Liebe Freunde des Altpapiers,
wer, wie ich, ein großer Liebhaber alter Photographien ist (Daguerrotypien), für den öffnet sich ein kleines, aber sehr feines Sammelgebietfenster. Sendungen mit Photographien waren im 19. Jahrhundert sehr selten, weil auch Photographien eher selten waren und sich erst im letzten Drittel desselben durch moderatere Preise ihren Bann brachen, wobei unterstellt werden darf, dass die zunehmende Verbreitung persönlicher Abbildungen unter Freunden und Familien ein gerüttelt Maß an der Popularisierung dieses neuen Mediums via Posttransfer beigetragen hat.
Beginnen will ich mit einer Ganzsache aus Frankfurt am Main vom 3.11.1867 an "Fräulein Everilda von Klenze in der Villa Buchensee bei Tutzing (via München)". Am Folgetag kam das Kuvert in München an und schon einen Tag später wurde es in Tutzing der Empfängerin ausgehändigt. Oben lesen wir: "Einliegend eine Photographie".
Das 9 Kreuzerkuvert von Preussen war für die Briefpost korrekt verwendet worden, denn über 20 Meilen im Postverein bei einem Gewicht von unter 16,66g (1 Loth) belegen, dass sowohl die Absenderin, als auch die preussische und bayerische Post diese Versendungsform akzeptierten. Die Alternative wäre gewesen, den Wert einer Photographie zu eruieren und bei einem solchen die Sendung als Brief mit Wert der Fahrpost zu übergeben.
Bei der Internetrecherche bin ich auf große Preisunterschiede gestoßen, die die Zeit von ca. 1850-1880 abdecken, jedoch scheint eine Photographie immer zwischen 1/2 Gulden und 3 Gulden gekostet zu haben, oder in Reichswährung ca. 1 Mark bis 6 Mark. Sehr frühe dürften den Faktor 10 oder höher gehabt haben, jedoch liegen mir aus den 1840er und 50er Jahren keine Belege vor.
In jedem Fall deutet das concludente Verhalten von Absender, Aufgabe-, Transit- und Abgabepost darauf hin, dass man sich, trotz des zu unterstellenden Wertes der Einlage, mit der Versandweise "Briefpost" beschied und eben nicht der Fahrpost für Wertgegenstände übermittelte.
Gerne sehe ich weitere Belege des 19. Jahrhunderts und lese Kommentare und Ansichten zu diesem zugegebenermaßen sehr speziellen Sammelthema.