Thurn & Taxis nach Bayern

  • Hallo Kreuzer,

    die "6" ist eigentlich die übliche notation der t+t post für die Taxe.
    Eventuell hat später jemand daran gemalt?
    Eine Umrechnung in 2sgr wäre hier für mich nicht nötig, wie sehen das die anderen?

    Viele Grüsse
    Bayern Social :)

    PS: Bitte info per PN, wenn er Inhalt hat.

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo BS,

    wenn wir die Inflation drauf rechnen, würde eine solche Überfahrt heute wohl 15-20T€ kosten, oder

    der Inflafaktor ist in der Rechnung schon drin, man muss es vielleicht etwas anders sehen: 1.500 EUR (netto) kann man heutzutage in einem Monat als "einfacher Arbeiter" m.E. schon verdienen. Der zur Kreuzerzeit arbeitende Tagelöhner, der beim günstigsten Tarif von ca. 60 fl = 3.600 Kreuzer hinzulegen hatte benötigte dazu bei einem Tageslohn von 18-20 Kreuzern (Kost und Logie bereits abgezogen) ca. ein dreiviertel Jahr.


    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde, lieber Bayern klassisch,

    hier nun der angekündigte Brief, welcher Aufschluss über die Tätigkeit des
    Herrn Theobald gibt, eigentlich wollte ich Ihn erst im RB der Arge zeigen,
    aber nun ist das Thema hier schon mal da. :)
    Durch die Luxusqualität sowohl des Briefes als auch des Inhaltes und des
    selteneren Ortsstemplels von Mainz als Entwerter, der noch dazu sehr früh ist,
    vom 20.8.1852, habe ich mich hinreissen lassen, fast das zwanzigfache zu zahlen,
    wie ich für den in Post 53 gezeigten Brief gezahlt habe und freue mich bis heute
    über das "teure" Stück...
    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/ScanPic00922dca7a85jpg.jpg]
    dazu passend schreibt Herr Meiners von Dr.Derichs im neuen Petuelli Katalog, dass
    T+T Briefe der Erstausgeben in der Qualität, wenn auch vom Katalogwert noch so
    klein, perse zu den Raritäten zählen.... :P:love:

    bayern klassisch, damit dürfte seine Tätigkeit als A.Agent belegt sein.
    Pälzer, schau mal, wie sich die Preise von hier zu dem Brief in Post 53 geändert haben.

    Liebe Grüsse
    Bayern Social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Lieber Bayern Social,

    der ist sein Geld wert und darf daher sehr gerne "nochmals" in unserem Rundbrief gezeigt werden. :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    danke für die netten worte von so berufenen Kennern :)

    Pälzer: unsere Beiträge hatten sich überschnitten, Du
    hast so gesehen auch Recht, dann wären es nach heutigem
    Verdienst eher 9000.-€, aber immer noch viel Geld, für eine
    unkomfortable Überfahrt auf einem Dampfschiff :)
    (6Monatex1500.-)

    Dafür gibt es heute immerhin schon eine Luxusweltreise 8o:P

    Viele Grüsse
    BS

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo BS,

    dann wären es nach heutigem Verdienst eher 9000.-€, aber immer noch viel Geld, für eine unkomfortable Überfahrt auf einem Dampfschiff

    ja, das deckt sich auch mit der allgemein bekannten Aussage, dass die Überfahrten zumeist eine kaum tragbare Belastung für die Auswanderungswilligen darstellten...mit dem Unterschied, dass jene vor einer völlig neuen Herausforderung standen, die Luxus-Weltreisenden von heute nach einer Kreuzfahrt wohl eher erschrocken auf der Waage :D


    Schönen Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • lieber pälzer,

    ja, das deckt sich auch mit der allgemein bekannten Aussage,
    dass die Überfahrten zumeist eine kaum tragbare Belastung für die Auswanderungswilligen darstellten

    allerdings sind trotz der Widrigkeiten und der hohen Kosten in der Zeit, die wir sammeln sicher
    viele hunderttausend Menschen aus der Pfalz und aus Bayern nach Amerika ausgewandert.
    Das zeigt wohl unter welch schwierigen wirtschaftlichen und politischen Umständen die Menschen
    in Altdeutschland lebten.

    Zitat Wikipedia:

    Nach 1855 ließ die Stärke der Auswanderung nach und kam während des Amerikanischen Bürgerkriegs
    (1861–1865) fast vollständig zum Erliegen. Friedrich Naumann bezifferte 1916 die Zahl der zwischen
    1821 und 1912 in die USA gegangenen deutschen Auswanderer auf 5,45 Millionen.[2]
    (Die aus der Pfalz und Bayern werden auf etwa eine halbe Millionen geschätzt)

    wie gut, dass es uns heute besser geht :)

    liebe grüsse
    bs

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    Einmal editiert, zuletzt von Bayern Social (27. November 2012 um 08:49)

  • Hallo Sammlerfreunde,

    schlagen wir den Bogen von den vor der Verarmung einst Auswandernden zu den deutlich besser Betuchten der Zeit. Ein bischen schmunzeln muss man ja schon, mit was für Offerten - wie nachstehend - man sich schon damals als solvent geltender Mensch ausgesetzt sah.

    Ob der Empfänger des 6 Kr Werbebriefs in Dürkheim ein Freund des Glückspiels war, wissen wir nicht. Genauso wenig, ob er für sich oder andere letztendlich ein Los der Lotterie des Frankfurter Kaufmanns J.G. Kämel erworben hat. Das hierzu zugestellte Angebot nachstehend im Volltext:

    Eine neue Ziehung unserer mithin auf`s vortheilhafteste bekannten hiesigen Stadtlotterie ist ausgeschrieben und nun hohe und zahlreiche Treffer, rasch aufeinander erfolgende Verloosungen, Auszahlungen der Gewinnste in klingender Münze, ohne allen Verzug und vollständige Sicherheit durch Garantie des Staates irgend ein (anderes) Unternehmen empfehlen (zu) können, so finden sich hier alle diese Vortheile vereint. Zu kaum halbjähriger Frist werden 6 Klassen an Gewinnsten und Freyloosen

    Eine Million & 967000 Gulden

    vertheilt, sämtlich wie bemerkt sogleich baar zahlbar und seit dem über 40jährgem Bestand meiner Collecte hat solche fast in jeder Periode die höchsten Treffer davon getragen, so dass ich nicht zweifle eine Betheiligung Ihrerseits werde gleichfalls die glücklichsten Resultate liefern.

    Ich erlaube mir hiermit Ihnen ein Loos zu 6 Gulden höflichst zu offeriren indem ich 1/4tel hier anfüge und die anderen Theile auf Empfehlung Ihrer Annahmsanzeige freybleibend in gleicher oder anderer N(ume)ro nachfolgen lasse.

    Die Einsendung des Betrags kann direkt an mich (auch in Papiergeld in einem gewöhnlichen Brief gegen Postschein) geschehen, oder ich gebe Ihnen auf Ankunft Ihrer geehrten Antwort im Hause zur Zahlung auf, um Ihnen Baarversendung und Porto zu ersparen, werde den Betrag von f 90.- per Ganzes, Brief, Loos und betreff. Liste stets franco überweisen.

    Beehren Sie mich mit Ihrer gefälligen Antwort recht bald und wollen Sie gütig bemerken, dass das hier eingelegte Loos ein wirkliches Original-Loos von planmäßigem Geldwerth und also gefäl. zurückzusenden ist, wenn wider Erwarten Sie oder Ihrer resp. H.H. Freunde es gegen den Einsatz nicht zu behalten gedächten ~ Inmittelst verharre mit Hochachtung J.G. Kämel - Haupt-Collecteur

    ...man beachte: fast jede Periode des 40jährigen Lotterieunternehmens lieferte die glücklichsten Resultate... ;) ^^

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    aus der Hüfte: Das war eine Drucksache, die von einem Viertel - Los zu 1,5 Gulden begeleitet und gesiegelt wurde. Damit war es eine Wertsendung und hätte mit der Fahrpost versandt werden müssen.

    Aber warum tat der Absender in Frankfurt am Main das nicht? Und hätte er nicht auch das hektographierte Schreiben per Drucksache verschicken können? Ja, das hätte er, aber das hat man früher nicht gemacht, auch wenn man kein Viertel - Los üblicherweise beifügte. Es sollte nämlich niemand sehen, was man da schrieb.

    Der Versand von Werbung und Losen außerhalb des eigenen, territorialen Bereichs war strickt verboten, denn die staatlichen Lotterien in anderen Ländern (Bayern), die satte Gewinne abwarfen, wollten natürlich selbst verdienen und nicht das Ersparte ihrer Untertanen ins Ausland abfließen lassen. Daher waren brave Bürger angehalten, diesem Treiben ein Ende zu setzen, indem sie diese Offerten dem örtlichen Bezirksamt zur Anzeige bringen sollten.

    Hier hat der Empfänger, der Wein - Commissionär David Mayer, aber vermutlich schon seit geraumer Zeit in Frankfurt am Main gespielt, sonst hätte man ihm das Los nicht übermacht.

    Immerhin durfte er, wenn er nicht mehr gewillt war, weiter zu spielen, dieses dann per Einschreiben an den Verkäufer zurückschicken, was ja auch nur 12 Kr. kostete. Ein toller Deal!

    Danke fürs zeigen dieser (inneren) Rosine und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    Versand von Werbung und Losen außerhalb des eigenen, territorialen Bereichs war strickt verboten


    ...oh oh, soll uns das etwa noch mehr an Konsequenz bedeuten :D

    Spaß bei Seite:

    Eine äußere Rosine ist`s nicht, trotz Randstück, aber der Inhalt umso bemerkenswerter. Für jemand, der ständig zockte waren die Collecteurs-Bedingungen wohl geläufig.

    Für jemand, der nicht wußte was mit dem Schreiben kam, musste das ziemlich aufdringlich gewirkt haben, denn die obligatorische Los-Rücksendung bei Nichtgefallen kostete schon mal Beförderungsgebühr.

