Die oldenburgische Postgeschichte von Bremen / (2024)

  • Die oldenburgische Postgeschichte von Bremen

    Eine eigene oldenburgische Postanstalt hat es in "BREMEN" niemals gegeben. Das bremische Stadtpostamt besorgte gegen eine gewisse Entschädigung die Versendung von Briefen in das Grossherzogtum Oldenburg. Eine entsprechende Vereinbarung ist wohl ab 1852 geschlossen worden. Hier lieferte die oldenburgische Postverwaltung bei der 1. oldenburgischen Markenausgabe ausschließlich Marken der Oldenburg Nr. 2, 1/30 Thaler an das Stadtpostamt Bremen, die dann zur Frankierung der Briefe in das Grossherzogtum Oldenburg verwendet wurden (vgl. Ohrt, S. 345 ff.). Das Porto für den "Normal-Brief" von Bremen in das Grossherzogtum Oldenburg betrug 1/30 Thaler (bzw. 1 Sgr.). Belege, aus denen sich ergibt, dass ab 1855 auch die Marke Oldenburg Nr. 1, 1/3 Sgr. in olivgrün von Oldenburg an das Stadtpostamt Bremen für Drucksachenfrankaturen geliefert wurde, habe ich bisher nicht feststellen können.

    Fernbriefe oder ähnliches wurden für Oldenburg aus Bremen nicht versandt. Hierfür mußten bremische oder andere Marken verwendet werden. Es gab in Bremen nicht nur das bremische Stadtpostamt sondern auch eine hannoversche, eine preussische und auch eine Thurn und Taxis-Post.

    Der erste Poststempel, den man ab 1852 als Bremen-Abstempelung auf Oldenburg-Marken findet, war ein bremischer Doppelkreisstempel (Ohrt: Typ "bDk") "ST. P. A. BREMEN" (Ohrt, S. 349, Nr. 71a.). Dieser Stempel war ein Vorphila-Stempel, der bereits im Jahr 1840 eingeführt wurde. Der Stempel ist bei Feuser unter Nr. 431-26 gelistet. Die Stempelfarbe war immer schwarz. Dieser Stempel wurde bei allen Marken Oldenburg Nr. 2 I bis IV , 1/30 Thaler zur Entwertung benutzt.

    Brief Oldenburg Nr. 2 II, 1/30 Thaler im helleren blau der Papierlieferung A (= Druckplatte 1) mit dem Doppelkreisstempel (Typ "bDk") "ST. P. A. BREMEN 6 8" (1852) nach Lohne bei Vechta (Auktion Christoph Gärtner vom 7. April 2018, Los-Nr. 121)

    Brief Oldenburg Nr. 2 I, 1/30 Thaler in blau (Papierlieferung C) mit dem PF II 'Retusche des Plattenschadens unter NB in OLDENBURG' mit dem Doppelkreisstempel (Typ "bDk") "ST. P. A. BREMEN 30 5" nach Brake. Dieser Plattenfehler kommt im "Schachbrettmuster-Bogen" (Druckplatte 3) vor, in dem die Oldenburg Nr. 2 I und 2 III immer abwechselnd gedruckt wurden. Die Markenfarbe blau der Papierlieferung C kommt in den Jahren 1854 und 1855 vor. (160. Auktion Dr. Wilhelm Derichs vom 13. März 2021, Los-Nr. 804)

    Viererstreifen Oldenburg Nr. 2, 1/30 Thaler in m.E. blau (C) (Farbe durch Scanner verändert) in der Typenkombination Nrn. 2 I + 2 III + 2 I + 2 III (= 3. Druckplatte) mit dem schwarzen Doppelkreisstempel ("bDk") "ST. P. A. BREMEN 11 8" (2. Boker-Auktion vom 7. Dezember 1985, Heinrich Köhler, Los-Nr. 135)

    Brief der 2. Gewichtsstufe mit einem Paar Oldenburg Nr. 2 III, 1/30 Thaler in (m.E.) dunkelblau (Papierlieferung D = 1855 - 1858) mit dem schwarzen Doppelkreisstempel ("bDk") "ST. P. A. BREMEN 11 3" nach Jever ( 5. Boker-Auktion vom 14. März 1987, Los-Nr. 207) Paare der Oldenburg Nr. 2 III kommen nur im 4. Druckbogen vor. In dieser 4. Druckplatte, die von 1854 bis 1859 verwendet wurde, befanden sich ausschließlich Marken der Type III.

