Frühe Postgeschichte Polens

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    Liebe Freunde,


    die frühe Postgeschichte von Polen beinhaltet viele Besonderheiten, so die verschiedenen erzwungenen Gebietsänderungen oder auch das wechselnde Verhältnis zur russischen Post. Daher möchte ich entsprechende Belege hier in einem separaten Thema zusammentragen und hoffe dabei, dass ich nicht alleine bleibe. ;)



    Dieser Brief stammt aus dem Jahre 1770 und lief von Warschau nach Verviers in den Österreichischen Niederlanden.


    Sechs Jahre zuvor (1764) hatte der polnische König Stanislaw August den Thron bestiegen und im selben Jahr eine Postreform eingeleitet.
    Ab diesem Jahr galt eine Tarifstruktur, basierend auf 1 LUT = 12,8 Gramm, mit 6 Briefklassen. Die 1. Klasse umfasste Inlandsbriefe und die weiteren 5 Klassen Auslandsbriefe nach den verschiedenen Ländern, entfernungsmäßig gestaffelt. Die Österreichischen Niederlande gehörten zur 5. Klasse, ein bis zu 1 LUT schwerer Brief kostete danach 3,5 Zloty.
    Als Aufgabevermerk wurde mit roter Tinte Wars(zawa) notiert (der diskrete, aufgemalte Hinweispfeil eines Vorbesitzers weist darauf hin). Der früheste Stempelabschlag von Warschau datiert meines Wissens 1778.
    Der Leitweg müßte über den Hauptpostkurs Warschau-Lowicz-Slupce-Posen(noch polnisch!)-Meseritz-Frankfurt a/O-Berlin geführt haben.


    Die Taxierung ist mir noch etwas unklar. Die oben aufgeführte Tarifstruktur deutet an, dass die Briefe nicht nur bis zur polnischen Grenze frankiert wurden, sondern darüber hinaus zu weiteren Taxpunkten. Für die Österreichischen Niederlande könnte man hier an Wesel denken, vergleichbare russische Briefe aus dieser Zeit weisen eine solche Teilfrankierung aus.
    an Taxen sind zu finden:
    rückseitig 7
    vorderseitig 21 (schwache rote Tinte, gestrichen), eine kleine nicht entzifferbare Zahl, 15 und 32
    Die vorderseitig oben notierten 52 würde ich für eine Kartierungsnummer halten.
    Ein Vergleich mit anderen Briefen aus dieser Zeit zeigt, dass diese eine Gebühr von 7 Stuivers aufweisen, 5 Stuivers für Wesel-Lüttich und 2 Stuivers für Lüttich-Verviers. Typischerweise steht dieses vom Empfänger zu zahlende Porto auf der Vorderseite. Auf dem Warschauer-Brief hier findet sich eine "7" nur rückseitig, vorderseitig finde ich nichts passendes.


    Hat jemand hierzu Ideen oder ähnliche Briefe ?


    Schon zwei Jahre später (1772) stand für Polen eine große Zäsur an, die sogenannte 1. Polnische Teilung, bei der sich die benachbarten Mächte beträchtliche Teile des Landes einverleibten:
    Österreich erhielt Galizien
    Preußen erhielt Westpreußen
    Russland erhielt Polnisch-Livland und weißrussische Gebiete


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,


    ein großes Lob für das Anpacken dieses sicher nicht einfachen Gebietes - viele könnten das nicht. ;)


    Fachlich kann ich nichts beitragen - aber ich hoffe sehr, dass ihn einer knacken kann.


    Bitte auf jeden Fall weitermachen mit diesem Thema, wir können alle von dir lernen.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,


    danke, ich werde das Thema sicherlich in lockerer Folge fortsetzen.
    Allerdings bin ich weder Wissens- noch Belegemäßig so gut aufgestellt, dass ich die polnische Postgeschichte umfassend darstellen könnte. Von meiner Seite wird es zunächst mal Stückwerk bleiben müssen.
    Insofern hoffe ich Beiträge / Belege anderer Forumsteilnehmer - zusammen wird man schlauer.


    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    Frei nach dem Motto Keine Angst vor ähnlichen Briefen folgt ein Brief von 1780 an die selbe Adresse (wenn auch etwas anders geschrieben) wie bei dem vorigen Brief.



    Im Unterschied zu dem vorigen Brief von 1770 war durch die zwischenzeitlich erfolgte 1. Polnische Teilung u.a. ein großer Landesteil Polens an Preußen gefallen. Ob dies auf den Leitweg Warschau-Lowicz-Slupce-Posen(immer noch polnisch!)-Meseritz-Frankfurt a/O-Berlin (meiner Meinung nach eher nicht) oder auf die Taxierung (habe ich bisher nichts zu gefunden) einen Einfluß hatt, wäre noch abzuklären.


    Ein wesentlicher Unterschied ist der hier zu sehende Aufgabestempel von Warschau. Diese Art Stempel - im Kreis eine Krone über dem Anfangsbuchstaben der Stadt - gab es auch von Lublin. Belegt sind sie für die Zeit 1780-1802.
    Dies waren allerdings nicht die ersten polnischen Stempel. Von Mitau, Grodno und Zamosc kennt man die Kreisstempel mit einer Krone über dem ausgeschriebenen Stadtnamen. Hier liegen die frühesten Daten um 1768.


    Bei der Taxierung fallen zwischen beiden Briefen Ähnlichkeiten auf:
    - kein franco/franco bis-Vermerk, obwohl ein nur bis zur polnischen Grenze freigemachter oder gar als reiner Portobrief abgeschickter Brief meines Wissens nicht möglich war.
    - die in roter Tinte geschriebene und gestrichene 21 1/2 findet sich auf beiden Briefen (ich vermute noch immer eine polnische Taxe dahinter)
    - eine doppelt gestrichene 14 im Vergleich zu einer einfach durchgestrichenen 15 auf dem vorigen Brief
    - eine 32 auf beiden Briefen ! (beim 1.Brief hatte ich zunächst eine Kartierungsnummer darin vermutet, dies ist wohl hinfällig - und wurde im vorigen Beitrag von mir korrigiert)
    - eine gestrichene 30 (anscheinend wurde von selber Hand die 14 doppelt gestrichen)
    - die 108 sehe ich z. Zt. als Kartierungsnummer an


    Zu den preußischen Taxen jener Zeit habe ich aus einem Postkurs-Verzeichnis von 1789 folgende Zahlen:
    Warschau-Berlin 5 Gr.
    Berlin-Wesel 4 Gr.
    Diese 9 Groschen (oder evtl. 8 Gr. bei einem durchgehenden Kurs ?) preußisches Transitporto sind leider nicht zu finden.
    Spekulativ könnten sie in den gestrichenen 14 bzw. 15 Gr.(?) stecken.


    Noch lange nicht rund, aber man wird mit jedem Brief ein kleines Stückchen schlauer ...


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,


    das gibt eine vortreffliche Seite - wenn du mit der Beschreibung noch einen Sprung nach vorne machst.


    Was spricht gegen eine völlig unfrankierte Absendung und ein Gesamtporto von 32 Stuiver in den NL? In der internationalen PO gibt es etliche Briefe, die egentlich grenzfrankiert hätten sein müssen, es aber de facto nicht waren.


    Da keine Frankovermerke angebracht wurden und ich diese schon im 17. Jahrhundert kenne, könnte man von einem reinen Portobrief ausgehen. Da die Notationen entweder Manualnummern oder Gebühren sein müssen, könnte siegelseitig die Forderung Polens stehen, vorderseitig die addierte Forderung Preußens und mit 32 Stuivern das Abgabeporto in den NL.


    Vlt. liege ich auch ganz daneben, aber es hat mich in den Fingern gejuckt, hier eine Theorie aufzustellen.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    die Theorie, dass es sich um Portobriefe handelt, ist nicht einfach von der Hand zu weisen.


    Was mich etwas daran stört: In dem niederländisch-preußischen Postvertrag von 1817 werden Briefe aus Polen nur teilfrankiert bis zur polnisch-preußischen Grenze angenommen. Dies war eine kulantere Handhabung, als sie der russischen Korrespondenz widerfuhr, da diese bis zur preußisch-niederländischen Grenze frei sein musste.
    Wenn es in der Vorvertragszeit möglich war, Briefe aus Polen komplett porto in die Niederlande zu versenden, würde der Postvertrag eine Verschärfung der Bestimmungen bedeuten. In aller Regel (was eben nicht bedeutet, dass es immer so war) wurden die Bestimmungen aber doch gelockert.


    Ein zweites Argument gegen die Portobriefe, ist das polnische Taxregulativ. Warum sollten Briefe in die Niederlande zwingend (wenn dem so war !?) in die zweitteuerste Tarifklasse gehören, wenn nicht eine Zwangsfrankatur z.B. bis zur preuß. Ausgangsgrenze vorlag?


    Dies sind keine zwingenden Argumente, dafür steht bei zu vielen Punkten ein Fragezeichen.
    Es bedarf noch weiterer Unterlagen und/oder noch mehr Belege, um hier weiterzukommen.


    Viele Grüße und danke für die Beiträge :)
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    nach der wechselvollen napoleonischen Zeit wurde auf dem Wiener Kongreß auch über das weitere polnische Schicksal entschieden. Das Herzogtum Warschau verlor wieder (wie schon bei den früheren polnischen Teilungen) bedeutende Gebietsanteile an seine Nachbarn Österreich, Preußen und Russland. Für das Gebiet um die Stadt Krakau ließ man sich etwas besonderes einfallen:
    Die Stadt Krakau und deren Gebiet soll auf ewige Zeiten, unter dem Schutz von Rußland, Österreich und Preußen, als freie Stadt angesehen werden.
    (Art. 6 der Wiener Kongreß-Akte im Abschnitt zu Polen, vom 8. Juli 1815)


    Der so entstandene Freistaat behielt das Postrecht in seinem Territorium (immerhin fast 1200 km²), aber die drei Garantiemächte durften eigene Postanstalten einrichten.



    Ein Portobrief aus Krakau in das französische Rheims vom November 1829. Aufgegeben beim preußischen Postamt in Krakau, wurde der Brief als innerpreußischer Portobrief behandelt: Rayon-Stempel CPR.5 für den 5. preußischen Rayon, 13 Decimes preußisches Porto. Mit den 4 Dec. französischem Anteil ergab sich das Gesamtporto von 17 Decimes.


    Die in der Wiener Akte festgehaltenen ewigen Zeiten währten bis 1846. Als Folge des Krakauer Aufstands wurde der Freistaat aufgelöst und Österreich einverleibt. Das preußische Postamt wurde zum 1.8.1847 aufgehoben.


    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    bei der Grenzziehung zwischen Preußen und Polen nach dem Wiener Kongreß wurde der Ort Slupce als preußisches Grenzpostamt festgelegt.



    Dieser Brief stammt aus dem Jahre 1817 und lief von Warschau über Slupce-Berlin-Aachen und Givet.
    Basis für den Austausch der Post mit Frankreich war noch der Postvertrag Frankreich - Taxis von 1814. Demzufolge mussten frankierte Briefe bis Aachen freigemacht sein - eine etwas ungewöhnliche Art der Grenzfrankierung, f(ranco) g(renze) in Höhe von 13 1/2 gGr für Preußen. Für die restliche Strecke bis zur Grenze, wie auch das französische Inlandsporto, bezahlte der Empfänger insgesamt 9 Decimes.
    Daher sieht man hier den Rayon-Stempel R : I AACHEN neben dem französischen Eingangsstempel ALLEMAGNE PAR GIVET.


    Im Rahmen des preußisch-russischen(!) Vertrags vom 30.10.1817 wurde der preußisch-polnische Grenzverlauf etwas korrigiert und Slupce fiel an Polen. Neues preußisches Grenzpostamt wurde Strzalkowo.



    Dieser Brief von 1823 lief von Warschau über Strzalkowo-Berlin-Aachen und Givet.
    Mit dem preußisch-französischen PV von 1817 mussten die polnischen Briefe nur noch bis zur polnisch-preußischen Grenze freigemacht werden. Das polnische Porto betrug hierfür 45 poln. Groschen. Der preußische Stempel T(ransit) P(russe) wurde gleich 2x aufgesetzt, einmal beim Eingang in Strzalkowo und dann noch mal in Aachen.


    Slupce als preußisches Grenzpostamt ist nur für den Zeitraum Februar 1817 bis März 1818 belegt.
    Anbei noch eine preußische Karte von 1819, die u.a. die beiden Orte zeigt (halbrechts, in dem lilafarbenen Zipfel).



    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,


    wenn es einen Paketschluß nur 13 Monate zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab (und nach den napoleonischen Kriegen lag die Wirtschaft noch arg darnieder), dann ahnt man zumindestens, wie selten dein 1. Brief sein muss.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch, der hier immer gerne mitliest, auch wenn es mit Bayern so gar nichts zu tun hat (leider!)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,


    danke.
    Ein paar Briefe mit Slupce-Stempel sind schon zu finden. ;)



    Liebe Freunde,


    anbei ein polnisch-preußischer Brief von 1825:



    Von Gombin per Posen frei Grenze nach Bernburg im Herzogtum Anhalt-Bernburg (zu Preußen gehörig).
    Frankiert bis zur polnisch-preußischen Grenze, kostete er in Preußen nach dem neuen Tax-Regulativ 6 1/2 Sgr. incl. Bestellgeld.


    1817 wurde in Polen eine Post-Instruction eingeführt, die den Einsatz von Aufgabestempeln vorschrieb, für die Postämter der I.-III. Klasse in roter und für die Postämter der IV.-V. Klasse in schwarzer Farbe.
    In dieser frühen Zeit bildete Strzalkowo neben Berlin (direkter Kartenschluß) das wichtigste Austauschpostamt gegenüber Polen.


    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    Kalisch (Kalisz) ist als polnisches Grenzpostamt bekannt.
    Einige wenige Jahre war Kalisch aber preußisch: Bei der 2.polnischen Teilung 1793 fiel ein großes Gebiet an Preußen - die Provinz Südpreußen.
    Dieses Gebiet war fast nur polnischsprachig, so waren in Kalisch 1793 von 3.800 Einwohnern nur ca. 120 deutschsprachig. Preußen entsandte bald deutsche Beamte in die neuen Gebiete und ermunterte auch zu Umsiedlungen, so dass gegen Ende der preußischen Ära bereits 1.800 Einwohner Kalischs deutschsprachig waren.



    Dieser territoriale Zugewinn war jedoch nicht von langer Dauer. Bereits Ende 1806, nach den verlorenen Schlachten von Jena und Auerstedt, räumte Preußen die Stadt, die Beamten teilweise fluchtartig. Kalisch wurde dann am 14. November von französischen Truppen besetzt.
    In der folgenden Neugliederung kam die Stadt 1807 zum Herzogtum Warschau.
    Auf dem Wiener Kongreß 1815 verblieb Kalisch dann im Gebiet des Königreichs Polen, nun als die bekannte Grenzstadt zu Preußen. Die Entfernung zur Grenze betrug weniger als 1 Meile, was in späteren Zeiten z.B. auch das Forwarding begünstigte - ich habe Briefe aus Kalisch, die in dem preußischen Grenzort Ostrowo aufgegeben wurden.



    Ein Brief vom Januar 1800 vom Königl. Südpreußischen Pupillen-Collegium (=Vormundschaftsgericht) in Kalisch an Die Königl. Hochlöbl. Regierung zu Posen. Links unten ein Portofreiheitsvermerk Arme Cap(ital?) Sachen.


    Die polnische Post hatte (wie in den vorigen Beiträgen gezeigt) schon Aufgabestempel eingeführt. Die preußische Post sah hierfür noch keine Notwendigkeit und anscheinend wurden die polnischen Stempel während der preußischen Zeit auch nicht benutzt.


