Die Postgeschichte der Postablage Fedderwarden
Fedderwarden ist seit 1972 ein Stadtteil von Wilhelmshaven in Niedersachsen. Er liegt im Nordwesten des Stadtgebietes und hat etwa 2.000 Einwohner.
Der Ort Fedderwarden ist aus einer bäuerlichen Wurtensiedlung entstanden. Eine Wurt ist eine Aufschüttung, mit der Gehöfte und Siedlungen vor Sturmfluten geschützt werden konnten. Der Name Fedderwarden bedeutet: „der Wohnplatz der Sippe der Fedde“.
Zu den Zeiten der grossherzoglich oldenburgischen Postverwaltung war Fedderwarden nicht mehr als eine kleine bäuerliche Ansiedlung mit 780 Einwohnern (Einwohnerzahl am 03.12.1855 - vgl. Orth, Die Poststempel von Oldenburg, 1911, S. 215). Das Postaufkommen war hier nur sehr gering. Orth ermittelt dies mit 0,29% des Briefverkehrs (Orth, S. 215, 227). Briefe aus Fedderwarden sind daher recht selten.
Fedderwarden unterhielt – aufgrund des geringen Briefaufkommens - keine eigene (oldenburgische) Postspedition, sondern lediglich eine Postablage. Diese war sehr wahrscheinlich in einer örtlichen Gastwirtschaft eingerichtet. Der Gastwirt nahm hier dann diese Briefe in Empfang und die Postkunden mussten das Porto des Briefes entrichten und der Gastwirt leitete die Briefe und das Portoentgelt dann an die Poststation weiter, zu deren Bestellbezirk Fedderwarden gehörte.
Diese Poststation soll im Jahr 1851 lt. Ohrt, S. 288 zunächst die Poststation Jever gewesen sein. Briefe aus dieser Zeit, in der Fedderwarden noch zum Bestellbezirk von Jever gehörte (vgl. Orth, S. 288, Nr. 126a), und hier ein gesonderter Stempel "Jever" gestempelt wurde, habe ich bisher noch nicht gesehen. Später gehörte die Postablage Fedderwarden jedenfalls zum Bestellbezirk der Postspedition von Sande.
In der Postablage Fedderwarden wurde ein Doppelovalstempel verwendet (Orth bezeichnet diese Stempelform als „Dq“, vgl Orth, S. 288). Die Herkunft dieses recht ungewöhnlichen Stempels ist nicht geklärt. Dieser Stempel wurde jedenfalls nicht von der Grossherzoglich Oldenburgischen Postverwaltung geliefert, sondern sehr wahrscheinlich vom Gastwirt privat beschafft. Der Stempel war "Arbeitserleichterung" und diente dazu, nicht bei jedem aufgegebenen Brief handschriftlich "Fedderwarden" vermerken zu müssen.
Bis zum 10. Februar 1857 wurde in Fedderwarden dieser Doppelovalstempel in der Stempelfarbe schwarz gestempelt. Ab dem 15. Dezember 1857 verwendete man lt. Orth, S. 239, blaue Stempelfarbe. Diese Angaben resultieren aus den Beobachtungen und Angaben von Paul Orth.
Der Doppelovalstempel von Fedderwarden wurde nachweislich im Zeitraum vom 6. Februar 1851 bis zum 06. März 1868 genutzt (vgl. Orth, S. 178, Nr. 26a, der eine früheste Verwendung am 26. Sept. 1851 gesehen hat).
Vorphilabrief aus Fedderwarden vom 06. Februar 1851 mit dem schwarzen Querovalstempel (Typ "Dq") "FEDDERWARDEN" nach Jever (aus der Slg. Oldenburgpost)
Die noch heute existierenden (seltenen) Briefe weisen den Postablagestempel von Fedderwarden (selten in der Stempelfarbe schwarz) und die jeweiligen Stempel der Poststation Sande aus. In Sande wurde dann jeweils die Frankatur mit den oldenburgischen Marken vorgenommen.
Brief aus Fedderwarden mit einer Oldenburg Nr. 2 III, 1/15 Thaler in blau (Papierlieferung C) mit dem blauen L1 "SANDE" und dem schwarzen Querovalstempel (Typ "Dq") "FEDDERWARDEN" nach Oldenburg (aus meiner Slg.)
Am 2. Oktober 1856 wurde in Sande ein zweizeiliger Rahmenstempel (Ra2) "SANDE" eingeführt (Ohrt, S. 196, Nr. 50c.). Vor allem in der Anfangszeit dieses neuen Stempels wurde dieser als Ortsaufgabestempel verwendet, während die Entwertung der Marke weiterhin mit dem L1 "SANDE" vorgenommen wurde.
Brief aus Fedderwarden mit einer Oldenburg Nr. 2 I, 1/30 Thaler dunkelblau (Papierlieferung C), entwertet mit dem blauen L1 "SANDE" und zusätzlich mit dem Ra2 "SANDE 2/2" (wohl 1857) und dem schwarzen Doppelovalstempel (Typ "dq") "FEDDERWARDEN" nach Varel (aus meiner Slg.)
Paketbegleitbrief mit schwarzem Postablagestempel (Typ "dq") von "FEDDERWARDEN" für ein Paket im Gewicht von 24 Loth nach Norden. Der Brief wurde mit dem Ra2 "SANDE 10/2" (1857) abgestempelt. Der Postversand des Paketes mit Paketbegleitbrief kostete 3 1/3 Groschen. (siehe vorderseitiger Vermerk in rot) (Bernstein-Sammlung, 330. Schwanke-Auktion v. 14.05.2011, Los-Nr. 714)