Die Postgeschichte der Postablage Fedderwarden / (2024)

  • Die Postgeschichte der Postablage Fedderwarden

    Fedderwarden ist seit 1972 ein Stadtteil von Wilhelmshaven in Niedersachsen. Er liegt im Nordwesten des Stadtgebietes und hat etwa 2.000 Einwohner.

    Der Ort Fedderwarden ist aus einer bäuerlichen Wurtensiedlung entstanden. Eine Wurt ist eine Aufschüttung, mit der Gehöfte und Siedlungen vor Sturmfluten geschützt werden konnten. Der Name Fedderwarden bedeutet: „der Wohnplatz der Sippe der Fedde“.

    Zu den Zeiten der grossherzoglich oldenburgischen Postverwaltung war Fedderwarden nicht mehr als eine kleine bäuerliche Ansiedlung mit 780 Einwohnern (Einwohnerzahl am 03.12.1855 - vgl. Orth, Die Poststempel von Oldenburg, 1911, S. 215). Das Postaufkommen war hier nur sehr gering. Orth ermittelt dies mit 0,29% des Briefverkehrs (Orth, S. 215, 227). Briefe aus Fedderwarden sind daher recht selten.

    Fedderwarden unterhielt – aufgrund des geringen Briefaufkommens - keine eigene (oldenburgische) Postspedition, sondern lediglich eine Postablage. Diese war sehr wahrscheinlich in einer örtlichen Gastwirtschaft eingerichtet. Der Gastwirt nahm hier dann diese Briefe in Empfang und die Postkunden mussten das Porto des Briefes entrichten und der Gastwirt leitete die Briefe und das Portoentgelt dann an die Poststation weiter, zu deren Bestellbezirk Fedderwarden gehörte.

    Diese Poststation soll im Jahr 1851 lt. Ohrt, S. 288 zunächst die Poststation Jever gewesen sein. Briefe aus dieser Zeit, in der Fedderwarden noch zum Bestellbezirk von Jever gehörte (vgl. Orth, S. 288, Nr. 126a), und hier ein gesonderter Stempel "Jever" gestempelt wurde, habe ich bisher noch nicht gesehen. Später gehörte die Postablage Fedderwarden jedenfalls zum Bestellbezirk der Postspedition von Sande.

    In der Postablage Fedderwarden wurde ein Doppelovalstempel verwendet (Orth bezeichnet diese Stempelform als „Dq“, vgl Orth, S. 288). Die Herkunft dieses recht ungewöhnlichen Stempels ist nicht geklärt. Dieser Stempel wurde jedenfalls nicht von der Grossherzoglich Oldenburgischen Postverwaltung geliefert, sondern sehr wahrscheinlich vom Gastwirt privat beschafft. Der Stempel war "Arbeitserleichterung" und diente dazu, nicht bei jedem aufgegebenen Brief handschriftlich "Fedderwarden" vermerken zu müssen.

    Bis zum 10. Februar 1857 wurde in Fedderwarden dieser Doppelovalstempel in der Stempelfarbe schwarz gestempelt. Ab dem 15. Dezember 1857 verwendete man lt. Orth, S. 239, blaue Stempelfarbe. Diese Angaben resultieren aus den Beobachtungen und Angaben von Paul Orth.

    Der Doppelovalstempel von Fedderwarden wurde nachweislich im Zeitraum vom 6. Februar 1851 bis zum 06. März 1868 genutzt (vgl. Orth, S. 178, Nr. 26a, der eine früheste Verwendung am 26. Sept. 1851 gesehen hat).

    Vorphilabrief aus Fedderwarden vom 06. Februar 1851 mit dem schwarzen Querovalstempel (Typ "Dq") "FEDDERWARDEN" nach Jever (aus der Slg. Oldenburgpost)

    Die noch heute existierenden (seltenen) Briefe weisen den Postablagestempel von Fedderwarden (selten in der Stempelfarbe schwarz) und die jeweiligen Stempel der Poststation Sande aus. In Sande wurde dann jeweils die Frankatur mit den oldenburgischen Marken vorgenommen.

    Brief aus Fedderwarden mit einer Oldenburg Nr. 2 III, 1/15 Thaler in blau (Papierlieferung C) mit dem blauen L1 "SANDE" und dem schwarzen Querovalstempel (Typ "Dq") "FEDDERWARDEN" nach Oldenburg (aus meiner Slg.)

