MiNr. 9 II - 3 Kreuzer rot mit abgeschrägten Ecken - Marken und Postgeschichte

Hier dann noch die aus diesem Thread gesammelten Beispiele der passenden Nr. 2 Platte 3 mit dem PF "Punkt über der DREI:

Fassen wir zunächst unsere Erkenntnisse zur Nr. 2 Platte III PF Punkt über der DREI zusammen:

1. Dieser PF kommt auf Platte III vor. Die beiden bisher dazu in den Posts gezeigten Briefe datieren von Juli und September 1858. Damit kann es keine Platte 4, 5 oder 6 sein, denn Platte 4 kommt frühestens ab Oktober 1858 vor.

2. Laut Kilian gibt es diesen PF nur auf der Platte 3 - dies wäre zu bestätigen!

3. Auffällig ist bei den gezeigten Beispielen im vorherigen Post die rechte obere Ecke. Hier gibt es offenbar einen Bruch der Randlinie mit entsprechendem Farbüberlauf, der sich anscheinend mit der Zeit entwickelte, denn wir sehen Marken ohne Auffälligkeit in der rechten oberen Ecke, Marken bei denen sich eine Auffälligkeit andeutet und Marken mit deutlicher Abnormalität rechts oben.

Diese Auffälligkeit in der rechten oberen Ecke sehen wir auf den Marken der hypothetischen Nr. 9II1 nicht.

Zum Auftreten:

Nr. "9II2" und "9II3" treten bereits im zweiten Halbjahr 1864 auf (Belege wurden hier gezeigt) - das erste Auftreten der Nr. 9II1 (die mit dem PF "Punkt über der DREI") ist laut der Posts hier der 12.05.1865. Und danach sehen wir einige Belege gegen Ende 1865 und dann etliche in 1866.

Tatsächlich eine ziemlich ähnliche Entwicklung wie bei der Nr. 8II, die auch erst ab Mitte 1865 auftritt (siehe im Thread dort).

Die Druckauffälligkeit in der rechten oberen Ecke ist durch ein in die Druckebene gehobenes dünnes Metallplättchen zu erklären (sog. Spatien, die den Raum zwischen den Stöckeln ausfüllten).

Je nach Höhe ist entweder nur ein leichter Abdruck zu erkennen, oder das Metallplättchen hatte sich soweit nach oben gearbeitet, dass zwischen Metallplättchen und Randlinie eine Vertiefung entstand, die ohne Farbe blieb, und es sieht so aus, als wäre an der Stelle ein Bruch.

In einer neuen Platte eingebaut ist die Druckauffälligkeit natürlich nicht mehr vorhanden.

Das 20er Bogenteil ist kein Druck von Platte 5 oder Platte 6.

Von einer neuen Platte (7) mit neu geprägten Stöckeln wurde vermutlich

ab ca. Mitte 1863 gedruckt. Die 3 Kreuzer rot kommt nur noch in Type 1 vor.

3 Kreuzer rot mit abgeschrägten/abgerundeten Ecken sind ab etwa Mitte 1864 bis 1866 bekannt. Wurden für die letzte Auflage der Platte (7) abgenutzte Stöckel ausgetauscht, dann kann das 20er Bogenteil der letzten Auflage zugeordnet werden. Zeitlich würde es passen.

Drucke von der letzten Platte (8), ab etwa 1866 , identisch mit dem Elster Bogen, durchweg wieder mit spitzen Ecken. Eine Teilauflage davon auf dicken Papier gedruckt. Das ist die sog. 9c.

Die 1 Kreuzer gelb wurde in mehreren Auflagen von nur von einer Platte gedruckt. Das erklärt das Vorkommen der abgeschrägten/abgerundeten Ecken noch auf der Letztauflage (Elster Bogen).

Gruss Kilian

Ja, so würde es zusammen passen…

Die Erst-oder Frühdrucke von einer neuen Platte sollten klare und saubere Druckbilder zeigen.

Im Thread der 3 Kreuzer rot sind an die 200 datierte Briefe eingestellt.

Bei Durchsicht konnte ich erst ab März 1865 klare und saubere Frühdrucke finden, und das widerspricht der Annahme, dass schon Mitte/Ende 1863 Marken von einer neuen Platte auftauchen.

Es ist zu vermuten, dass 3 Kreuzer rot von der Platte 6 noch bis 1865 im Umlauf waren, und das 20er Bogenteil von der Letztauflage der Platte 6 stammt.

Bei einer Druckzeit von über 3 Jahren verwundert es nicht, dass für die Letztauflage einige Stöckel ausgetauscht werden mussten und Plattenfehler sich häuften.

Herr Sem vermutet 5 Neuzusammenstellungen und auch eine Auffrischung bereits verwendeter Stöckel durch Nachprägung.

Es bedarf wohl noch viel Sisyphusarbeit um bei den verschiedenen Plattenzusammenstellungen klarer zu sehen.

Ich konnte mir nun in einem Antiquariat für 30,- EUR das Michel Handbuch zu den Plattenfehlern der Kreuzerausgaben von Vogel und Peindl zulegen.

Ich muss sagen, ich bin unangenehm überrascht. Das Buch ist ja von 2004 und damit nicht so wahnsinnig alt, und doch ist es unvollständig (zur Nr. 12 bspw. fehlen etliche bekannte PF), ungenau, teilweise unklar und stellt unbewiesene bzw. teilweise sogar falsche Behauptungen auf.

Nur wenige Abbildungen sind in Farbe und die meisten in s/w (warum eigentlich??). Viele PF sind nachgemalt und werden nicht wirklich im Original gezeigt (das mag man einerseits gelten lassen, weil es sicherlich schwer ist alle PF vollständig zu sammeln, andererseits ist es in der Fülle schon wieder nicht in Ordnung). Bei den Platten-Theorien ist es bei der Nr. 1 noch sehr gut (weil vieles aus dem wirklich guten Buch aus 1999 zum Schwarzen Einser von Vogel entnommen), danach wird es aber schon wieder unübersichtlich und schwer verständlich. Ich bin einigermaßen enttäuscht.

Nun noch eine Bitte - auch wenn das Thema in diesem Thread schon einmal angesprochen wurde: In besagtem PF-Handbuch von Vogel/Peindl werden zwei PF benannt, die auf der Nr. 2 (nach Vogel/Peindl Platte IIIb) vorkommen und dann auch auf der Nr. 9 (nach Vogel/Peindl Platte V). Diese beiden PF finden sich tatsächlich auch auf dem Elster-Bogen der Nr. 9 (den Vogel/Peindl noch nicht kannten) auf Position A5 und A18 (siehe Fotos). In diesem Thread wurde schon dazu geschrieben mit dem Zwischenresultat, dass diese PF bisher NICHT auf einer Nr. 2 aufgetaucht seien. Hier nun meine Bitte: Kann das hier vom Forum bestätigt werden? Gibt es diese beiden PF auf der Nr. 2 (Beweisfotos wäre prima) oder stimmt einfach nicht, was Vogel/Peindl da geschrieben haben? Vielen Dank vorab!

Hallo Francesco,

dein Urteil zum Michel Handbuch stimme ich zu.

Positiv ist zu erwähnen, dass zum ersten Mal acht Platten der 3 Kreuzer blau unterschieden werden, wobei eine beispielhafte Markenabbildung für jede Platte natürlich völlig unzureichend ist.

In der Schrift der Arge Bayern wurden die Nummerierungen und einige Angaben zu den Platten korrigiert.

Viele der leider nur in schwarz -weiss abgebildeten Plattenfehlern auf der

3 Kreuzer blau sind nicht der richtigen Platte zugeteilt, oder kommen darauf

gar nicht vor, und dazu zählen, wie schon geschrieben, die beiden PF auf dem

Elster Bogen der 3 Kreuzer rot.

Gruss Kilian

Anbei mal wieder ein kleines Essay, hier nun über die Nr. 9II.

Viel Spaß beim Lesen, über Feedback würde ich mich sehr freuen!

... sehr gut recherchiert - es spricht vieles für deine Darstellung.

Hallo Francesco,

eine wohlbegründete und nachvollziehbare Ausarbeitung. Respekt! Das Thema ist

sehr gut dargestellt und bestens geeignet für eine Veröffentlichung im Rundbrief der Arge Bayern und auch der „Philatelie“.

Grüße aus Frankfurt

Heribert

Hallo Francesco,

ich bin auf das Äußerste beeindruckt von Deiner Argumentation! Hut ab!

Viele Grüße von maunzerle

Hallo Francesco,

Sehr gut

Das wird genau der Katalog, oder das Buch zu den Quadratausgaben, den die bayerische Philatelie braucht, damit frischer Wind in das Sammelgebiet kommt.

Gruss Kilian

Jetzt müssen nur noch die beiden Prüfer den Michel überzeugen!🤓

Es muss nicht immer MICHEL sein!

+ 1 !

Müssten wir nicht zuerst mal die Prüfer überzeugen? 😃

Ja - und viel Glück und Ausdauer hierzu.

Lesen die eigentlich mit? Ist das bekannt?