GB - Bayern Markenzeit

  • Hallo Sammlerfreunde,


    da war die in Nürnberg weilende Britin Mahly Buschor offenbar derart von Nürnberg bzw. der hübschen Präge-Ansichtspostkarte begeistert, dass Ihr ganz entgangen ist, dass man auch in good old germany eine Freimarke zum Versand zur Hand haben sollte.


    Jedenfalls hat das Foreign Bureau der britische Post das wohl oder übel mit einer - saftigen - Nachgebühr von 2d ahnden müssen, was vorliegend förmlich in "Reinkultur" geboten wird. Bruderherz, der liebe Theophil in London, wird es auch locker verschmerzt haben können, denn die Poka ist es allemal wert.


    Schönen Gruß


    vom Pälzer

  • Liebe Freunde,


    so schön wie @Pälzers Schmakerl ist meiner hier nicht, aber genommen habe ich ihn auch gerne, denn er passt bestens in meine BY - FR - Slg. und wird auch in Sifi im Original zu sehen sein.


    In Edinburg (Schottland) am 6.9.1865 wurde er mit 6d = 18x auf die Reise gebracht. Über Calais, Paris und Forbach lief er in Bayern ein. Der Adressat weilte aber nicht mehr in der schönen Mainmetropole, sondern war nach Brückenau weiter gezogen, so dass man den Brief wegen der erfolgten Abgabe mit 3x für einfache Briefe bis 12 Meilen frankierte. Am selben Tag traf er auch ein.


    Nachsendefrankaturen sind nicht häufig, weder innerhalb Bayerns, noch im Postverein (wer die jüngsten Ergebnisse bei Köhler mitansehen durfte, kann das bestätigen). Auslandsbriefe aber sind kaum einmal bekannt und ich bin sehr froh, solch ein Stück ergattert zu haben.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bk,


    erst jetzt ist mir diese Granate aus Schottland aufgefallen, das ist ja schon ganz was außergewöhnliches ! Die Rückseite würde mich auch noch interessieren, man müsste ja dann AK-Abschläge von Würzburg und Brückenau finden, oder ? Die 3 Kr Marke kommt auch recht spannend mit der "Rupfmichmal-Rundum-Methode" aus dem Bogen getrennt daher. Gratulation zu diesem IM-Schmankerl, so was ist ja schon altdeutschlandweit nicht häufig !


    Da wir gerade in Schottland weilen, anbei ein etwas jüngerer Beleg aus Glasgow. Beim Absender des 2 1/2 d-Belegs mit 1 d Wertstempel handelt es sich wohl um eine Entsorgungsfabrik für alle Arten von Papierabfall. Aus welchem Grund dieser mit dem Adressaten, der im Jahre 1982 stillgelegten Papierfabrik Eduard Mann (Ed. Mann & Co., Papierfabrik) in Ebertsheim in Kontakt gestanden hat, kann man nur vermuten.


    Schönen Gruß


    vom Pälzer


    verwendete Quellen:
    http://www.flickr.com/photos/robertpool/4094046936/
    http://www.albert-gieseler.de/…rmen1/firmadet11232.shtml

  • Hallo Pälzer,


    deiner ist zweifelsohne schöner - meinen möchte ich nicht rausholen wegen der eher belanglosen Siegelseite, weil dadurch der Zustand nicht besser wird und ich ihn schnell für Sifi einbauen musste (auf einem Blatt mit einer anderen Bombe, so dass keine Möglichkeit mehr gegeben war, die Siegelseite zu zeigen). Ist aber das übliche bei diesen Briefen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bk,


    alles klar, aber optisch macht Dein "Nachgesendeter" ja doch schon ordentlich was her ! Wo wir dann beim Thema Attraktivität angekommen sind: Diese hübsch bunt kombinierten Wertstempel-Ganzsachen aus GB haben mich schon immer sehr interessiert, jetzt ist endlich mal einer für die Sammlung hinzu gekommen. Nach ein bischen genauerem lupen konnte auch der Aufgabeort des als Einschreiben aufgegebeben Belegs ausgemacht werden: Crystal Palace an der Anerley Road südlich der City von London.


    Lt. wikipedia war der Crystal Palace ein vom britischen Architekten Joseph Paxton für die erste Weltausstellung 1851 in London im viktorianischen Baustil entworfenes und von dem Bauingenieur Charles Fox gebautes Ausstellungsgebäude. Er wurde ursprünglich im Hyde Park errichtet und nach dem Ende der Weltausstellung nach Sydenham im Londoner Stadtbezirk Lewisham, dem heutigen Stadtviertel Crystal Palace versetzt, wo er in vergrößerter Form 1854 erneut eröffnet wurde. 1936 wurde der Crystal Palace durch einen Brand leider zerstört.


    Schönen Gruß


    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,


    feines Stück! Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Post es eingeschrieben von GB nach Bayern gibt. Subjektiv mindestens so viel in der Pfennigzeit, wie von allen anderen europäischen Ländern zusammen. Trotzdem immer wieder schön anzusehen. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bk,


    tja, ein Reco-Beleg aus der Zeit des nachstehenden würde mir ja auch noch gut gefallen. ^^ So soll es zunächst aber einmal mit dem hier "gut sein", einem sehr hübschen Minibriefchen zu 3d mit rückseitiger Zierprägung. Es lief im Dezember 1874 von London in die Kammgarnspinnerei Kaiserlautern an den dort in leitender Position tätigen Hans Schoen.


    Sein Vater Jean Schoen hatte zusammen mit ehem. dem Leiter der pfälzischen Zentralgefängnisanstalt Franz Flamin Meuth die Kammgarnspinnerei zu einem Erfolgsunternehmen geführt. Meuth hatte seine Sträflinge mit Webarbeiten beschäftigt und darin ein einträgliches Geschäftspotenzial gesehen. Nach erfolgreicher Investorensuche engagierte er den vormals in der Kammgarnspinnerei Mühlhausen (Elsass) tätigen Textilfachmann Jean Schoen als technischen Leiter.


    Die Gründung des Unternehmens erfolgte dann am 26.09.1857 mit einem Anfangskapital von 200.000 fl. Der bald weit über die Region hinausreichende Absatz stieg derart sprunghaft an, dass im Jahre 1874 bereits 692 Mitarbeiter beschäftigt und rd. 20.000 Spindeln mit rd. 10 Dampfkesseln angetrieben werden konnten.


    1884 waren es schon 892 Werksangehörige, dem Jahr, in welchem der Gründer Franz Flamin Meuth im Juni verstarb. Sein Partner Jean Schoen verstarb im Februar 1887. Schoen war maßgeblich an der Errichtung einer Arbeitersiedlung im Stadtteil Kotten beteiligt.


    Als u.a. im Jahre 1872 mit der Ludwigmedallie ausgezeichnerter Kommerzienrat hinterließ er die Jean-Schoen-Stiftung, welche die Altersversorgung der Angestellten der Kammgarnspinnerei sichern sollte. Sein Sohn Hans Schoen - der Adressat des nachstehenden Mininbriefleins - übernahm mit Rudolf Wilkens die Geschäfte. Im Jahre 1897 wurden fast 100.000 Spindeln betrieben.


    Um 1910 hatte das im Norden des Stadtzentrums gelegene Werksgelände die Größe von rd. 16 ha eingenommen. 1938 waren es rd. 2.100 Werksangehörige. Das Unternehmen hielt sich auch nach den Wirren/Zerstörungen des 2.WK mit 1.300 Beschäftigten im Jahre 1956 bis es schließlich Konkurs 1981 anmelden musste. Heute ist die Kammgarn Teil der Kaiserslauterner Fachhochschule, der Gartenschau und ein im süddeutschen Raum weitläufig bekanntes Kulturzentrum.


    Schönen Gruß


    vom Pälzer


    verwendete Quellen:
    http://bg-kgsk.npage.de/index.html
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kammgarnspinnerei_%28Kaiserslautern%29



  • Hallo Plattenfehler,


    der London-Abschlag sieht im Nachgang vielleicht ein bischen gruselig aus, aber wie bayern-nerv gerade an anderer Stelle treffend festzuhalten wusste: Kontraste halten das Auge wach. ^^


    Merci + Gruß !


