Dass es in der Vormarkenzeit recht dünn mit Insinuationsvermerken aussieht ist mir auch schon aufgefallen.
Verehrte Freunde,
die Beobachtung ist richtig.
Einerseits wurden wohl viele Insinuationen ganz regulär über Mandatare abgewickelt, was sich postalisch nur indirekt ausdrückte.
Andererseits blieb die Praxis (nämlich "der Post zu insinuieren") wohl vor allem auf den kreativen und wagemutigen Teil der Juristen beschränkt (also nicht allzu viele, wenn wir den zeitweise als Anwalt tätigen Ludwig Thoma als Gewährsmann in Anspruch nehmen wollen, der darüber prononcierte Meinungen vertrat).
Das Verfahren war immer wieder einmal Gegenstand richterlicher Aufmerksamkeit, bis hinauf zu den Appellationsgerichten. Schließlich legten die Prozessparteien die nach erfolgter Insinuation laufenden Fristen gar nicht so selten unterschiedlich, nämlich zu ihren Gunsten aus. Wer die Insinuation durch die Post nutzte (und damit auf einen Rückschein verzichtete), forderte solche Verwicklungen geradezu heraus.
Als die Post erstmals öffentlich auf das Verfahren reagierte und sich etwas unwillig dazu herbeiließ, schrieb man bereits das Jahr 1852 - und da befinden wir uns in der Markenzeit. Vermutlich trug gerade diese Bekanntmachung im VO-Blatt dazu bei, das Verfahren tatsächlich bekannter zu machen.
Mein bisher ältester Insinuationsbeleg, der wohl der Post insinuiert wurde, datiert von 1846 und stammt aus Kronach.
Viele Grüße aus Erding!