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,


    tolles Stück mit deiner Geschichtslektion im Hintergrund überhaupt erst einschätzbar.


    Unten steht, ich wage es kaum zu schreiben, Arme Pup(illen) Sache. Das ich so etwas mal transkribieren müsste, hätte ich mir auch nicht träumen lassen. :D


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    diesmal ein Beleg von 1823, der von Preußen nach Polen lief.



    Vom preußischen Lissa ging es über die Grenzpostämter Strzalkowo und Konin nach Poddebice.
    Konin war nur von 1815-1824 polnisches Grenzpostamt zu Preußen - zunächst zu Slupce und dann (nach der in einem früheren Posting beschriebenen Grenzänderung) zu Strzalkowo. Konin lag 4 Meilen östlich von Slupce.
    Es handelt sich wohl um einen reinen Portobrief. Preußischerseits wurden 5 1/2 Sgr. angesetzt, die in Konin in 33 poln. Groschen umgerechnet wurden. Dieser Betrag wurde sowohl rückseitig neben den (sehr undeutlich abgeschlagenen) Fremdporto-Stempel Porto Zagr. Gr. als auch vorderseitig notiert. Der Groschenbetrag war laut Vorschrift mit grüner Tinte neben dem roten Stempel zu notieren.
    Leider wurde kein Gesamtporto angeschrieben.


    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,


    die 3-stelligen Beträge sind sicher der polnischen Währung zuzuordnen.
    Leider wird die genaue Tax-Zuordnung zwischen Warschau, Preußen und Westphalen nicht so schnell zu klären sein. Tax-Regulative aus diesen stürmischen Jahren sind (mir) nicht bekannt. Bleibt nur eine annähernde Beschreibung (zumindest im 1. Schritt).


    Jedenfalls vielen Dank für die Interpretation.


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo,


    dieser Brief aus Rzeczyca vom 19.12.1816 wurde in Rawa zur Post gegeben. In der Vorvertragszeit musste das Franko bis zur polnischen Grenze bezahlt werden. Leider ist das Gekraxel rechts neben dem Auslagestempel nicht zu entziffern. Ob die rückseitig angeschriebene "4" etwas mit dem bezahlten Franko zu tun hat, kann ich leider nicht sagen. Bisher war ich der Meinung, dass das Franko bei Auslandsbriefen 45 polnische Groschen beträgt.


    Der preußische Transit von 9 Ggr. wurde in Hof mit 41 Kr. in Auslage genommen. Zudem wurde dort der Herkunftsstempel K: PREUSSEN abgeschlagen. Der bayerische Transit wurde mit 16 Kr. angesetzt. Der Brief muss daher über 1 Loth schwer gewesen sein. Mit dem württembergischen Inlandsporto von 8 Kr. errechnete sich ein Gesamtporto von 1 fl. 5 Kr.


    Grüsse von liball

  • Hallo liball,


    ein Traumbrief, zu dem ich noch eine Frage hätte:


    Die Reduktion von Gutegroschen zu Kreuzern war 1 zu 4. Wie kann man dann 9 Ggr. in 41 Kr. reduzieren? Ich kenne Briefe, bei denen man 2 Kr. auf das reguläre Reduktionsergebnis addiert hat (wohl aus Gründen der Kompensation von Transitkosten). Liege ich damit richtig?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bayern klassisch,


    diese Feststellung habe ich auch des öfteren gemacht. Aus den Verträgen lässt sich dies nicht ableiten. Bei diesem Brief musste Preußen den Transit bis Hof bewerkstelligen und auch bezahlen. Bayern hatte demzufolge keinen Grund das Reduktionsergebnis zu erhöhen. Ich gehe jedoch davon aus, dass Bayern für Briefe in die Gegenrichtung Kompensationsberechnungen auf den Briefen nach Bayern vornahm, da Bayern gegenüber Preußen nichts erhöhen konnte, da die Transitbeträge die Preußen an Bayern vergüten musste, vertraglich festgelegt wurden. Bayern musste jedoch als Absender Transitzahlungen an Taxis oder Sachsen bezahlen.


    Grüsse von liball