Mühlradstempel-Besonderheiten

  • Liebe Sammlerfreunde,

    warum tut man sich eigentlich heute so schwer eine Briefmarke aus einem Brief auszuschneiden ?

    Mit dem Ausschneiden von farbig gedruckten Briefmarken aus aller Welt begann die Leidenschaft

    für die Philatelie.

    Damit wurden Werte geschaffen, und nicht Werte vernichtet, wie heute oft behauptet.

    Unsere Altvorderen sammelten die schönen farbigen Briefmarken,

    und je exotischer das Herkunftsland desto wertvoller.

    Niemand dachte an Portostufen und Postverordnungen.

    In aller Welt gab es MIllionen Briefmarkensammler, nicht Briefesammler, und es war

    die grosse Zeit der Philatelie.

    Nach Millionen und Abermillionen ausgeschnittener Briefmarken wird heute hier

    im Forum darüber diskutiert, ob eine Briefmarke mit seltener Entwertung

    auf einem verschmutzten, das Auge beleidigenden Brief, ausgeschnitten werden darf.

    Wo sinn mer dann ? Mir sinn in der modernen Philatelie angekommen,

    wo Briefe das ein und alles ist, wo Portostufen und Postverordnungen die Hauptrolle spielen

    und Briefinhalte immer wichtiger werden.

    Für mich steht die Schönheit, die Ästhetik der Briefmarke an erster Stelle, und deshalb darf

    selbstverständlich eine Marke von einem unansehnlichen Brief gelöst (erlöst) werden.

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber Kilian,

    das ist die eine Sicht der Dinge, die man teilen kann, aber nicht muss. Ich würde prinzipiell nie eine Marke, die seit 170 Jahren auf einem Brief prangt, ablösen und sie damit anonymisieren.

    Was vor 120 Jahren Sammler gemacht haben, ist auch die eine Sache; ein paar Jahre vorher durften Frauen auch zeigen, ob sie lieber die Wasserprobe, oder die Feuerprobe an sich angewandt sehen würden - die Erfolge waren aber eher übersichtlich.

    Zeiten kommen und gehen - natürlich darf jeder mit seinem Eigentum machen, was er will. Wenn bei mir die Heizung ausfallen sollte, kann ich auch gut 5.000 Bayernbriefe als kurzfristige Kompensation dieses Heizproblems ansehen - oder ich strample auf dem Heimgerät, bis mir warm wird. Beides führt zum Ziel, aber nur eines würde man sinnvollerweise heute machen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    Sehr interessante Beiträge, fast schon philosophischer Natur sind hier zu lesen!
    Aber man sollte daran denken, dass es sich bei Volkers Brief um einen Extremfall handelt, den man nicht verallgemeinern muss.
    Stempel selten, Brief sehr selten, Marke klar gestempelt, Gesamtoptik im Keller bis unterirdisch.
    Was also tun?

    Meine Kompromisslösung:

    Brief erhalten und bis auf die Marke mit meiner Desinfektionsschablone abdecken, die Marke dabei sichtbar lassen, indem man aus der Schablone die "Marke" ausschneidet.
    Dann auf einem passenden Papier, zu blau passt vielleicht ein leicht chamoisfarbenes Papier, ausschneiden und das könnte sogar ein Hingucker werden.
    Alternativ naürlich ein Farbausdruck der Schablone inklusive der Marke. Aber das ist Geschmackssache.

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

  • Liebe Freunde,


    der Brief von Volker ist an den Buchdruckereibesitzer Michael Reindl in Bamberg adressiert. Sicher handelte es sich hier um ein größeres Gebäude, das dem Briefträger auch bekannt war.


    Wer kann daher den Vermerk „Ablage am Maxplatz“ erklären?


    Beste Grüße

    Will

  • KlangRausch

    Wenn in deiner Sammlung 90% der Briefe so aussehen, dann würde ich das auch nicht verallgemeinern... Klar ist, dass man speziell als Stempelsammler immer Kompromisse bei der Qualität eingehen muss und das ist doch völlig ok.

    Ich bin schon gespannt auf Volkers Reaktion! :)

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

  • Hallo zusammen,

    Volkers Brief ist doch nun wirklich nicht so schlecht, daß man ihn zerschneiden sollte.

    Das ist zumindest meine Meinung. Was soll man denn mit so einer nichtssagenden

    ausgeschnittenen Marke anschließend anfangen?

    Ich zeige mal so einen Ausschnitt, der nix mehr taugt. Auf Brief, egal wie er aussah

    wäre das doch wohl etwas anderes gewesen. Aber so wie auf dem Bild ist das

    einfach nix mehr, philatelistischer Schrott und mehr nicht.

    viele Grüße von woodcraft

  • Wer kann daher den Vermerk „Ablage am Maxplatz“ erklären?


    Beste Grüße

    Will

    Hallo Will,

    suche doch ganz einfach in google books und - selbst ist der Sammler :)

    Also ich habe schon mal gesucht und folgendes gefunden.

    Reindel war der Herausgeber der "Bamberger Zeitung", die am Maxplatz (= Kurzform von Maximiliansplatz) ihr Comptoir hatte. Er selbst wohnte in der Fleischgasse. Der Brief sollte also an die Geschäftsadresse gehen.

    Link:

    https://www.google.de/books/edition/…tsec=frontcover

    Gruß von Luitpold

  • Ich zeige mal so einen Ausschnitt, der nix mehr taugt. Auf Brief, egal wie er aussah

    wäre das doch wohl etwas anderes gewesen. Aber so wie auf dem Bild ist das

    einfach nix mehr, philatelistischer Schrott und mehr nicht.

    Hallo woodcraft,

    so drastisch würde ich nicht formulieren -es war eine frankierte Nachsendung eines Badenbriefes aus ?? nach Augsburg mit Auslieferung dort und dann neu erfolgter Postaufgabe in Augsburg bis 12 Meilen innerbayerisch.

    Wäre das ein (normal präsentierender) Brief, würde der 3.000 bis 5.000 Euro kosten. Was kostet so ein Briefstück jetzt? Ein paar Hundert Euro? Da wäre mir 1 Brief lieber, als 50 Briefstücke dieser Art.

    Letztlich drücken die gezahlten (nicht die geforderten) Preise immer das aus, was der Markt denkt und bewilligt und nicht nur Börsianer wissen, dass der Markt immer Recht hat. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Luitpold,

    danke dass Du trotzdem geantwortet hast.

    Aus Deiner Info schließe ich jetzt, dass das Wort "Ablage" keine besondere Bedeutung hat, sondern synonym für "Abgabe" benutzt wurde.

    Beste Grüße

    Will

  • ... ich drücke es gern noch drastischer aus, hier wird von KK der vollkommen vermessene Eindruck hinterlassen, dass nur die EZM dem Anspruch von "Schönheit und Ästhetik" genügt. Das ist auch schon real falsch, weil sie das genausogut und noch mehr auf einem Brief erfüllt. Wenn man keinen Bock auf Verordnungen uns social philately hat dann soll man es bleiben, aber andere mit seiner permanenten Stichelei dagegen in Ruhe lassen. Abertausende philatelistisch wertvollste Belege, ob grässlich oder schön sind für die sinnfreie Lagerbuch-EZMlerei zerschossen worden, dann lasst einem wenigstens den Rest und setzt hier nicht derart fatale Botschaften in die Welt.

    Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    man kann vom Alten Fritz halten, was man will, aber seinen auf die Religionsfreiheit gemünzten Spruch »hier mus ein jeder nach Seiner Faßon Selich werden« kann man auf nahezu jede Lebenslage anwenden.

    Wisst ihr, was für mich die ärgerlichsten Aspekte an der Philatelie sind? Sture Besserwisserei, pseudoreligiöser Bekehrungseifer und ausgeprägte Borniertheit. So niedrig sind unsere Stirnen doch nicht, dass wir uns das in diesem Forum zum Vorbild nehmen wollen, oder?

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • @bk

    du hast schon recht, es war provokant und überspitzt von mir.

    Ich hätte statt "philatelisischem Schrott" besser "postgeschichtlich minderwertig" schreiben

    sollen.

    Und da es zum Thema passt zeige ich noch ein Beispiel aus der letzten Deider-Auktion.

    Obwohl jetzt nur noch eine Marke mit Zahnfehler hab ich sie trotzdem erworben.

    viele Grüße von woodcraft

  • Lieber Pälzer,

    das ist jetzt harter Tobak von Dir.

    Auch ich schätze selbstverständlich schöne Briefe und postgeschichtliche Feinheiten.

    Ein unansehnlicher Brief würde ich aber nicht in meine Sammlung aufnehmen.

    Den Mühlradbrief, so selten er ist, würde auch kein solides Auktionshaus als Einlieferung akzeptieren.

    Er ist ganz einfach Schrott. Das mögen andere Sammler anders sehen.

    Die Marke kann abgelöst werden und Platz in einer Sammlung finden.

    Das war meine Diskussionsbeitrag zu dem Brief.

    Mehr war da nicht.

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Hallo liebe Freunde,

    ich beziehe mich auf meinen post 337 und möchte hier kein weiteres Öl ins Feuer giessen.

    Habt alle einen schönen Restsonntag.

    Schöne Grüße

    Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ich glaube es wird Zeit, dass wir wieder zu dem zurückkehren, was das Forum ausmacht.

    Philatelie in all ihren Facetten.

    Um wieder umzuschwenken hier ein Brief aus Münchberg nach Leipzig vom 22.1.(ohne Jahr) mit Verwendung einer Preussischen Silbergroschenmarke in Bayern. Folgerichtig nicht anerkannt, trotzdem aber mit Mühlradstempel 324 aus Münchberg gestempelt.

    Gruß

    bayernjäger