    Am 2. Oktober 1856 wurde in Sande ein zweizeiliger Rahmenstempel (Ra2) "SANDE" eingeführt (Ohrt, S. 196, Nr. 50c.). Vor allem in der Anfangszeit dieses neuen Stempels wurde dieser als Ortsaufgabestempel verwendet, während die Entwertung der Marke weiterhin mit dem L1 "SANDE" vorgenommen wurde.

    Brief aus Fedderwarden mit einer Oldenburg Nr. 2 I, 1/30 Thaler dunkelblau (Papierlieferung C), entwertet mit dem blauen L1 "SANDE" und zusätzlich mit dem Ra2 "SANDE 2/2" (wohl 1857) und dem schwarzen Doppelovalstempel (Typ "dq") "FEDDERWARDEN" nach Varel (aus meiner Slg.)

    Paketbegleitbrief mit schwarzem Postablagestempel (Typ "dq") von "FEDDERWARDEN" für ein Paket im Gewicht von 24 Loth nach Norden. Der Brief wurde mit dem Ra2 "SANDE 10/2" (1857) abgestempelt. Der Postversand des Paketes mit Paketbegleitbrief kostete 3 1/3 Groschen. (siehe vorderseitiger Vermerk in rot) (Bernstein-Sammlung, 330. Schwanke-Auktion v. 14.05.2011, Los-Nr. 714)

  • Spätestens ab dem 15. Dezember 1857 änderte man die Farbe des Doppelovalstempels (""dq") von schwarz in blau.

    Brief aus Fedderwarden mit einer Oldenburg Nr. 2 I, 1/30 Thaler in dunkelblau (Papierlieferung D), entwertet mit dem blauen Ra2 "Sande 18/8" und dem blauen Doppelovalstempel "FEDDERWARDEN" nach Varel (aus der Slg. Heinrich Sanders S. 133)

    Überseebrief aus "FEDDERWARDEN" über "SANDE 21/9" nach Marthasville, Missouri, USA. Dieser leider nicht datierte Brief wurde frühestens 1857 versandt, denn die blaue Stempelfarbe in Fedderwarden gab es frühestens im Jahr 1857. Handschriftlicher Vermerk "Prussian closed mail" und der Grenzübergangsstempel "AACHEN 23/9 5 Cts." Oben links ist mit einer handschriftlichen "2" das deutsche Porto bis Aachen ausgewiesen. Der Brief ist per Schiff über Boston gelaufen und hat den US-Ankunftstempel "30. Oct. BOSTON BR. PKT" und ging von dort weiter über den Landweg an den Adressort. Das ausländische Porto betrug entweder 11 Sgr. (bzw. 25 USA Cents) oder 10 Sgr. (bzw. 23 USA Cents), je nachdem, ob der Brief vor oder nach dem 1.3.1862 versandt wurde (Florian Berger, S.145). Leider ist hier kein Vermerk angebracht. (Gert Müller, 117. Deutschland-Spezial-Auktion vom 15. - 17.02.2023, Los-Nr. 6012F)

    Briefvorderseite aus Fedderwarden mit einer Oldenburg Nr. 2 III, 1/30 Thaler in graublau (Papierlieferung E), entwertet mit dem blauen Ra2 "Sande 10/1" (wohl 1859) und dem blauen Doppelovalstempel "FEDDERWARDEN" nach Apen (aus meiner Slg.)

    Brief aus Fedderwarden mit einer Oldenburg Nr. 2 III, 1/30 Thaler in graublau (E) (Farbe durch Scanner aufgehellt) entwertet mit dem blauen Ra2 "Sande 7/1" (wohl 1859) und dem blauen Doppelovalstempel "FEDDERWARDEN" nach Jever (Auktion wurde von mir nicht notiert)

  • Brief aus Fedderwarden mit einer Oldenburg Nr. 6a, 1 Groschen blau (Farbe durch Scanner aufgehellt) mit dem blauen Ra2 "SANDE 5/3" und dem Doppelovalstempel "FEDDERWARDEN" nach Jever (228. Rauhut & Kruschel-Auktion am 18./19. Oktober 2024, Los-Nr. 1168)

    Brief aus Fedderwarden mit einer Oldenburg Nr. 6a, 1 Groschen blau mit dem blauen Ra2 "SANDE 3/4" und dem Doppelovalstempel "FEDDERWARDEN" nach Jever (aus meiner Slg.)

