MiNr. 4 I - 6 Kreuzer braunrot die Erstausgabe

  • Hallo Sammlerfreunde,

    eine mögliche Erklärung findet sich im Baden -Handbuch Band II:

    Mit Zurichtbogen wurden Höhendifferenzen der einzelnen Stöckel in der Druckform ausgeglichen.

    "Auch druckten Linien schärfer als eine grosse Zahlenfläche, da hier der Anpressdruck geringer war.

    Also musste die Anpressung z.B. der Zahlen erhöht werden. Die geschah über den Zurichtbogen.

    Aus Seidenpapier schnitt man die Zahlen aus, und klebte sie auf die aufgedruckten Zahlen des Zurichtbogens. Dadurch kam es zu einer geringen Erhöhung und besseren Flächenpressung.

    Diese Vorarbeiten waren äusserst Zeitaufwendig, so dass man von einigen Tagen ausgehen konnte,

    bis mit dem Markendruck begonnen werden konnte." (alles aus Baden Handbuch)

    Für die Erstellung der Zurichtung der Druckform erfolgte ein Druck auf einem kartonartigen Papier.

    Die Platte wurde grau eingefärbt und auf dem gegenüberliegend im Aufzug der Handdruckpresse befindlichen kartonartigen Zurichtbogen gedruckt.

    Anschliessend wurde die Platte gereinigt, Markenpapier (Seidenpapier) aufgelegt und der noch feuchte graue Zurichtbogen auf das Markenpapier gedrückt.

    Ein spiegelverkehrter Abklatsch der kompletten Druckform erscheint auf dem Markenpapier.

    Der graue Abklatsch könnte dem Drucker für die Erstellung der Zurichtung Hinweise gegeben haben,

    und /oder es wurden Ziffern zum Aufkleben auf den Zurichtbogen ausgeschnitten.

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber Kilian,


    da hat uns Dietmar auf die richtige Spur gebracht.


    Deine Erklärung, wie der Abklatsch entstanden ist, finde ich genial!


    Und damit ist mir jetzt auch klar, welche Information der Drucker daraus erlangte.


    Buchstaben oder Zahlen hat er daraus nicht mehr ausgeschnitten, denn die aufgelegten oder ausgeschnittenen Teile waren bereits auf dem Karton im Aufzug.


    Er musste als letzten Schritt aber noch sicherstellen, dass die Druckstöckel und die Zurichtung exakt aufeinander passten. Dazu fertigte er nach Deiner Methode den Abklatschbogen!


    Wie man an der Marke von Heribert schön erkennen kann, war dieser Abzug wohl der erste Versuch, denn besonders in der 6en und dem O von FRANCO passen Stöckel und Zurichtung noch nicht exakt. Man sieht Doppellinien.

    Nun wurde der Zurichtkarton solange verschoben, bis die Stöckel in der Druckform und die Zurichtung im Aufzug exakt passten.

    Bei der Marke, die Staatswappen eingestellt hat, scheint bereits alles richtig eingestellt zu sein.

    Nun konnte der Markendruck beginnen.

    Damit auf den Marken nicht ebenfalls ein farbiger Abklatsch entsteht, wurde wohl ein dünner Papierbogen über der Zurichtung angebracht.


    So eine Zurichtung war ganz schön aufwändig, bis mit dem Auflagendruck begonnen werden konnte.


    Beste Grüße

    Will

  • Liebe Freunde,

    das klingt wie ein Thema für den nächsten Rundbrief, ein Einseiter (Marke mit Charakter) sollte doch drin sein, oder?

    Bei der Markenforschung habe ich noch das, was bei Marken als »dünne Stelle« bezeichnet wird.

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Aber trotzdem ein sehr frühes Stück.

    Wollte ich euch nur mal zeigen.

    Gruß Michael

    Hallo in die Runde,

    ja ein sehr schönes Stück und- da mag ich gerne zustimmen- Novemberdaten der Erstausgaben sind etwas besonderes, eben aus dem ersten Monat der Markenausgabe. Je früher, desto besser, 1.11.1849 natürlich "am besten" aber auf Brief auch (fast) unerschwinglich... Jedenfalls der 10.11.1849, noch dazu in der Qualität gefällt mir sehr gut:thumbup:

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Sammlerfreunde,

    der Stempel kommt etwas undeutlich daher, es sieht für mich aber so aus, als wäre das Datum 15 / 8, was für die Verwendung eines Halbkreisstempels 15 Tage zu spät wäre.

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo Udo,

    ich habe 4 lose Marken und 2 Briefe der Erstausgabe mit Ortsstempel nach dem 31.7. 50 registriert, d.h. Dein Stück ist eine Rarität. Die Seltenheit dieser Stempel ist aber noch nicht in das Bewusstsein der Sammlerschaft eingedrungen.

    Viele Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Sammlerfreunde,

    das sehe ich anders.

    Im Zweifel sollte immer der Normalfall angenommen werden, und das ist der 15.3.1850.

    Eine aussergewöhnlich seltene Entwertung mit dem Halbkreiser noch am 15.8.1850

    muss 100% sicher nachgewiesen sein, und das ist meiner Ansicht nach hier nicht der Fall.

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber Kilian,

    ich sehe hier zwar eine 8, aber Du hast schon recht. Ein Restzweifel bleibt.

    Viele Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freude,

    ich hatte sogar schon Briefe, nicht nur lose Marken, bei deren Stempelbild ich geschworen hätte, es wäre der 3. oder 8. Monat - und dank Inhalt und Ankunfts- bzw. Transitstempeln wurde sicher belegt, dass es der vermeintliche 3. Monat der 8. war und umgekehrt.

    Wie Peter schon schrieb sind Entwertungen auf der Erstausgabe ab 1.8.1850 mit Ortsstempel möglich, aber extrem selten. Ich habe keine und er nur ganz wenige registriert, daher wäre auch ich sehr vorsichtig mit dieser Zuweisung. Am besten prüfen lassen unter Hinweis auf die von Peter erforschten Daten und Häufigkeit, dann weiß man, was man hat.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    von erforschten Daten oder Häufigkeiten kann überhaupt keine Rede sein. Ich selber habe zwei Briefe vom 16.8. aus Neuburg an der Donau und mit 6 Kreuzer vom 31.10. aus Nürnberg. Dann habe ich noch einen eindeutigen Fingerhutstempel von Kusel vom 25.8. und einen Halbkreiser von Schwabmünchen vom 20. August. Der Schwabmünchener ist von der Wahrscheinlichkeit etwas höher einzuordnen wie Udos Stück, aber auch kein 100%iger. Dann kenne ich noch ein Briefstück von Reichenhall vom 23. 8. Das ist es dann, obwohl seit ungefähr 25 Jahren verstärkt darauf achte.

    Liebe Grüße von maunzerle

    Bilder

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

    2 Mal editiert, zuletzt von maunzerle (11. Februar 2021 um 09:34)