Aus und über Zürich porto nach und über Bayern

  • Liebe Freunde,


    auf allgemeinen Wunsch eines Einzelnen zeige ich hier ein paar Briefe mit dem Zürcher Auslagestempel.


    1. Brief aus Zürich Stadt vom 2.4.1818 nach Nürnberg.


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    Z. setzte 10 Kr. Auslage an, die man von Bayern haben wollte. Bayern setzte in Lindau an innerem Porto 18 Kr. an, so dass der Empfänger hätte 28 Kr. zahlen müssen. Dies war aber der Standardportosatz für Briefe über 1/2 bis 1 Loth! Für die CH war er zwar doppelt schwer, so dass Bayern das einfach hochrechnete, aber tatsächlich korrigierte Nürnberg mit seiner typisch blauen Tinte den Brief auf einfach für Bayern bis 8.75g, so dass nicht die Progression 12 mal 1,5 = 18 Kr. griff, sondern nur 12 Kr. für den bayerischen Teil anzusetzen waren. Daher reduzierte man das Porto auf 22 Kr. für den Empfänger.


    2. Brief aus Wohlen vom 3.1.1833 nach Nürnberg.


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    Der Aargau notierte mit Rötel 4 Kr. für sich bis zur Postgrenze Zürichs. Dort kamen weitere 6 Kr. für den einfachen Brief hinzu, so dass korrekt 10 Kr. Zürcher Auslage notiert wurden (typisches Zürcher Tintenrot). Bayern notierte seine 12 Kr. ab Lindau gar nicht erst dazu, sondern summierte alles auf korrekte 22 Kr. für den Empfänger.


    3. Brief aus Wohlen vom 9.4.1833 nach Nürnberg.


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    Der Brief hatte ein Muster "ohne Werth" an Bord. Ob anhängend oder inliegend weiß man nicht - bei dem Absender dürfte es sich um Issler und Bruggießer gehandelt haben, also war sicher ein Strohmuster dabei, welches man praktisch immer einlegte, so dass es keine Portomoderation gegeben haben dürfte. Aber das ist nur eine Vermutung von mir, weil der Brief für mich nicht 100%ig beschreibbar ist.


    Was erkennen wir zweifelsfrei? Der Aargau, im Gegensatz zu dem vorigen Brief, hat ihn hier nicht mehr taxiert! Es sind nur 2 Tinten zu sehen - die rote von Zürich und die blaue von Nürnberg.
    Zürich schrieb L 1 1/4 für 1 1/4 Loth Gewicht auf, womit der in der 3. Gewichtsstufe zu liegen hatte. Man notierte auch "14" (?) neben Nürnberg, was den Anteil des Aargaus darstellen könnte (Progression ist mir nicht bekannt). Da man in den Auslagestempel 26 Kr. schrieb, sollte Zürich dann die Differenz von 12 Kr. für sich genommen haben, was passen würde, weil 6 + 3 + 3 Kr. gerechnet wurden für das 3. Gewicht.


    Nürnberg notierte als Summe gleich 56 Kr., ohne den bayer. Anteil zu notieren, siehe auch zuvor schon. Demnach hätten wie 30 Kr. Differenz zu der Grenzforderung Zürichs.


    Einfache Briefe, wie wir oben schon gesehen haben, kosteten 12 Kr.. Progressiert man nun weitere, kämen wir auf 18, 24 und 30 Kr.. Damit lägen wir aber in der 4. Gewichtsstufe, also über 1 1/2 bis 2 Loth. Zürich hatte ihn aber mit 1 1/4 Loth gewogen.


    Die Zürcher Notation oben links mit 7 / 80 (?) kann ich gar nicht nachvollziehen. Ich hoffe, dass erfahrenere Schweizsammler, als ich es noch bin, ihn knacken können.


    "Last but not least" der 4. Brief aus Zürich vom 22.3.1834 nach Nürnberg.


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    Hier wurden wieder 6 Kr. für den einfachen Brief in Auslage genommen und mit den bayer. 12 Kr. Inlandsporto zu 18 Kr. für den Empfänger addiert. Wenn man nicht wüsste, wo die Stempel Zürich, Auslag von Zürich und Nach Abgang der Post auf den Brief gekommen wären, hier würde man es sehen - alle Stempel haben in dasselbe Stempelkissen gefasst und sind gleich verkleckst/ölig.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    hier die Transitbriefe über Bayern, von denen ich nur zwei zeigen kann:


    1. Brief aus Donath vom 2.10.1818 mit Postaufgabe in Chur über Zürich und Bayern nach Berlin.


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    Er lief über Lindau nach Nürnberg. Chur setzte 6 Kr. oben links an, zu denen 16 Kr. bayer. Transitporto kamen. In Nürnberg ("Auslage 1 1/2") wurden nur diese 6 Kr. in die Auslage geschrieben, weil man sich als Abrechnungspostamt zu Preußen sah. Diese 6 Kr. entsprachen 1 1/2 Gutegroschen preußisch. Auch unter dem Auslagestempel notierte man lediglich 4 Gutegroschen für den bayerischen Transit bis Hof, die den links oben vermerkten 16 Kr. entsprachen. Die Addition auf 24 Kr. oben links war falsch, weil sie nicht das bayerische Porto betrafen, sondern das Schweizerische und bayerische Porto zusammengezogen hatten, was ja erst noch verrechnet werden musste.


    Preußen notierte in Hof 10 Gutegroschen als Endbetrag für den Empfänger, die Wohllöbliche Vorsteherschaft der französischen Colonnie in Berlin, so dass der preußischen Anteil 4 1/4 Gutegroschen gewesen sein muss.