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,


    wenn Kontraste das Auge wach halten, schläft bei dem hier hoffentlich keiner so schnell ein, denn hier kontrastiert doch so einiges (und dem scharfäugigien Pälzer sei Dank, der ihn im Auktionsnetz gesehen hatte). ^^


    Brief aus ?? (Nummernstempel 151) über Dublin in Irland, welches ja postalisch seit 1801 zu GB gehörte, wenn ich nicht irre, nach Bad Kissingen. Das Aufgabedatum geht nur aus der Siegelseite hervor und es war der 18.6.1858. Der Empfänger war ein gewisser Charles Cooper, Esquire in in Poste Restante Pr. Kissingen.


    Der Absender frankierte 4d und 2d = 6d, die aber leider nicht ausreichten, denn das Franko betrug für GB mit Irland 7d = 21x ab dem 1.1.1855. Die Aufgabepost stempelte die Marken und gab den Brief nach Dublin (19.6.) weiter, von wo aus es mit dem Schiff über die irische See nach Liverpool ging und mit der Bahn weiter nach London. Dort stempelte man am 21.6. insufficently pre-paid, also ungenügend frankiert und gab ihn ohne Nachtaxe per Schiff nach Calais weiter. Dort kam er am 21.6. an und wurde per Bahn nach Paris gefahren, wo er am 22.6. ankam.


    Paris gab ihn der Bahnpost Paris - Strasbourg am selben Tag mit, wobei er dann in den Zug der Strecke Nancy - Forbach umgeladen wurde. Über Forbach und Saarbrücken, dann queer durch die Pfalz, erreichte er via Frankfurt am Main (Taxis) Würzburg am 24.6. als Kartierungsbüro Bayerns zu Frankreich.


    In Würzburg notierte man damals immer in tiefblauer Tinte und weil der Brief unterfrankiert war, hatten ihn GB und Frankreich als Portobrief weiter spediert, so dass nach dem PV Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1847 als unfrankierter Brief bis 7,5g 24x anzusetzen waren. Zwar gab es ab 1.1.1855 eine Gebührenmoderation für welchselseitige Briefe auf 7d bzw. 21x, doch galt diese nur für frankierte Briefe, nicht für die un- oder unterfrankierten, was oft vergessen wird. Die Instruktion füge ich den beiden Briefscans bei. Der Wert der Marken ( 6d = 18x ) war also verfallen, weil der Postvertrag keine Teilfrankobriefe mehr vorsah. Von den 24x waren 15x an Frankreich abzuführen und 9x (abzüglich der Transitkosten für Preußen und Taxis) flossen in die bayer. Staatskasse (Rest: 7x).


    Mit 24x belastet wurde er nun von der Hauptbriefpostexpedition Würzburg der Postexpedition in Bad Kissingen zugeleitet. Diese las "Poste Restante" und erinnerte sich der Tatsache, dass dergleichen Poststücke 4x für den Empfänger kosteten, denn sie mussten in das Lagerbuch eingetragen und ausgehängt werden, bis sich einer meldete, der sie abholen wollte. Hierzu war der Pass einzusehen und gfs. auch ein Bürger der Stadt hinzu zu ziehen, wobei beide im Restantebuch unterschreiben mussten, denn jeden konnte man dort auf der Post ja auch nicht kennen und wenn ein wichtiger Brief in die falschen Hände gefallen wäre, hätte das für die Post unangenehmen Folgen haben können.


    Die Restante Gebühr verblieb dem Expeditor für seine gesteigerte Mühewaltung mit dem Brief und war nicht Teil der Einnahmen der bayer. Postverwaltung (man nannte das Emolument). Wann der Brief letztlich in Kissingen abgeholt wurde, wissen wir nicht, nur, dass es am 25.6. dort eintraf. Hätte man ihn nicht innerhalb von 3 Monaten dort abgeholt, hätte Kissingen auf die Adressseite schreiben müssen: Geschah keine Nachfrage, retour!


    Einen solchen Brief suche ich noch, aber ich bin ja noch jung ... :D:D:D


    Wenn mir jemand den Aufgabeort mit dem Nrn. - Stempel 151 benennen könnte, wäre ich entzückt. :P

  • Mein lieber Herr Gesangsverein, ähh Herr Bayern Klassisch,


    ein wirklich tolles Stück, dass Du da mal wieder aus dem PO Hut gezaubert hast :thumbup::thumbup:


    Der Atem bleibt einem stehen..... ;(;(;(:rolleyes:8o


    Eine Bemerkung sei mir noch erlaubt, die Deinen tollen Brief evtl. sogar noch etwas spanender macht:


    Kissingen scheint mir gesichert, allerdings sehe ich einen HKST vom 24.6 und einen vom 25.6, siegelseitig links oben und rechts unten.
    Wie ist das zu erklären?


    Beste Grüße und "Chapeau" ^^^^

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hah !


    Da hat Frankreich also von dem 1d = 3 Kr-Frankaturfehler mit saftigen an sich rückzuführenden 15 Kr nochmal so richtig abgesahnt. Nur frage ich mich wie sich dann im Postverein noch 2 Kr Transit für Preussen und Taxis ergeben konnten.


    Der Brief wurde ausweislich des rückseitig unten rechts angebrachten Rundstempels am 18.06.1858 in Collooney (Sligo County) im Nordwesten Irlands aufgegeben. Tja, und was es dann zu dem dort einst ansässigen Adressaten Charles W.(illiam) Cooper...


    http://en.wikipedia.org/wiki/S…arliament_constituency%29


    ...zu sagen gibt, überlasse ich dann - besser mal :rolleyes: - dem hier:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Markree_Castle
    http://en.wikipedia.org/wiki/Markree_Castle



    Gruß ! 8o


    vom Pälzer...der für den Zuschlag dieser Irland-Obergranate natürlich den allerherzlichsten Glückwunsch anmerkt

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    5 Mal editiert, zuletzt von Pälzer ()

  • Liebe Freunde,


    vielen Dank für die netten Kommentare. :)


    Hinten lese ich Kissingen 24/6 und Kissingen 25/6, allerdings sind die Daten anders gesteckt. Auch interessant, wie ich finde, aber er hat sicher am 25.6. vergessen, den "alten" Stempel umzustellen und dann mit dem "neuen" gleich korrigiert.


    Die 2x Transit ergeben sich aus dem Altvertrag, in dem Preußen für die Gewährung eines geschlossenen Transits französisch - bayerischer Briefpakete über Forbach - Saarbrücken 2x je Loth Briefgewicht erhielt und Taxis im Postverein je 1/3 Silberpfennig intern für jede Meile bekam, die der Brief bis 1 Loth über fürstliches Gebiet lief. In Summa macht das dann ca. 2x.


    Besten Dank für die Links - da wäre ich nie drauf gekommen, weil es den Namen Cooper sicher tausendmal geben dürfte und ich den Aufgabeort nicht sicher lesen konnte. Bleibt nur die Frage, ob die Stempelnummer 151 auch zu diesem Ort gehörte?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Pälzer,


    top job! :P


    Und weil wir schon dabei sind: Was ist die Besonderheit dieses Briefes, der mir vor wenigen Minuten ins Netz ging (ebay, ich danke dir!)?

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ...4 Pence-Marke mit 3d für den Auslands-Normalbrief der 1. Gewichtsstufe + 1d extra für die Late Fee gekennzeichnet durch den unübersehbaren "red boxed L1" :P


    + Gruß !


    vom Pälzer..der heut`aus dem Gratulieren ja gar nimmer rauskommt !

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Jo sagra di,


    da stellt man eine Rosine ein, die ein Bayernsammler eigentlich gar nicht kennen kann und schon hats der Pälzer geschnallt und auf den Punkt gebracht. Chapeau!


    Ja, so war es, es ist der 1. Brief nach Bayern, bei dem ich die "late fee" beweisen kann, sogar mit Stempel und das war es mir allemal wert. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    einfach toll anzuschauen, welche Rosinen Ihr da immer einstellt :):)


    So macht PO doch richtig Spass :thumbup:

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Pälzer,


    RR - Lochung ließ mich an eine kleine Autofirma in Crewe denken - aber hier aus London passt das dann wohl eher nicht, schade. Also Automobilist hätte ich da was für gegeben. ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.