Bayern - Preußen aus der Vormarkenzeit

  • Hallo,

    Briefe mit Alternativ-Adressen sieht man auch nicht alle Tage.

    Dieser Portobrief aus München vom 1.1.1842 (Bitte gut zu befördern) wurde adressiert an J.C. Aldenbrück in Bonn oder an Hans Harzfeld in Bonn oder Herrn Aldenbrück in Cöln.

    Bayern belastete 16 Kr. Dies wären eigentlich 4 1/2 Sgr. Reduziert wurde jedoch nur in 3 1/2 Sgr.

    Nach der Portotabelle zum Postvertrag Bayern-Preußen hatte Preußen bis Bonn einen Anspruch von 3 Sgr. und nach von Cöln 4 Sgr.

    Das Gesamtporto wurde auf 7 3/4 Sgr. festgesetzt.

    Wo wurde der Brief nun zugestellt?

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    ein Vortragsbrief, wie Herr Sem immer so schön schrieb ...

    Da die 1. Adresse nicht gestrichen wurde, wurde er an der 1. Adresse auch zugestellt, sonst hätte man diese gestrichen und die 2. und dann die 3. Anschrift versucht. Toll! :thumbup::thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    auf diesen interessanten Brief hat mich Ralph dankenswerter Weise aufmerksam gemacht.

    Der Absender gab den Brief am 7.5.1841 in Nürnberg als Portobrief auf. Er wollte ihn nach Müllheim in Baden senden. Dies ist auch aus dem Inhalt ersichtlich.

    Tatsächlich packten ihn die Postler in Nürnberg jedoch in den direkten Paketschluss Nürnberg-Cöln. Dies deshalb, da sie davon ausgingen, dass er nach Mühlheim am Rhein gehört. Sie belasteten für Bayern 10 Kr. Diese Forderung wurde in Cöln in 3 Sgr. reduziert. Mit dem preußischen Porto von 4 Sgr. ergab sich ein Gesamtporto von 7 Sgr. Nachdem der Empfänger dort jedoch nicht zu finden war, wurde er nach Mühlheim an der Ruhr weitergesandt.

    Nach der Instradierungstabelle waren hierfür jedoch nicht 4 Sgr. sondern 5 Sgr. fällig. Daher wurde die 7 gestrichen und durch 8 Sgr. ersetzt. Da der Empfänger auch dort unbekannt war, ging es schließlich zurück nach Nürnberg, wo der Brief jedoch erst am 7.6.1841 wieder eintraf. Wo blieb der Brief so lange? Die preußischen Ausgabestempel wurden am 9. und 11. gestempelt.

    Die preußischen Taxierungen wurden alle wieder gestrichen und 3 Sgr. (= 10 Kr.) an Bayern zurück belastet. Das Wort vor der 3 links oben kann ich leider nicht lesen. Diese 10 Kr. wurden in Nürnberg vom Absender kassiert (siehe Vermerk auf der Rückseite). Kann jemand den Namen des Absenders lesen?

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    ein Superbrief zu moderatem Preis - schön, dass du ihn dir schnappen konntest. :)

    Oben links steht "pro 3 retour", also Belastung von 3 Sgr. an die Aufgabepost.

    Absender war die Firma G. Fick & Bach.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    Brief von Würzburg nach Paderborn (Preußen) über Fulda und Kassel (= Kurfürstentum Hessen unter dem Postdienst von Thurn und Taxis).

    Leider ist der Brief nicht datiert. Ich würde ihn jedoch aufgrund des roten Halbkreisstempels von Würzburg und des Portos auf die Jahre 1845-1848 eingrenzen wollen.

    Leider hat der Stempel auch schon bessere Tage erlebt. Ich erkenne eine teilweise Schwärzung der roten Farbe aufgrund der Bildung von Pb-(II)-sulfid.

    Die Portokosten beliefen sich total auf 4 3/4 Sgr.

    Dabei vielen 6 x (= 1 3/4 Sgr.) Porto für Bayern an und 3 Sgr. für Taxis und Preußen.

    Kann man sagen, wie viel der Transit durch das Kurfürstentum Hessen kostete? Oder anders gefragt, wie viel musste Preußen an Taxis zahlen?

    Viele Grüße,

    Christoph

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender eingeschriebener Brief von Hof (Kgr. Bayern) in das zwei Meilen entfernte Gefell (Kgr. Preußen) vom 24. Juni 1841. Neben der 4 Kr. Chargegebühr bezahlte der Absender 7 Kreuzer Franko (1 bis 6 Meilen für einen 1 bis 1 1/2 Loth schweren Brief).

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    die Grafen von Castell hatten Güter in der Niederlausitz.

    Hier ein Brief(hülle) expediert von Possenheim über Görlitz nach Stradow.

    Mit den diversen Portoangaben kann ich im Moment noch wenig anfangen.

    Der Fingerhutstempel "POSSENHEIM*22/1" wurde soviel ich weiß zwischen 1836 und 1839 verwendet.

    Sonnige Grüße aus Mittelfranken,

    Siegfried

  • Hallo Siegfried,

    aus dieser Korrespondenz gibt es Hunderte von Briefen - ich glaube, dass die praktisch alle dort gefunden und auf den Markt geworfen wurden, ehe der Laden dort abbrannte, also Glück gehabt.

    1. Brief

    Bayern notierte 12x für sich bis zur Grenze bei Hof. Diese wurden in 3 1/2 Silbergroschen reduziert und man präzisierte die Anschrift mit "Katow(itz?)". Dazu kamen 6 Sgr. für Preussen, so dass der Empfänger in Stradow total 9 1/2 Sgr. zahlen musste. Der Brief wog (links oben zu sehen) 1 1/4 Loth und sollte aus den 1840er Jahren stammen.

    2. Brief

    Wieder notierte Bayern 12x für sich bis Hof - jetzt wurde die Adresse ergänzt mit Spremberg (darunter in roter Tinte kann ich nichts lesen) und wieder diesed in 3 1/2 Sgr. reduziert. Weil der Brief jetzt einfach war, kamen für Preussen nur noch 3 Sgr. bis zum Empfänger dazu = 6 1/2 Sgr. vom Empfänger zu zahlen.

    Warum Bayern jedesmal 12x notierte, wo doch einer schwer, und einer normal gewogen haben sollte, kann ich nicht sagen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Siegfried,

    ein schöner und interessanter Brief. Ich frage mich allerdings, wie der Brief nach Görlitz kam. Von dort trägt der Brief den L2 GÖRLITZ als Durchgangsstempel und den Ovalstempel BAYERN. Anscheinend lief der Brief durch Österreich, um T&T und Sachsen zu umgehen.

    Was sagen die Experten zu diesem Brief?

    auch vom Niederrhein sonnige Ostergrüße

    Dieter

  • Lieber Dieter,

    ich glaube nicht, dass der Brief je Österreich gesehen hat - um 1840 galt noch der Grenzfrankozwang und auch mit dem neuen PV Bayern - Österreich vom 1.10.1842 hätte er so nie aussehen können. Vlt. ist er innerhalb von Preussen fehlgeleitet worden, das wäre mein 100% Tipp.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    dieses Mal liegst du gewaltig daneben. Stradow in der Niederlausitz wirst du kaum hinter Kattowitz finden. Den Zusatz beim ersten Brief lese ich als Kalau, was laut Wikipedia eine ältere Schreibweise ist. Von dort aus sind es bis Stradow ca. 5 km in Richtung NO.

    Der 2. Brief lief dann wie ich erwartet hätte über Halle. Auch dort nutzte man laut Feuser (+ 50 €) den Ovalstempel Bayern. Dieses Mal setzte man Spremberg hinzu, was allerdings viel weiter entfernt als Calau ist und etliche Kilometer südöstlich liegt.

    Der erste Brief war in Preußen mit 1¼ Loth im 3. Gewicht und kostete nach dem Regulativ von 1824 und 1844 doppeltes Porto. Nur für die 300 km (= 40 Meilen) von Görlitz nach Kattowitz wären schon 12 bzw. 8 Sgr fällig gewesen. Also war schon deshalb bei den angeschriebenen Taxen ein so weit entfernter Ort nicht möglich.

    Da es von Hof nach Stradow knapp 30 Meilen (ca. 224 km) sind, kämen nach dem Regulativ von 1824 immerhin 10 bzw. 5 Sgr dazu. Die von Preußen verlangten Beträge von 6 bzw. 3 Sgr passen jedoch zum Regulativ von 1844. Damit ist klar, daß beide Briefe aus der Zeit nach der Portoermäßigung 1844 stammen und der kleine K1 von Possenheim viel länger genutzt wurde als bisher in der Literatur verzeichnet.

    liebe Grüße

    Dieter

  • Lieber Dieter,

    bis zum 14.1835 BY - Preussen bis 1 Loth einfaches Gewicht; wenn er vorher gelaufen wäre, wäre er mit 1 1/4 Loth erst im 2. Gewicht.

    Kalau ist richtig - dachte man hätte Kattowitz so abgekürzt, aber, da sind wir uns einig, über Österreich lief der nie.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    zu Brief 1:

    Stradow hatte keine Postanstalt, sondern wurde vermutlich von Spremberg aus versorgt.

    Dieser Brief kam in den direkten Paketschluss Hof-Görlitz, weil der Postler vermutlich wie Ralph Kattowitz gelesen hat. Briefe in das südliche Polen waren mit diesem Paketschluss zu befördern. In Görlitz wurde der Fehler bemerkt, Herkunftsstempel BAYERN gestempelt und entsprechend weitergeleitet.

    Der Brief muss nach dem 1.10.1844 geschrieben worden sein. Zu diesem Zeitpunkt trat die preußische Portomoderation in Kraft. Hiernach lag das Porto für einen einfachen Brief bei 3 Sgr. 1 1/4 Loth war 3. Gewichtsstufe, daher 3 x 2 = 6 Sgr. Auch in Bayern wäre er in der 3. Gew.-Stufe gelegen, taxiert wurde jedoch nur die 2. Stufe mit 8 x 1,5 = 12 Kr.

    zu Brief 2:

    Dieser Brief wurde mit dem richtigen Paketschluss Würzburg-Halle spediert. Der Herkunftsstempel BAYERN wurde hier in Halle abgeschlagen.

    Dieser Brief könnte zwischen 1/2 und 3/4 Loth schwer gewesen sein. Dann lag er in Bayern in der 2. Gewichtsstufe 8 X 1,5 = 12 Kr. und in Preußen in der 1. Gewichtsstufe, daher 3 Sgr., Gesamtporto somit 6 1/2 Sgr.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    danke dir - so wird es gewesen sein. :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo liball,

    vielen Dank für deinen Beitrag. Lag ich also mit meiner Interpretation richtig, nur kann ich es nicht so ausgefeilt formulieren. Mit solchen Dingen beschäftige ich mich erst, seit ich hier ernsthaft mitmache. Ihr seid mir im Lesen von Belegen um Jahrzehnte voraus und meine kleinen grauen Zellen speichern im fortgeschrittenen Alter nur noch widerwillig. :(

    Dieter