    2. Brief aus Zürich vom 11.5.1843 nach Halle an der Saale.


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    Der Portobrief war schwer, wie wir aus den Gebühren erkennen können. Zürich notierte 9 Kr. für die 2. Gewichtsstufe (6 + 3 Kr.). Bayern vermerkte 24 Kr., also 16 + 8 Kr., so dass wir an der bayer. Ausgangsgrenze 33 Kr. Porto feststellen dürfen.


    Zur allgemeinen Verwirrung dürfte der Absender beigetragen haben, als er den Namen des Empfängers mit FULDA sehr groß schrieb, der Brief aber nicht nach Fulda, sondern nach Halle an der Saale gerichtet war. In Halle kam der Stempel Bayern auf den Brief, weil man dort einen eigenen Kartenschluß mit Nürnberg unterhielt. Der Empfänger zahlte schließlich satte 13 1/2 Silbergroschen.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Sammlerfreunde.


    Folgenden Brief mit Züricher Auslagestempel kann ich zeigen.


    Brief aus Zürich ( 07.07.1838 ) nach Kempten.
    6 Kr. setzte Zürich als Auslage an. Die Taxe von Lindau nach Kempten betrug 4 Kr. (für 12 Meilen), so das der Empfänger 10 Kr. zu zahlen hatte.


    Viel Grüße
    Kreuzerjäger

  • Liebe Sammlerfreunde,


    einen sehr frühen Beleg möchte ich zeigen:
    Brief aus Zürich vom 19. Februar 1807 nach Kempten. Im ersten Stempel "Auslag. von Zürich" wurden 5 Kr. vermerkt. Dazu kamen noch 6 Kr. in Bayern, sowie 1 Kr. Bestellgeld in Kempten. Gesamtporto 12 Kreuzer.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

    • Offizieller Beitrag

    Hallo VorphilaBayern


    Ein feiner Brief :)



    Ich habe übrigens den ganzen Thread verschoben da es hier nur Briefe aus Schweiz gezeigt wird, und der Thread daher hier besser passen.
    Für die Übersicht.


    Viele Grüsse
    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Liebe Freunde,


    gestern noch in der Bucht, heute schon bei mir - ein Portobrief aus Zürich (Stadt) wurde am 24.1.1847 mit 6x für Zürich im Auslagestempel taxiert, womit er einfachen Gewichts war. Der Empfänger, Herr Otto, herzoglich Leuchtenbergischer Administrations - Rath in München, durfte 14x total zahlen, denn von Lindau nach München galt ein Sondertarif von nur 8x Porto, die nicht eigens notiert wurden.


    Interessant ist der Inhalt: Herr Otto wollte Schweizer Aktien kaufen, nachdem er scheinbar gute Erfahrungen mit deren Wertentwicklung gemacht hatte. Sein Geschäftspartner, ein Zürcher Aktienhändler, musste seine Anfrage aber abscheidig beantworten und verwies ihn an ein Frankfurter Bankhaus, das über solche handelbare Quantitäten verfügte. Heute gäbe es eine solche Absage wohl weniger ...


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu zwei Portobriefe, gemäß Postvertag "Bayern-Zürich von 1829":
    Art. 7 Abs.d.: Die Lokalbriefe von Zürich nach Lindau et vice versa, sowie von Winterthur nach Lindau sollen per einfachen Brief nur 6 Kreuzer kosten, wovon im porto wie im Frankofalle Zürich 4 Kreuzer und Bayern 2 Kreuzer beziehen wird.
    Briefe von der Firma Escher-Wass & Cie Zürich vom 19.11.1846 (schwarze Stempel) und 1.2.1849 (rote Stempel), an die Verwaltung der Dampfboot-Aktiengesellschaft in Lindau.



    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,


    zwei feine Briefe aus Zürich selbst ins nahe Lindau - eigentlich müsste es von diesen Briefen viele geben, aber das kann ich nicht bestätigen, jedenfalls sind mir kaum welche untergekommen. Um so besser, wenn man weiß, dass es so schöne gibt und bei dem Empfänger kommt ja noch mehr dazu, als uns Stempel und Taxen aufzeigen können. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Hermann,
    wirklich tolle und interessante Briefe zeigst die Tage – danke.
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Freunde,


    von Sammlerfreund und Händler Heiner Zinoni, einen der besten seines Faches, den ich kennenlernen durfte, stammt diese kleine Pretiose, die ich haben musste:


    Verfasst in Langnau bei Bern und über Zürich nach Lindau im Bodensee geleitet per Gelegenheit (die Gelegenheit hieß hier innen und außen I. M. Hummler) und dort als gewöhnlicher Portobrief aufgegeben. Lindau - Tittmoning kostete 12 Kr. nach dem Tarif vom 1.12.1810 (zu denen bei regulärer Postaufgabe im Kanton Bern noch das Berner Porto und das Zürcher Transitporto von 6 Kr. gekommen wäre).


    Interessant auch, dass Poschacher nur einen Käse in der Schweiz bestellt hatte, jedoch der Käser in Langnau ihm 2 schickte, weil wegen des hohen Frankos ihm beim Verkauf von einem Käse kein Gewinn mehr geblieben wäre (ältere Übersetzung gebe ich bei, ist nicht von mir, aber wohl meistens richtig transkribiert). Ob das damals der Erfolgsweg war, weiß ich nicht so recht ...

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Brief:
    Portobrief aus Kreuzkirch bei Zürich vom 22. April 1819 mit Stempel "AUSLAG VON ZÜRICH".
    Im Kanton Zürich fielen 6 Kreuzer an. Dazu kamen 4 Kreuzer von Lindau bis Kempten, so daß
    der Empfänger 10 Kreuzer Porto bezahlte.



    Beste Grüße von VorphilaBayern