    Ein gestandener pälzer Wein-Kommissionär hätte das per Portobrief zurück geschickt ^^ Was ich noch nicht erfasst habe ist der Betrag f 90.-, sind da etwa Gulden mit gemeint ? (...was ich mir irgendwie schwer vorstellen kann).


    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Lieber pälzer, lieber bayern Klassisch,

    ganz egal wie das stück gesehen wird, ich finde das ist ein tolles stück
    social philatelie, weil es die alltäglichen umstände der 1859ger zeit beschreibt :thumbup:

    Beste Grüsse
    Bayern Social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Pälzer,

    ja f 90 sind Gulden, weil die Währung (es gab ja damals Hunderte von Münzen) immer voran zu setzen war, damit man wusste, worum es überhaupt ging.

    f 9 x 36 h 2 = 9 Gulden 36 Kreuzer 2 Heller. Heute machen wir das anders herum.

    Die 90 Gulden waren der Gewinn, der erlösbar war. Wenn 1/4 Los also f 1 30 x kostete, dann war ein ganzes f 6 teuer und konnte das 15fache gewinnen, abzüglich des Einsatzes also nur das 14fache. In Zeiten von Lottomillionären erscheint das nicht eben viel.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    wie man sieht, reicht es nicht aus einfach nur zu transcribieren, man muss das - in diesem Fall nicht immer so ganz eindeutig Formulierte - auch verstehen. Da wäre ich alleine nicht drauf gekommen. Somit ist - wie schon von @BS angemerkt - das "social" des Belegs und damit dessen Beschreibung abgerundet.

    Hierfür allerbesten Dank + Gruß !

    vom Pälzer :)

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    auch wenn durch das Zeigen und Beschreiben dieses Briefes noch nicht das Ende der Sommerperiode eingeläutet wird, freut es mich, mal endlich wieder etwas bekommen zu haben, das zeigenswert sein sollte.

    Geschrieben wurde ein einfacher Brief in Jena (TT in Sachsen-Weimar- Eisenach) am 30.10.1863. Der Brief wurde jedoch nicht dort der Post übergeben, sondern 40 km östlich in Gera, wie man siegelseitig und auf der Adressseite links neben dem CHARGÉ - Stempel sehen kann (jedenfalls lese ich das als "Gera"). Gera gehörte zum Fürstentum Reuss jüngere Linie und hatte sein Postregal auch an den Fürsten von Thurn und Taxis verpachtet.

    Wenn die handschriftliche Notation "Gera" im Zug angebracht worden sein sollte, dann wäre es eine Reco - Bahnpostaufgabe und damit etwas sehr seltenes, denn üblich war bei Recobriefen die Aufgabe bei einer Poststelle und nicht am Zug! Der Absender wollte aber nichts für den Brief bezahlen, weder das Porto, noch die Recommanation.

    Ab 1.1.1861 war es erst möglich, porto unter Chargé zu verschicken, also rechnete die Post wie folgte: Brief unter 1 Loth über 20 Meilen in den Postverein = 9x, dazu den Portozuschlag von 3x und die Recogebühr von 6x = 18x, wie geschrieben.

    Über Erbendorf (1.11.) gelangte er zu seinem Empfänger, der Firma Barth & Sohn, welche ihn für 18x ausgehändigt bekam. Der Grund der Recommandation geht aus dem Inhalt hervor - ein acceptirter Wechsel war beigefügt worden.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Lieber Magdeburger,

    20 Reichsthaler war der Betrag. Er hätte auch per Wertbrief mit der Fahrpost versenden können, denn im Falle einer Unterschlagung hätte ihm die Post von TT oder Bayern, je nachdem, wo der loco criminalis ermittelt worden wäre, nur 24,5 Gulden Ersatzleistung gegeben. Ein wenig Risiko war also schon dabei ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    ich mache es kurz - es hätte auch 18 Kreuzer gekostet.
    Die Entfernung sowohl von Gera als auch von Jena nach Reuth bei Erbendorf betrug etwa 17 Meilen und damit entspricht dies als Fahrpostsendung der Progressionsstufe P5. Dafür käme der Mindestfahrposttarif von 14 Kreuzer in Betracht. Dazu kommt das Wertporto von 1 Sgr = 4 Kreuzer und so ergeben sich die 18 Kreuzer.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Michael,

    dann freue ich mich, dass ich als ortfremder Sammler richtig getippt habe. Wie muss man sich bei Taxis oder Preußen eine Aufgabe eines Chargébriefes vorstellen? Führten die Bahnposten denn Recommandations - Manuale und verfügten über Postscheine? Dergleichen kenne ich von Bayern nicht, weil es dort kaufbare Vordrucke waren und kein Bahnpostler hätte für Scheine, die er ein Leben lang mit sich herum geschleppt hätte, der Postverwaltung Geld in den Rachen geworfen.

    Wenn es doch Postscheine gab - kann mal jemand einen Postschein der Bahnpost zeigen (Preußen, Taxis oder ein anderes Land nördlich des Weißwurstäquators)?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.