• Liebe Freunde,


    handschriftliche Entwertungen von Orten sind immer interessant, und in den meisten Fällen liegt doch nahe, dass es sich um Bahnpostentwertungen handelt. Der Ort Bellenberg liegt an der Bahnstrecke Neu-Ulm—Kempten, die vor allem auf Initiative der Stadt Memmingen entstand. Weil sie keine Chance sah, bald für das bayerische Eisenbahnnetz berücksichtigt zu werden, zog sie ein eigenes Bahnprojekt auf, inklusive Kreditfinanzierung, Grunderwerb und Planung. Die Staatsbahn pachtete die Strecke und betrieb sie mit eigenen Fahrzeugen, bis sie sie 1876 vollständig übernahm.


    Von Bellenberg waren selbst in Auktionskatalogen von namhaften Sammlungen bisher meist nur Briefstücke zu finden, ein Brief mit einer handschriftlichen Entwertung ist dann schon etwas Besonderes, wie ich finde.


    Woher ich nun weiß, dass der inhaltslose Brief tatsächlich aus dem Jahr 1870 stammt?
    Ha, da kommt mir das Thema 20a/b-Stempel zu Hilfe. Auf der Rückseite ist der Stempel von Augsburg Bahnhof abgeschlagen, den ich erstmals im April 1869 nachweisen kann. 1870 verliert er dann die Jahreszahl und hat außerdem den charakteristischen Abnutzungszustand erreicht, der hier sehr gut zu sehen ist. Bald darauf verschwand das Stempelgerät von der Bildfläche.


    Weiterlesen: Wikipedia


    Viele Grüße aus Erding!

  • Lieber Dietmar,


    ich kann seit 4 Wochen hier nicht mehr posten. Heute probier ich's mal wieder. Vielleicht klappt's, weil heute Sonntag ist!
    Das ist ein ganz außergewöhnlicher Brief, der Deiner Nr. 15_Sammlung zur Ehre gereicht.


    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Erdinger,
    handschriftliche Aufgaben, bei denen die Marken nicht durch Federkreuz, sondern durch den Aufgabetext entwertet wurden sind nicht so häufig und ich finde, sie sind besondere Schönheiten.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Liebe Freunde,


    ich kann mich den Ausführungen zuvor nur vollumfänglich anschließen. Hinzu kommt vorliegend die wirklich sehr schöne, filigrane Handschriftentwertung, die es allemal verdient hat auf vollständig erhaltenen Brief bewahrt zu sein. Dass sich unser guter Erdinger dann auch noch die Datierung aus der eigenen Stempelforschung ableiten kann ist schon ein Ding, das vor allem im Geist der ARGE steht, denn hiervon profitieren wir letztendlich alle. Insofern Respekt vor dieser Leistung !


    Viele Grüße
    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde der Bahnpost,


    einen doch recht ungewöhnlichen Brief mit Bahnpostentwertung will ich zeigen. Es handelt sich um einen Brief (keine Drucksache) von Kaufbeuern in den eigenen Zustellbereich nach Baisweil, der mit 1 Kreuzer auch für den Nahbereich freigemacht ist, aber in Kaufbeuern der Bahnpost übergeben wurde. Obwohl die Bahnpostler nicht viel Zeit hatten, sich dem Brief zu widmen, weil dieser nur wenige Minuten im Zug war. wurde nicht nur der Bahnposthalbkreiser sauber aufgesetzt, sondern auch noch handschriftlich "Aufgabeort Kaufbeuern" hinzugefügt.

    Mehr will ich zu dem Brief an dieser Stelle nicht ausführen. Das soll in einem kleinen Artikel im nächsten Rundbrief Nr. 74 der ARGE Bayern (klassisch) der Fall sein.


    Viele Grüße von maunzerle:thumbup:

  • Liebe Freunde,


    eine eigene Antwort ist allemal noch besser als gar keine. Daher möchte ich heute hier auf das Thema "Bahnpost auf der Pfälzer Ludwigsbahn" eingehen. In Rundbrief 72 der Arge Bayern (klassisch) habe ich schon darüber berichtet und beim Jahrestreffen in Geiselwind das nach dem Artikel entstandene Albenblatt im Großformat gezeigt. Nun ist mir noch ein passender Beleg ins Netz gegangen. Die handschriftliche Bahnpostentwertung und der daneben sitzende Firmenstempel aus Homburg haben mir auf Anhieb gefallen und der rückseitige Durchgangsstempel von Saarbrücken ist auch recht attraktiv. Bloß wohin ich mit dem Brief jetzt soll, weiß ich noch nicht. Das Albenblatt ist ja voll.


    Viele Grüße von maunzerle

  • Lieber Peter,


    ein feines Stück - klasse! Du hast eine E-Mail in 5 Minuten, vlt. kann ich da etwas vermitteln.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Peter,

    Dein Nahbereichsbrief mit der Bahnpost mit der 1 Kreuzer gelb ist einsame Spitze 👍


    Den Brief mit der handschriftlichen Entwertung würde ich auch jederzeit in meine Sammlung aufnehmen 👍


    Liebe Grüße aus Frankfurt

    Heribert

  • Lieber Ralph, lieber Heribert,


    vielen Dank für Euere netten Worte.


    Ich muss aber eines richtigstellen: Der Satz "Bloß wohin ich mit dem Brief jetzt soll, weiß ich noch nicht." sollte nicht bedeuten, dass ich für den Brief einen Abnehmer suche, sondern dass ich noch nicht weiß, wohin damit. Ich bin aber sicher, dass sich im Laufe der nächsten Zeit ein sinnvoller Platz in der Sammlung dafür findet. Wollte ich ihn jetzt wieder hergeben, wäre der kürzliche Erwerb ja sinnlos gewesen, es sei denn, ich hätte einen materiellen Vorteil im Auge gehabt. Habe ich aber nicht.


    Liebe Grüße von maunzerle:)

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Guten Abend zusammen,


    abgesehen davon, dass bei dem Bayernbeleg anbei mit einem badischen Postablagestempel sehr bemerkenswerter Weise auf der Brief-Vorderseite Ankunft abgeschlagen wurde, zeigt er noch eine weiteres durchaus interessantes "feature". Bei genauerer Betrachtung der grottenschlecht getroffenen Markenentwertung erkennt man, dass hier 2 verschiedene oMR abgeschlagen wurden. Bei dem einen handelt es sich "sonnenklar" um einen BP-Stempel der Bahnpost (siehe Detail grün). Bei dem anderen (Detail hellblau) komme ich allerdings arg ins schleudern. Man kann am Anfang (evtl.) eine 1 erkennen, der Rest müsste aus zwei weiteren Ziffern bestehen.


    Ich habe jetzt nicht nachgeschaut, was für Postorte des linksrheinischen Bayern an der Bahnstrecke Neunkirchen-Worms mit einer 1 beim oMR anfangen, weil ich gar nicht weiss, ob das überhaupt ein Brief war, der in einem Ort an der Bahnstrecke Neunkirchen-Worms verfasst worden ist. Andererseits, was bemüht sich denn die bayerische Bahnpost überhaupt einen woher auch immer stammended mies gehammerten Brief nochmal nachzustempeln ohne den Aufgabeort zu vermerken ? Und das ja auch nicht gerade mit einer optimalen Entwertung. Über den Adressat E.P. Heeger in Linkenheim (nördl. von Karlsruhe) habe ich nichts gefunden auch nicht über die oben vermerkte Fa. Büsche & Götz.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • ... schwierig - ich kann auch nichts Definitives sehen. Die größten Orte mit oM in der Pfalz waren 134 Frankenthal, 148 Kaiserslautern und Grünstadt 114 mit einer "1" vorne, wenn es denn eine 1 ist.


    Leider sind Tausende von Firmen nicht im Internet zu finden, sonst wäre das ein Klacks, aber ich habe nach längerer Recherche auch nichts gefunden.


    Dennoch ein mehrfach begehrenswerter Brief - allein die Doppelentwertung ist schon sahnig, wobei der 1. Mühlradstempel der des Ortes sein müsste und der 2. die Nachstempelung der Bahnpost in der Pfalz ist. Andersherum gibt es das aber auch ...


    Postablage vorne ist ja auch ein Hingucker - wer hat das schon? Ich jedenfalls nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Dietmar,


    es wird mir ewig ein Rätsel bleiben, was du alles ergooglest - bei mir wird da ein hahnebüchener Mist angezeigt, dass man um ein Haar geneigt ist, sein Internetabo zu kündigen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Guten Morgen liebe Freunde,


    was soll man da noch sagen, wenn man nach ewiger Rumgoogelei irgendwann frustriert die Maus auf Seiten kickts und hier dann prompt mit dem Treffer ins Schwarze bedient wird, tja dann kann man sich davor nur verneigen. Dietmar: ...mal wieder Spitze !


    Man kann also davon ausgehen, dass der mit größter Wahrscheinlichkeit vom Adressaten vermerkte Eingang des Briefes vom Neustadter Kurzwarengeschäft Büsche & Götz mit hinlänglicher Wahrscheinlichkeit auf eine Briefaufgabe in Neustadt a.d.Haardt schließen lässt. Das hatte 1869 den oMR 349. Allerdings: Wenn man sich Dieters schwarz-weiß Bildbearbeitung - auch hierfür herzlichen Dank - betrachtet, dann tue ich mich mit 349 schwer. Tendenz also wohl eher, dass der Brief in den Bahnpostwagen geworfen und der BP doppelt - mies - angeschlagen worden ist.


    Aber unabhängig davon nochmal die Frage: Was würde denn die Bahnpost dazu bewegen, einen schlecht abgeschlagenen Ortsstempel selbst schlecht nachzustempeln ? Schlechte Ortsstempel sind ja nun nicht selten der Fall gewesen.


