Thurn & Taxis nach Bayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hier ein Trauerbrief von Büdingen an "Ihre Durchlaucht Gräfin zu Castell-Rüdenhausen in Rüdenhausen".

    Aufgabestempel "Büdingen 6.3.1860" über Hanau und Ankunftstempel "Rüdenhausen" auf der Rückseite.

    Der oder die Absender(in) könnte "Euere Mutter" heißen. Die Handschrift ist etwas speziell, das überfordert mich. Vielleicht weiß jemand von euch, wer die adelige Dame war.

    Beste Grüße, Siegfried

  • Hallo Siegfried,

    ja, deine Mutter lese ich auch, aber sonst ist das eher eine Augenqual ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen netten Portobrief aus Erbach von "Freitag früh" an "Ihrer Erlaucht der Gräfin von Rechteren und Limpurg in Markt Einersheim bei Possenheim", der "p(er) Würzburg" geleitet werden sollte.

    An Porto fielen an: 6x für einfache Briefe über 10-20 Meilen im Postverein und 3x Portozuschlag = 9x, die vorn und hinten notiert worden waren.

    Lustigerweise lag in dem Brief noch ein weiterer Brief aus derselben Hand, jetzt überschrieben mit "Mittwoch Abend". Lustig !

    Der Laufweg über Frankfurt am Main, Würzburg und Possenheim war ein ziemlicher Umweg, aber dank der Bahn schnell(er).

  • Liebe Freunde,

    da es die Zuschläge für unfreie Versendungen erst mit dem DÖPV gab und sich die Korrespondenten, die vorher regelmäßig unfrei verschickten, sich diesen Mehraufwand ersparen wollten (3x je angefangenes Loth Aufschlag waren auch Geld, gerade für die Firmen, die häufig Korrespondenzen führten), schlug man den Absenderstempel unten links ab, weil man unten links ja den Frankovermerk anbringen sollte und deklarierte seine Briefe so als bezahlt, wobei die Aufgabeposten, die nicht mit Marken frankieren mussten, im Rahmen der Barfrankatur die erhobene Taxe in kleinen, roten Ziffern neben den Frankovermerk zu setzen hatten.

    Als Zeichen, dass auch wirklich frankiert worden war, schlug die Aufgabepost von Frankfurt am Main am 20.11.1853 auf dem Brief der Firma Trier & Co. den Aufgabestempel in roter Farbe ab, während unfrankierte Briefe diesen Stempel stets in Schwarz zeigen - so wusste jeder Postler im großen TT-Bezirk auf Anhieb, ob es ein Frankobrief war, oder ob er sich noch um Gebühren vom Empfänger zu kümmern hatte.

    Bei Bayern gab es diese Kennzeichnungen nicht, dort war alles schwarz (bitte nicht politisch auslegen, danke!) und auch Barfrankaturen waren nicht zugelassen und man musste aufpassen, dass der Stadtbote nicht die Zahlen, die die Aufgabepost einst notiert hatte, für das Porto hielt und vom Empfänger kassierte.

  • Liebe Freunde,

    2 Dienstbriefe kann ich zeigen: Der 1. des Großherzoglich Hessischen Kreisraths in Neustadt wurde am 4.7.1856 in Höchst im Odenwald aufgegeben als portofreie D(ienst) S(ache) und lief über Darmstadt am Folgetag an das bayer. Landgericht Miltenberg, wo es am 6.7.1856 eintraf. Ich mag Dienstbriefe mit großen Siegeln vorne ...

    Der 2. des Kreisamts Neustadt wurde auch in Neustadt im Odenwald aufgegeben (jetzt eigene Poststelle ab 1863) am 25.1.1868 an denselben Empfänger, allerdings jetzt über Aschaffenburg vom Folgetag und Miltenberg noch am selben Tag. Zwar war Thurn und Taxis zum 1.7.1867 von Preussen abgefunden worden und es gab von nun an nur noch die preussische Post, aber im Odenwald blieben die Behörden großherzoglich hessisch noch in die Zeit des Norddeutschen Bundes hinein, wie hier zu sehen ist.

  • Guten Abend Sammlerfreunde,

    der MEF-Beleg anbei lief im Jahre 1860 von Worms am Rhein nach Erpolzheim, ein kleines Dörfchen am Nordrand des gleichnamigen Bruchgeländes der Isenachniederung etwas weiter östlich von Dürkheim. Zuständig war vorliegend aber die PE Freinsheim, die hier neben dem Durchgangsstempel Frankenthal mit einem wieder mal traumschönen HK Ankunft abgeschlagen hat. Wurde für die 2 Kreuzer (2x in blau vorderseitig oben) - etwa ein Bote ins etwa 3 km weiter südlich gelegene Erpolzheim geschickt, um die Rechnung des Wormser Absenders Johann Heinrich Mayer (Delikatessen / Weine / Gewürze) zu bestellen ?

