Ich beziehe die Angabe auf den Begriff "Süddeutscher Währung". Wäre die Fußnote gemeint, hätte man für meine Begriffe gleich schreiben können: "Zutaxierung in Silbergroschen". Man kann es natürlich auch anders sehen und "dieser" auf die Fußnote beziehen. Dann ist das Ergebnis folglich ein anderes.


    Offensichtlich gab es aber schon damals Schwierigkeiten mit dem Auslegen dieser VO, was meine beiden gezeigten Briefe verdeutlichen.


    Ich sehe schon, wir können uns da nur mit Briefmaterial behelfen.


    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,


    lies einfach nur den 1. Absatz des Artikels 8a. Mehr nicht. Alles weitere trägt eher zur Verwirrung bei, damals wie heute.


    Bayern und er NDB hatten verschiedene Währungen und demnach war in Sgr. abzurechnen. Dieses Verfahren fand identisch auch zur Reichspostzeit statt. Ich konnte es anhand mehrerer, unterfrankierter Briefe der süddeutschen Staaten Baden, Württemberg und Bayern in die Postbezirke des Norddeutschen Bundes (Groschen und Kreuzer) belegen.


    Dass Fehler gemacht wurden, ist auch klar. Deine schönen und seltenen Briefe dokumentieren dies hervorragend.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Mich irritiert, das der gezeigte Brief scheinbar eine Dienstsache ist und bei Dienstsachen das Zuschlagsporto keine Anwendung fand.

    „Männer für gefährliche Reise gesucht. Geringer Lohn, bittere Kälte, lange Monate kompletter Dunkelheit, ständige Gefahr, sichere Rückkehr ungewiss. Ehre und Anerkennung im Erfolgsfall.“


    – Ernest Shackleton

  • Hallo woermi,


    der Brief aus Schonungen mit 11 Kr. Porto war kein Dienstbrief! Da steht nur "Porto jenseits" und eine Expeditionsnummer. Der notwendige Vermerk P.S. usw. fehlt. Daher hat die Aufgabepost ihn zu Recht taxiert, wenn auch nur mit 11 Kr. statt mit 3 Sgr..


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Ich meinte den Brief aus Sesslach.

    „Männer für gefährliche Reise gesucht. Geringer Lohn, bittere Kälte, lange Monate kompletter Dunkelheit, ständige Gefahr, sichere Rückkehr ungewiss. Ehre und Anerkennung im Erfolgsfall.“


    – Ernest Shackleton

  • Hallo woermi,


    hast Recht mit Seßlach. Es sei denn, er wäre nicht mit dem Dienstsiegel verschlossen gewesen, dann hätte man ihn als gewöhnlichen Portobrief so taxieren dürfen.


    Viele Postexpeditoren haben das in Bayern falsch gemacht; manchmal glaubt man, die hätten das absichtlch getan, so oft kamen diese Fehler vor.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Sammlerfreunde,


    der Brief aus Sesslach war kein portofreier Dienstbrief.
    Vermerk "P.S" = Parteisache
    und
    "auf jens(eitige) Requisition ... Löschung des Stößel betr."
    was soviel bedeutet wie:
    auf jenseitiges Verlangen, durch welches der Empfänger das Porto zu zahlen bereit war.


    Gruß
    bayernjäger