    Brief aus Fedderwarden mit einer Oldenburg Nr. 6a, 1 Groschen blau mit dem blauen Ra2 "SANDE 16/11 (1861) und dem Doppelovalstempel "FEDDERWARDEN" nach Oldenburg (227. Rauhut & Kruschel-Auktion vom 6. September 2024, Los-Nr. 908)

    Ganzsache U 2a, 1 Groschen preussischblau (- Ausgabe 1861 -) mit dem blauen Doppelovalsstempel "FEDDERWARDEN" und dem blauen Ra2 "SANDE 23/5" nach Oldenburg (aus der Slg. Heinrich Sanders, S. 133) In der Gastwirtschaft in Fedderwarden, in der die Postablage eingerichtet war, wurden weder oldenburgische Marken noch Ganzsachenumschläge verkauft. Die Frankatur mit der oldenburgischen Marke erfolgte immer erst in Sande. Anders in diesem Fall: Diese Ganzsache hatte ein Postkunde daher zuvor an einem oldenburgischen Postschalter erworben und diese Ganzsache dann bei der Postablage Fedderwarden abgegeben.

  • Brief aus Fedderwarden mit einer Oldenburg Nr. 17A, 1 Groschen rosa, entwertet mit dem Ra2 "SANDE 14/9" und dem Doppelovalstempel "FEDDERWARDEN" nach Jever (228. Rauhut & Kruschel-Auktion am 18./19. Oktober 2024, Los-Nr. 1176)

    Brief aus Fedderwarden mit einer Oldenburg Nr. 17A, 1 Groschen rot und dem Ra2 "SANDE 22/8" und dem Doppelovalstempel "FEDDERWARDEN" nach Neuenburg (aus meiner Slg.)

    Brief aus "FEDDERWARDEN" (blauer Doppelovalstempel), frankiert mit einem Paar der Oldenburg Nr. 17A in karminrot mit Ra2 "SANDE 9/4" nach Amsterdam/ Niederlande. Vorderseitig ist ein holländischer FRANCO-Stempel zu sehen. Links unten in rot sieht man das holländische Weiterfranko "3/4" als Vermerk. Eigentlich kostete der Brief nur 1 3/4 Groschen, dieses Porto wurde ab der 4. Ausgabe Oldenburgs auf 2 Groschen aufgerundet. (Sammlung Westerloy, Auktion Joachim Erhardt vom 15.02.1992, Los-Nr. 9056)

    Einschreibbrief aus "FEDDERWARDEN" (blauer Doppelovalstempel) mit einer Oldenburg Nr. 18A - 2 Groschen - in der Farbe lebhaft ultramarinblau nach Oldenburg. Der Brief wurde in "SANDE" (Ra2) am 29.04. abgestempelt. Nach meiner Feststellung und Beobachtung kommt diese Markenfarbe "lebhaft ultramarinblau" nur im Jahr 1867 vor. (Altdeutschland-Spezialauktion von Till Neumann am 1. März 2003, Los-Nr. 336)

  • Nach der Oldenburgzeit wurde blaue Doppelovalstempel der Postablage "FEDDERWARDEN" wohl nur kurze Zeit im Jahr 1868 nachverwendet. Aus der NDP-Zeit ist bisher nur der von Paul Ohrt benannte Brief vom 6. März 1868 als späteste Verwendung des Doppelovalstempels bekannt (Ohrt, S. 178, Nr. 26a.).

    Die bisher bekannte späteste Verwendung: Brief aus "FEDDERWARDEN" (blauer Doppelovalstempel der Postablage) mit einer NDP Nr. 4, 1 Groschen und dem blauen Ra2 "SANDE 6/ 3" (1868) nach Oldenburg (Los aus der 330. Schwanke-Auktion, vormalig aus der Slg. Paul Ohrt)

    Sehr viel später, wohl im Jahr 1874 erhielt Fedderwarden eine eigene Poststation. Paul Ohrt hat einen Einkreisstempel (mit Zierstück) (Typ "Ez") "FEDDERWARDEN" ab dem 15. Mai 1874 registriert (Ohrt, S. 178, Nr. 26b.) und in seinem Handbuch auf S. 146 abgebildet (Abb. 280). Dieser Stempel wurde recht lange verwendet.

    Abschließend eine Impression aus Fedderwarden auf einer nachkolorierten Jugendstilpostkarte vom 10.7.1899 mit dem K1 (Typ "Ez") "FEDDERWARDEN 10/7 99" nach Wiesbaden (aus meiner Slg.)