Postsachen

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    bei dem folgenden Brief fiel mir zunächst die Adresse auf:

    An das königliche Postamt zu Neisse in Schlesien.
    Abgesandt wurde der Brief am 9.8.64 im brandenburgischen Zielenzig, rückseitig findet sich der Ausgabestempel vom Folgetag.
    Der Schreiber wollte seinen Brief zügig beachtet wissen Citissime! und hatte ihn mit 3 Sgr. bar frankiert.
    Der Inhalt besteht nur aus der folgenden Seite:

    Leider kann ich nicht alles entziffern:
    Der in Rede stehende Auslieferungschein
    ist von dem ??? u. Briefträger aus
    Versehen zu den Landbriefen gelangt
    worden. Da ich die Landbriefe
    des Morgens nicht mehr ???
    ??? habe, so ist derselbe
    erst von dem Post Expedit???
    Herrn ??? bemerkt und zum
    ??? gegeben worden.


    Neisse d. 12/8 64
    ???


    Kann jemand hier behilflich sein?


    Was ich nicht verstehe: Warum lief der Brief nicht portofrei ??


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,


    dann versuche ich mich mal daran:


    Der in Rede stehende Auslieferungschein
    ist von dem Portir u. Briefträger aus
    Versehen zu den Landbriefen gelegt
    worden. Da ich die Landbbriefe
    des Morgens nicht mehr speciell
    nachgesehen habe, so ist derselbe
    erst von dem Post Expeditenten
    Herrn Ulbrich bemerkt und zum
    Ausgabe gegeben worden.


    Neisse d. 12/8 64
    Kahlert Expedienten Anwärter


    Sehr schönes Stück, Glückwunsch dazu. Über die fachlichen Dinge müssen sich andere den Kopf zerbrechen. ^^


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Ah, der Lehrling war's ! :D


    Danke, lieber bayern klassisch, für die Transskription. Anwärter muß man erst mal entziffern können.
    So macht der Text jedenfalls einen Sinn.


    Dennoch bin ich der Meinung, dass solche Schreiben eigentlich portofrei liefen.
    Es sei denn Post-Expeditient Ulbrich hat seinen Anwärter auf diese Weise direkt 3 Sgr. Strafe zahlen lassen.


    Eine Frage noch: Portir bedeutete was? (Zusammenhang mit porter=tragen ?)


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael


    also ich sehe den Brief als nicht portofrei an, denn der Portofreiheitsvermerk fehlt hier einfach.
    Aus dem Inhalt könnte dies zwar angenommen werden, nur warum es nicht so war, wird uns verschlossen bleiben. Somit schliesse ich mich dem Gedanken der "Bestrafung" an und ob es dann bei nur einem Brief blieb.....


    Mit frewundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Michael,


    früher hat man oft das "e" eingespart ("markirt" statt heute "markiert" um nur ein Beispiel zu nennen). Es war also ein Portier, jemand, der etwas austrug von lat. portare.


    Bei der Beschreibung einer Posttätigkeit habe ich diesen Begriff aber auch noch nicht gelesen.


    Wie ich es sehe, hatte ein Privater etwas abgeschickt, was Probleme bereitete. Als weitere Möglichkeiten standen ihm offen:


    Frankierter Brief an das Postamt mit der Bitte um Klärung des Sachverhalts - Kosten 3 Sgr.,
    oder alternativ einen Laufzettel in Auftrag zu geben, dessen Kostenstruktur in Preußen mir nicht bekannt ist, es dürfte aber einiges mehr gekostet haben.


    Die Rücksendung dieses "Antwortschreibens" von der Poststelle an den Absender dürfte portofrei erfolgt sein, vermutlich in einem dienstgesiegelten Umschlag.


    Von daher wußte er am Ende, woran er war und die für ihn angefallenen Kosten waren übersichtlich.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ulf,

    also ich sehe den Brief als nicht portofrei an, denn der Portofreiheitsvermerk fehlt hier einfach.
    Aus dem Inhalt könnte dies zwar angenommen werden, nur warum es nicht so war, wird uns verschlossen bleiben. Somit schliesse ich mich dem Gedanken der "Bestrafung" an und ob es dann bei nur einem Brief blieb.....

    das meinte ich eben: Vom Inhalt her hätte der Brief eigentlich als Postsache portobefreit laufen sollen.
    Da jeder diesbezügliche Vermerk fehlt und auch rückseitig kein Postsiegel, sondern ein kleines Privatsiegel verwendet wurde, war die Taxierung mit 3 Sgr. sicherlich beabsichtigt.



    Lieber bayern klassisch,

    Bei der Beschreibung einer Posttätigkeit habe ich diesen Begriff aber auch noch nicht gelesen.

    in diese Richtung zielte meine Frage.

    Wie ich es sehe, hatte ein Privater etwas abgeschickt, was Probleme bereitete. ...

    Ich interpretiere den Vorgang folgendermassen: Mit Auslieferungsschein war eine Recepisse für eine Sendung von Neisse in den Zustellbereich des Postamts Zielenzig gemeint. Das Postamt in Neisse - ob aus eigenem Antrieb oder auf Nachfrage des ursprünglichen Absenders bleibt unklar - erkundigte sich in Zielenzig nach dem Grund für die verspätete Rücksendung.


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,


    dann sehen wir drei das alle gleich. :)


    In jedem Fall und schöner und ungewöhnlicher Brief.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    hier eine weitere Postsache. Bei einer Revision wurde in Marienwerder festgestellt, dass von der Postexpedition in Culmsee 3x falsche Beträge für Postanweisungen vereinnahmt worden waren. Neben den nun fälligen Buchungskorrekturen wurde vom Oberpostdirector in Marienwerder eine Ordnungsstrafe von 5 Sgr. gegen den betroffenen Beamten verhängt, die mit dem hier gezeigten Schreiben eingezogen wurden.
    Der Name des betroffenen Beamten war zurückzumelden, da derartige Ordnungsstrafen in einer Strafliste geführt wurden.
    Oberpostdirectoren waren berechtigt, Geldstrafen bis zu 10 Thalern und Arreststrafen bis zu 8 Tagen zu verhängen.



    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,


    ein Traum - und ein schönes Stück für die neue Contraventions - Sammlung. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Rosine. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • lieber Michael,
    dieses tolle Stück wäre mir durch die Lappen gegangen, weil ich von außen nicht auf diesen interessanten Inhalt geschlossen hätte.
    beste Grüße
    Erwin W.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • liebe Sammlerfreunde,

    nachstehend zeige ich eine Postsache als Brief mit vorgedruckten Adressteilen. Hier waren nur noch der Bestimmungsort und der Vermerk frco 20 Sgr. einzutragen. Der Umschlag ist aus nicht mehr verwendeten Vordrucken gefertigt, das habe ich so auch noch nicht gesehen.

    Der Brief lief als Auslagenbrief, bei dem von der Königlichen Post Expedition in Waxweiler 20 Sgr. eingezogen worden. Leider ist der Briefinhalt nicht mehr vorhanden.



    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan