Bunt- und Mischfrankaturen Wappenausgabe Nr. 37-75

  • Hallo zusammen,


    nachdem im Kreuzerteil ein thread "Buntfrankaturen" eröffnet wurde, möchte ich das
    auch für die Pfennigzeit tun. Fangen wir an mit der einfachsten Variante: 10 + 20 Pfennig
    Nr. 39+40. Verwendung als Einschreiben der 1. und 2. Gewichtsstufe im Fernverkehr, dazu
    eine außergewöhnliche "Doppelfrankatur" und die beiden besseren Farben 39a und 40b, letztere
    auf einer der seltenen Nachnahmen der frühen Pfenngzeit (selten, da teurer Postdienst).


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    Das "non-plus-ultra" wäre natürlich die Kombination 39a+40b, das wird's aber kaum geben, da
    die Erstauflage der Nr.39 schon in 1877 nicht mehr vorkommt, die Nr. 40b aber erst ab 1878
    nachgewiesen ist.


    Wenn's Euch gefällt, gerne mehr, die Kombinationen sind unglaublich vielfältig.
    Diese Farb- und Mischfrankaturen sind mein Spezialgebiet, weil ich berufsbedingt (Farbenhändler)
    so viel Spaß an den bunten Briefen habe (obwohl ich weder verwandt noch verschwägert mit
    bayern-nerv bin).


    Liebe Grüße


    weite Welle

    weite Welle

    • Offizieller Beitrag

    Hallo weite welle


    Gernm sehe ich deine Belege. Etwas Farben sieht man wohl gern :P :P Herr Farbenhändler :D .


    Eine Frage zu die Nachnamen. Diese sieht man viele etwas später. Ab wann war es mehr normal geworden?


    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    letztere
    auf einer der seltenen Nachnahmen der frühen Pfenngzeit (selten, da teurer Postdienst).

    Hallo weite welle


    Die Frage war so gestellt, weil man bei Ebay zB relativ günstig NAchnahmekarten kaufen kann wenn nach ca 1900. Es heisst wohl dann dass diese relativ Häfig vorkommen/vorkamen.
    Du schreibst aber dass diese in der frühe Pfennigzeit selten waren weil es ein teuerer dienst waren und deswegen selten benutzt geworden sind. Hier ist es also eine Änderung, und die Frage war eiggentlich dann wenn diese Änderung statt gefungen hatte.


    Diese Änderungen kommen nicht nur wegen Änderungen bei die Taxen aber auch bei besseren oder schlechteren Zeiten. Das ist wohl aber schwieriger zu spuren.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    entschuldige, ich hatte mich von dem Wort "Nachname" (ohne h) völlig irreleiten lassen.


    Die Frage ist natürlich klar. Ich zitiere aus "Christian Hörter: Fahrpost in Deutschland 1808-1923"


    S. 286 : ".... Die Post mußte aber erfahren, dass der Nachnahmedienst nach seiner Einführung am
    1.10.1878 nur schlecht angenommen wurde, weil der Tarif auf veralteten Strukturen beruhte und daher
    für die Postkunden umständlich und teuer war. So wurde dieser Dienst 1890 einer grundsätzlichen
    Neuordnung unterzogen. .......... Der stark verbilligte Tarif trat am 1.1.1890 in Kraft. Zugleich entzogen
    sich auch alle Sendungen, die keine Wertbriefe oder Paketsendungen waren, der Fahrpost.
    Die Ermäßigung der Gebühren und die Änderungen der Versandbedingungen haben dazu beigetragen,
    dass der Nachnahmedienst eine starke Steigerung erfahren konnte. ............"


    S. 290: "Dieser sehr teure Dienst der Post wurde nur selten in Anspruch genommen. Entsprechend
    selten, ja rar sind - besonders frankierte - Belege aus der Zeit vor 1890 !"


    Viele Grüße


    weite Welle

    weite Welle

    • Offizieller Beitrag

    :D :D :D



    Hallo weite Welle


    Ja, Nachnahme und Nachname ist was unterschiedliches :)


    S. 290: "Dieser sehr teure Dienst der Post wurde nur selten in Anspruch genommen. Entsprechend
    selten, ja rar sind - besonders frankierte - Belege aus der Zeit vor 1890 !"

    Ist eine interessante Tatsache die ich gern erinnern will. Die Nachnahme Briefe kenne ich sonst nur aus der Zeit vor die 1870-er. Es erklärt wohl dann auch warum ich kaum vorher gesehen habe. (Aber auch nicht so richtig gesucht eigentlich).


    Na, ja, ein Nachnahme Karte aus der Zeit nach 1890 kann ich zeigen.


    Von Rosenheim nach Bayerbach bei Stephanskirchen, in 1909 geschickt.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo zusammen,


    bevor dieser thread ganz vom eigentlichen Thema Buntfrankaturen abschweift, will ich die
    nächsten Belege einstellen: Ortseinschreiben der 1. Gewichtsstufe = 23 Pfennig.
    Beleg 1 mit Nr. 40a + 37, Beleg 2 mit 2 x 39b und 37, Beleg 3 mit 40b + 37.
    Beleg 4 gehört eigentlich nicht hierher, weil er kein Ortseinschreiben ist, aber sehr
    kurios und wahrscheinlich einmalig (siehe Beschreibung).


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    Viele Grüße und schönes Wochenende

    weite Welle

  • Hallo abrixas,


    "Na dann mal zurück zum Thema. Schließlich sind wir letztendlich multitasking-fähig"


    Scheint nicht so. Eigentlich war der Sinn des threads "Bunt und Mischfrankaturen Nr. 37-75",
    möglichst viel Unterschiedliches zu zeigen. Warum machst Du keinen eigenen thread
    "Nachnahmen" auf ?
    Und bitte drandenken: mancher hat leider nur das kleine Latrinum.


    Schönen Sonntagabend

    weite Welle

  • Hallo liebe Freunde!


    Zufällig lag gerade auch dieses Exemplar auf dem Schreibtisch 6.1.1903 : Nachnahme-Postkarte von Heidingsfeld nach Hassfurt mit Mi.Nr. 56 +61


    Nichts wildes, aber trotzdem schön, oder?


    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

    Bilder

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)


    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Einschreibebrief mit Buntfrankatur bestehend aus Nr. 56Bax und 57Bx, gestempelt am 5. Januar 1900 7-8 Nm im Postamt MÜNCHEN 14.
    Der Einschreibzettel ist vom Typ 8IIIc und zeigt sogar die Adresse des Postamtes. Diese R-Zettel waren ab ca. 1889 in Gebrauch.
    Rückseitig läßt sich anhand der Durchgangsstempel der gesamte Weg verfolgen:

    • REGENSBURG 2 Bhf - 6. Januar, Vor 12-1;
      STADTAMHOF - 6. Januar, Vor 5-6;
      REINHAUSEN i. Opf. 6. Januar Vor 6-7.


    Laufzeit ca. 12 Stunden, und das noch nicht einmal per Express. Da sieht es bei der Post in unserer schnelllebigen Zeit mager aus.
    ;(

  • Hallo liebe Freunde!


    Vom letzten Vereinstauschabend mit nach Hause gebracht:


    Paketkarte vom 18.07.1907 mit Mi.Nr.56,66,67. von Nürnberg nach Zürich.


    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

    Bilder

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    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Hallo Sammlerfreunde,


    ...und hier ist der zweite Beleg, wofür eine alte Oma, respektive ein Heimatsammler, lange dafür "stricken" bzw. danach suchen muss:


    Eilbrief der 1. Gewichtsstufe von Bad Tölz 1 am 17. Oktober 1904 nach Milbertshofen bei München. *Klingeling* - richtig es ist ein Eilbrief in den Landzustellbezirk.
    Die Eilgebühr war nur in Höhe von 25 Pfennig geklebt, durch die notwendige Landbestellung fielen jedoch nochmals 95 Pfennig an, die "nach ortsüblichen Tarifen mit dem jeweiligen Boten ausgehandelt wurden". Die entsprechende Literaturquelle hierzu liegt mir momentan leider noch nicht vor, jedoch gab es je nach Zustellaufwand Abweichungen zu der bekannten Regelung (Gebühr für Landbestellung = 2x Gebühr für Ortsbestellung).


    beste Grüße
    Postgeschichte-kemser

  • Hallo zusammen,
    lange ist in diesem thread nichts mehr passiert, dabei sind doch gerade Buntfrankaturen überaus attraktiv.
    Seit einer Woche bin ist stolzer Besitzer von zwei der drei mir bekannten Brieffrankaturen von Nr. 43 und
    kann nun endlich eine komplette Seite präsentieren. Nr. 43 ist auf Brief vorderseitig genauso so selten wie
    Nr. 30 und seltener als Nr. 31. Auch auf Paketkarten kenne ich nur eine Handvoll Stücke. Es liegt daran, dass
    Nr. 31 lange verwendet wurde und oft unter Auslassung von Nr.43 gleich durch Nr. 53xb ersetzt wurde. Ich
    denke, dass Nr. 43 überhaupt nur bei größeren Ämtern zum Einsatz kam.
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    Liebe Grüße von

    weite Welle

  • Hallo weite Welle,


    nicht übel diese Seite - ich finde die frühen Markwerte, ob Kreuzerzeit, oder frühe Pfennigzeit, haben etwas majestätisches, erhabenes an sich. Solche Belege sind eine Augenweide - danke fürs zeigen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebes Forum,


    als Heimatsammler "Pasing" kam mir glücklicherweise dieser Beleg ganz gelegen.


    Monatelang stand dieser zu einem inakzeptablen Preis im Ebay als Sofortkauf.


    Nicht "lange" fackelnd habe ich mir ein Angebot machen lassen, dass mich immer noch nicht befriedigte. Erst durch mein Gegenangebot kam dieser Beleg in meinen Besitz.


