Der Deutsch-Österreichische Postverein

  • Hallo zusammen!


    Bei der Vorbereitung eines Beitrags in einem Baden-Thread kam mir die Idee, einmal ausführlicher über die zentrale Bedeutung des DÖPV für die Entwicklung des Postwesens in Deutschland zu schreiben. Auch für uns Philatelisten wurde hiermit das Leben leichter gemacht, was die Interpretation der Portosätze anbetrifft – ich könnte mir gut vorstellen, dass einige Sammlerfreunde hier ein paar Vorher-Nachher-Beispiele zeigen können, wo Briefe über Landes- und Währungsgrenzen befördert wurden.


    An anderer Stelle habe ich aus diesem Buch schon einmal zitiert: „Geschichte des Verkehrs in Baden“ von K. Löffler (Postinspektor) Erschienen in Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung in Heidelberg 1910.


    Von diese Lektüre – die sich allerdings nicht ganz so flüssig liest wie ein Schätzing-Roman – habe ich für mein Verständnis des altdeutschen Postwesens viel profitiert.


    Ein ausführlicher Abschnitt behandelt die Entstehung des Deutsch-Österreichischen Postvereins. Und zwar aus badischer Sicht. Einen kurzen Ausschnitt möchte ich zitieren – bitte, beachtet besonders die Fußnoten:

    Die bereits angebahnte Vermehrung und Abkürzung der Verkehrswege sowie die daraus hervorgegangene Belebung des Verkehrs zwischen den Vereinsbundsstaaten hatten es ferner als dringendes Bedürfnis erkennen lassen, dem Postverkehr ein mit den gesteigerten Anforderungen des allgemeinen Verkehrs Hand in Hand gehendes und den vielfachen Wünschen des Handelsstandes entsprechendes System freier Bewegung und billiger gleichmäßiger Taxen[1] zwischen den Vereinsbundesländern sobald als möglich zu sichern. Hierdurch musste gleichzeitig die Grundlage für die Anbahnung eines wesentlich besseren Verkehrsverhältnisses zum Ausland geschaffen werden, dem alsdann die deutschen Bundesstaaten als geschlossenes Ganzes gegenübertreten konnten.
    Der erste Schritt zu einer nachhaltigen Reform[2] des deutschen Postwesens war bereits durch die Verträge zwischen Baden, Bayern und Österreich vom Jahre 1842 getan (Verabredung unmittelbarer Amtspakete Österreich-Strassburg, Aufnahme der österreichischen Postsachen in bayrische Amtspakete), deren Vorteile auch auf den unmittelbaren Verkehr zwischen Baden und Bayern ausgedehnt wurden. .....


    [1] In seiner großzügigen Auffassung hatte dies unser unvergleichlicher Rotteck schon zwanzig Jahre zuvor gefordert. „Was die Gesamtheit des deutschen Vaterlandes betrifft, so könnte vielleicht doch eine Anregung von Seiten der badischen Regierung stattfinden, um eine entsprechende Herabsetzung des Portos in den vielen Staaten Deutschlands herbeizuführen, damit ein Brief darum nicht mehr zahlen müsse, wenn er zwar nur eine kleine Strecke Weges geht, aber zufällig durch das Gebiet von zehn Herren muss, von denen jeder das Recht der Besteuerung darauf ausübt. Ich glaube, dass der deutsche Bund, der eine Wohltat für die deutschen Völker sein will, und sein soll, diese Wirksamkeit auf eine überall segnende Weise kund tun sollte, und die Regierung würde nicht nur den Dank von Baden, sondern den Dank des ganzen Vaterlandes erwerben, wenn sie am Bundestage zu diesem Zweck eine Anregung machte.“ v. Rotteck, Verhandlungen der zweiten badischen Kammer, Sitzung vom 22. Dezember 1831.


    [2] Dass eine Postreform kommen müsse, stand allgemein fest: „In Deutschland war inzwischen das Postwesen durch Verwickelung der Taxen noch mehr verunstaltet worden, das Speditions- und Rechnungsgeschäft besonders bezüglich der Berechnung unter den verschiedenen Postverwaltungen so beschwert, dass selbst die gewandtesten Beamten sich nur schwer herausfinden konnten, wobei das Publikum im Nachteil steht ..... Während die k. k. Österreichische und die Groß. Badische Postverwaltung dem Publikum durch eigene Postverordnungsblätter die äußere und innere Verwaltung vor Augen legen ...., ist die Geheimniskrämerei in anderen Postanstalten ..... meist unbedingt vorhanden.“ Joh. v. Herrfeldt, die Postreform. Frankfurt a. Main 1845. Und in dem Rechenschaftsbericht der St. Gallener Postkommission heißt es: „Nach fünfjährigem Wirken sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass das Postwesen zurzeit noch erst ein Kind ist, das zu gehen anfängt, sowie dass seine Entwicklung eine langsamere ist als es sein könnte, weil keine andere Administration gleich der unseren öffentlich über ihr Tun und Lassen Rechenschaft ablegt ...“ Rechenschaftsbericht der Postkommission von St. Gallen 1842

    Da hätte doch beinahe ein Badener den DÖPV gegründet. Aber leider wissen wir, dass seine liberalen Ansichten in den 1830er Jahren noch nicht sehr opportun waren (-> http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Rotteck ) Aber wie auch immer – Auch Baden hatte gute Köpfe!


    Bei der zweiten Fußnote gefällt mir am besten die Stelle mit den „gewandtesten Beamten, die nur schwer herausfinden können ...“ – ja, ja, es kann nicht jeder ein bayern klassisch sein ^^ ...


    Interessant ist aber auch die Bemerkung zu der „Geheimniskrämerei einiger Postverwaltungen“ – sind da etwa auch die Bayern gemeint? Bei den „Guten“, den Badenern und den Österreichern , sind sie zumindest nicht erwähnt .. ?( .


    Viele Grüße von balf_de


  • Lieber balf_de,


    du rennst mit deinem Beitrag bei mir als bekennendem DÖPV - Anhänger natürlich offene Türen ein. :)


    Ein (quantitativ leider nur) kleiner Teil meiner DÖPV - Sammlung zeigt gerade die Veränderungen, die der Postverein nach sich zog.


    Mit den Aussagen der Vor - DÖPV - Zeit hatten die Kommentatoren damals völlig richtig gelegen; da war die treffende Gebühr zu erurieren wahrlich nicht immer leicht. Ganz so schlecht waren sie also nicht, unsere Vorfahren in badischer und bayerischer Uniform ... ;)


    Liege Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber balf_de,


    weil du als Badener das höchstinteressante Thema angestoßen hast, werde ich mal die Postverhältnisse Badens zu Bayern im 19. Jahrhundert anschneiden in der Hoffnung, dass nicht nur unseresgleichen sich dafür interessieren. ;)


    Der 1. gemeinsame Postvertrag datiert vom 1.3.1811, also noch einer Zeit, in der die beiden Länder von Napoleons Frankreich beherrscht wurden (beide Mitglieder im Rheinbund) und die territorialen Verhältnisse schwankten. Später, nach Findung der endgültigen Grenzen kam ein neuer vom 18.6.1818 in Anwendung.


    Absender konnten für ihr eigenes Postgebiet frankieren (Grenzfranko) oder brauchten gar nichts zu bezahlen (Portobrief).


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    Hier ein Portobrief aus deiner Heimat nach Weissendorf. Baden taxierte fast immer mit Rötel, hier also 8 Kr.. Bayern fast immer in schwarzer Tinte, hier 6 Kr.. Die Summe beider Porti wurde oben rechts mit 14 Kr. vermerkt. Dieses Verfahren war sehr zeitraubend und umständlich, denn der Postler musste immer berechnen, wie der Laufweg war und welche Entfernung dabei zurück gelegt wurde. Danach richtete sich die Taxe oder das Franko. Leider waren auch die Gewichte inkommensurabel, da Baden nach dem Kölnischen Loth, Bayern aber nach dem schwereren Münchner Loth rechneten, was die Sache nicht eben vereinfachte.


    Dieser Altvertrag wurde von dem seinerzeit fortschrittlichen Vertrag zum 1.8.1843 in den wohlverdienten Ruhestand geschickt.


    Nun war das jeweilige Gewicht im Lande der Aufgabepost maßgebend und gerechnet wurde im halben Loth, nur bei schweren Briefen wurde allein nach dem eigenen Gewicht gerechnet, weil es keine andere Möglichkeit der Verwiegung gab und das war ein kleiner Nachteil.


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    Ein einfacher Brief aus Freiburg im Breisgau vom 23.3.1847 nach München zeigt nun, dass lediglich eine Taxe in Ansatz kam und zwar - erkennbar am Rötelstift - die badische der Aufgabepost. Weil Baden und Bayern bei bilateralen Briefen nur noch als ein ungeteiltes Postgebiet angesehen wurden, waren die Gebühren hälftig zu teilen, hier bekam also jeder 6 Kr.. Auf die Transitsituation Württembergs gehe ich nicht ein, weil das des Sachverhalt stark komplizieren würde.


    Baden hatte aber auch 1842 einen Gemeinschaftsvertrag mit Österreich geschlossen, der auch diese beiden Postgebiete als ungeteilt ansah und bei dem es nur eine Gesamtgebühr gab, die zu teilen war.


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    Der Brief aus Schopfheim lief natürlich über Württemberg und Bayern nach Österreich und bedurfte des Vertragsstempels BAD. Oe. für Badisch Oesterreichische Correspondenz (analog zu dem PV Bayerns mit Österreich BOC/OBC vom 1.10.1842). Auch hier sehen wir wieder die badische Hand, welche mit 12 Kr. Conventionsmünze, zahlbar in Steyr, das Gesamtporto notierte.


    Da Bayern dem Postverein zum 1.7.1850 beitrat, Baden jedoch erst am 1.5.1851 aufgenommen wurde, gab es eine Interimsperiode, die für die Postler Bayerns schwierig war. In Bayern galten eigene Gebühren und Gewichte (Loth inklusive, bis 12 und über 12 Meilen, Sondertarif mit der Pfalz), im Postverein war es anders (Loth exklusive, bis 10, über 10-20 und über 20 Meilen), während nach Baden noch das halbe Münchner Loth galt, wobei einfache Briefe bei Entfernungen bis 6 Meilen 4 Kr., über 6 bis 15 Meilen 8 Kr. und über 15 Meilen 12 Kr. kosteten.


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    Ein Brief aus Freiburg im Breisgau wurde am 26.11.1850 (Bayern im Postverein, Baden nicht) mit 12 Kr. siegelseitig frankiert für einfache Briefe über 15 Meilen bis 1/2 Loth. Das kartierende Postamt in Bayern war Augsburg, welches feststellte, dass er schwerer war und auf einem Frankobrief einmalig den Auslagestempel abschlug (sonst nur auf Portobriefen aus dem Ausland!). "Noch 6 x pto" = Noch 6 Kreuzer Porto hatte man ausgerechnet, die nun der Empfänger in München zahlen musste.


    Hätte man in Augsburg in Zollloth gewogen, wäre er einfach geblieben und hätte kein Nachporto gekostet.


    Mit dem 1.5.1851 wurde es dann wieder leichter, weil sich beide Verwaltungen durch eigenen Vertrag im Rahmen des Postvereinsvertrages gebunden hatten.


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    Nun kosteten alle Briefe unter einem Zollloth bis 10 Meilen 3 Kr.,


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    Briefe über 10 bis 20 Meilen 6 Kr. und


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    Briefe über 20 Meilen 9 Kr..


    Das Porto und Franko stand allein der Aufgabepost zu und die Transite über Württemberg waren unabhängig von dem tatsächlichen Postenlauf vertraglich geregelt.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber bayern klassisch!


    Gehofft hatte ich darauf, dass Du – oder auch einer der anderen Spezialisten – hier „Vorher-Nachher-Belege“ zeigen würde, aus denen die „Segnungen“ des DÖPV ersichtlich werden. Aber dass Du gleich eine vollständige Demonstration der Verträge zwischen Bayern und Baden von der Rheinbund-Zeit bis zum Jahr 1851 bildlich darstellen könntest, damit habe ich nicht gerechnet. Und was für schöne Belege Du dafür zur Verfügung hast! Sogar ein Heidelberger ist dabei! Vielen Dank für diesen wunderschönen Beitrag, von dem sicher nicht nur ich profitieren kann.
    Hallo Altsax!

    hier einmal ein sächsischer "Postvereinsbrief" der speziellen Art.


    Darf ich raten: Du schreibst „Postverein“ in Anführungszeichen, weil Kahla auch zu Sachsen gehörte. Aber vielleicht führte der kürzeste Weg von Altenburg nach Kahla über fremdes (Taxis ?) Gebiet und Dein Brief wurde aufgrund seiner Beförderung doch zum Postvereinsbrief. :?:


    Viele Grüße von balf_de


    Einmal editiert, zuletzt von balf_de ()

  • Hallo balf_de,


    nicht nur der kürzeste, sondern der einzige. Sachsen - Altenburg zerfiel in zwei Teile, den Ost- und den Westkreis. Korrespondenz zwischen diesen Teilen querte in jedem Falle taxissches Postgebiet. Die taxissche Post erhielt dafür eine Transitpauschale, diezu Lasten sächsischen Postverwaltung ging ohne daß das "korrespondierende Publikum" davon betroffen war.


    Beste Grüße


    Altsax

  • Lieber bk,


    Oberstein lag in der von Preußen bedienten oldenburgischen Enclave Birkenfeld.
    Wenn ich das richtig erkennen kann, stammt der Brief aus dem Jahre 1859, also der Postvereinszeit. Er ist ursprünglich mit 4 Sgr. Porto taxiert worden (3 Sgr. + 1 Sgr. Portozuschlag). Daraus wurden wohl 14 Kr., weil vermutlich Kreuzerwährung galt (?). Da lt. Postvereinsvertrag nur 12 Kr. zu erheben waren, könnte der Rest das Bestellgeld darstellen.


    Liebe Grüße


    Altsax

  • Lieber Altsax,


    nicht ganz. Mit 1859 liegst du natürlich richtig, es galt der revidierte Postvereinsvertrag.


    Bayern notierte 4 Sgr., weil der Zielort staatsrechtlich in Oldenburg lag, welches von Preußen allein postalisch bedient wurde.


    Taxis ließ die 4 Sgr. ja auch stehen, verrechnete aber mit Preußen 14 Kr. und somit paritätisch, denn 4 mal 3,5 Kr. waren eben 14 Kr..


    Taxis erhielt von Preußen daher als Transitpost 4 Sgr. = 14 Kr. gutgeschrieben und gab nur 12 Kr. an Bayern weiter. Bayern hatte auch Transitgebühren für diesen Brief an Taxis zu zahlen in Höhe von ca. einem Kreuzer, so dass am Ende verblieben: Bayern 11 Kr. und Taxis 3 Kr.. Preußen ging leer aus.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber bk,


    was die Währung angeht, habe ich mich inzwischen informiert: Im Fürstentum Birkenfeld galt zwar auch nach Übernahme des Postwesens durch Preußen weiterhin die Guldenwährung, ab 1848 wurde aber auf Thalerwährung umgestellt.


    Deine Briefinterpretation wirft gleichwohl einige Fragen auf:


    Nach meiner Kenntnis wurde ohne Zwischenschaltung von Postverwaltungen, die ggf. Transit besorgten, direkt zwischen Aufgabepostverwaltung und zustellender abgerechnet. Es galten die im Postvereinsvertrag vereinbarten Währungsparitäten. Differenzen zu den echten Umrechnungskursen waren summarisch auszugleichen. Insofern wäre gar kein Platz gewesen für taxissche Zwischenverrechnungen.


    Die Taxierungen auf der Brieffront dienten auch dem Empfänger als Bestätigung des zu zahlenden Portobetrages. Die zusätzliche "14" war insofern für ihn unbedeutend und eher verwirrend.


    Es wäre schön, weitere Briefe ins Fürstentum Birkenfeld aus der Postvereinszeit zu sehen. Vielleicht erhellen sie den Sachverhalt etwas. Ein Portobrief aus Preußen beispielsweise wäre sehr hilfreich.


    Liebe Grüße


    Altsax

  • Lieber Altsax,


    leider habe ich keinen Portobrief von Oldenburg/Birkenfeld nach Bayern oder der Pfalz aufzuweisen, aber wenn einer kommt, ist er mir. ;)


    Hier zeige ich einen Brief vom 4.4.1856 von Kitzingen nach Weimar, der zuerst als Paketbegleitung aufgegeben hätte werden sollen, dann aber als gewöhnlicher Brief per Briefpost unfrankiert abging.


    Auch hier taxierte Bayern 12 Kr., ehe Taxis in der Annahme, dass Weimar noch in Kreuzern rechnet, diese auf 14 Kr. erhöhte. Später stellte man fest, dass man in Weimar doch in Sgr. kassierte und notierte 4 Sgr.. Bei beiden Brief hat der Empfänger sicher nichts an den Taxen geändert, sondern allein die TT - Post.


    Zu der Abrechnung im DÖPV füge ich eine Seite des revidirten Postvereinsvertrages vom 1.4.1852 bei, hier der Art. 10. Demnach verrechnete Bayern das Porto mit den Staaten, mit denen Karten gestellt wurden. Bei meinem 1. Brief war das Mainz, hier Coburg. Bei Tangierung weiterer Postvereinsländer wäre weiter so verfahren worden. Nur bei geschlossenen Transiten korrespondierten allein die Aufgabe- und Abgabepostanstalten miteinander.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Liebe Freunde,


    weil der Postverein nun einmal Deutsch-ÖSTERREICHischer heißt, hier einer meiner österreichischen Lieblinge - aber eben nur ein "Schein-DÖPV"-Brief.


    Da sind gleich mehrere einem geographischen Irrtum erlegen: Der Absender, der meinte, Jena liege in Sachsen. Offenbar folgte dem auch der Postbeamte in Wien. Und so wurde fröhlich dem kürzlich geschlossenen DÖPV gefrönt. Die 9 Kreuzer vorne und die 6 Kreuzer hinten hätten für Sachsen im April 1851 ja auch völlig gereicht.


    Nicht aber für Thüringen, wo Jena eigentlich lag. Schon Sachsen notierte in blau "nicht frei" und Jena kassierte volle 4 1/4 SGr.


    Rätselhaft sind mir allerdings die Vermerke in roter Tinte auf der Rückseite: die gestrichene "9 8/10 Tax" und "4 w". Kann die jemand erklären?


    Liebe Grüße
    Ö-Transit

  • Rätselhaft sind mir allerdings die Vermerke in roter Tinte auf der Rückseite: die gestrichene "9 8/10 Tax" und "4 w". Kann die jemand erklären?

    Hallo Ö-Transit,


    den Brief könnte ich mir in meiner Sammlung auch sehr gut vorstellen!


    Sie siegelseitige Taxe beinhaltet mit 9 8/10 Sgr. die tarifliche Gesamttaxe. Die verklebte Frankatur ist mit 5 6/10 Sgr. angerechnet worden. Der verbleibende Rest von 4 2/10 Sgr. wurde vom Empfänger erhoben.


    Beste Grüße


    Altsax

  • Lieber Ö-Transit,


    ja, den hätte ich auch genommen. :)


    Der Brief ging recommandirt gegen Retour - Recepisse ab, die in Österreich wie viel gekostet hatte?


    Jedenfalls notierte man 4 2/10 bzs 4 1/4 Sgr. als Taxe. Siegelseitig lese ich 9 8/10 Sgr. Taxe und 4 2/10 (nicht "4 w").


    Sehe gerade, dass Altsax schon die Taxen erklärt hat - prima.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Altsax, lieber bayern klassisch,


    danke für die Erläuterungen! Jetzt ist alles klar!
    Die Rezepiss-Gebühr in Österreich betrug übrigens 6 KrCM und musste sofort auf dem Rezepiss bezahlt/verklebt werden. Das galt für Auslands- gleich wie für Inlandsbriefe.


    Liebe Grüße
    Ö-Transit

  • Lieber Ö-Transit,


    danke für die Info - wenn du mal eine RR mit 6x CM oder 10 Nkr. nach Bayern finden solltest, würdest du einen glücklichen Abnehmer finden. Bisher habe ich nur Dienstrecepissen, keine privaten mit Frankatur gefunden.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber bayern klassisch,


    ich werde Augen und Ohren offenhalten ;)


    Aber es ist seltsam: Obwohl RR-Briefe ins DÖPV-Ausland gar nicht soooo selten sind, sind frankierte Rezepisse echte Raritäten.


    Liebe Grüße
    Ö-Transit

    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde


    Merkurphila hatte letztes Jahr ein frankierter Rezepisse angeboten, ganz teuer (Ausruf beinahe 400 €) und nicht verkauft. Ging von irgendwo in Böhmen nach Bayern, mehr kann ich nicht erinnern.


    Viele Grüsse
    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Hallo Nils,


    wenn makellos hätte ich sie dafür genommen. ;(


    Aber es gibt sicher noch andere für mich, jedenfalls hoffe ich das. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    gerade, weil es kein eigentlicher Postvereinsbrief ist, aber viele Sammler glauben könnten, dass es sich dabei um einen solchen handelte, möchte ich mein jüngstes Baby zeigen.


    Geschrieben in Stuttgart (Kgr. Württemberg) nach Paris vom 28.5.1851, war der Transitleister Baden. Jener war seit 1. 5.1851 im Postverein und Württemberg hatte sich der badischen Posten zu bedienen, wenn die Post westwärts gerichtet war. Württemberg selbst war durch die Taxispost lange Zeit nicht dem Postverein beigetreten und kam erst zum 1.9.1851 ins Boot.


    Der Brief entstammte also einem Nicht - Postvereinsland, transitierte ein Postvereinsland und hatte ein Postvereinsausland als Ziel = Frankreich. Dadurch war es ein reiner Auslandsbrief.


    Der Absender frankierte für alle 3 Postgebiete, wie aus dem siegelseitigen Baum hervor geht. Unten nannte man sich in Süddeutschland zuerst - 4x für Württemberg bis zur badischen Grenze. 4x für Baden ab da bis Kehl, wo die badischen Bahnpost den Brief über den Rhein den Franzosen in Strasbourg übergab. Bis hier hin galt das halbe Loth als Gewichtseinheit - nicht wie im Postverein das Loth!


    Für Frankreich galten nur 7.5g und da er so leicht war, verblieb er in der 1. Gewichtsstufe auch dort und kostete ab Strasbourg - Paris 9x.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch