Die oldenburgische Postgeschichte von Bremerhaven
Genau wie in Bremen gab es nie eine eigene oldenburgische Postanstalt in "BREMERHAVEN". Auch hier besorgte das Stadtpostamt die Versendung von Briefen in das Grossherzogtum Oldenburg. Hierfür wurde eine Entschädigung an die bremische Postverwaltung gezahlt. Auch nach Bremerhaven wurden oldenburgische Marken geliefert. Von der ersten oldenburgischen Markenausgabe erhielt das Stadtpostamt Bremerhaven ausschließlich Marken der Oldenburg Nr. 2, 1/30 Thaler , die dann zur Frankierung der Briefe in das Grossherzogtum Oldenburg verwendet wurden (vgl. Ohrt, S. 345 ff.).
Auch aus Bremerhaven wurden keine Fernbriefe oder ähnliches mit Oldenburg-Frankaturen für Oldenburg versandt. Hierfür mußten bremische oder andere Marken verwendet werden. Es gab in Bremerhaven nicht nur das (bremische) Stadtpostamt sondern auch eine hannoversche und eine preussische Post. "Oldenburgische" Briefe aus Bremerhaven sind allerdings ungleich seltener als Oldenburg-Frankaturen aus Bremen. Paul Ohrt hat die bremischen Stempel mit oldenburgischen Frankaturen auf 99 % und die diesbezüglichen Bremerhaven-Frankaturen anteilig nur auf 0,75 % geschätzt (Ohrt, S. 348).
Zur grossen Seltenheit der frankierten Briefe aus Bremerhaven ist folgendes anzuführen: Ohrt, S. 347 schätzte (nach eigener Beobachtung) die durchschnittliche jährliche Zahl der frankierten Briefe aus dem Bremischen für die Jahre 1852 bis 1858 auf 4.300 Briefe, davon entfielen 0,75 % = 32 Briefe (pro Jahr) auf Bremerhaven!
Die Darstellung der oldenburgischen Postgeschichte in Bremerhaven beginne ich mit einem Vorphilabrief vom 21.09.1847. Dieser Brief hat einen roten handschriftlichen Ortsaufgabevermerk "de Bremerhaven" und vorderseitig den schwarzen einzeiligen Rahmenstempel mit unterstelltem Datum "BRAKE 23 9" (1847) als Durchgangsstempel und war nach Oldenburg adressiert. (21. Kruschel-Auktion 1984, Los-Nr. 292) Der Brief hat zwar keinen entsprechenden Vermerk, aber da dieser Brief über Brake gelaufen ist, kann man hier davon ausgehen, dass es sich hier sehr wahrscheinlich um einen Schiffsbrief handelt, der mit einem Dampfschiff der Weser- und Hunte-Dampfschiffahrtsgesellschaft über die Weser transportiert wurde. Bremerhaven und auch Brake hatten Anlegestellen dieser im Jahr 1844 gegründeten Dampfschiffahrtsgesellschaft.
Dieser Brief mit dem "grossen Schlüsselstempel" von BREMERHAVEN und einer Oldenburg Nr. 2 IV in der Markenfarbe eines "helleren blau" der Papierlieferung A (1852) gehört zu den frühesten Oldenburger Briefen aus Bremerhaven (aus der Rothschild-Sammlung). Unten rechts ist zusätzlich der Taxvermerk "2 2/5" (Thaler) vermerkt. Dieser Brief ist eine Stempelseltenheit. (auf welcher Auktion dieser angeboten wurde, habe ich leider nicht vermerkt)
Brief der 2. Gewichtsklasse mit einer Oldenburg Nr. 3 II, 1/30 Thaler in blassrosa (Papierlieferung B), entwertet mit dem schwarzen "FRANCO" von Bremerhaven und dem grossen Schlüsselstempel "BREMERHAVEN" vom 30/5 (1853) nach Brake. (377. Heinrich Köhler-Auktion vom 25. September 2021, Los-Nr. 107)
Die Marke Oldenburg Nr. 3 II, 1/15 Thaler wurde (wahrscheinlich) nicht am Schalter des Stadtpostamtes Bremerhaven verkauft (hier gab es zu dieser Zeit ausschließlich die Marke Oldenburg Nr. 2) und ist möglicherweise von einem Postkunden aus Oldenburg nach Bremerhaven mitgebracht ("eingeschleppt") und hier verwendet worden. Dies ist m.E. ein Frankatur-Unikat! Aber hier ist folgendes zu ergänzen:
Ohrt erwähnt auf S. 346 f. , dass das Stadtpostamt Bremerhaven 82 Marken der Oldenburg Nr. 3, 2 Sgr. nach Oldenburg zurückgesandt und in 164 Frankomarken zu 1 Sgr. getauscht hat. Diese Lieferung der 2 Sgr.-Marken nach Bremerhaven erfolgte offenbar versehentlich. Da die Marken in 100er-Bögen gedruckt wurden, ist davon auszugehen, dass (mindestens) 18 Marken in Bremerhaven verbraucht wurden. Ob dies etwas mit dem obigen Brief zu tun hat, ist fraglich, denn im Jahr 1858, in dem dieser Tausch stattfand, wurde die Marke Oldenburg Nr. 3 I verwendet. Die obige Marke Oldenburg Nr. 3 II wurde nur in den Jahren 1852 und 1853 gedruckt. Es ist in diesem Zusammenhang allerdings anzuführen, dass aufgrund des nur äußerst geringen Markenverbrauchs in Bremerhaven (s.o.) es aber gleichwohl natürlich denkbar und nicht ausgeschlossen ist, dass diese Marke Oldenburg Nr. 3, 2 Sgr. bereits 1853 geliefert wurde und erst nach 5 Jahren umgetauscht wurde. Und dass in diesen 5 Jahren 18 Marken der Oldenburg Nr. 3 II, 1/15 Thaler für doppeltschwere oder Einschreibbriefe in Bremerhaven am Schalter verkauft wurden.
Bfst. Oldenburg Nr. 2 II, 1/30 Thaler in dunkelblau (Papierlieferung B) mit dem hannoverschen L2 "BREMERHAFEN 15 ..." (Rauhut & Kruschel, 191. Auktion vom 25.05.2019; Los-Nr. 61)
Diese Abstempelung beruht auf einem Versehen. Der Postkunde warf einen in das Grossherzogtum Oldenburg frankierten Brief nicht in den Briefkasten des Stadtpostamtes Bremerhaven ein, sondern in den Postkasten der hannoverschen Post in Bremerhaven, so dass die Marke anschließend mit dem hannoverschen Zweizeiler von BREMERHAFEN entwertet wurde. Die hannoversche Post wird den falsch gestempelten Brief an das Stadtpostamt Bremerhaven weitergeleitet haben. Dies ist überdies bisher die einzige Marke einer Oldenburg Nr. 2 II in der dunkelblauen Farbe der Papierlieferung B, die ich bislang mit Abstempelung von Bremerhaven gesehen habe. Das ist deswegen interessant, weil mehrere Abstempelungen der Nr. 2 II bekannt geworden sind, die noch 1855 in Bremerhaven verwendet wurden und die wohl alle das hellere Blau der Papierlieferung A haben. Möglicherweise wurde diese Marke gar nicht in Bremerhaven am Schalter gekauft, sondern aus Oldenburg "eingeschleppt"...
Im Vergleich dazu: Der hannoversche L2 "BREMERHAFEN" (12. Boker-Auktion v. 8.2.1997, Heinrich Köhler, Los-Nr. 234)
wird fortgesetzt...