MiNr. 4 I - 6 Kreuzer braunrot die Erstausgabe

  • Pardon. Ich sehe gerade, dass rotbraun auf der Beimischung von Chromgelb beruht.

    Hier geht es aber um braunrot. Dennoch stelle ich mir auch in diesem Fall die Frage, wie braunrot hergestellt wird bzw. ob bei braunrot (ebenso wie bei rotbraun) auf teure Zusatzstoffe verzichtet werden kann.

  • Hallo,

    die Frage "cui bono" stellt sich hier m. E. erst gar nicht. Im Sommer 1849 war die politische Lage in Bayern denkbar schlecht, nichts klappte, womit wir wieder thematisch in der Nähe unserer N11 wären ...

    Ausweislich des Regulativs vom 1.7.1849 hätten die Marken in ihrer Dreiherrlichkeit ja längst fertig sein sollen - waren sie aber nicht, nicht eine Einzige.

    Mit der Nr. 1 war man zuerst fertig geworden - sie war das Testmodell. Blau und Rotbraun konnte man dann nachschieben, aber auch das hat letztlich bis Nov. 1849 gedauert. Weitere Wertstufen waren nicht angedacht, weil es keinen DÖPV gab, bei dem später 9x Marken sinnvoll wurden und Postverträge mit Frankreich gab es zwar, aber Marken wollte man auf diesen Briefen zuerst mal nicht sehen. Dieser Zustand änderte sich erst zum 1.10.1851, als man Briefe nach und über Frankreich mit Marken frankieren konnte/durfte/musste.

    Die Kosten für teurere Farben dürften keine große Relevanz gespielt haben, wenn man bedenkt, wie wenig Farbe auf eine 6x Marke kam (6x entsprachen einem Mittagessen, wenn man es kulinarisch, oder kalorisch vergleichen will). Da dürfte das Weglassen teuren Seidenfadenpapiers effektiver gewesen sein, als ein Hundertstel Gramm Farbe.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Das klingt einleuchtend, beantwortet allerdings noch nicht meine Ausgangsfrage, warum sich die bayerische Postverwaltung in dieser schwierigen Situation für eine braunrote Farbe und nicht nur für braun entschied. 😀 Oder war braunrot tatsächlich einfacher als braun zu beschaffen?

  • Die Beanwortung dieser Frage wird nicht möglich sein - man hätte auch eine gelbe Marke drucken lassen können, oder eine Grüne. Ich würde daran nicht zuviel festmachen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bavarian Hunter,

    …warum sich die bayerische Postverwaltung in dieser schwierigen Situation für eine braunrote Farbe und nicht nur für braun entschied. …

    Als die Ankündigung der Frankomarken am 23. Oktober 1849 im Verordnungsblatt erschien, waren die Marken bereits gedruckt und es wurde nur bekannt gegeben, welche Farbe die Marken hatten. Eine Entscheidung für eine bestimmte Farbe war das nicht mehr.

    Evtl. hatte das Ministerium beim Drucker „braun“ gefordert. In der Druckerei wurde das Braun wie zu der Zeit üblich, aus Rot und Schwarz gemischt. Das ergab besagtes Rotbraun/Braunrot (einen Farbfächer nach RAL gab es damals noch nicht 😁).

    Und in der VO wurde den Fakten entsprechend die Farbe der gedruckten Marken angegeben.

    Ich glaube, mehr steckt nicht dahinter.

    Beste Grüße

    Will

    Einmal editiert, zuletzt von Bayern-WB (2. Dezember 2022 um 11:40)

  • Hallo Bavarian Hunter,

    in diesem Zusammenhang lohnt sich ein Blick auf die überlieferten Probedrucke* der 1 Kreuzer schwarz:

    Welche Farben sehen wir? Die, die später verwendet wurden und ein paar Varianten davon. Eine Auswahl aus mehreren Farben war vorhanden.

    Ich schließe mich den anderen an: Irgendeinen Namen musste das Kind bekommen, und das war halt braunrot.

    * Erich Stenger, Essais und Proben der Brief-, Porto-, Telegraphen-, Stempelmarken und Ganzsachen von Bayern (1913)

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Irgendeinen Namen musste das Kind bekommen, und das war halt braunrot

    Lieber Dietmar,

    damit hast Du wieder einmal alles auf den Punkt gebracht.

    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Gibt es eine vielleicht eine Möglichkeit, das Werk von Erich Stenger zu den Essais und Proben digital einzusehen? Ich habe jedenfalls nichts gefunden. Und einen Nachdruck, geschweige denn das Original wird nicht angeboten.

  • ...am besten mal bei unserem hasselbert per PN nachfragen, ob das Werk bei der Phila-Bibliothek FFM vorliegt. Ausleihe von dort klappt ausgezeichnet, man muss halt die Portokosten tragen.

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis