Briefpost in die besetzten französischen Gebiete

  • Lieber 1870/71,

    Civilpost, aufgegeben bei der Feldpost, was ja statthaft war, dann den Franzosen übergeben, statt ihn selbst zu befördern, mit 30 C. falsch gestempelt, dann auf 25 C. für unfrankierte Briefe korrekt reduziert, da kein Auslandsbrief.

    Just my 2 cents ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    schlimmer hättest du den Brief nicht beschreiben können! Aber es ehrt dich sehr, dass du den ersten Versuch einer Interpretation gewagt hast.

    Warten wir also ab, was der kundige Emmanuel schreibt!

    Schönes Wochenende wünscht

    1870/71

  • Lieber 1870/71,

    jedes Forum zeigt Höhen und Tiefen - für die Tiefen bin ich hier in diesem Thread zuständig. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    Meiner Meinung nach ist das Porto im blauen Bleistift deutsch aber ist in Centimen ausgedrückt. Diese 25 c entsprechen dem porto eines einfachen unfrankierten Briefes Innerhalb der besetzten Territorien (Tarif vom 6. September 1870). Ich denke, daß die Zivil Post in einem Feldpostamt nicht postiert sein konnte. Aber kann sein, daß das französische Postamt nicht tätig war. Offensichtlich ist das Porto schlecht berechnet gewesen, weil Lille im unbesetzten Gebiet ist.
    Außerdem waren die unfrankierten Briefe zu den unbesetzten Gebieten nicht zugelassen.
    Angekommen in Lille, ist der Brief als ein unfrankiert inlandsbrief betrachtet gewesen und also, mit 30 c nachtaxiert (Tarif vom 01/01/1862).
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Ralph, hallo Emmanuel,

    der Brief wurde in Mézières am 16.2.(1871) unfrankiert in den Briefkasten geworfen. Absender war der Inhaber eines Modegeschäftes, der seinem Geschäftspartner in Lille frei übersetzt schreibt: "...Ich bin nicht im Besitz von Freimarken, dafür ist der Brief unfrankiert."

    In Mézières anfallende Post wurde vom norddeutschen Feldpostrelais Nr. 90 in Charléville übernommen und bearbeitet. Mézières war eine kleine Festung in unmittelbarer Nachbarschaft zur wohlhabenden Industriestadt Charléville.

    Das Relais vermerkte auf der Briefvorderseite oben links "Bfkbf" (=Briefkastenbrief) und taxierte den Brief fälschlicherweise mit "25" Centimes. Dies entsprach, wie Emmanuel richtig schreibt, dem Nachporto für einen einfachen Brief innerhalb der Vertragsstaaten,bzw. innerhalb der besetzten Gebiete.

    Da der Adressat sich jedoch im unbesetzten Frankreich befand, ging die deutsche Post leer aus. Bis zum deutsch-französischen Postvertrag vom Mai 1872 gab es nämlich keine Verrechnung zwischen der deutschen und französischen Postverwaltung (dies bezieht sich nur auf den Postverkehr zwischen den besetzten und unbesetzten Gebieten).

    Der Brief lief über den Norddeutschen Bund und Belgien (Prusse Lille 20 Fevr. 71) nach Lille. Am 20.2. dort angekommen, zahlte der Empfänger entsprechend dem französischen Nachportostempel korrekt 30 Centimes.

    Besten Gruß

    1870/71

  • Hallo 1870/71,
    Ich habe fast völlig dieses Rätsel gelöst, obwohl du vor uns einige wichtige Informationen wie der Inhalt des Briefes und die Entzifferung von "Bfkbf" versteckt hast. ;)
    Sehr schöner Brief, wirklich!
    Es ist für mich immer ein Vergnügen, deine "weißen Raben" anzusehen.
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    ich werde dir in den nächsten Tagen einen interessanten Brief aus dem unbesetzten Dünkirchen ins besetzte Departement Marne zeigen, der dir sicherlich auch gefallen wird.

    Besten Gruß

    1870/71

  • Hallo Emmanuel,

    hier nun der angekündigte Brief aus dem unbesetzten Dünkirchen / Département Nord ins besetzte Mareuil sur Ay / Département Marne.

    Aus Kostengründen kuvertierte der Absender seine Korrespondenz (hier Brief Nr. XX vom 13. Dezember 1870) in die deutsch besetzten Gebiete an einen Saarbrücker Vermittler, der diese zum Inlandstarif der Vertragsstaaten von 1 Groschen aufgab. Die Ersparnis war gegenüber einer Aufgabe in Dünkirchen ganz erheblich: 20 Centimes französischer Anteil plus 30 Centimes deutsches Nachporto = 50 Centimes = 4 Groschen abzüglich frankierte 1 Groschen = 3 Groschen.

    Auf der Briefvorderseite oben links finden wir den Leitvermerk "Via Epernay". Der Absender wußte nämlich, daß Herr Montebello seine Post in Epernay (= Feldpost-Relais Nr. 23) abzuholen hatte.

    Besten Gruß

    1870/71

  • Hallo Rudolf,
    Dein Brief läßt mir ein wenig septisch. Ist es möglich, den Inhalt zu sehen?
    Seit dem 8. September 1870 war es möglich, einen Brief von unbesetztes Gebiet nach besetztes besetzt zu senden (über Belgien, Deustchland, dann später Schweiz). Man mußte 20 c bis zur Grenze bezahlen. Der Rest des Portos war vom Empfänger bezahlt. Dieser Weg war unter Berücksichtigung der Ereignisse ziemlich schnell.
    Im Fall, den du uns vorstellst, wenn der Dünkirchener Spediteur seinen Brief unter Umschlag für einen Saarbrücker Vermittler gelegt hat, hat der Spediteur 20 c bis zur Grenze und dem Empfänger das Porto bis zu Saarbrücken bezahlen sollen. Dazu blieb es übrig, das Porto von Saarbrücken bis zu Mareuil auf Ay zu bezahlen. Ich glaube nicht, daß diese Praxis weniger teuer war, dagegen war sie sicher sicherer.
    Zu bemerken, daß der Empfänger dieses Briefes ein Erzeuger von Champagne war " Champagne Alfred de Montebello ". Dieser war einer der Nachkommen des berühmten Reichmarschalles Lannes, des Herzoges von Montebello.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Michael 7. Juni 2021 um 22:05

    Hat den Titel des Themas von „1870/71: Briefpost in die besetzten französischen Gebiete“ zu „Briefpost in die besetzten französischen Gebiete“ geändert.