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Nochmals guten Abend in fast gleicher, aber nuancierter Sache,

    diesmal ein 3 Kr Ganzsache auch gelaufen vom gleichen Absender in Worms an gleichen Adressaten im rheinbayerische Erpolzheim. Diemal mit Bahnpoststempel der Strecke MZ-WO und vorderseitig notiert 1 - ....tja, aber was ? Ein Bestellgeld, jetzt nur noch von 1 Kr für den Weg von Freinsheim nach Erpolzheim ?

    Viele Grüße

  • Hallo Tim,

    eben erst diese beiden Briefe gesehen - beim 1. glaube ich nicht an 2x, sonder eher an eine interne Nummerierung 24.

    War der Zielort von einem Landpostboten angelaufen worden, oder gab es nach dorthin keine postalische Zustellung? So späte Botenkosten auf Pfalzbriefen habe ich noch nie gesehen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Morsche Ralph,

    ja ich vergaß, ab 1858 keine Boten mehr mit Bestellgeld, das muss man sich immer wieder vergegenwärtigen. Eine Ausnahme dessen kann man mit dem Material zuvor nicht belegen. Da brauchts noch mehr von anderen Adressaten. Vielleicht war das eine persönliche Marotte des hier angechriebenen. Ich habe korrigiert.

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Morsche Tim,

    theoretisch möglich, aber in 40 Jahren noch nie gesehen, wäre folgender Fall: Jemand wohnt in einem kleinen Ort (Weiler, Mühle), der nicht von einem Landbriefträger (LBT) angelaufen wurde. Dieser lief auch nicht im Rahmen seiner 6-tägigen Zustellrunden an diesem Örtchen vorbei. Nicht jeder Weiler innerhalb des Zustellbezirks (Lokalbezirks) einer Postexpedition wurde vom LBT angelaufen, aber halt die 12 - 18 bedeutendsten Örtchen sicher. Aber dieser Jemand schafft es, einen privaten Boten zu dingen, seine Post auf der Expedition abzuholen und für 2x (oder einen anderen Betrag) zu ihm zu bringen.

    Dann wären auch Briefe nach dem 1.10.1858 mit Botenlohnvermerken möglich, wenn die Postexpedition diesem Verfahren zustimmte. Im richtigen Leben wird man aber in einem solchen Fall ein Kaff weiter jemanden gehabt haben, der die Post für einen annahm (Gasthof, Bürgermeisterei, kleine Behörde, Verwandter, Freund usw.).

    Von daher: Ganz ausschließen kann man das nicht, aber die Wahrscheinlichkeit anhand von mehreren Briefen dergleichen zu finden, tendiert praktisch gegen Null.

    Daher denke ich nicht (und private Boten notierten ihren Lohn auch praktisch nicht mit Blaustift, eher mit Bleistift), dass die Notiz auf deinem 1. Brief "2 x" heißen soll, sondern eher der 24. Brief war, den der Empfänger erhalten hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    ich habe mir hierzu nochmal den Englram durchgelesen, das ist ja schon eine recht schwierige Lektüre. Ich habe bspw. ziemlich lange gebraucht bis ich kapiert habe, was eine Expedition "mit oder ohne Vorweis" des Postboten ist. Aber eines ist klar, das vom Oktober 1858 mit dem gebührenfrei bestellenden Postboten kam von ganz ganz oben, da wird man sich im Prinzip auch dran gehalten haben. Da das Bestellgeld somit weggefallen war, gab es anscheinend prompt Streit über deren Salär. Immerhin hatten sie die Verantwortung auch für Einschreiben, Wertbriefe und Fahrpostgegenstände bis zu einem bestimmten Gewicht zu tragen.

    Wirtschaftlich war deren Beschäftigung ohne das Bestellgeld hingegen z.T. (eindeutig) nicht. Das wird vielerorts noch lange so angehalten haben. Die Defizite, die dadurch entstanden sind mussten - wenn ich das richtig verstanden habe nach einigem hin und her - den Expeditionen durch das Ärar der Post ausgeglichen werden. Erpolzheim ist damals nun sicherlich keine Weltstadt gewesen, vielleicht hat man dann in der Tat eine Regelung gehabt, dass der Expeditor in Freinsheim ausnahmsweise weiter einen privaten Boten hat laufen lassen dürfen. Aber das zu beweisen brauchts Unterlagen, die es wohl nicht (mehr) gibt. Oder eben andere Belege. Ich frage mal im AK Pfalz, wer sonst noch Belege nach Erpolzheim hat.

    LG

    Tim :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    so kann man das machen - wäre perfekt, wenn es Vorweise der Landpostboten gäbe, aus denen man ersehen könnte, ob der Ort angelaufen wurde, oder nicht. Aber Vorweise sind sehr selten und aus der Pfalz größte Raritäten - ich habe keinen.

    Einer Meldung nach oben (OPA Speyer) bedurfte es in solch einem Falle eher nicht - das haben die 3 Beteiligten wohl unter sich ausgehandelt, weil Speyer hätte ja "Nein" sagen können ... Von daher glaube ich nicht, dass man unter den Akten, so sie noch vorhanden bzw. zugänglich sein sollten, überhaupt etwas finden würde. Aber wer weiß, vlt. saß auch ein 100%iger in Freinsheim.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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