Muster ohne Werth Briefe nach Frankreich

  • Liebe Freunde der gepflegten Bayern Frankaturen,

    gerne möchte ich euch einen Muster ohne Werth Brief nach Frankreich mit einer
    24 Kreuzer Frankatur zeigen.
    Der Absender, die Firma Graff, gibt auch Socialphilatelie-mässig einiges her.
    Besonders schön und in der Kombination eher als sehr selten zu bezeichnen
    (Laut Herrn Sem)ist der Postablage Stempel.

    Wer von euch möchte den Brief beschreiben? :)

    Viele liebe Grüsse

    Oliver

    PS: ich bin sicher es wird übers Wochenende noch mindestens ein weiterer Brief
    Muster ohne Werth nach Frankreich einzug in den Threat halten...
    Auf Wunsch des allseits bekannten Kreuzfahrers habe ich den Brief nochmals hierher
    kopiert, er steht ausserdem auch unter Quadratausgaben-Dafür ist er ja auch echt schön :thumbup:

  • Lieber Oliver,

    es gibt 2 mögliche Beschreibungen deines Briefes und ich fange mit der unwahrscheinlichen an:

    Im bayer. VO- und Anzeigeblatt No. 32 auf S. 217 unter der lfd. Nr. 11.508 wurde am 25. 6.1858 der Abschluss eines neuen Postvertrages mit Frankreich publiziert.

    Uns interessiert im Zusammenhang mit deinem Brief der § 6, dem Waarenmuster, Zeitungen und Zeitschriften zugrunde lagen. Demnach kosteten dergleichen nur 3 Kr. je 40g, jedoch bezog man sich hierbei auf das reine Muster, also z. B. ein Handschuh, auf dem man einen Adressaufkleber mit einer 3 Kr. Marke anbrachte (der Versand von 2 Handschuhen einer Serie wäre eine Warensendung gewesen, die als Fahrpostgegenstand eine ganz andere Kostenstruktur verursacht hätte und in Frankreich zollpflichtig gewesen wäre).

    Wurden diesen Mustern jedoch Briefe angehängt, so galt diese Moderation nicht mehr und sie wurden wie gewöhnliche Briefe taxiert/frankiert.

    Demnach könnte deinem Brief ein Muster angehängt worden sein, welches mit dem Brief zusammen maximal 20g gewogen hatte. Dies glaube ich aber weniger.

    Ich halte es für wahrscheinlicher, dass man dem Brief ein Muster einlegte und dies auf der Adressseite notierte. Da Frankreich zwar den Merkantilismus des 17. Jahrhunderts nicht mehr kannte, gleichwohl aber sehr daran interessiert war, Waren auszuführen und weniger zu importieren, waren die Zollbestimmungen sehr streng. Der Hinweis auf eine Einlage ohne Wert sollte der bayerischen Post zeigen, dass für den Export kein Zoll anfallen konnte und der französischen Post, dass beim Import kein Zoll erhoben werden sollte. Die franz. Post hatte das Recht in Fällen des Zweifels ob der Warenart bzw. des Wertes derselben den Brief an die Zollbehörde zu überstellen, die ihn zur Feststellung des Inhaltes öffnen durfte.

    Muster ohne Wert nach Frankreich sind selten. In Verbindung mit einer seltenen Kombination von 6 und 18 Kr. Marken, noch dazu von einer Postablage, kann man fast von einem Unikat sprechen, jedenfalls habe ich in den letzten 25 keinen Brief gesehen, der diesem gleicht.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch, der sich jetzt gleich auf die Suche nach seinem MoW - Brief nach Frankreich macht ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    aus der gleichen Periode zeige ich einen weiteren Brief mit Muster ohne Wert:

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG0001cc958da5jpg.jpg]

    Im fränkischen Miltenberg griff man zu zwei 6 Kr. Marken, um einen einfachen bis 10g schweren Brief nach Paris zu frankieren. Für 3 Kr. hatte man sich im Juni 1858 vermutlich das Heftchen der bayerischen Post gekauft, in dem alle Tarife dieses Vertrages aufgeführt waren, denn man schrieb häufig Briefe nach und über Frankreich. Daher wusste man auch, wie man Muster ohne Wert auf französisch schrieb, nämlich "Ci joint Echantillon sans valeur" = Beifolgend Muster ohne Wert.

