Schleswig-Holstein - DÖPV

  • Meine Frage war aber, wie die Taxierung für eine Gewichtsprogression vom Herzogtum Schleswig nach Bayern aussähe. Und warum sollte nicht eine Einlage im Kuvert gewesen sein, die den Brief entsprechend schwerer gemacht hätte?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Im Jahre 1866 kostete ein frankierter Brief von Schleswig nach Bayern 3 Sgr (= 4 Schilling) für jedes Loth.
    Von den Gebühren behielt Schleswig 1/3.

  • Hallo zusammen,


    bis wann galt eigentlich die Regelung aus der dänischen Zeit, dass bar frankierte Briefe teurer waren als mit Marken frankierte?


    Gruß

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Michael,

    eine gute Frage. In den Quellen habe ich auf die Schnelle dazu nichts gefunden, aber sie galt zumindest vorerst weiter. Es gibt auch kaum barfrankierte (Inlands-)Briefe, um es empirisch zu überprüfen. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass die Regelung gar nicht aufgehoben wurde.
    Sicher ist jedoch, dass bar frankierte Briefe auch schon zu dänischen Zeiten (und später) im Auslandsverkehr nicht teurer waren als mit Marken frankiert. Denn dort galten internationale Verträge, die keine Unterscheidung vorsahen.

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo nordlicht,


    danke für die Info. (Hatte das Thema aus den Augen verloren ...)


    Gruß
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Portobrief aus Itzehoe (Herzogtum Holstein / seit 1.7.1850 im DÖPV) vom 29. Juli 1850, mit Aufgabestempel vom 30. Juli 1850, nach Friedrichstadt, bei Magdeburg (Preußen / seit 1.7.1850 im DÖPV), über Hamburg (Preußisches Postamt vom 31. Juli 1850) und Ankunftsstempel vom 1. August 1850. Zuerst wurden 2 Schilling Courant Porto vermerkt (Porto in Holstein bis Hamburg, das bis zum 30. Juni 1850 galt). Diese gestrichen und 4 Silbergroschen Porto (3 Sgr. Porto über 20 Meilen bis 1 Loth, zuzüglich 1 Silbergroschen, bei unfrankierter Absendung).


    Beste Grüße,

    Hermann

  • Hallo Hermann,


    wieder mal ein sehr interessanter Brief!
    Anscheinend tat man sich anfänglich mit den neuen Regeln des Postvereins schwer. Daher wurden auch am 31.Juli 1850 Ausführungsbestimmungen veröffentlicht, in denen die Funktionsweise des Postvereinsvertrages nochmal erklärt und betont wurde, dass es eben keine Portoteilung mehr gibt.
    Aber das kam für diesen Brief knapp zu spät ;)

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo,


    dieser Brief lief portofrei bis zur Grenze und wurde für die dänische Reststrecke ins Herzogtum Lauenburg mit 1 3/4 Schilling L.M. (= 1 Sgr.) in Porto gesetzt (nach dem preußisch-dänischen Postvertrag von 1854).
    Leider ist der Brief nicht datiert. Kann man das Datum anhand des Rahmenstempels "SANGERHAUSEN" weiter eingrenzen?

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Zum Rechteckstempel Sangershausen gibt es in den Stempelhandbüchern von Münzberg und Feuser keine Angaben.
    Vielleicht kann Dieter Klesammler eine Angabe in der Stempeldatenbank finden.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo nordlicht,


    da der Stempel im Feuser Vorphila nicht gelistet ist, wurde er erst nach Einführung der Briefmarken angeschafft. Im Münzberg ist keine Verwendungszeit angegeben (was aber nichts heißt, da viele Bilder und Verwendungszeiten fehlen). Die geringe Bewertung im Feuser Nachverwendungen läßt auf eine Verwendung seit 1851 (wie Hunderte andere R2) schließen. Obwohl bereits Mitte der 1860er Jahre ein K2 mit Jahreszahl benutzt wurde, kennt Feuser diesen Stempel bis in die Pfennige-Zeit. Bisher sind in der Datenbank aber nur 2 Bilder und eine schnelle Suche bei Philasearch und Ebay brachte kein Ergebnis. Der Stempel scheint seltener zu sein, als die Bewertung im Feuser vorgaukelt.

    Da der Stempel und die Datumsbestandteile noch sehr sauber und gleichmäßig sind, würde ich ein Jahr vor 1855 vermuten.


    viele Grüße

    Dieter

  • Guten Morgen,
    danke für die Unterstützung!
    Ich hatte befürchtet, dass der Stempel über einen längeren Zeitraum benutzt wurde, aber wenn es bei diesem Brief wahrscheinlich in den 1850ern war, hilft das schon mal ...
    Viele Grüße
    nordlicht

  • Was für ein Zufall! Ich habe kürzlich erst diesen (anscheinend) portofreien Reco-Brief des Johanniterordens an "Sr. Hochwohlgeboren / Herrn Freiherrn Spiegel / Königl. Regierung Rath / Ritter des Joh. Ord. / zu Magdeburg". Der Brief ist datiert 1855 und belegt damit die recht frühe Verwendung des Stempels "Sangerhausen".


    Was ich bisher nicht entziffern konnte sind die Textvermerke links unten, die vermutlich auch die Portofreiheit begründen? (Der Ziffer "9" auf der Rückseite weise ich keine Bedeutung zu, das erscheint mir Bleistift zu sein.)


    Bemerkenswert ist auch das gut erhaltene Siegel des Johanniterordens.



  • ... wunderschöner Brief!


    Allgemeine Angelegenheit des Johanniter Ordens - Unterschrift steht da. Die Aufgabepost kannte ihre Pappenheimer und der Absender des Briefes der 2. Gewichtsstufe zahlte keine Beförderungsgebühr.


    Ob die Reco-Kosten auch frei waren, weiß ich aber nicht - sicher aber unsere Preussen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Danke, Ralph! Das hätte ich auch noch erkennen sollen, zumal ich den "Joh. Ord." in der Adresse ja schon als Vorlage hatte...


    Freiherr Spiegel von und zu Peckelsheim (* 20. April 1808; † 25. Juni 1886 in Hannover) war zum Zeitpunkt des Erhalt des Briefes übrigens nicht nur Verwaltungsbeamter und Rittergutsbesitzer, sondern auch Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhaus:


    "Carl Spiegel von und zu Peckelsheim studierte Rechtswissenschaften an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. 1827 wurde er Mitglied des Corps Saxo-Borussia Heidelberg. Er trat nach dem Studium in den preußischen Staatsdienst und wurde Regierungsrat in Magdeburg. Er war Besitzer des Fideikommisses Spiegelsberge in Bielefeld und weiterer Rittergüter. Zuletzt lebte er auf Spiegelsberge. In der Preußischen Armee erreichte er den Dienstgrad Hauptmann. Er erhielt den Charakter als Geh. Regierungsrat. 1854–1858 vertrat Spiegel als Abgeordneter den Wahlkreises Magdeburg 7 im Preußischen Abgeordnetenhaus."

    [Quelle: Wikipedia]

  • ... na, das ist doch toll. Feines Stück und nette Geschichte drum herum. :):)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Wunderschöner Brief. :thumbup::)

    Auch dieser Stempel ist im Jahr 1855 noch sehr sauber. Aber im Vergleich mit dem von nordlicht gezeigten Beleg würde ich dessen Brief 1 - 2 Jahre früher einordnen.


    viele Grüße

    Dieter

  • Liebe Sammlerfreunde,


    Holstein war mit Gründungsmitglied des DÖPV am 1. Juli 1850. Blieb aber im DÖPV nur bis zum 18. Februar 1852 aus den bekannten Gründen. Hierzu ein barfrankierter Einschreibebrief mit Aufgabestempel von Rendsburg vom 3. Januar 1852, nach Sorau in der Lausitz (Preußen, jetzt Polen). Durchgangsstempel, Hamberg (Preußisches Oberpostamt) vom selben Tag und Ankunftsstempel von Sorau vom 5. Januar 1852. Der "Recomandirt" Stempel dürfte ein preußischer Stempel sein. Wurde wahrscheinlich im preußischen Oberpostamt Hamburg abgeschlagen. Der Brief ging an Herrn Wilhelm Steinhausen. Sein jüngster Sohn Wilhelm August Theodor Steinhausen, war ein bekannter Maler.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,


    herzlichen Glückwunsch zu dieser Oberrosine, bei der alles passt. Das ist ein 1A-Auktionsstück. :P :P :P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.