    Es gibt eine recht große Anzahl von Paaren der Oldenburg Nr. 2, 1/30 Thaler. Und sehr viele dieser Marken haben hier Stempel von Bremen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass hier dem Stadtpostamt Bremen für die Abgeltung der Postgebühren höherer Gewichtsstufen und für Recommandirt-Briefe nur die Marke Oldenburg Nr. 2 zur Verfügung stand.

  • Bereits im Jahr 1844 wurde die Weser- und Hunte-Dampfschifffartsgesellschaft gegründet, die nicht nur Personen und Waren, sondern auch Postsendungen zwischen den Anlegestellen an der Unterweser in das Grossherzogtum Oldenburg beförderte. Es gab hier damals bei dieser Gesellchaft die grösseren Dampfschiffe "Bremen", "Roland", "Telegraph" und "Gutenberg". Diese verkehrten auf der Unterweser zwischen Bremen und Bremerhaven und auch an den Anlegestellen Brake, Elsfleth und Vegesack. Drei kleinere Dampfschiffe "Paul Friedrich August", "Hanseat" und "Oldenburg" deckten den Schiffsverkehr von Bremen nach Oldenburg über die Hunte ab.

    Damaliger Fahrplan (um ca. 1860) der Weser- und Hunte-Dampfschifffahrtsgesellschaft

    Aus der damaligen Zeit sind einige wenige Briefe aus Bremen erhalten geblieben, die zumeist den handschriftlichen Vermerk "Per Dampfboot" haben. Klarstellend ist hier zu erwähnen, dass der weitaus überwiegende Teil der Post in das Grossherzogtum Oldenburg (deutlich mehr als 99%) über den Landweg transportiert wurde. Schiffsbriefe sind Seltenheiten.

    Bar freigemachter Schiffsbrief aus Bremen, Franco-Vermerk "1" (= 1 Sgr.) mit Doppelkreisstempel des Stadtpostamtes Bremen vom ("bDk") "ST. P. A. BREMEN 28 2" (1852) und dem handschriftlichen Vermerk "per Dampfboot" nach Brake (aus einem Auktionslos bei Sellschopp)

    Schiffsbrief mit einer Oldenburg Nr. 2 I, 1/30 Thaler in m.E. dunkelblau (Papierlieferung D) aus Bremen (ca. 1855/56), vorderseitig handschriftlich "per Dampfboot" mit Doppelkreisstempel des Stadtpostamtes Bremen vom ("bDk") "ST. P. A. BREMEN 15 7" nach Brake (aus einem Auktionslos bei Sellschopp)

    wird fortgesetzt...

  • links: Bfst. Oldenburg Nr. 2 II, 1/30 Thaler im helleren blau (Papierlieferung A,) rechts: Oldenburg Nr. 2 III, 1/30 Thaler in graublau (Papierlieferung E), jeweils mit Doppelkreisstempel des Stadtpostamtes Bremen vom ("bDk") "ST. P. A. BREMEN" (aus meiner Slg.)

    Am Postschalter des Stadtpostamtes Bremen wurde nur und ausschließlich die Marke Oldenburg Nr. 2, 1/30 Thaler verkauft. Es kam allerdings in sehr seltenen Fällen vor, dass Postkunden oldenburgische Marken aus dem Grossherzogtum Oldenburg nach Bremen mitbrachten ("einschleppten"), die sie zuvor an einem oldenburgischen Postschalter erworben hatten. Und natürlich waren diese Marken auch in Bremen frankaturgültig.

    Brief der 2. Gewichtsklasse mit einer Oldenburg Nr. 3 I, 1/15 Thaler in blass-fleischrot mit dem Doppelkreisstempel des Stadtpostamtes Bremen vom ("bDk") "ST. P. A. BREMEN 12/6" nach Jever (aus meiner Slg.)

    In Bremen "eingeschleppte" Marken der 1. Markenausgabe sind selten. Ich kenne bisher nur diesen einen Brief einer Oldenburg Nr. 3, 1/15 Thaler mit der Abstempelung von "BREMEN". Darüber hinaus habe ich von der Oldenburg Nr. 3 nur zwei Einzelmarken mit dieser Abstempelung gesehen.

  • Im Hause des Stadtpostamtes in Bremen befand sich auch das preussische Postamt. Beide Postämter, also sowohl das Stadtpostamt als auch die preussische Post hatten wohl an diesem Haus Briefkästen, an denen Postsendungen auch außerhalb der Öffnungszeiten der jeweiligen Post eingeworfen werden konnten.

    Und nun kam es vor, dass Briefe, die für das Stadtpostamt Bremen bestimmt waren, versehentlich in den Briefkasten der preussischen Post geworfen wurden. Die preussische Post in Bremen verwendete in den 1850er-Jahren zur Entwertung der Marken vorwiegend einen Vierringstempel mit der Nr. 182.

    Bfst. Preussen Nr. 4, 3 Sgr. mit dem Vierringstempel 182

    In einigen seltenen Fällen sind daher Briefe, die mit oldenburgischen Marken frankiert und die an Orte im Grossherzogtum Oldenburg adressiert waren, von der preussischen Post mit preussischen Stempeln entwertet worden. Anschließend wurde diese falsch eingeworfene Briefpost dem Stadtpostamt Bremen zur weiteren Beförderung übergeben.

    Oldenburg Nr. 2 I, 1/30 Thaler blau (m. E. Papierlieferung C) mit dem preussischen Vierringstempel 182 (2. Boker-Auktion vom 7. Dezember 1985, Heinrich Köhler, Los-Nr. 132)

    Oldenburg Nr. 4a, 1/10 Thaler in gelb mit dem preussischen Vierringstempel 182 (191. Rauhut & Kruschel-Auktion vom 25. Mai 2019, Los-Nr. 64)

    Die Marke Oldenburg Nr. 4a wurde ebenfalls nicht am Schalter des Stadtpostamtes in Bremen verkauft und wurde von einem Postkunden aus dem Grossherzogtum Oldenburg mitgebracht ("eingeschleppt") und dann sehr wahrscheinlich auf einem Brief verwendet, den dieser am Gebäude des Stadtpostamtes Bremen versehentlich in den preussischen Briefkasten einwarf. Ob dies damals ein Brief der 3. Gewichtsklasse war oder ein völlig falsch frankierter Brief kann man nur mutmaßen.

    Paul Orth, Krötsch, S.112 beschreibt diesen Vorgang so:

    „Mit Ausnahme der Stempel bremischer Stadt-Postämter sind alle übrigen ausländischen Entwertungen oldenburgischer Postwertzeichen amtlich nicht beabsichtigt, sondern verdanken meistenteils einem Versehen ihr Dasein. So wurden in Bremen die nach Oldenburg bestimmten Briefe, zuweilen nicht auf dem bremischen St. P. A. abgegeben, sondern in den Briefkasten des dortigen hannoverschen oder preussischen u.s.w. Postamtes gelegt und von diesen Postanstalten – gewöhnlich auch ohne Strafporto (aus gewisser wechselseitiger „Courtoisie“ der in Bremen ansässigen Postverwaltungen) – vollgültig mit folgenden mir vorkommenden Stempeln entwertet und dem bremischen St. P.A. zur weiteren Beförderung zugestellt:“

    ...wird fortgesetzt...

  • Für den von Ohrt beschriebenen Vorgang, bei dem Briefe in Bremen in falschen Briefkästen landeten, kann ich hier 2 Beispiele zeigen:

    Dieser Porto-Brief aus dem Jahr 1853 wurde irrtümlich in den Hannoverschen Briefkasten in Bremen eingeworfen (siehe blauen Eingangsstempel 7/1). Das hannoversche Postamt in Bremen leitete den Brief zuständigkeitshalber dem Stadtpostamt zu (siehe schwarzen Stempel des StPA vom 8/1). Dieses taxierte den Brief nach der oldenburgischen Inlandstaxe zu 2 2/5 Grote (siehe roten Taxvermerk oben links), die der Empfänger in Cloppenburg zu zahlen hatte. Die falsche Briefkasten-Nutzung hatte außer einem Tag Verzögerung keine Auswirkungen.

    Der mit einer Hannovermarke frankierte Brief wurde im August 1859 irrtümlich in den Hannoverschen Briefkasten in Bremen eingeworfen. Das hannoversche Postamt in Bremen leitete den Brief an das Stadtpostamt weiter (siehe schwarzen Stempel des StPA vom 23/8). Da von Bremen nach Oldenburg die Oldenburger Taxe galt, war die Hannovermarke nicht gültig. Man vermerkte unter der Marke „ungültig“, strich den Frankovermerk durch und taxierte den Brief mit 1 Groschen. Diese hatte der Empfänger in Jever bei Erhalt des Briefes zu zahlen.

  • Hallo Sammlerfreunde,
    nachdem das Thema gerade passend ist, hier nochmal eine Anfrage von mir von anderer Stelle im Forum. Nachdem der Brief über Bremen nach Oldenburg geleitet wurde, fällt evtl. doch jemandem etwas dazu ein?

    bayernjäger
    3. Dezember 2022 um 16:33

    Gruß
    bayernjäger