Kursstempel Berlin - Cöslin

  • Liebe Freunde,

    hier ein Brief von 1860 aus Cöslin (Hinterpommern) nach Cöln an die bekannte Adresse Farina.
    Bei der Aufgabe direkt am Zug wurde anscheinend die unterste Zeile des Kursstempels BERLIN-CÖSLIN als Stationsstempel verwendet. Die rudimentär vorhandenen Fragmente oberhalb von CÖSLIN könnten von der mittleren Datums-/Zugnr.-Zeile stammen.
    Rückseitig ist der vollständige Kursstempel CÖSLIN-BERLIN abgeschlagen, allerdings wohl mit noch nicht umgestellter Zugnr. I R(etour). Richtig wäre bei dieser Zeilenanordnung und in Fahrtrichtung Berlin die Angabe T(our).

    Die letzte Teilstrecke (Stargard-Cöslin) der Verbindung Berlin-Stettin-Stargard-Cöslin war erst im Juni 1859 fertiggestellt worden, in der Literatur wird als Frühdatum für den Kursstempel CÖSLIN-BERLIN 1860 genannt.
    Für die Gegenrichtung BERLIN-CÖSLIN findet man als Frühdatum 1867. Dieser Stempel ist sicherlich deutlich seltener zu finden als die Gegenrichtung, da bei der Bahnpost aufgegebene Briefe mit Laufrichtung Stargard / Cöslin wohl damals schon keine Massenware war. Aber 1867 als frühestes Datum finde ich doch erstaunlich. Hat hier vielleicht jemand einen derartigen Beleg?

    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    ich halte 1867 auch für sehr unwahrscheinlich. Da die Post damals auf schnelle Beförderung wert legte, wurde bei neuen Bahnstrecken meist kurz danach der Transport von Post aufgenommen. Hast du dazu mal in den Akten nachgesehen?

    viele Grüße
    Dieter

  • Lieber Dieter,

    der Postverkehr wurde direkt mit oder kurz nach Eröffnung der letzten Teilstrecke aufgenommen, also ab Juni 1859 oder etwas später.
    Das zeigt ja auch mein Brief von Mitte 1860: Der Kursstempel CÖSLIN-BERLIN ist in der Literatur ab 1860 bekannt.
    Mit der Angabe "erst ab 1867 bekannt" ist der gegenläufige Kursstempel BERLIN-CÖSLIN gemeint, also mit der Laufrichtung von Berlin oder östlich davon gelegenen Orten weiter nach Osten Richtung Stettin, Stargard und Hinterpommern.
    Wenn es in Laufrichtung CÖSLIN-BERLIN Bahnpostler im Zug gab, dann wohl auch bei den Zügen in der Gegenrichtung. Ein wesentlicher Grund für die bisher nicht gefundenen Stempel aus den Jahren 1860-66 könnte in den nicht auf den philatelistischen Markt gekommenen pommerschen Firmenarchiven, wie z.B. das von Farina, mit ihren abertausenden von Briefen.

    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte