MiNr. 9 II - 3 Kreuzer rot mit abgeschrägten Ecken - Marken und Postgeschichte

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Will,

    toller Fund. Aus meiner Sicht stützt das genau die These, dass irgendwann bei einer Neuzusammenstellung der Druckstöckel mehr oder weniger sanft nachgearbeitet wurde. Die linke untere Ecke sieht schon so aus wie bei der Nr.9 9 oben links nur eine leichte Abschrägung unten rechts ist noch nichts zu erkennen.

    Etwas Bauchschmerzen bereitet mir allerdings das Druckbild oben rechts. Spontan würde ich fas sagen, es sieht nach einem Bruch aus, aber eventuell ist das Druckbild auch mit einem Fremdkörper zu erklären. Vielleicht können sich die Druckexperten hierzu noch äußern.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Lieber Will,

    das wäre jetzt eine "Sensation", wenn das Einfügestöckel zum Druck der 9II

    auf einer Platte der 3 Kreuzer blau nachgewiesen werden könnte.

    Von welcher Platte stammt die 3 Kreuzer blau?

    Zwei 3 Kreuzer blau habe ich eingestellt, die den Punkt exakt an derselben Stelle zeigen.

    Die Markenecken sind (noch ?) eckig. Nach meiner Ansicht sind es zwei Marken von Platte 3.

    Bei der Marke mit off.MR "607" oben rechts, ausserhalb des Druckbildes, eine ganz

    schwach gedruckte blau Linie.

    Die unförmige rechte obere Ecke bei der 3 Kreuzer blau mit MR "BP" erkläre ich mir mit

    einem schräg nach oben ins Druckbild verschobenen Metallplättchen (Abstandshalter).

    Der höher stehende sogenannte Spiess wurde mitgedruckt.

    Die Farbe verteilte sich um den Spiess herum, die Einfassungslinie blieb an der Stelle farbfrei.

    Wurde das Metallplättchen wieder in die Druckform eingehämmert, dann war das Druckbild wieder mit kompletter Einfassungslinie. D.h. das Stöckel war nicht defekt.

    Ist die Marke mit MR "BP" von Platte 3 gedruckt und wurde das Stöckel ca. 1865

    in die Platte zum Druck der 3 Kreuzer rot eingebaut ?

    Ist der Punkt und die schräge linke untere Ecke Beweis genug ?

    Letztens hast du gezeigt, dass für den Druck der Bogentasche der 6 Kreuzer blau ein Stöckel

    der 4II, Platte 1 zum Einsatz kam.

    Auch ein Stöckel der 3 Kreuzer blau, Platte 3 kann mehrere Jahre in der Druckerei,

    oder wo auch immer, gelegen haben , und etwa 1865 wieder in eine Druckform

    zum Druck von 3 Kreuzer rot eingebaut worden sein.

    Alles noch Spekulation.

    Würde gerne weitere blaue 3 Kreuzer Marken mit dem Druckbild "Einfügestöckel" sehen.

    Die stehen ab sofort ganz oben auf der Einkaufsliste.

    Gruss Kilian

  • Liebe Sammlerfreunde,

    Plattenfehler sind nicht jedermanns Sache.

    Ist der PF nur "ein Pünktchen im Druckbild", dann wird gerne von "Fliegenschiss" gesprochen.

    Wer so spricht, der hat sich leider von der Briefmarke verabschiedet.

    Wie wertvoll ein Pünktchen im Druckbild sein kann, das will ich anhand der Mi.3II und Mi.8 zeigen.

    Die beiden Marken passen zwar farbmässig nicht in den roten Thread,

    ein Pünktchen ist hier aber gerade topaktuell.

    Bei beiden eingestellten 1 Kreuzer Marken ist die rechte untere Ecke beschädigt

    und die linke Einfassungslinie oben mit Aufspaltung. Wem das noch nicht Beweis genug

    für den Druck vom selben Klischee ist, dem sollte das bei beiden Markendrucken

    vorhandene Pünktchen im grossen Innenkreis links unten überzeugen.

    Damit ist bewiesen, dass Mi. 3II und Mi.8 von derselben Platte gedruckt wurde.

    Die linke Schnittlinie zeigt das Stöckel auf derselben Bogenposition.

    Michel Handbuch, Seite 84:

    "Die in der Literatur vertretene Meinung, dass von der Platte 3II auch

    anschliessend die Marken der Mi.8 gedruckt wurden,

    konnte widerlegt werden. Es treten keine identischen PF so wie bei den Ausgaben

    der Mi. 2/9 oder Mi. 4/10 auf. Aus dieser Tatsache muss abgeleitet werden,

    dass für die Mi.8 eine neue Platte hergestellt wurde."

    Diese Aussage ist falsch !

    Gruss Kilian

  • Lieber Kilian,

    Deinem Adlerauge entgeht so leicht nichts und schön ist, dass Du die "Pünktchen" auch noch in den richtigen Kontext der Mi. 3II und 8 stellst.

    Ich teile Deine Meinung, dass die Aussage (wie leider auch einige andere) von Vogel im Michel-Handbuch falsch ist, denn es ist schwerlich vorstellbar, dass für eine Kleinauflage der 1 Kreuzer rot eine neue Stöckelserie geprägt worden wäre, die nicht auch für die 1 Kreuzer gelb genutzt werden sollte.

    Du zeigst mit Deiner 1 Kreuzer gelb, gMR 157, jetzt auch noch einen Beleg, der das erhärtet.

    Die 3II und die 2II6 (Stöckelserie 6 der 3 Kreuzer blau) kann man im Zusammenhang sehen.

    Beide Werte wurden in letzter Minute 1862 noch in Kleinauflagen nachgeschoben, weil die Bestände offenbar nicht bis zum 1. Oktober reichten.

    Bei beiden Werte fallen die ausgesprochen vielen Randaufspaltungen auf, die in diesem Ausmaß bei den von denselben Stöckeln in der neuen Ausgabe gedruckten Marken nicht vorhanden sind.

    Du kennst ja meinen Erklärungsversuch, den ich hier auch öffentlich zur Diskussion stellen will.

    Wie wir beim einzigen noch existierenden Stöckel der 2II2b schon diskutiert haben, sind die Randlinien nicht völlig plan. Sie enthalten minimale Unebenheiten, die zu verschiedenen Druckzufälligkeiten führen können (unterschiedliche Randbreiten, Quetschränder, etc.). Abhängig von der Konsistenz der Farbe und evtl. auch von der angewendeten Druckkraft treten diese "Fehler" mehr oder weniger auf.

    Für mich sind die Randaufspaltungen der 3II und 2II6 Quetschränder, bei denen der Farbfilm ganz abgerissen ist (an den Stellen der und bedingt durch die minimalen Unebenheiten der Randlinien im Stöckel).

    Warum besonders bei der 3II und der 2II6?

    Vermutlich seit Frühjahr 1862 wurden die Marken für die neue Ausgabe zum 1. Oktober 1862 gedruckt, wahrscheinlich auf mehreren Schnelldruckpressen. Als der Auftrag zum Nachdruck der 3 Kreuzer blau, bzw. später auch der 1 Kreuzer rot einging, wollte man für diese geringen Auflagen die Schnelldruckpressen nicht blockieren und wich evtl. auf die Handruckpresse aus.

    Es ist bekannt, dass für die Handdruckpresse eine zähere Farbe als für die Schnelldruckpresse benötigt wurde.

    Da der für die Farbmischungen zuständige Drucker zu der Zeit aber ständig Farben für die Schnelldruckpresse herstellte, mischte er wahrscheinlich das Blau, bzw. das Gelb in der gleichen (flüssigeren!) Konsistenz.

    Beim Druck auf der Handdruckpresse führte diese zu flüssige Farbe dann vermutlich zu den bekannten vielen Randaufspaltungen, weil die Farbe an den minimalen Unebenheiten der Randlinie leicht abriss.

    Der Druck der 3 Kreuzer rot von den Stöckeln der 2II6 und der 1 Kreuzer gelb von den Stöckeln der 3II mit Farben der richtigen Konsistenz zeigt diese Randaufspaltungen in wesentlich geringerem Maße. Da die Unebenheiten in den Stöckeln vorhanden sind, können diese Aufspaltungen natürlich druckbedingt auch auftreten, müssen aber nicht.

    Wenn sie auftreten, freuen wir uns sogar, denn das gibt uns die Möglichkeit, Belege zu finden für die Weiterverwendung der Stöckel der alten Ausgabe (bis 1962) beim Druck der ersten Auflagen der neuen Ausgabe (ab 1. 10. 1862).

    Die Definition all dieser meiner Meinung nach farbbedingten Randaufspaltungen als "Plattenfehler" hat J. Vogel möglicherweise in die Irre und zu seiner falschen Aussage im Michel-Handbuch geführt.

    Meine vorgestellte Erklärung ist EINE Möglichkeit, die natürlich gänzlich falsch sein kann. Aber wenn wir nicht immer wieder neue Ideen entwickeln, können wir die Rätsel nie lösen.

    Was meint ihr?

    Beste Grüße

    Will

  • Lieber Will,

    dass die Aufspaltungen der Einfassungslinien mit der Farbkonsistenz und

    dem Pressdruck zusammenhängen , da sind wir einer Meinung.

    Eine Beschädigung der Druckstöckel (Kratzer, Riss) kann ausgeschlossen werden,

    und deshalb sind Aufspaltungen eigentlich Druckmängel und keine Plattenfehler.

    Sie können aber, wie Plattenfehler, auf einer kompletten Auflage, immer an derselben Stelle

    und mit derselben Länge vorkommen.

    Ich habe drei Beispiele mit 3 Kreuzer blau, Platte 6 eingestellt.

    Für den Druck der 2II6 und der 3II auf einer Handpresse sprechen die sehr sauberen

    und klaren Druckbilder, die es von den beiden Platten gibt.

    Deine Theorie, dass für den Druck die "falsche" Farbe verwendet wurde, leuchtet ein.

    Aufspaltungen waren sicher nicht erwünscht, aber die schon angerührte Farbe wegschütten,

    das wollte man nicht.

    Aufspaltungen der Einfassungslinien sind vor allen bei den breiteren Einfassungslinien

    zu beobachten und befinden sich immer ziemlich genau in der Linienmitte.

    Deshalb können Unebenheiten der Druckstöckel evtl. bei der Länge einer Aufspaltung eine

    Rolle gespielt haben, aber nicht Ursache für den immer mittigen Farbriss gewesen sein.

    Ein Druckexperte kann das Druckbild " Aufspaltungen" sehr wahrscheinlich

    einfach und plausible erklären. Eine dünne Druckfarbe und hoher Pressdruck

    dürften dabei wesentlich sein.

    Gruss Kilian

  • Aufspaltungen der Einfassungslinien sind vor allen bei den breiteren Einfassungslinien

    zu beobachten und befinden sich immer ziemlich genau in der Linienmitte.

    Deshalb können Unebenheiten der Druckstöckel evtl. bei der Länge einer Aufspaltung eine

    Rolle gespielt haben, aber nicht Ursache für den immer mittigen Farbriss gewesen sein.

    Lieber Kilian,


    da es sich meiner Ansicht nach um Quetschränder verstärkt durch Unebenheiten in den Randlinien handelt, findet man den Farbabriss immer ziemlich mittig. Das ist ja ein Charakeristikum des Quetschrandes.

    Die Unebenheit muss dabei keineswegs immer exakt mittig liegen.


    Deine 3 Beispiele aus der Stöckelserie 6 stammen alle von demselben Stöckel.

    Ich kann davon noch eines dazustellen.

    Je mehr wir davon einstellen, umso besser können wir Veränderungen an den Stöckeln während der Druckzeit erkennen.


    Beste Grüße

    Will

  • Würde gerne weitere blaue 3 Kreuzer Marken mit dem Druckbild "Einfügestöckel" sehen.

    Lieber Kilian,


    Deinem Wunsch in Beitrag #102 kann ich nachkommen.


    Hier ein Brief vom 19. September 1858 aus Augsburg nach Erding, frankiert mit der 3 Kreuzer blau mit dem Punkt nach DREI.

    Nach der Kassifizierung in Eurem Buch ist diese Marke eindeutig aus der Stöckelserie 3, eigentlich mit recht typischem Druckbild.

    (Die von mir in Beitrag #100 gezeigte Marke dagegen hat für mich mehr Merkmale einer Stöckelserie 6.)


    Das Ganze bleibt für mich momentan noch recht rätselhaft, aber wenn wir noch weitere Marken mit Fehlern in unsere Überlegungen einbeziehen, kommen wir vielleicht weiter.


    Nach Michel-Handbuch von Vogel/Peindl gibt es angeblich noch zwei weitere Fehler, die sowohl auf der 3 Kreuzer blau als auch auf der 3 Kreuzer rot auftreten.


    Wer kann die unten abgebildetes Fehler auf echten Marken der MiNr 2 und/oder 9 zeigen?


    Noch eine Bitte: Da wir uns hier nicht mit Anschriften und Stempeln beschäftigen, sondern mit Feinheiten im Markenbild, wäre eine Auflösung von mindestens 1200 dpi wünschenswert.


    Beste Grüße

    Will

  • Lieber Will,

    mir war sofort klar, wer mich überboten hat -:)

    Der ansehnliche Brief zeigt den PF "Punkt nach DREI" auf 3 Kreuzer blau, Platte 3.

    Neben dem Punkt ist auch eine oben rechts mitgedruckte Spiere zu erkennen.

    Es liegen jetzt vier 3 Kreuzer blau mit PF "Punkt" vor, alle vom selben Stöckel der Platte 3 gedruckt.

    Ob dieses Stöckel in eine spätere Platte der roten 3 Kreuzer Marken eingepasst wurde?

    Als Beweis reicht der ominöse Punkt und eine ähnlich stumpfe linke untere Ecke

    bei der 3 Kreuzer blau in post 100 meiner Ansicht nach nicht aus.

    Ausschliessen kann man es aber nicht, spricht doch Herr Sem von

    "vermutlich Austauschstöckel, die durch Hammerschläge in die Druckplatte eingepasst wurden".

    Die beiden PF sind auf dem Elster Bogen der 3 Kreuzer rot, linke Bogenhälfte Pos.5 und Pos.18

    leicht zu finden.

    Auf einer 3 Kreuzer blau habe ich keinen der beiden PF jemals gesehen,

    und ich wage zu behaupten, dass die beiden PF auf der 3 Kreuzer blau auch nicht vorkommen.

    Es hat mich schon immer gewundert, dass das schmale Michel Handbuch,

    das immerhin neu 68 Euro kostet, nur zur Hälfte in Farbe gedruckt ist.

    Gruss Kilian

  • Lieber Kilian,

    der datierbare Beleg war mit sehr wichtig.:)

    Ich kann auch noch eine weiter Marke mit diesem Stöckelfehler auf der 2III einstellen und würde mich freuen, wenn noch mehr hier eingestellt würden.

    Vielleicht findet sich dieser Stöckelfehler auch auf anderen Stöckelserien. Ich bin nämlich immer noch sehr geneigt, meine Marke aus post 100 der Stöckelserie 6 zuzuordnen.

    Dann wäre das Auftreten desselben Fehlers auf der 3 Kreuzer rot mit abgeschrägten Ecken leichter zu verstehen. Die 3 Kreuzer rot mit abgeschrägten Ecken könnte aus der Auflage stammen, die mit der Serie 6 der 3 Kreuzer blau gedruckt wurde. (Jedenfalls ist der Fehler nicht auf dem Elsterbogen zu finden.)

    Dass der Fehler in verschiedenen Stöckelserien aufgetreten wäre, könnte eine Erklärung darin finden, dass der Fehler (eine winzige Unebenheit) bereits in der Matrize vorhanden war. Beim Prägen der Stöckel wurde er nur unter bestimmten Randbedingungen auf einzelne Stöckel übertragen (Lage des Rohlings, bestimmter Prägedruck, etc.).

    Es wäre dann aber auch nicht notwendig, den Stöckelfehler bei der 3 Kreuzer rot nur auf Marken zu suchen, die mit der Stöckelserie 6 der 3 Kreuzer blau weitergedruckt wurden. Er könnte ja auch bei der Prägung einer neuen Serie für die 3 Kreuzer rot entstanden sein und wir würden ihn auch in späteren Auflagen wiederfinden.

    Daher wäre es sehr wünschenswert, wenn jeder, der diesen Fehler belegen kann, den Beleg hier hoch aufgelöst einstellen würde.

    Der Theorie (Sem) "vermutlich Austauschstöckel, die durch Hammerschläge in die Druckplatte eingepasst wurden" kann ich überhaupt nichts abgewinnen. Ich hätte jeden Drucker, der mit einem Hammer auf die Messingstöckel eingedroschen hätte, als Druckereibesitzer sofort und fristlos entlassen.

    Was ich mir als Erklärung für abgeschrägte Ecken vorstellen könnte, wäre, dass während des Auflagendrucks sich ab und zu einmal Stöckel aus der Ebene der übrigen Stöckel leicht herausbewegt haben. Um nicht die Druckform aufzuschließen, hat der Drucker evtl. mit einer Art Stichel auf eine oder mehrere Ecken des Holz- oder Schriftmetallquaders, auf dem die Messingstöckel befestigt waren, einen leichten Schlag ausgeführt. Dieser "Stichel" musste sehr schmal sein, da der Abstand zwischen Randlinie und Zwischenlinie nur etwa 1 mm betrug.

    Bei genügender Vorsicht geschah den Ecken nichts, war der Drucker etwas unvorsichtig, berührte der Stichel evtl. eine oder auch mehrere Ecken und wir sehen diese Abschrägungen.

    Trotz des Schlages von oben wäre die Krafteinwirkung auf die Ecken dabei immer seitlich gewesen und damit wäre auch erklärt, warum diese Abschrägungen aussehen, als wäre seitlich auf die Ecken geschlagen worden. (Aber sicherlich nicht mit einem Hammer!)

    Die beiden Stöckelfehler im Elsterbogen (Deine Abb.) hatten mich ursprünglich dazu bewogen, im Michel-Handbuch nachzusehen und da ich die dortigen Abbildungen für manipuliert halte, habe ich in meinem post 107 nach wirklichen Belegen gefragt.

    Trotz der grottenschlechten Qualität der Abbildungen kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass bei der Marke mit der gepunkteten Linie neben der großen 3 der offene Mühlradstempel auf der angeblichen 3 Kreuzer rot mit einem Photobearbeitungsprogramm in einen geschlossenen Mühlradstempel geändert wurde und als 3 Kreuzer blau abgebildet wurde. Die weiteren erkennbaren Teile des Stempels, wie die 0 und Teile der restlichen Ziffern befinden sich exakt an den gleichen Stellen. Dass dieser oMR und gMR in der exakt gleichen Stellung auf zwei Marken abgeschlagen wurde, wäre mir als Zufall zu groß.

    Auch der kleine Strich bei dem I von DREI beim anderen Stöckelfehler scheint hineinkopiert.

    Obwohl ich die Verwendung solcher veränderten Abbildungen ohne entsprechenden Hinweis nicht nachvollziehen kann, heißt das nicht, dass es diese Stöckelfehler auf den 3 Kreuzer blau nicht gibt. Daher meine Frage, wer sie eventuell auf wirklichen Marken zeigen kann.

    Hallo Plattenfehler (nomen est omen), wie sieht es aus?

    Beste Grüße

    Will

  • Lieber Will,

    dass Du die 3 Kreuzer blau aus post 100 mit der Platte 6 in Verbindung bringst,

    das verstehe ich nicht. Der PF "Punkt" plus Spiess ist bisher ausschliesslich auf Platte 3

    nachgewiesen, und die Marke aus post 100 gehört dazu.

    Ausserdem hat sie oben links eine erkennbar runde Ecke und unten eine stumpfe Ecke.

    Ein Plattenmerkmal der Platte 6 sind durchweg spitze Ecken.

    Hier im Thread sind 6 Briefe mit 3 Kreuzer rot, stumpfe Ecken und PF "Punkt"

    eingestellt. Die Daten: 12.5.65, 24.10.65, 14.12.65, 31.1.66, 12.3.66 und 4.6.66.

    Die Verwendungszeit der 3 Kreuzer rot von Platte 6 dürfte von Oktober 1862 bis ca. 1864

    gewesen sein.

    Das Stöckel mit PF "Punkt" befand sich in der Folgeplatte, nennen wir sie doch einfach Platte 7.

    Der Elster-Bogen aus der letzten Auflage, gedruckt von Platte 8 (ca. ab Mitte 1866).

    Wir kennen blaue Drucke mit PF "Punkt" von Platte 3 (ab August 1856 bis ca.Anfang 1859 )

    und in roter Farbe von Platte 7 (ab ca. Mitte 1864 bis ca. 1866).

    Der Punkt, die Vertiefung, kann aber auch rein zufällig bei zwei Stöckeln verschiedener Platten

    an derselben Stelle vorhanden gewesen sein.

    Jetzt zeigt aber ausgerechnet die 3 Kreuzer rot mit "Punkt" auch vier stumpfe Ecken, die nur

    bei zwei oder drei Stöckel im 90er Verbund vorhanden waren.

    Hier greift die Theorie aus dem Sem-Katalog, dass es sich um ein Austauschstöckel handeln könnte.

    Dass ein Austauschstöckel mit Hammerschlägen auf die Ecken eingepasst wurde,

    das erscheint mir auch praxisfern.

    Aber auch noch vor wenigen Wochen hätte ich es auch für ausgeschlossen gehalten,

    dass ein Stöckel fast 10 Jahre nach Gebrauch nochmal zur Verwendung kam.

    Nachdem Du uns aber gezeigt hast, dass zum Druck der Instruktionsmarken

    genau das geschehen ist, schliesse ich gar nichts mehr aus.

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber Kilian,


    ja, diese nicht spitzen Ecken irritieren mich auch und haben mich bisher daran gehindert, die Marke eindeutig der Serie 6 zuzuordnen.

    Andererseits sind die Details in allen 4 Wertzifferquadraten und Ornamenten sowie der großen 3 so klar, wie ich sie von keiner 2III kenne.

    Ich beuge mich jetzt dem Herrn der 3 Kreuzer blau und bringe die Marke bei den 2IIIern unter.

    Wahrscheinlich haust Du mir in Deinem nächsten Beitrag gleich mehrere Belege mir derart detaillierten Druckbildern der 2III um die Ohren.😂😂


    Bleibt die Frage: Kann dieses Stöckel der 2III als Austauschstöckel bei der 3 Kreuzer rot verwendet worden sein?


    Kann man Unterschiede zwischen 3 Kreuzer rot der Stöckelserie 7 oder 8 (wie Du sie nennst) und dem (evtl. ausgetauschten) Stöckel von der 2III erkennen? (Man kann eine 2III ja auch von einer 2IV, 2V oder 2VI unterscheiden.) Was meinst Du?


    Kann man die 3 Kreuzer rot mit dem Stöckelfehler „Punkt“ als von der 2III stammend erkennen?

    Die 5 eingestellten 2III mit Punkt zeigen eine zunehmende Verschlechterung des Druckbildes. Ist dies eine Abnutzung oder nur Farbverschmutzung des Stöckels?
    Wäre es eine Verschmutzung, hätte man durch Reinigung den ursprünglichen Zustand wieder herstellen können und es wäre nicht nötig gewesen, eine Stöckelserie 4 herzustellen. Also muss man eher von einer wirklichen Abnutzung ausgehen. Manche der 3 Kreuzer rot mit Punkt zeigen auch dieses abgenutzte Druckbild.

    Aber wie erklären sich die deutlich klaren Druckbilder bei den 3 Kreuzer rot mit Punkt aus (z.B.) Post 15 und Post 27?

    Natürlich könnte das Stöckel gereinigt, abgeschliffen und poliert worden sein. Aber wäre dann nicht auch der Punkt herausgeschliffen oder zumindest verkleinert worden?

    Er ist aber nach wie vor sehr deutlich zu sehen.


    Für mich bleibt also diese Theorie der Austauschstöckel weiterhin ein Thema für die Diskussion und ist keineswegs abgeschlossen.

    Vielleicht wird ja doch noch der eine oder andere Beleg eingestellt.


    Übrigens, die Weiterverwendung der 6 Kreuzer braun mit Stöckelfehler für den Druck von Instruktionsetiketten bei der 6 Kreuzer blau sehe ich hier nicht als Argument für Austauschstöckel. Bei den Instruktionsetiketten war die Qualität des Drucks nicht von Bedeutung und es war daher kein Problem, ein altes, ausgesondertes Stöckel wieder zu verwenden.


    Beste Grüße

    Will

  • Lieber Will,

    durch den Vergleich von Druckbildern sollte es eigentlich möglich sein ein

    Austauschstöckel zu erkennen, das ist aber hier nicht der Fall.

    Der einzige Hinweis ist nach wie vor der PF "Punkt", der sich bei Marken der 3 Kreuzer blau

    und der 3 Kreuzer rot an genau derselben Stelle im Druckbild befindet.

    Das sich zufällig bei zwei Stöckeln eine Vertiefung an exakt gleicher Stelle befunden hat, das ist unwahrscheinlich, kann aber auch nicht ganz ausgeschlossen werden.

    Weil von Platte 5 und Platte 6 blaue und rote 3 Kreuzer Marken gedruckt wurden

    sind auch identische PF bekannt.

    Der PF "Punkt" befindet sich aber auf einer 3 Kreuzer blau von Platte 3,

    was spätestens mit dem von Dir gezeigten Brief vom September 1858 bewiesen ist,

    und auf Briefen aus 1865/1866 mit frankierter 3 Kreuzer rot.

    Wurde das Stöckel der Platte 3 zum Druck von roten 3 Kreuzer Marken genommen ?

    Gab es mehrere Austauschstöckel oder sogar einen Druck 1865 von kompletter Platte 3

    in roter Farbe? Jede Frage ist erlaubt.

    Ich kenne von der Druckplatte (7) 1865/1866 keine Plattenmerkmale, keine Einheiten.

    Es ist eine mir unbekannte Platte.

    Es wäre interessant zu wissen, ob die Drucke dieser Platte (7) in der Regel spitze Ecken zeigen

    und nur einige wenige Drucke stumpfe, eingedellte Ecken. Der Brief aus der Sammlung

    von Wilfried ist frankiert mit einer 3 Kreuzer rot, PF "Punkt", stumpfe Ecken und mit

    zwei 3 Kreuzer rot mit spitzen Ecken.

    Wenn z.B. in der 90er Platte, 86 Stöckel spitze Ecken hätten und 4 Stöckel vier stumpfe Ecken,

    und einer davon "zufällig" mit PF "Punkt", dann wäre das meiner Ansicht nach ein Hinweis

    auf 4 Austauschstöckel, denn das wäre dann ein Zufall zuviel.

    Dieses Jahr werden wir Austauschstöckel nicht mehr beweisen können, und ich vermute auch nicht im nächsten Jahr, aber wie es so schön heisst ist der Weg das Ziel :)

    Gruss Kilian

  • Lieber Kilian,


    Deinem Argument „denn das wäre dann ein Zufall zuviel“ kann ich mich nicht verschließen!


    Somit bleibt die Frage bestehen, wie ein Stöckel der Serie 3 in die Druckform der 3 Kreuzer rot kommt.

    Da haben wir noch einigen Diskussionsstoff für das nächste Jahr.

    Schauen wir, was es bringt.


    Diesen Brief von Wilfried mit den drei 3 Kreuzer rot finde ich sehr interessant. Könnten wir von den 3 Marken einen Scan in hoher Auflösung bekommen?


    Dir, Kilian und allen, die hier mitlesen, wünsche ich einen guten Rutsch sowie alles Gute und vor allem Gesundheit im neuen Jahr.

    Ich freue mich auf die guten Diskussionen mit Euch hier im Forum und hoffentlich diesmal auch wieder beim Jahrestreffen.


    Beste Grüße

    Will

  • Lieber Will,

    das neue Jahr hat gut angefangen.

    Ich habe eine Katalogabbildung des in post 61 erwähnten 20-er Blocks gefunden und eingestellt.

    Der 20-Block zeigt mehrere Marken mit 1-4 abgerundete Ecken; auf Pos.6-10 sind gleich drei Marken mit abgerundeten Ecken vorhanden.

    Weil bei Platte 5, Platte 6 und von der letzten Auflage (Elster Bogen) die Markenecken durchweg spitz sind, gehe ich bei dem 12-er Bogenteil von Platte (7), Verwendung 1865/1866 aus.

    Man kann davon ausgehen, dass die 3 Kreuzer rot mit PF "Punkt" und abgeschrägten Ecken

    in dieser Platte (7) zu finden war.

    Vergleicht man die Markendrucke der Platte (7) mit den Drucken der 1 Kreuzer gelb vom Elster Bogen, dann sehe ich keinen Unterschied.

    Einige Drucke beider Platten zeigen eine bis vier abgeschrägte, eingedellte und auch runde Markenecken.

    D. h. gleiche Bearbeitung der Markenecken !!

    Die gelben 1 Kreuzer Marken mit 4 runden Ecken sind als Mi.8II katalogisiert und werden teuer bezahlt.

    Warum bei etlichen Stöckel die Ecken rund, eingedellt waren, das hast du überzeugend damit erklärt,

    dass immer dann, wenn ein Stöckel sich aus der Ebene der übrigen Stöckel leicht herausbewegt hat,

    der Drucker, um nicht die Druckform aufzuschliessen, mit einem leichten Schlag das Stöckel wieder

    in seine richtige Position gebracht hat.

    Das ein abgerutschter Stichel die eingedellten Ecken verschuldet hat, das halte ich für nicht plausibel.

    Ein Schlag auf die Ecken hört sich zwar nicht nach professioneller Arbeit an, die eingedellten, abgeschrägten Ecken lassen sich damit aber plausibel erklären.

    Praxisnah, nach meiner Ansicht, wenn man ein Hartholz auf das höherstehende Stöckel gelegt hätte, und mit Schlägen auf das Holz das Stöckel in seine ursprüngliche Position zurückbrachte.

    Die Ecken wären verschont geblieben..

    Die Ecken sind aber nun mal eingedellt oder abgeschrägt, und das bei den Marken

    der 1 Kreuzer gelb und der 3 Kreuzer rot.

    Wenn der PF "Punkt" zusammen mit den vier abgeschrägten Ecken ein Zufall zuviel ist, dann

    müssen wir konsequent auch ein Einfügestöckel bei der 1 Kreuzer gelb mit vier abgeschrägten Ecken vermuten.

    Spielen die vier abgeschrägten Ecken als Hinweis auf Einfügestöckel keine Rolle, dann bleibt einzig

    der PF "Punkt" als Hinweis auf Einfügestöckel übrig.

    Wünsche Dir ein gutes neues Jahr:thumbup:

    Mit besten Grüssen Kilian

  • Lieber Kilian,

    mit dem 20er-Block hast Du eine Fundgrube aufgetan!

    Hier die Marken bestimmten Stöckelserien zuzuordnen ist aber aufgrund der geringen Auflösung recht schwierig.

    Etwas weiterhelfen könnte uns aber der Stöckelfehler Strich zwischen R und N in BAYERN, Bogenposition B6 dieses (rechten?) Blocks, da Pälzer in post 627 und Plattenfehler in post 628 diese Marken auf Brief eingestellt haben.

    Es handelt sich eindeutig um Marken nicht nur von demselben Stöckel, sondern auch von derselben Position im Bogen, also aus derselben Auflage.

    Die Marke in post 627 ist zwar nicht besonders aufgelöst, aber man kann doch erkennen, dass die Marke in post 628 ein früher Druck, die Marke in post 627 ein späterer Druck dieser Auflage ist.

    Der Brief in post 627 ist nicht datierbar und Plattenfehler gibt für seinen Brief in post 628 kein Datum an. Es wäre natürlich toll, wenn der Brief doch ein Datum hergeben würde. (Rückseitig Stempel Nürnberg mit Datum?)

    Obwohl ich mir über die verschiedenen Stöckelserien bei der 3 Kreuzer rot noch keineswegs im Klaren bin, ordne ich diese Auflage aus einem Bauchgefühl heraus 1865/1866 zu.

    Dass es sich bei den Stöckeln (mehrere) mit abgeschrägten Ecken in dem Block um Austauschstöckel aus anderen Stöckelserien handelt, halte ich immer noch für unwahrscheinlich. Ich kann weder bei den hier gezeigten 3 Kreuzer rot noch bei den 1 Kreuzer gelb einen Unterschied zu den übrigen Stöckeln erkennen.

    Die von Dir eingestellte 1 Kreuzer gelb stammt aus einem 4er-Block (dieselbe Auflage wie der Elsterbogen), den mikrokern in post 23 eingestellt hat. Diese sog. 8II in dem Block sieht für mich, abgesehen von den schrägen Ecken, wie die übrigen Marken aus. Eine 3I sieht doch anders aus, oder? Was sagen die Experten der 1 Kreuzer-Marken?

    Deine eingestellte 1 Kreuzer gelb, Nürnberg Oct 186?, stammt aus einer anderen Auflage als der Elsterbogen. Kann es dasselbe Stöckel sein, das bei einer neuen Zusammenstellung der Druckform gewandert ist?

    Es gibt doch eine Ausarbeitung zur 8II, die ich allerdings nicht besitze. Welche Erklärungen werden denn dort geliefert?

    Ich halte momentan noch an meiner Erklärung fest, dass Stöckel, die nicht plan mit den anderen Stöckeln in der Druckform steckten, einzeln korrigiert wurden. Daher die vielen unterschiedlichen Marken mit 1-4 abgeschrägten Ecken.

    Tatsächlich hatte jeder Setzer eine "Klopfholz" (Buche, 10cmx15cm, auf einer Seite plan gehobelt, die andere Seite für die Hammerschläge gekennzeichnet), mit dem in der nicht verschlossenen Druckform die Lettern (und vermutlich in unserem Fall die Stöckel) plan in eine Ebene gebracht werden konnten. Ich habe es nicht erwähnt, weil es nicht zur Klärung der abgeschrägten Ecken beiträgt.

    In einer geschlossenen Druckform ein leicht herausstehendes Stöckel in der Höhe zu korrigieren, erforderte einen deutlichen Kraftaufwand. Hier mit einem Hammer (welcher Größe?) kräftig und exakt (:)) auf die winzigen Ecken zu schlagen, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Auch die Krafteinwirkung wäre ja seitlich und nicht senkrecht!

    Eine nadelspitze Ahle, die jeder Setzer zu seinem Werkzeug zählte, wäre bei jedem Schlag in das Material (ob Holz- oder Schriftmetallquader sowie Messing) eingedrungen.

    Ein "Stichel" (Vorstechahle mit abgeschliffenem Vierkant? Drucker/Setzer waren Praktiker! Maschinenbauer, Werkzeugmacher kennen evtl. korrekte Begriffe?) mit einer Kopffläche von ca. 1mm x 1mm hätte gerade in den Zwischenraum zwischen Randlinie und Trennlinien gepasst und hätte vielleicht die Fläche geboten, um die nötige Kraft auszuüben.

    Da der vorhandene Raum mit diesem "Stichel" fast oder gänzlich ausgefüllt war, brauchte der Drucker nicht abzurutschen, sondern es reichte bereits ein leichtes Verkanten oder ein nach oben breiter werdender Vierkant, um die Ecke zu berühren.

    Wie hier der Stöckelfehler "Punkt" aus der Stöckelserie 3 hineinpasst, weiß ich noch nicht. Aber wir haben ja noch nicht fertigdiskutiert :).

    Bayernspezi : Danke für den Beleg. Jeder Scan in guter Auflösung (am liebsten 1200 dpi) hilft uns bei der Untersuchung der Stöckelserien zur 3 Kreuzer rot sowie der abgeschrägten Ecken weiter.

    Beste Grüße

    Will