Fremdentwertungen

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    Entwertungen preussischer Freimarken durch fremde Postverwaltungen sind sehr reizvoll.
    Leider findet sich nicht immer ein kompletter Beleg:



    Entwertung mit dem sächsischen Bahnpoststempel Dresden-Görlitz


    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Altsax,


    schöne Stücke. :)


    Wie ist das bei dem Beleg Dresden-Guben: Ist die Marke sächsischerseits entwertet worden? Ich kann es nicht genau entziffern, darunter steht mit Rötel ... ungültig, nicht?
    Also hatte die Preußenmarke für die Taxierung vermutlich keine Relevanz. 2 Gr. war die Frankotaxe für die Strecke bis Guben, 2x 1/2 NGr. wurden anerkannt, Restporto + Portozuschlag = 2 Sgr. für den preußischen Empfänger.
    Oder übersehe ich etwas?


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,


    die preußische Marke ist zwar mit dem sächsischen Nummernstempel entwertet, aber nicht als Frankaturbestandteil anerkannt worden, daher der Vermerk "ungültig". Alst teilfrankiert wurde der Brief entsprechend mit Portozuschlag belastet.


    Beste Grüße


    Altsax

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    hier ein mit 3 Sgr. frankierter Brief von Arnstadt nach Charlottenburg.
    So weit alles gut, das Problem war nur, dass die preußischen Wertzeichen im taxisschen Arnstadt nicht gültig waren...
    Wie in den Verträgen festgelegt, wurden die Marken nicht anerkannt, ungültig notiert und 4 Sgr. Portobelastung (3 Sgr. + 1 Sgr. Portozuschlag) notiert.
    Die preußische Post vergütete gegenüber dem Absender die verklebten 3 Sgr., strich die 4 und notierte 1 als einzuziehende Restforderung.
    Was mich nun verwirrt, ist der blaue Strich durch diese "1". Hat jemand dafür eine Erklärung?



    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,


    Glückwunsch zu diesem Schmankerl - herrliches Vortragsstück und für deine Contra - Sammlung sicherlich ein Highlight. :P:P


    Ich denke folgendes: Weil das Kuvert vom Empfänger an die Post zur Erstattung der Frankatur zurück gegeben werden konnte und hier wurde, galt es den Betrag zu notieren, den man einzuziehen hatte - hier 1 Sgr..


    Nach Zahlung des Groschens durch den Kunden wurde der Groschen "quittiert", also abgestrichen als kassiert, wie bei Barfrankobriefen Preussens auch und ging über die Registratur ins Archiv.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,


    vielen Dank für diese sehr plausible Erklärung. :)
    Mir ist aber der konkrete Ablauf noch nicht klar: Die von der Taxis-Post notierten 4 Sgr. Porto wurden von der preußischen Post annulliert und nur der Zuschlag von 1 Sgr. als Portoforderung angeschrieben. Dies erfolgte vor Zustellung des Briefes an den Empfänger. Der entsprechende Eintrag in die Briefkarte wurde also vor Zustellung vorgenommen. War dann eine spätere Aushändigung des Umschlags vom Empfänger an die Post noch nötig?
    Man konnte ja auch nicht in allen Fällen davon ausgehen, dass der Empfänger diesen aushändigt. Hier war es möglich, da es ein richtiger Briefumschlag war. Es gab aber doch weiterhin noch die gefalteten Briefe ohne separaten Umschlag, auf die ein Empfänger nicht verzichten konnte.


    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,


    aus meiner Literatur (keine preussische) geht der modus operandi wie folgt hervor:


    Post kassiert das von der Aufgabepost notierte Nachporto von 4 Sgr. bei der Abgabe des Briefes vom Empfänger. Niemals war das Markenfranko vorher zu verrechnen, denn der Empfänger hätte ja den Empfang ablehnen können.


    Dann kam er später mit seinem Kuvert zur Abgabepost und gab es gegen Kostenersatz des Frankos zurück. Der Beleg (Kuvert) diente jetzt als innerpostalischer Abrechnungsbeleg, daher war auch jetzt von 4 auf 1 Sgr. zu reduzieren, denn diesen Betrag hatte die preussische Post ja zuvor, wo auch immer, für die 3 Silbergroschenmarken bekommen.


    Nach Quittierung und Auszahlung von 3 Sgr. an den Empfänger ging er in die Akten, wobei die Forderung von Taxis an Preussen in der Briefkarte von 4 Sgr. auf einen Sgr. ebenfalls zu korrigieren war - aber nur in der eigenen Gefällsrechnung der eigenen Postexpedition, nicht in der sog. Attestkarte, die wieder rückläufig an Taxis ging!

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo preussen_fan,


    erst heute - nach sechs Jahren (!?) - stoße ich auf Deine wunderbare Sammlung, zu der ich herzlich gratulieren darf. Von den Belegen, vor allem von der Qualität der Stempelabschläge, bin ich begeistert. Und die Art der Aufmachung ist phänomenal.

    Ich selber habe nur einen Preußenstempel in meiner Sammlung, den ich unten zeige. Nun hat der am Ende auch einen Punkt und ich frage mich deshalb, ob das nicht auch einer von der Liegnitzer Fraktion sein könnte. Oder steht der Punkt da nur, um das Glan von Offenbach an der Glan hier abzukürzen? Aber müsste dann nicht auch hinter dem dem A über dem Bruchstrich ein Punkt sein? Wahrscheinlich sind das blöde Fragen, aber da Baumholder ja nicht weit ist, könnte ich mir doch vielleicht denken, dass da Liegnitz mit im Spiel ist.


    Viele Grüße von maunzerle

    Bilder

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • lieber Maunzerle,

    danke für dein Kompliment zur Stempelsammlung.

    Zu deinem Stempel OFFENBACH A/GL. ist zu sagen, dass zu den "zweizeiligen Rechteckstempel mit Punkt" nur der Schlusspunkt direkt hinter dem Ort zählt.

    Was mich bei deinem Beleg wundert ist, dass der Preussenstempel auf einer Bayernmarke abgeschlagen ist? Kannst du dazu was sagen?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber preussen_fan,


    ich habe dazu eine großformatige Albenseite angefertigt, deren Scan aber größer als 1 MB ist. Mit meinen herausragenden Computerkenntnissen kann ich sie aber nicht komprimieren. Aber Ralph hat den Scan auch und der hat erst kürzlich in so einem Fall schon mal ausgeholfen. Ich werde ihn bitten, das hier ebenfalls zu tun, dann brauche ich hier jetzt nicht weit auszuholen.


    Viele Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter, wirklich ein seltenes Stück und eine passende Primärquelle von dir dazu, lieber Michael.

    Aber so ganz passt das nicht mehr hierher. Hätte das Thema nicht einen eigenen Thread verdient?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Michael,


    das ist ja phantastisch, was Du mir da zur Verfügung stellst. Vielen herzlichen Dank. Dafür mache ich die Seite gerne noch einmal, um diese Quelle einzubauen und den Text abzuändern. Darf ich Dir den dann vor der endgütligen Fertigstellung zur Korrektur nochmals vorlegen? Was ich mir jetzt aber nicht mehr erklären kann, ist das rückseitige ein Halb, das ich als Botenlohn interpretiert habe. Kannst Du da aufklären?


    Lieber Erwin,

    da hast Du ganz recht. Ich habe nichts gegen eine Verstezung anders wohin. Das kann Michael ja gleich machen.


    Beste Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    Wenn du dein Blatt neu gestaltest, solltest du statt „Kastenstempel“ „Rechteckstempel“ schreiben.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    ist vorgemerkt! Vielen Dank für den Hinweis!


    Beste Grüße von maunzerle

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    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    wunschgemäß habe ich die obigen Beiträge ausgegliedert, der Titel kann gerne noch besser formuliert werden.

    Zur Abrundung noch ein weiterer Amtsblattauszug von 1855 No.4 zu Offenbach - Grumbach:

    maunzerle

    Zitat

    Was ich mir jetzt aber nicht mehr erklären kann, ist das rückseitige ein Halb, das ich als Botenlohn interpretiert habe. Kannst Du da aufklären?

    Das könnte das Ortsbestellgeld sein, wurde in Preußen rückseitig notiert.
    Das bearbeitete Blatt kannst Du mir gerne schicken, obwohl ich zuversichtlich bin, dass es dann passt. :)


    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,


    vielen Dank für Deine Hilfe. Es ist immer wieder erstaunlich, wie einem hier im Forum geholfen wird und man sein Wissen mehren kann.


    Ich mache mich jetzt gleich an die Neufassung des Textes. Mit dem fertigen Blatt wird es dauern, da ich die Blätter wegen der Breite von 49 cm drucken lassen muss und ich da nicht wegen jedem einzelnen Blatt aufkreuzen kann. Aber im wesentlichen ist es ja eh nur der Text, der geändert werden muss.


    Nochmals vielen Dank und beste Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)