    Der Brief weist zwei kleine Besonderheiten auf, die ich gerne erklärt hätte. ^^

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern klassisch,

    ich erkenne aus meiner Sicht zwei Besonderheiten:
    1. den schönen Frankovermerk im Absenderstempel,
    2. den Grenzübergangsstempel Thurn und Taxis Forbach, statt Baviere Forbach

    Beste Grüße bis morgen

    HOS

  • Lieber HOS,

    Schiff versenkt! :thumbup:

    Von Frankreich kenne ich keinen Frankovermerk, weil er dort nicht vorgeschrieben war. Hier wollte die bayerische Firma dokumentieren, dass man frankiert versandt hat, weil eine unfrankierte Versendung 6 Kr. mehr je Gewichtsstufe kostete (bzw. 2 Decimes mehr).

    Der Stempel TT - Baviere zeigt hier, dass Miltenberg den Brief via Frankfurt kartiert hat, von wo er aus im taxischen Briefpaket Richtung Forbach spediert wurde. Vermutlich hat der Forbacher Postbeamte dann nach dem Abstempeln der Taxisbriefe auch die beigefügten bayerischen Briefe einfach weiter mit seinem TT - Forbach - Stempel bedruckt, obwohl das natürlich falsch war.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... Nachtrag:

    Hier einer, der mir nicht gehört, aber schön zeigt, dass auch badische Pakete existierten, denen bayerische Briefe separat beigepackt waren. Wenigstens hat man es hier korrigiert durch Nachstempeln.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Guten Abend zusammen,

    die schönen und seltenen Briefe will ich ergänzen um einen "versuchten" Muster ohne Wert Brief von Neustadt/Haardt nach Colmar vom 28.2.1860, frankiert mit senkrechtem Paar der 4 II. Auf der Vorderseite oben war notiert: "Anbei 1 Paquet gl. Adresse Weinsteinmuster enthaltend ohne Wert". Noch vor dem Absenden überlegte es sich der Absender anders und strich den Vermerk. Wie das Weinsteinmuster noch Colmar kam, muss offen bleiben.

    Schönen Sonntag

    HOS

  • Guten Abend lieber HOS,

    vielen Dank für das spannende Stück :D

    Es wird wohl ein Geheimniss bleiben, wie der Weinstein befördert
    wurde, oder?

    Auch einen schönes Rest WE :thumbup:

    Lieber Gruss
    Oliver

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Lieber HOS,

    der kann sich aber auch gut sehen lassen - ich finde ihn toll und liebe gestrichene Vermerke. Es wäre dies auch der 1. frankierte Paketbegleitbrief Bayerns nach Frankreich, den ich gesehen hätte. Von der Farbe her passte er ja sehr gut zu meinem ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerkollegen,

    beim Umsortieren meiner Sammlung habe ich festgestellt, dass ich einen Muster-ohne-Wert-Brief mit Mischfrankatur nach Frankreich besitze ... der Veräußerer hatte es nicht bemerkt, und ich hatte den Vermerk "Contenant Echantillon de fil... de nulle Valeur" zunächst übersehen.
    Es handelt sich um einen Faltbrief mit - schriftlichem, leider nicht Muster- - Inhalt vom 20. Mai 1867 von der Nürnberger Firma Berger & Ziegler nach Marseille, frankiert mit 3xr Wappen sowie 9xr braun im Quadrat, beide Zwergschnitt. Vorne mit franco-Vermerk, oMR Nürnberg, Zweikreisstempel Bahnhof Nürnberg und, wie ich es entziffere, Grenzübergangsstempel Strasbourg. Rückseitig Durchgangsstempel Paris, Lyon á Marseille und ein unlesbarer Stempel.
    Soweit meine Kennntisse noch reichen, hatte der Marseiller Kaufmann Barthélemy ein Stück Garn (deshalb wohl echantillon de fil, die 3xr-Marke verdeckt nichts) zur Bestimmung der Herkunft an den Nürnberger Geschäftspartner gesandt. Im Brief ist die Rede von "un echeveau", es ging wohl um die Garnstärke, um aus dessen Machart die Herkunft zu erschließen. Dies ist wohl auch gelungen, und das Garnstück ging wieder zurück.
    Leider habe ich zu Berger & Ziegler nichts gefunden, weiß hierzu jemand etwas?

    Schöne Sonntagsgrüße noch,
    Mangfalltale

  • Hallo Mangfalltaler,

    heute erst sehe ich Deinen Beitrag mit dem seltenen Brief, der wenn auch suboptimal geschnitten ein "Gesicht" hat, mir gefällt er :thumbup:

    Muster ohne Werth nach Frankreich sind generell selten, dann noch mit Mischfrankatur Wappen und Quadrate an eine bekannt Adresse, so ist es ein schönes Stück, danke fürs zeigen :P:P

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"