• Offizieller Beitrag

    Lieber maunzerle,

    habe noch mal über deine Fremdentwertung von Offenbach gegrübelt.
    Der Brief könnte auf dem 1x täglich durchgeführten Dilligence-Kurs Kusel-Ulmet-Lauterecken zugeführt worden sein.

    Hatte die Briefablage Ulmet einen Stempel?

    Wurden Briefe auf solchen Kursen auch zwischenzeitlich aufgenommen?

    Vielleicht gibt es hinsichtlich der Abstempelung eine Analogie zur Bahnpost. Bei Preußen kennt man Fremdentwertungen auf grenzüberschreitenden Bahnstrecken, wenn ein frankierter Brief an einem Haltepunkt kurz vor der Grenze aufgenommen und erst nach Grenzübertritt bearbeitet werden konnte. Siehe hier.

    Würde das Thema gerne in diesen Bereich überführen, spricht etwas dagegen?

    Gruß

    Michael

  • Lieber Maunzerle,

    Gratulation zu den schönen Belegen und der kenntnisreichen Darstellung. Die Gegend ist die Heimat meiner Jugend. Daher auch ein kleiner Hinweis: wenn Du daran gehst die Seite neu zu gestalten, denke daran, dass Ulmet rechts und Offenbach links des Flüsschens Glan liegen.

    Nichts für ungut, viele Grüße und bleib gesund

    HOS

  • Lieber HOS,

    vielen Dank für die lobenden Worte und die geographischen Hinweise.

    Mir ist heute im Verlauf des Tages selber schon aufgefallen, dass eine Lage Offenbachs links des Glan und der Postlinie rechts des Glan nach dem nun Gehörten keinen Sinn ergibt. Wenn andererseits Ulmet rechts des Glan liegt, dann müsste doch eigentlich die von mir eingezeichnete Postroute völlig falsch sein, weil diese dann Ulmet gar nicht berührt hätte. Oder der Fluss wäre mehrere Male überschritten worden. Das ganze wächst sich für mich langsam zu einem ziemlichen Rätsel aus. Wo gab oder gibt es denn da Brücken über den Glan?

    Beste Grüße und weiterhin Coronafestigkeit

    maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber maunzerle,

    ich muss mich bei nochmaliger Überprüfung dahingehend korrigieren, als der Glan auch damals schon mitten durch Ulmet floss. Ob die Poststraße auch durch Ulmet führte oder als Umgehungsstraße (wie die heutige B 420) um Ulmet herum, müsste man ggfs. recherchieren.

    Viele Grüße

    HOS

  • Lieber HOS,

    vielen Dank für die prompte Antwort. Dann versuche ich das irgendwie so hinzubiegen, dass der Logik Genüge getan ist. Noch weitergehendes Eintauchen in die dortigen Verhältnisse würde mir dann doch zu weit von meinem eigentlichen Anliegen wegführen, denn schließlich geht es ja im Kern nur um eine Fremdabstempelung. Ich werde das Kind schon irgendwie schaukeln.

    Beste Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo zusammen,

    einen zwar optisch unattraktiven, mir aber in dieser Form kein zweites Mal bekannten Brief möchte ich zeigen:

    Der Bestimmungsort Berlin lag gegenüber Schmölln im dritten vereinsländischen Rayon. Der einfach schwere Brief erforderte also eine Taxe von 3 Ngr.(=Sgr.).

    Die verklebte preußische Narke hatte im sächsischen Postbezirk keine Gültigkeit. Der Brief galt folglich als unfrankiert, was ein Porto von 4 Ngr. erforderte. Der Absender klebte für die Differenz von 1 Ngr. eine sächsische Marke. Die sächsische Post, der der volle Betrag von 4 Ngr. zustand, taxierte 3 Ngr. Porto und entwertete vorschriftsmäßig nur die eigene Marke.

    Der Brief wurde über Altenburg mit dem FPA 1 Leipzig-Hof nach Leipzig spediert (zum Beförderungszeitpunkt wurde kein Coursstempel mehr abgeschlagen). Die preußische Bahnpost Leipzig-Berlin übernahm den Brief und entwertete die preußische Marke.

    Der Empfänger wurde vom Portobetrag entlastet, weil die Marke von der für ihn zuständigen Postverwaltung stammte. Die preußische Post schrieb der sächsischen 3 Sgr. gut.

    Der Beleg illustriert sehr schön die Regelung, daß im Postverein der Verwaltung der Aufgabepostanstalt immer auch die Portobeträge zustanden.

    Beste Grüße

    Altsax

  • Hallo zusammen,

    beim folgenden Brief benötige ich preußische Hilfe:

    Berlin lag gegenüber Zschopau im 3. vereinsländischen Rayon. Der wegen der preußischen Frankatur als unfrankiert einzustufende Brief hätte folglich als Portobrief mit 4 Ngr. belastet werden müssen, erhielt aber zweimal nur die Taxe "3".

    Für mich stellt sich die Frage, ob die kleine "3" rechts eine sächsiche Vortaxierung und die große die endgültige sächsische Taxierung darstellt, oder ob eine von beiden preußisch sein kann. Blaustift spricht m.E. sehr für Sachsen.

    Wenn beides sächsisch ist, hätten es sich die Preußen leicht gemacht, den geforderten Betrag einfach Sachsen gutgeschrieben und den Empfänger entlastet. In diesem Falle hätten sich aber zwei sächsische Postler geirrt, was ich so noch nie gesehen habe.

    Beste Grüße

    Altsax

  • lieber Jürgen,

    wurde denn in Sachsen die Franlogebühr in Blau und nicht in Rot ausgeworfen?
    Es steht doch links auch in Blau Fr(anko). Dann könnte es doch sein, dass der Briefeschreiber mit aufgeklebter Marke zur Post kam, der Postbeamte ihn auf die falsche Marke aufmerksam machte und von ihm die Frankogebühr von 3 NGr kassierte,

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Dann könnte es doch sein, dass der Briefeschreiber mit aufgeklebter Marke zur Post kam, der Postbeamte ihn auf die falsche Marke aufmerksam machte und von ihm die Frankogebühr von 3 NGr kassierte,

    Ich hätte außer dem blauen fr(anco)-Vermerk und dem Federkreuz auch neben der Marke so etwas wie ungültig erwartet. Aber das weiß Jürgen besser als die Preußen.

    viele Grüße
    Dieter

  • lieber Jürgen,

    wurde denn in Sachsen die Franlogebühr in Blau und nicht in Rot ausgeworfen?
    Es steht doch links auch in Blau Fr(anko). Dann könnte es doch sein, dass der Briefeschreiber mit aufgeklebter Marke zur Post kam, der Postbeamte ihn auf die falsche Marke aufmerksam machte und von ihm die Frankogebühr von 3 NGr kassierte,

    Lieber Erwin,

    Portobeträge wurden in Sachsen (Ausnahme war die Stadtpost) mit Blaustift vermerkt.

    Wäre der Brief am Schalter aufgegeben worden, hätte der Postler ihn zurückweisen oder 3 Ngr. kassieren und eine sächsische Marke aufkleben müssen. Barfrankierung war in Sachsen seit Markeneinführung nicht gestattet.

    Marken fremder Postverwaltungen waren mit Federzug zu entwerten und daneben "ungültig" zu vermerken.

    Der Francovermerk ist mit Tinte geschrieben worden im Zusammenhang mit der Streichung der Nachtaxe "3.

    Damit hat die preußische Post dokumentiert, daß sie den Brief als vollständig bezahlt ansah, weil die Marke den von der sächsischen geforderten Portobetrag abdeckte.

    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Ich hätte außer dem blauen fr(anco)-Vermerk und dem Federkreuz auch neben der Marke so etwas wie ungültig erwartet. Aber das weiß Jürgen besser als die Preußen.

    Lieber Dieter,

    das war in Sachsen auch vorgeschrieben, aber das zu unterlassen war in Zschopau der unbedeutendere Fehler.

    Liebe Grüße

    Jürgen