Postwechselbriefe aus Hamburg

  • Hallo,


    nicht nur uns heutige Sammler verwirren die postalischen Verhältnisse in Hamburg manchmal, auch in der damaligen Zeit kamen Absender und Postbeamte gelgentlich "ins schleudern".


    Am 21.3.1850 landete ein in das oldenburgische Varel gerichteter Brief im Briefkasten des hannoverschen Postamtes in der Poststraße 21. Nun war man dort zwar für die Fahrpost ins oldenburgische zuständig, nicht aber für die Briefpost. Am nächsten Tag übergab man den Brief dem taxischen Postamt in der Poststraße 19, in der irrigen Annahme, dass dieses zuständig sei. Das taxische Postamt war zwar hier auch nicht zuständig, kannte aber immerhin das richtige Postamt und übergab den Brief noch am selben Tag dem Hamburger Stadtpostamt in der Poststraße 15 von woaus der Brief dann endlich auf die Reise gehen konnte.


    Der Empfänger in Varel hatte 5 Grote Porto zu zahlen.


    Gruss


    senziger

  • Hallo senziger,


    ein phantastischer Brief - habe ich so noch nie gesehen (und ich bezweifle einen weiteren wieder zu sehen).


    Ein Geheimnis hat er aber noch: Was bedeuten die "10" oben links?


    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,


    hier ein Postwechselbrief vom 15.9.1855, frankiert mit 3 Sgr., nach Mittenwald. Obwohl die taxissche Post die Beförderung nach Bayern bewerkstelligte, verblieb gemäß den Vorschriften des Postvereinsvertrages das Franko bei der preußischen Post.


    Grüsse von liball

  • Hallo liball,


    tolles Stück - Glückwunsch.


    Zitat

    Obwohl die taxissche Post die Beförderung nach Bayern bewerkstelligte, verblieb gemäß den Vorschriften des Postvereinsvertrages das Franko bei der preußischen Post.


    Warum gibt es dann den Stempel "An Taxis vergütet"? Wie muss ich mir die inneren Abrechnungen dort vorstellen?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    einen ähnlichen Brief habe ich vorher auch noch nie gesehen, und ich bezweifele auch, dass ich wieder einen sehen werde. Ich denke es war entweder ein junger Lehrling oder ein alter Trunkenbold , der das zu verantworten hatte.


    bayern klassisch: ich glaube die "10" ist eine private Nummerierung oder ähnliches, postalisch fällt mir nichts ein, was da Sinn machen würde.


    liball: danke für das Zeigen des schönen Briefes, der auch in meiner Sammlung eine Zierde wäre.


    Gruss


    senziger

  • Hallo liball,



    .... Obwohl die taxissche Post die Beförderung nach Bayern bewerkstelligte, verblieb gemäß den Vorschriften des Postvereinsvertrages das Franko bei der preußischen Post.


    Grüsse von liball


    Ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass solche Briefe intern verrechnet wurden. Welche Vorschriften des Postvereins regelten die Behandlung derartiger Briefe?


    Gruss


    senziger

  • Hallo liball und senziger,


    herzlichen Dank für das Zeigen dieser
    außergewöhnlichen Briefe. Habe so etwas
    bis jetzt überhaupt noch nicht gesehen.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo,


    über die interne Verrechnung hat bayern klassisch einen ausführlichen Aufsatz im Rundbrief 47 der ARGE Bayern klassisch geschrieben.


    Ich kenne leider keinen einzigen Brief mit dem Stempel "An Taxis vergütet". Hierzu kann ich leider nichts sagen. Vielleicht kann jemand einen Brief mit diesem Stempel hier zeigen.


    Grüsse von liball

  • Hallo zusammen,


    einen Brief mit den Stempel "An Taxis vergütet" kann ich nicht zeigen und in der mir vorliegenden Literatur ist ein solcher Stempel von Hamburg auch nicht aufgeführt. Die Regelungen zur internen Verrechnung würden mich aber schon interessieren, den Rundbrief habe ich leider nicht.


    Gruss


    senziger

  • Hallo zusammen,


    ich werde mal nach dem Artikel schauen - leider habe ich auch keinen Brief mit dem Vergütet - Stempel; nach Bayern wird es auch keinen geben.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,


    hier wieder einmal ein Postwechselbrief vom 12.2.1859 aus Altona in Holstein. Zur Post gegeben im hannoverschen Postamt in Hamburg. Von dort an das zuständige taxissche Postamt weitergeleitet, welches die Spedition nach Bayern bewerkstelligte.


    Grüsse von liball

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liball


    Wow, das ist eine kleine Bombe :P :P :P :P :P
    Von Altona (noch dänisch) über hannoversche. Habe ich vorher nie gesehen.
    Danke fürs Zeigen. :)


    Eine kleine Frage - lief der Brief über Nürnberg oder Schwabach?


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    ich habe ein paar Dutzend Briefe an diesen Empfänger besessen bzw. habe noch ein paar. ;)


    Es gibt welche mit Schwabacher und welche mit Nürnberger - Stempeln. Offenbar hat die Zuständigkeit für die postalische Versorgung gewechselt, wie wir ja auch in den hervorragenden Thread der Ruralstempel haben mehrfach sehen können. Interessant auf alle Fälle.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Offenbar hat die Zuständigkeit für die postalische Versorgung gewechselt

    Hallo bayern klassisch


    Diese Wechsel war mir schon bekannt. Wir haben es ja schon mal erwähnt nicht lange her im anderen Thread. Ich habe gefragt, weil ich gern, wenn möglich, eine zeitliche Abgrenzung machen würde. Kann man nicht mit zwei Briefe schaffen ;)



    Hallo liball


    Und ein Danke an liball für die Antwort. Ohne ein rückseitigen Stempel kann man nihts herausfinden. Danke für die Mühe :)



    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo zusammen,


    interessante Briefe werden hier gezeigt, der Brief von liball in Post 3 gefällt mir besonders gut.


    Allen bisher gezeigten Briefen ist gemeinsam, dass sie irrtümlich beim falschen Postamt landeten.


    Dies änderte sich, als das Stadtpostamt nach langen Beratungen am 1.1.1865 die Annahmebüros (Briefsammlungen) der Fußpost in der Stadt und den Vororten schloss und statt dessen 64 Straßenbriefkästen einrichtete. In diese Briefkästen konnten die Briefe aller in Hamburg tätigen Postanstalten gelegt werden sofern es sich nicht um ausdrücklich am Schalter aufzuliefernde Sendungen (z.B. Reco-Briefe) handelte.


    Es galten u.a. folgende Bestimmungen (Auszug aus einer amtlichen Bekanntmachung vom 28.12.1864): "....Die Frankatur aller durch die Briefkästen zu befördernden Briefe, welche direkt durch das Stadt-Post-Amt weiter zu versenden sind, ist lediglich durch Hamburger Briefmarken zu beschaffen. Dagegen steht es in der Wahl der Absender, solche Briefe, welche von dem Stadt-Post-Amte den fremden Postämtern zur Weiterbeförderung zu überweisen sind, durch Briefmarken der betreffenden Postämter oder durch Hamburger Marken zu frankieren. ..... Bei direkter, nicht durch die Briefkästen geschehender Aufgabe auf den fremden Postämtern ist die Frankatur durch Hamburger Marken, wie bisher so auch ferner nicht zulässig. ..."


    Hier zwei Briefe vom preussischen Postamt, die nach dieser neuen Regelung behandelt wurden.


    - vom 18.10.1867, frankiert mit HH Nr. 16a


    - vom1.4.1867 der Hamburger GSU U 10


    Gruss


    senziger

  • Hallo liball,


    da ist ja einer schöner, als der andere. :P:P:P


    Die Farbfrankartur nach Bayern ist schon ein ganz feines Stück, da man lange suchen muss.


    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,


    ich kann mich meinem Vorredner nur anschliessen. Besonders die Farbfrankatur macht mich fast neidisch ;)


    Briefe vom preussischen Postamt nach Bayern waren nur vom 1.7. bis 31.12.1867 möglich, vorher war Taxis zuständig.


    Der Vollständigkeit halber noch die Siegelseite von dem Brief nach Haida mit dem Briefkasten-Stempel.


    Gruss


    senziger

  • Hallo,


    dieser Brief vom 12.4.1865 nach Asch direkt an der bayerisch-österreichischen Grenze passt auch noch gut zu den Briefen nach Bayern. Nach der Briefkastenleerung wurde der Brief dem für Österreich zuständigen preußischen Postamt übergeben. Dort wurde der FRANKO-Stempel abgeschlagen und die Reduktion in Silbergroschen angeschrieben (4 Schillinge = 3 Sgr.).


    Grüsse von liball