Kolumbien Private Postdienste 1870-1967

  • Ein Kolumbianer hatte mir den Brief her zu US-$ 2800 angeboten. An sich ein seltener Brief mit seltener Marke wenn den die Stempel auf den Brief übergehen würde.

    Der Verkäufer versucht mich zwar davon zu überzeugen dass der kleine blaue "Fleck" links über der Marke ein Teil des Stempels ist, der Stempel also auf den Brief übergeht, überzeugt bin ich aber nicht. Was meint ihr?

  • Rein faktisch betrachtet sieht man unten rechts neben dem Bogen des Kastenstempels auch einen minimalen Übergang auf das Briefpapier, allerdings auf den ersten Blick und im Vergleich zum Originalabschlag in einem etwas helleren Blauton.

    Nun mag dieser hellere Blauton an wenigen Stellen des Originalabschlages augenscheinlich auch vorkommen...aber verlassen würde ich mich auf ein derart dünnes Eis auf keinen Fall. Bei einer Forderung in besagter Größenordnung wäre für mich eine vorherige Prüfung vollkommen kompromisslose Pflicht.

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Danke für die Einschätzung. Der Verkäufer möchte nun bei Brian Moorhouse anfragen. Brian Moorhouse prüft zwar, mit Kolumbien hat er aber nicht viel am Hut..., und was man hört ach sonst nicht unbedingt der beste Prüfer.

  • ...mein aufrichtiges Beileid ! Allerdings sollte der A.I.E.P. dann auch seine official website daraufhin anpassen. Unter den von Dir geschilderten Randbedingungen kann man im Moment m.E. auf keinen Fall ein Kauf empfohlen / riskiert werden.

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Allerdings sollte der A.I.E.P. dann auch seine official website daraufhin anpassen.

    Ich habe den AIEP schon im Februar 2014 vom Ableben Dieters informiert..., dass der auf deren Internet Seite aufgeführt war/ist haben die scheinbar übersehen. Mal eine Erinnerung senden.

  • Rein faktisch betrachtet sieht man unten rechts neben dem Bogen des Kastenstempels auch einen minimalen Übergang auf das Briefpapier, allerdings auf den ersten Blick und im Vergleich zum Originalabschlag in einem etwas helleren Blauton.

    Nun mag dieser hellere Blauton an wenigen Stellen des Originalabschlages augenscheinlich auch vorkommen...aber verlassen würde ich mich auf ein derart dünnes Eis auf keinen Fall. Bei einer Forderung in besagter Größenordnung wäre für mich eine vorherige Prüfung vollkommen kompromisslose Pflicht.

    Das Attest liegt nun vor..., der Brief ist OK. Der Prüfer hat den Brief auch von innen fotografiert und da sieht man sehr schön den Eindruck des Ortsnamens von Palmira..., ein Zeichen dass die Marke schon vor der Abstempelung auf dem Brief war, nur der Stempel wenig Farbe hatte...

    Nun muss ich nur noch den Preis verhandeln bzw. mich entscheiden ob ich ihn kaufe...

  • ...hammer-hart !!! 8o

    Da haben wir anfangs nur ein Zipfelchen zum greifen gehabt und letztendlich doch richtig gelegen. Dass da jetzt sogar noch ein Durchschlag den endgültigen Beweis antreten läßt, ist das Sahnehäubchen oben drauf. Viel Erfolg bei den anstehenden Verhandlungen, sehr schön fände ich auch hier noch die story zu der Obergranate. Was mich schon mal prompt interessieren würde sind an der Marke die angeschnittenen Ränder rechts und unten.

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Da du nach den angeschnittenen Ränder gefragt hat. In Kolumbien, insbesondere bei den Privatpostmarken, war es damals üblich die Marken nur zwischen den Marken, nicht aber am äußeren Rand zu perforieren so dass Randstücke immer einen ungezähnten Rand und Eckrandstücke zwei davon haben. Bogengröße ist nicht bekannt, die größte bekannte Einheit ist ein waagrechtes Paar..., wobei die linke Marke den linken Rand und die Rechte Marke den rechten Rand ungezähnt hat, man kann also davon ausgehen dass die Bogenbreite nur 2 Bogen war.

    Zur Ferrocarrill de Caldas werde ich die nächsten Tage mal was zusammenschreiben, in englisch habe ich das aber hier...
    http://fuchs-online.com/colombia/companies/31.htm

  • Ich habe den AIEP schon im Februar 2014 vom Ableben Dieters informiert..., dass der auf deren Internet Seite aufgeführt war/ist haben die scheinbar übersehen. Mal eine Erinnerung senden.

    Der AIEP hat sich auf meinen nochmaligen Hinweis gemeldet und der Eintrag zu Dieter Bordtfeld ist nun weg...

  • Die englische Version hab`ich dann schon mal getscheckt... :thumbup: ...und sogar ich hab` schon mal was von Privatpostmarken gehört aber Privat-BAHN-postmarken, ne, das hat bei mir gerade Premiere. Und dann auch noch so schön schlicht. Entsprachen die 5 Centavos des geprüften Belegs eigentlich auch dem damaligen Inlands-Normalbrieftarif ?

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Aus dem fast unerschöpflichen Bereich der Privaten Postanstalten von Kolumbien möchte ich heute die "Cable Aereo del Cucuta al Rio Magdalena", zu Deutsch, der "Seilbahn von Cucuta über den Magdalena Fluss" vorstellen. OK, wörtlich übersetzt heißt das Luftkabel von Cúcuta über den Magdalena Fluss, es war aber eine Seilbahn. Postbeförderung mit der Seilbahn gibt es sicher auch heute noch, allerdings immer im Rahmen von Sonderpostbeförderungen ohne echten postalischen Zweck. In Kolumbien war dies aber anders.
    Auf Grund von oder extremen Geographischen Verhältnissen mit hohen Bergen, tiefen Schluchten, ohne entsprechende Straßen und Brücken über die Schluchten griff man oft zu unkonventionellen Methoden, eine dieser war die "Cable Aereo del Cucuta al Rio Magdalena".

    Die Seilbahn wurde am, 7. August 1929 eröffnet und nach einem tödlichen Unfall am 1. Juni 1943 am 18 Juni 1943 geschlossen.

    Briefe welche mit dieser Seilbahn transportiert wurden sind extrem selten und nach vielen Jahren konnte ich heute so einen bei ebay schießen. Der Werbestempel auf der Rückseite ist auch gezeigt.

    Es gibt eine Internetseite in Kolumbien die diese Seilbahn und Geschichte dazu grob beschriebt (ist aber in Spanisch)..., trotzdem: http://www.accesscargo.com.co/cable.php
    Von der Seite habe ich mir die Seilbahnbilder mal geborgt, Versuche mit der Firma in Kontakt zutreten sind bislang erfolglos geblieben.., habe nun einen Bekannten in Bogota mal darauf angesetzt.

  • Mal das Kolumbien Thema wieder aktualiseren.

    Die „Correo del Comercio“ wurde im Jahr 1890 von Mitgliedern der „Chamber of Commerce of Cucuta“, der Handelskammer von Cucuta, gegründet um die Kommunikation zwischen den Santander Provinzen und Venezuela zu verbessern und um schnelleren Zugang nach Maracaibo, dem Hafen von Venezuela zu haben. Der Hafen on Maracaibo war der Ausgangpunkt für Postsendungen nach USA und insbesondere Europa. Die Post wurde von Cucuta über Puerto Villamizar und Encontrados nach Maracaibo transportiert.

    Die Privatpost war für ca. 25 Jahre bis etwa 1915 in Betrieb.

    Dieser Private Postdienst hatte nie eigene Briefmarken verausgabt, lediglich einige Einschreibzettel von diesem Dienst sind bekannt. Als Frankatur wurden Briefmarken der Kolumbianischen Staatsport verwendet, entwertet mit Stempeln der „Correo de Comercio“ welcher in 4 verschiedenen Typen bekannt ist.

    Nun tauchte plötzelch ein neuer Stempel auf den ich in der Bucht ersteigerte und mit der Type "E" führe.

  • Hier eine Neuerwebung für meine Sammlung der Privaten Postdienste von Kolumbien den ich gestern in Bogota, wo ich seit einer guten Woche bin, erwarb.

    Brief von Pereira nach Bogota, datiert auf den 1. Dezember 1929, befördert durch den privaten Postdienst El Expreso (Tobon) und Rapido Magdalena von Pereira nach Bogota.

    Die Gesellschaft "RAPIDO MAGDALENA", im Besitz von Nieto & Jimenez, auch als Antonio Nieto & Cia. dargestellt, verkehrte in den Jahren 1928-1929 mit einer täglichen Verbindung zwischen BOGOTA und der Pazifikküste, normalerweise in Verbindung mit EXPRESO TOBON. Er war mit einer Laufzeit von 2 Tagen zwischen Bogota und Cali. Es wurden keine Briefmarken herausgegeben, nur Handstempel und Werbestempel wurden zur Identifizierung dieses Dienstes verwendet, außerdem wurden ein Werbeaufkleber und ein rundes Etikett gefunden.

    Es sind nur SEHR wenige Belege von dieser Firma bekannt.

    https://fuchs-online.com/colombia/companies/41.htm

  • ...Verständnisfrage: War der 4 Centavos-Wert der Staatspost dann umsonst frankiert worden, der Transport mit der Staatspost deutlich langsamer und deswegen dann vorliegend auf Privatpost umgeschaltet worden ?

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Nein das Porto war schon notwendig..., es ist aber nach wie vor eines der Mysterien das ich zu klären versuche wie das dann mit der Verrechnung der Portokosten (Briefmarken der Staatspost) mit der Kolumbianischen Post vor sich ging.

    Die Rechtslage hinsichtlich der Privaten Postdienste ist klar:

    Die Geschichte der privaten Postdienste beginnt im 19. Jahrhundert, als per Gesetz/Verordnung vom 27 April 1859 vom Kolumbianische Parlament, der damaligen Grenadischen Konföderation, in Artikel 2 des Gesetzes festlegt wurde, dass der Postdienst nicht das Monopol der Zentralregierung sein darf, sondern dass die Kolumbianischen Staaten, Firmen und sogar Privatleute daran teilhaben dürfen, selbst auf den Postrouten der Staatspost.

    Im Zuge dessen wurde im Jahre 1870 der erste private Postdienst die „Correo Semanal El Dorado“ gegründet, gefolgt etwa 1890 mit Postdiensten wie der „Correo del Comercio“ von Cúcuta nach Maracaibo in Venezuela welches zu dieser Zeit Postverbindungen nach Europa und Nordamerika hatte und welche bis ca. 1915 operierte, gefolgt von vielen weiteren Postdiensten.

    Der Boom der privaten Postdiensten war so groß dass die Regierung mittels Gesetz Nr. 192 vom 2. Februar 1926 die Leistungen der privaten Postdienste regulierte und festlegte dass diese für Ihre Beförderungsleistungen maximal den Zuschlag erheben durften der dem nationalen Porto entsprach.

    Durften die privaten Postdienste anfangs noch eigene Briefmarken ausgegeben, wurde dies gemäß Gesetz 1574 vom September 1933 ab dem 16. September 1933 untersagt, stattdessen mussten die erhobenen Zuschläge auf den Briefen selbst vermerkt werden. Es gibt allerdings einige wenige private Postdienste die auch nach diesem Verbot Ihre eigenen Briefmarken verwendeten, die Gründe dazu sind noch nicht bekannt. Die privaten Postdienste wurden nach und nach von der Staatspost ersetzt, einige dieser Postdienste operierten allerdings bis ca. 1967.

    Leider ist seit dem Ableben von Dieter Bortfeldt vor einigen Jahren hier in Kolumbien das echte Studium der Kolumbianischen Postgeschichte eingeschlafen, mir fehlt die Zeit gerade im Archiv von Kolumbien selbst zu forschen..., das ist für später geplant.

  • Ok, sehr interessant und ein dazu sehr präsentierender sehr gut erhaltener Beleg ! Zur Verrechnung: Nun ja, wenn wie Du schreibst, die Privatpost zur üblich zu frankierenden Staatspostgebühr einen Zuschlag erhoben hat, dann gab es ja eigentlich nichts mit der Staatspost zu verrechnen, oder hat diese noch einen Anteil von der Privatpost bekommen ?

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Ich war evtl. etwas unklar mit der Beschreibung.

    Was unklar ist ob es z.B. bei dem Beleg noch eine Art nicht auf dem Brief vermerkte Barfrankierung für den Zuschlag für die Privatpost gab, ob die Privatpost die Briefmarken von der Staatspost verbilligt bekam und es in dem Fall keinen Zuschlag gab, noch vieles im dunkeln.., spannend allemal...