Dienstbriefe mit Expreßbestellung

  • Liebe Freunde,

    vor der ersten Express - VO war dieses Thema keines, bei dem man seitens der Führung in München oder der OPÄ glaubte eingreifen zu müssen, denn was auf einer unteren Ebene (Poststall, Postamt, Postexpedition) statt fand, interessierte Mittel- oder gar Oberbehörden nicht die Bohne.

    Daher waren alle Briefe mit entsprechenden Vermerken (Cito, Citissime, Sofort zu bestellen, per Expresse, dringend, Terminsache usw.) bei der Aufgabe ganz gewöhnlich zu behandeln, denn die expresse Bestellung interessierte ja nur die Abgabepost.

    Anders war es bei dienstlichen Schreiben, die ja die quantitative Mehrheit damaliger Postsendungen darstellte und deren Charakter eine hin und wieder eine besondere Dringendheit denkbar erscheinen lässt.

    Vor der VO vom 19.5.1848 kenne ich nur die vom 16.4.1847, die sich auf den Wildwuchs der privaten Expressbriefe bezog. 1848 war geregelt worden, dass Dienstexpressbriefe, die durch die Absenderbehörde (also nicht durch die Post!) mit dem Vermerk "dringend, sehr dringend oder citissime oder einer anderen, die besondere Wichtigkeit der Sendung bezeichnenden Bemerkung zu versehen waren", von der Aufgabepost "ohne besonderes Verlangen" zu recommandiren waren" und bei der Abgabepost "unverzüglich, auch ausser den gewöhnlichen Bestellzeiten bei Tag und Nacht an die Adresse zu bestellen waren".

    Was die Praxis angeht, zeigt sich, dass es mehrere Dienstbriefe gibt, die zwar die entsprechenden Vermerke aufweisen, aber NICHT recommandirt wurden.

    Nun gibt es zwei Möglichkeiten: 1. hat man seitens der Aufgabepost einen Fehler begangen und dies zu tun unterlassen, oder 2. hat man ihn, trotz Auszeichnung, nicht als Expressbrief angesehen, nicht recommandirt und auch bei der Abgabepost wie einen gewöhnlichen Brief normal ausgetragen.

    Gegen letztere Variante spricht, dass praktisch alle von mir eingesehenen Dienstbriefe mit entsprechenden Vermerken einen Inhalt hatten, der ihre Dringlichkeit klar offenbarte, teils waren diese so wichtig, dass man in ihnen lesen konnte, dass sie per Expressen am Tage der Aufgabe bzw. am Tage des Abgangs auch noch zugestellt würden!

    Des weiteren kann ich mir nicht vorstellen, dass die zahlreichen Beamten Bayerns, die ja bei allen möglichen Dienststellen tätig waren, zuhauf sinn- bzw. wirkungslose Expressvermerke kritzelten, die dann doch keine interessierten und ihren dienstlichen Interessen entgegenlaufen mussten, wenn die Briefe liegen blieben.

    Aber darüber kann man auch gerne diskutieren.

    Heute zeige ich einen Dienstbrief aus Neustadt an der Haardt von 1844 nach Deidesheim, der den Vermerk "R.S. dringend", also Regierungs - Sache dringend = Express trägt. Leider ist kein Inhalt mehr vorhanden, aber das Landcommissariat Neustadt war dem Bürgermeisteramt in Deidesheim natürlich weisungsbefugt, umgekehrt war das nicht so (der geneigte Postgeschichtler kann auch mal schauen, wer wem Expressbriefe zukommen ließ und wird feststellen, dass dies praktisch immer von oben nach unten oder auf gleicher hierarchischer Ebene geschah, aber so gut wie nie von unten nach oben, obwohl es dafür auch Möglichkeiten gab).

  • Hallo Bayernfreunde,

    der folgende Brief lief am 14.12.1848 als portofreier Dienstbrief (RS) von Marktbreit nach Heidingsfeld.

    Der Absender, die kgl. Gerichts u. Polizeibehörde Marktbreit, vermerkte unten links auf dem Brief " Dringend ".
    Wie ich hier im Forum gelernt habe, kann man in Verbindung mit der Einschreibung des Briefes wohl mit Sicherheit von einem Dienst-Expressbrief ausgehen.
    Im Text des Briefes findet man auch zwei zu einem Expressbrief passende Formulierungen: "... erbittet sich gefällig schleunigste Mittheilung... " und " ... schleunige gefällige Auskunftsertheilung... ".

    Eine Chargé-Nummer hätte auch auf den Brief gehört. Sie wurde jedoch wohl vergessen.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Hallo Freunde,

    den Brief, den ich heute zeige, kann man wohl als Dienst-Expressbrief bezeichnen.

    Er lief am 10.12.1872 von Landau i/dPF nach Offenbach an der Queich.
    Absender war das Königl. Bayer. Bezirksamt Landau (s. Dienstsiegel auf der Vorderseite) und Empfänger das Bürgermeisteramt Offenbach. Der Absender vermerkte auf der Vorderseite mit dickem Blaustift " Cito ! "
    Aus dem Inhalt: "Militärstatistische Erhebungen betr." und "Es ist umgehend anzuzeigen..."

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Hallo johelbig,

    ich habe mich mit meiner Meinung und Beschreibung des Briefes an dem orientiert, was ich hier im Forum über sog. Dienst-Expressbriefe erfahren habe.

    Ich lasse mich aber gerne belehren.
    Was fehlt denn deiner Meinung nach an dem Brief, um ihn als Dienst-Expressbrief bezeichnen zu können?

    viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Liebe Freunde,

    ein Brief der Direktion des Königlichen Akademie der bildenden Künste aus München vom 19.08.1834 an die Kgl. Kreisbau - Inspektion in Münnerstadt war ob ihres Inhalts sehr wichtig und wurde mit "frey" bezeichnet, auch wenn kein Franko erlegt worden war, dann als "sehr dringend" apostrophiert und letztlich als K.D.S. = Königliche Dienst Sache portofrei gestellt, was auch gelang.

    Der "frey" - Vermerk deutete ja auch einen frankierten Brief hin, K.D.S. aber auf eine portofreie Dienstsendung - in dieser Kombi hatte ich das auch noch nicht gesehen.

  • Hallo Bayern Sammler

    Schaue ein Brief, welche ich früer haben geschaut in einem andere Forumseite.

    R.S. Brief sendet am 11.11.1856 von Kemnath nach Bareuth und weiter mit Expressbote nach Altenhimmel.

    Ich glaube das der liebe Bayern Klassisch erinnnern dieser Brief.

    Viele liebe Grüße

    Jørgen

  • Lieber Jörgen,

    sehr schönes Stück, aber du überschätzt mein Gedächtnis bei weitem ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Jörgen,

    in den 13 Jahren sind viele Briefe an mir vorbei gerauscht - ich habe ja eine Mini - Sammlung "Express", da sind auch ein paar ähnliche Briefe drin, wie dieser hier. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.