    Geschichte:


    Fast
    20 Jahre bevor August Exter die Villenkolonie I in Pasing errichtete,
    baute Julius Rütgers im Jahr 1873 hier entlang der heutigen
    Offenbach-Strasse seine 'Teerproduktenfabrik Pasing', von den alten
    Pasingern nur 'die Chemische' genannt.



    Rütgers
    galt zu damaliger Zeit als der Pionier der Steinkohleteerverarbeitung.
    Früh hatte er erkannt, dass der Steinkohleteer, der bei der
    Haushaltsgaserzeugung als lästiges Nebenprodukt anfällt, nach chemischer
    Aufbereitung weiterverwertbar und vor allen Dingen vermarktbar war.
    Durch die Destillation des Rohteeres konnten Teeröle gewonnen werden,
    die zur Imprägnierung von hölzernen Eisenbahnschwellen und
    Telegraphenmasten eingesetzt werden konnten. So baute Rütgers in Pasing
    die erste Teerdestillation und verarbeitete den in den Gaswerken
    Münchens anfallenden Rohteer.



    1906
    wurde die 'Teerproduktenfabrik' in die 'Chemische Fabrik Weyl AG',
    benannt nach Kommerzienrat Carl Weyl, integriert. Die Produktpalette der
    'Chemischen' wurde erweitert und die Fabrik für den ständig wachsenden
    Verbraucherkreis immer leistungsfähiger gemacht. Zum Verbraucherkreis
    gehörten damals neben dem Straßenbau insbesondere auch Rußfabriken,
    Isoliermittelhersteller, die Dachpappenindustrie, Verbraucher von
    schwerem Heizöl sowie Elektrodenhersteller. Neben Spezialpechen zur
    Imprägnierung und für Elektroden wurden unterschiedliche
    Straßenteersorten, Baumteere für Wildverbiss, Karbolineum und Treiböle
    erzeugt. Ein Kraftstoffhandel sowie ein Kunstharzvertrieb wurden der
    Fabrik angegliedert.



    Von
    Anbeginn gab es eine sogenannte 'schwarze' und eine 'weisse' Seite der
    'Chemischen'. Als 'schwarz' galt die Südseite des Werksgeländes, entlang
    der Bahnlinie. Hier wurden monatlich ca. 1500 t Rohteer aus
    Spezialisolierwagons mit einer Temperatur von 200 Grad direkt in die
    Vorratsbehälter gepumpt. Von dort wanderte der Rohteer in die
    Pechdestille, die mit Schweröl befeuert wurde. Fünf 40 m³ Retorten waren
    gleichzeitig im Einsatz. Das gewonnene Destillat wurde dann
    entsprechend seiner späteren Bestimmung auf dem Gelände weiter verteilt.



    Nördlich,
    parallel zur Gottfried-Keller-Strasse befand sich die sog. 'weisse'
    Seite der Fabrik. Gleich rechts vom damaligen Fabriktor an der
    Offenbach-Strasse war das Sozialgebäude für die rund 50 Mitarbeiter mit
    Bädern, Duschen, Werkstätten und Kantine. Dahinter lagen Anlagen zur
    Naphtalingewinnung sowie Gebäude zur Produktion pharmazeutischer
    Produkte der 'chemischen Fabrik Aubing', die 1978 mit pharmazeutischen
    Wirkstoffen dem Werk Weyl angegliedert wurde.



    1984
    wurde die Produktion der 'chemischen Fabrik Weyl' am Standort in Pasing
    eingestellt. 111 Jahre nach Errichtung der Produktionseinrichtungen
    wurden am 31.03. 1984 der große und der kleine Fabrikschlot unter reger
    Anteilnahme der Pasinger Nachbarschaft gesprengt, die Fabrikhallen Zug
    um Zug abgebrochen.


    Über
    einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren sind auf dem Gelände der
    ehemaligen chemischen Fabrik Weyl in München-Pasing
    produktionsspezifische Schadstoffe in den Untergrund versickert. Diese
    Schadstoffe gefährden heute nachhaltig die Grundwasserqualität.


    Zum
    Schutz des Grundwassers wurde in einer Vollversammlung des Münchner
    Stadtrates im Mai 2004 eine Sanierungsmaßnahme beschlossen. Die
    Sanierungsmaßnahme sieht eine bis zu 25 m tiefe Betonwand vor, die das
    Gelände von allen Himmelrichtungen her vertikal umschließt. Die
    Betonwand bindet nach unten in eine wasserundurchlässige Schicht ein,
    die eine horizontale Abdichtung bildet. Durch den so entstandenen Trog
    wird nachhaltig gewährleistet, dass die Schadstoffe auf dem Gelände
    sicher eingeschlossen bleiben und keine weitere Beeinträchtigung der
    Grundwasserqualität mehr erfolgt.


    Die Gesamtbausumme der Sanierungsmaßnahme beläuft sich ca. 12 Mio. Euro. Die Bauzeit beträgt 1 Jahr.
    (Quelle:cdm-ag)