Postvorschuss/Nachnahme

  • Guten Morgen Sammlerfreunde,

    man sollte meinen, in dem Oberordner Bayern Postgeschichte 1849-1875 dürfte es nichts wesentlich Neues mehr zu eröffnen geben. Nun ja, Nachnahmen wie anbei hat es auch in dieser Phase schon gegeben und der Beleg anbei gibt m.E. genügend Anlass einen thread dazu zu eröffnen.

    Es handelt sich um ein Standart-Großbriefumschlag in dem der Pfälzische Kurier in Ludwigshafen Anfang April 1874 dem löblichen Bürgermeisteramt in Odernheim am Glan (Nordpfalz) den Empfang von 11 Fl Kr 10 Kr für 4 Anzeigen (?) bestätigt. Oder war das ein Abonnement von Zeitschriften ? Über 11 Gulden ist schon eine stramme Summe. Wenn ich den Gebührenbaum auf der linken Seite oben richtig verstehe, dann wurde hier inserats- oder aboweise on-top noch ein Gesamtporto von 14 Kr zum Ansatz gebracht, so dass sich 11 Fl 24 Kr ergaben.

    Wie sich das alles genau berechnet, keine Ahnung :)

    Interessant jedenfalls der Laufweg: Der Brief kann von Ludwigshafen zuerst auf Mainz nach Bingerbrück gelaufen sein, er kann aber auch in Worms auf die Strecke Alzey-Bingen gebracht worden sein, je nachdem was halt schneller war. Von Bingen aus ging es dann mit der - schon im deutsch-französischen Krieg strategisch hochbedeutsamen - Nahetalbahn nach Staudernheim von wo es dann nur noch rd. 2 km nach Odernheim sind.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Lieber Tim,

    es waren eindeutig Inserate, die der Gemeinde Odernheim berechnet wurden.
    Der Vermerk (vermutlich des Empfängers) lautet für mich:

    Lohrinden Verst:(eigerung) 3.18
    4 Porto
    Duchroth Schuldienst 3.50
    4 Porto
    ??? Holzverst(eigerung) 1.43
    3
    Ode(r)nh(eim): " 2.19
    3
    ---------------------------
    11 f 24

    Leider kann ich die Ausgaben des Pfälzischen Kuriers aus Ludwigshafen des ersten Halbjahres 1874 im Internet nicht finden, sonst könnte man nach den Anzeigen suchen.
    Aber ähnliche Anzeigen anderer Gemeinden waren schon in ziemlicher Größe üblich (s. u.):


    Viele Grüße
    Gerd

  • Einen ähnlichen Postvorschuss wie Tim kann ich hier auch zeigen.

    Er lief am 29. Februar 1836 von Bamberg an das königliche Kreis- und Stadtgericht nach Schweinfurt. Entsprechend dem Vordruck auf 3 Kr. Stempelpapier ging es um die stolze Summe von 10 Gulden 21 Kr., die der Fränkische Merkur in Bamberg für 82 (!) eingerückte d.h. in den Zeitungs-Nr. 51,52 und 61 veröffentlichte Anzeigen des Ministers von Seckendorf(f) (unter anderem betreffend Nachlassangelegenheiten - mehr kann ich nicht entziffern) in Rechnung stellte.

    Laut handschriftlicher Bestätigung wurden allerdings nicht die von Schweinfurt geforderten und auch quittierten 10 f 21 # in Bamberg per Postvorschuss ausgezahlt sondern 11 Gulden 9 Kreuzer also 48 Kr. (!) mehr, die sich mir nicht erschließen. Das Schreiben trägt keinerlei postalische Vermerke und wurde vielleicht per Fahrpost befördert (ähnliche Schreiben von Bamberg nach Eltmann tragen Fahrpoststempel).

    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

    Einmal editiert, zuletzt von oisch (15. September 2024 um 19:30)

  • Lieber Gerd,

    besten Dank wie immer für Deine Mühewaltung, den Pfälzer Courier 1874 habe ich bislang leider auch nicht recherchiert bekommen. Wenn ich mal Muße habe, dann beschäftige ich mich einmal vertiefeter mit dem Regelement der Nachnahme, da gibt es ja sogar was von auf der Seite der ARGE, aber damit komme ich, was die auf dem Beleg angeschriebenen Portosätze anbelangt, auch nicht wirklich weiter.

    Schönen Gruß

    Tim :)

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo, die Differenz sind 48 Kreuzer. Der Absender ist eine Zeitung, Empfänger ein Gericht, da muß die Zeitung sowohl das Porto, als auch eine Gebühr für den Postschein und 3 Kreuzer für das Stempelpapier entrichten.

    Das wären: 10 mal 3 Kr und 1 Kr für Procura, also 31 Kr, dazu 4 Kr Postschein, 3 Kr Stempelpapier, dann verbleiben noch 10 Kr, das könnte die Fahrposttaxe sein. Ich bin kein Experte für Bayern, aber beim Postvorschuß könnte das so gewesen sein.

    Gruß Taxis107

    Mitglied im DASV