    Was aus Sicht der Bahnpost dann evtl. in Betracht käme, wäre m.E. einen nicht identifikablen Ortsstempel mit handschriftlichem Zusatz des Augabeorts zu ergänzen. Das ist hier aber ausgeblieben. Und wenn eine Briefpostexpedition bereits bearbeitete Post mit Beutelfahne an die Bahnpost übergibt, was muss die die dann nochmal aufmachen und reinschauen ? Das käme ja nur dann in Betracht, wenn man schon im Bahnpostwagen die weitere Umarbeitung des Briefaufkommens mit Postconducteuren vorgenommen hätte. War das auf der pfälzischen Ludwigsbahn im Jahre 1869 schon der Fall ?:/


    Viele Grüße

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    2 Mal editiert, zuletzt von Pälzer ()

  • Hallo zusammen


    Auch in der Schweiz sind Doppelentwertungen bekannt. Meist handelt es sich dabei um folgende Problematik:

    Da der erste Stempel irgend einem Postangestellten zu schwach erschien, wurde ein zweites mal entwertet. Dies damit die Marke auch ganz sicher nicht ein zweites mal zum Einsatz kommen konnte.

    Wenn erwünscht kann ich euch ein solches Beispiel zeigen.

  • Liebe Freunde,


    wenn die Marke den 349 von Neustadt an der Haardt tragen sollte, ich kann es nicht erkennen, dann hat, wie José es schrieb, die Bahnpost nachgestempelt, weil ihr die Entwertung zu schwach erschien; das war übrigens Pflicht eines jeden Postangestellten im Rahmen der gegenseitigen Kontrolle nicht, oder mangelhaft entwerteter Marken.


    Den handschriftlichen Aufgabeort, die die Pfälzer Bahnpost zahllose Male mit blauer oder schwarzer Tinte auf die Briefe schrieb, vermissen wir diesmal - vlt. auch deswegen, weil man bei der Bahnpost gar nicht mehr wußte, wo der Brief in den Zug kam. Es war ja ein schlimmes Tohuwabohu in diesen Bahnpostwaggons.


    In jedem Fall hätte NW den Aufgabestempel vergessen und das ist doch, mit all den anderen Besonderheiten, schon nicht so häufig.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Morschen Ralph,


    :/ wieso sollte die PE in NW den Aufgabestempel vergessen haben, wenn sie - höchstwahrscheinlich - gar nicht mit im Spiel war ? Der von der BaPo offenbar selbst 2 x entwertete Brief wird m.E. einfach direkt in den BaPo-Wagen geworfen worden und der handschriftliche Aufgabeortsvermerk - in dem von Dir besagten Tohwabohu des BaPo-Wagens - übersehen worden sein.


    Viele Grüße

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... wenn es so war, richtig. Dann hätte die Bahnpost "Neustadt" notieren müssen (i. d. R. damals in blauer Tinte). So oder so hat einer Mist gemacht.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,

    die Pfälzer Bahnpost ist für viele Besonderheiten bekannt, was die Einordnung des von Pälzer gezeigten Briefes nicht einfach macht.

    Nachentwertungen durch Bahnpoststempel kommen sicher vor, allerdings scheint hier der B.P.-Stempel verrutscht und deshalb doppelt abgeschlagen zu sein. Die vermutete "1" wird wohl der Aufstrich des "B" sein.

    Anbei zeige ich ein paar Briefe der Strecke Neunkirchen - Worms.

    Der erste Brief in der Reihenfolge zeigt, wie schnell ein Doppelabschlag entstehen kann. Beide Stempel sind zumindest teilweise verrutscht, kamen dann aber doch noch einigermaßen klar auf den Brief.

    Der zweite Brief zeigt, dass es mit der Stempelung auch besser ging.

    Der Brief mit der handschriftlichen Ortsaufgabe "Neustadt" stammt lt. rückseitigem Absenderstempel aus Dürkheim. Da fragt man sich dann schon wie die Ortsaufgabe einer lt. Stempel entgegengesetzt der angegebenen Fahrtrichtung befindlichen Station auf den Brief kommt?

    Der vierte Brief ist dann auch ohne handschriftlicher Ortsangabe. Er stammt aus Frankenthal.

    Das Anbringen der Ortsaufgabe war ab 1.1.1868 nicht mehr von allzu großer Bedeutung, da innerhalb Deutschlands einfache Briefe nur noch 3 Kreuzer kosteten und keine Staffelung nach Entfernung mehr notwendig war. In der Pfalz hatte man sich aber wohl schon so daran gewöhnt, dass dies noch lange danach gemacht wurde.

    Das alles lässt auch für den Brief von Pälzer eine Interpretation in alle Richtungen offen.

    Vielleicht kommt ihr ja doch noch hinter die Sache.

    Gruß

    bayernjäger