Die Postgeschichte von Altenesch / (2024)

  • Die Postgeschichte von Altenesch

    Altenesch ist eine kleine Ortschaft im niedersächsischen Landkreis Wesermarsch. Der Ort liegt südöstlich der Gemeinde Lemwerder, zu der er seit dem Jahr 1972 gehört. Östlich von Altenesch fließt die Weser, südöstlich mündet die Ochtum in die Weser.

    Zu den Zeiten der grossherzoglich oldenburgischen Post in der Mitte des 19. Jahrhunderts war Altenesch winzig und daher weniger ein "Ort" als eine Zusammenfassung von 2 oder 3 Bauernschaften. Wie bereits im Beitrag von Lemwerder dargestellt hatte Altenesch zusammen mit Bardewisch und Lemwerder im Jahr 1855 insgesamt 3.172 Einwohner. Man lebte hier auch nicht nur von der Landwirtschaft. Genau wie in Lemwerder gab es in Altenesch auch eine jahrhundertelange Tradition der Robben- und Walfänger. Viele Männer aus Altenesch wurden Seeleute, gingen als Mannschaften auf Segelschiffen vor grönländischen Küsten auf Robben- und Waljagd und bestritten hierdurch das Auskommen ihrer Familien.

    Die oldenburgische Postgeschichte von Altenesch beginnt wie nahezu überall mit frühen handschriftlichen Aufgabevermerken auf Vorphilabriefen.

    Vorphilabrief mit dem handschriftl. Ortsaufgabevermerk "Altenesch" nach Oldenburg (147. Felzmann-Auktion, Sammellos Nr. 11127)

    Einen ersten Langstempel von "ALTENESCH" in schwarzer Stempelfarbe registrierte Paul Ohrt (Ohrt, S. 279, Nr. 103a, S. 237; S. 167, Nr. 3a.; Feuser 69-1 ) mit Datum vom 21. August 1849. Aber es gab wohl bereits frühere Verwendungen. Die früheste Verwendung hat wohl Heinrich Sanders im Jahr 1832 nachgewiesen (so auch Feuser 69-1).

    Vorphila-Dienstbrief mit schwarzem Langstempel L1 von "ALTENESCH" nach Oldenburg (aus der Sammlung Heinrich Sanders, S. 41)

    Auch nach Einführung der 1. Markenausgabe im Jahr 1852 wurde der L1 "ALTENESCH" zur Entwertung der Marken verwendet. Es gibt mindestens einen frankierten Brief mit dem L1 "ALTENESCH", den ich zwar einmal gesehen, aber leider nicht abbilden kann, weil ich das Bild nicht parat habe. Nach meiner Erinnerung ist die Oldenburg Nr. 2 hier noch mit einem Federkreuz entwertet worden. Weitere frankierte Briefe mit dem Langstempel "ALTENESCH" habe ich bisher noch nicht gesehen.

    Oldenburg Nr. 2 II, 1/30 Thaler im helleren blau (Papierlieferung A) mit einem Teilabschlag des schwarzen L1 "ALTENESCH" (aus Ludgers Sammlung)

    Nach Darstellung von Ohrt, S. 237 wurde die Stempelfarbe in Altenesch zwischen dem 7. September 1852 und dem 7. Mai 1854 von schwarz auf blau umgestellt. Der L1 "ALTENESCH" kommt daher auch mit blauer Stempelfarbe vor.

    Dienstbrief mit dem blauen vorphilatelistischen L1 "ALTENESCH" nach Oldenburg (aus der Sammlung Heinrich Sanders, S. 41)

  • Am 26. Februar 1855 wurde in Altenesch ein zweizeiliger Rahmenstempel Ra2 "ALTENESCH" eingeführt und löste den vorphilatelistischen L1 "ALTENESCH" ab (Ohrt, S. 127; S. 167 Nr. 3b.) Dieser Stempel war mit Auftrag der grossherzoglich oldenburgichen Postverwaltung vom Graveur C.A. Buchholz in Hannover gefertigt worden.

    Brief mit einer Oldenburg Nr. 2 III - 1/30 Thaler in blau (m.E. noch Papierlieferung C) mit blauem Ra2 "ALTENESCH 24/4" nach Oldenburg (aus der Sammlung Heinrich Sanders, S. 41)

    Brief der 2. Gewichtsklasse mit einer Oldenburg Nr. 3 I, 1/15 Thaler in blass-fleischrot mit dem blauen Ra2 "ALTENESCH 17/1" nach Berne (123. Gerd Müller-Auktion vom 23. - 24. August 2024, Sammellos-Nr. 3 Z )

    Brief mit einer Oldenburg Nr. 2 I schwarz auf dunkelblau - Paperlieferung D mit einem graublauem Ra2 "ALTENESCH 29/3" nach Berne (Bernstein-Sammlung, 330. Schwanke vom 14.05. 2011, Los-Nr. 669)

    Brief mit einer Oldenburg Nr. 6a - 1 Groschen schwarz auf blau - mit dem blauen Ra2 "ALTENESCH 16/6" (Bernstein-Sammlung, 330. Schwanke vom 14.05. 2011, Los-Nr. 670)

  • Zum 31.12.1859 wurden die Postspeditionen Lemwerder und Bardewisch aufgelöst, zum 1.1. 1860 übernahm die Postspedition ALTENESCH diese Bestellbezirke.

    Brief Oldenburg Nr. 12b, 1 Groschen in hellblau mit dem blauen Ra2 "ALTENESCH 16/12" nach Oldenburg (101. Südphila-Auktion, Peter Feuser am 16.3.2024, Los-Nr. 1155)

    Brief Oldenburg Nr. 12b, 1 Groschen dunkelgrünlichblau (?) mit dem Ra2 "ALTENESCH 11/4" nach Strückhausen (383. Heinrich Köhler-Auktion vom 18.-23.3.2024, Los-Nr. 3925)

    Oldenburg Nr. 14, 3 Groschen zitronengelb mit dem PF I "Drei Croschen" und dem Ra2 "ALTENESCH" (aus einem Angebot Briefmarkenhaus Schlegel)

  • Brief Oldenburg Nr. 17A - 1 Groschen rot - mit blauem Ra2 "ALTENESCH 6/12" nach Jever (aus der Sammlung Heinrich Sanders, S. 184)

    Fernbrief Oldenburg Nr. 19A - 3 Groschen - in der Farbe hellgelbbraun aus "ALTENESCH" nach Osterrode im Harz (aus meiner Slg.)

    Wohl im Januar 1867 löste ein Doppelkreisstempel K2 (Ohrt; Typ "Dk") "ALTENESCH" den vormaligen Ra2 "ALTENESCH" in der Verwendung ab (Ohrt, S. 167, Nr. 3d.), der vom Graveur H.G. Schilling in Berlin angefertigt worden war.

    Brief mit einer Nr. 17A - 1 Groschen in rot mit dem K2 "ALTENESCH 4/2 (1867) nach Falkenburg (Bernstein-Sammlung, 330. Schwanke vom 14.05. 2011, Los-Nr. 669)

  • Brief mit einer Oldenburg Nr. 17B - weiter Durchstich - in rosa mit dem K2 "ALTENESCH 4/12" (1867) nach Elsfleth (aus der Sammlung Heinrich Sanders, S. 184)

    Bfst. mit einer roten Oldenburg Nr. 17B - 1 Groschen - und dem blauem K2 "ALTENESCH 16/ 11 (1867) (aus der Sammlung Heinrich Sanders, S. 184)

  • Mit Ablauf des 31.12.1867 endete die Zeit der großherzoglich oldenburgischen Post. Der oldenburgische K2 wurde aber weiter auf Marken des Norddeutschen Postbezirks und auf Brustschildmarken des Deutschen Reichs nachverwendet.

    Brief mit einer NDP Nr. 4 - 1 Groschen - und dem blauen K2 "ALTENESCH 27/3 (1868) aus Deichshausen nach Brake (aus meiner Slg.)

    Nach Beobachtungen von Ohrt wurde die Stempelfarbe zwischen dem 1. Juni 1869 und dem 4. Oktober 1871 von blau auf schwarz geändert (Ohrt, S. 237).

    Brief mit einer Deutsches Reich Nr. 4 - 1 Groschen kleiner Brustschild - mit schwarzem K2 "ALTENESCH 26/7" (1872) nach Oldenburg (aus meiner Slg.)

    Lt. Ohrt, S. 237 hat dieser den K2 "ALTENESCH" noch bis zum 26.03.1874 festgestellt. Damit endete die Zeit der oldenburgischen Stempel.

    Der Nachfolgestempel ("Ablösestempel") des alten oldenburgischen K2 "ALTENESCH" war ein Einkreisstempel "ALTENESCH".

    Brief DR Nr. 41, 10 Pfennig mit dem "Ablösestempel" (K1) "ALTENESCH 17/ 11 84" nach Oldenburg (aus meiner Slg.)

    Briefe und Marken mir Abstempelungen von Altenesch sind allesamt selten und gesucht. Das Postaufkommen war in dieser kleinen Postspedition immer gering und es sind nicht sehr viele Stücke erhalten geblieben.