In einer Rezension in einem akademischen Netzwerk (http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id…atum&order=down) setzte sich vor kurzem der Historiker Oswald Bauer mit den Inhalten des Buchs von Dr. Helbig auseinander. Bauer beschäftigt sich, das sei vorausgeschickt, ausweislich seiner Veröffentlichungen vor allem mit den Fuggerzeitungen, einer Korrespondenz aus Europa und Übersee, die das Handelshaus in Augsburg vor allem in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bestens mit Informationen versorgte.
Wer nun Bauers Besprechungstext liest, bekommt rasch den Eindruck, dass er mit dem Buch nicht viel anfangen kann. Hauptvorwurf gegen Helbig - mehrfach im Text aufgegriffen und variiert - ist in seinen Augen der Mangel an „Kontextualisierung und Systematisierung im Lichte bereits vorliegender Forschungsarbeit“. Damit sind hoffentlich nicht jene wie Fremdkörper in Monographien stehenden Theoriekapitel gemeint, die belegen müssen, dass der Verfasser mit interdisziplinären Methoden forscht (Wissenschaftstheorie, Wahrnehmungspsychologie, Kommunikationswissenschaft, Verhaltensforschung und - ganz wichtig - Gender-Diskussion) und fähig ist, schlechtes Deutsch zu schreiben. Wer darauf verzichtet, setzt sich nämlich leichtfertig dem Verdacht aus, sich nur mit Oberflächenphänomenen auseinanderzusetzen.
Dass die „postalischen Flächen“, die Hinweise auf die Beförderungspraxis bieten, also genau das, was Helbig ans Licht holt, bisher kaum auf Interesse bei der akademischen Forschung gestoßen sind, gesteht Bauer immerhin zu. Doch gleich anschließend steht wieder der pauschale Vorwurf im Raum, Helbig habe sich nicht mit den jüngeren Forschungen zur Postgeschichte (!) vertraut gemacht. „Dementsprechend fehlt ein wichtiges Element, das es erlaubt hätte, Helbigs Fragestellung im Lichte des Forschungsstands zu kontextualisieren.“
Was soll dieses beständige, sinnlose Hämmern auf „Kontextualisierung“? Wenn Bauer die von ihm pauschal in den Raum gestellte, offenbar reiche Literatur (Quellennachweise werden gerne entgegengenommen) kennt, hindert ihn zweifellos nichts daran, die von Helbig aufgeworfene Fragestellung auch selbst in einen Zusammenhang einzuordnen. Beschäftigen müsste er sich halt einmal mit ihr.
Wenn man mit einem Buch und seiner Fragestellung nichts rechtes anfangen kann, dann darf man das offen sagen. Man muss dann noch nicht einmal einen theoretischen Überbau bemühen. Auch wenn man noch am Anfang seiner akademischen Laufbahn steht.