30-Jähriger Krieg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde


    Der 30-Jähriger ist rein postgeschichtlich schwierig zu begreifen. Wer hat was gemacht? Hoffentlich können wir im laufe die nächsten Jahren etwas kluger werden. Selbst habe ich nur ein Paar Briefe zu zeigen, ohne das man davon kluger werden.


    Der hier gezeigte Brief ist in Würzburg 24. Juli 1633 geschrieben. Eine Zeit wo die Schweden nicht dort auf Urlaub waren, sondern als Administratoren diese besetzte Stadt. Die schwedische Besatzung war von 1631-1634. Der Brief ist nach Castell an die Gräfin Juliane geschickt. Ich nehme an dass die Schweden die Verantwortung für den Postgang hatte, aber hier bin ich nicht sicher. Hoffentlich wird es andere Briefe aus dieser Zeit hier zu sehen, die etwas Licht ins Dunkel bringen können.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Lieber Nils,
    alles klar.
    Leider kann ich nichts zu Deinem Thema beitragen, besitze keinen einen Brief aus dem 17. Jahrhundert.
    Meine Zeit ist "the summer of 66..."

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo Nils,


    schöner Brief - aber mit der Post lief er wohl nicht. Damals gab es umfangreiche Botenanstalten und Städte wie Würzburg hatten ihre eigenen Boten.


    Ich darf hier auf das vor wenigen Monaten erschienene Werk von Dr. Joachim Helbig verweisen, der nicht nur die bayerische Seite des alten Korrespondenzverkehrs dargestellt hat, sondern auch auf eine europäische Ebene gehievt hat.


    Da er ja hier auch im Forum schreibt, kann er sicher aus erster Hand einiges beitragen.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch


    Der Begriff Post ist schwierig, weil es kein universellen distinkten Definition gibt, aber ich ziehe gern den Begriff von meine Beschreibung oben zurück. Die Schweden hatte unter der Krieg einen System für die Beförderung von Briefe zwischen Schweden und die deutsche Gebieten aufgebaut. Leider fehlt mir die Literatur zu diese Zeit in meinem Schrank, so ich kann nocht wenig darüber berichten. Als Staatspost ist es andersseits nicht zu sehen, weil diese noch einige Jahre später kam.


    Ob dieser Brief mit einen schwedischen Beförderungssystem hingebracht war, ist auch eine gute Frage. Deswegen ist es oben auch so geschrieben wie es ist. Ob das Wort "postgeschichtlich" die richtige ist, kann man immer diskutieren. Recht hat immer derjenige mit Macht zu deffinieren ;)


    Also: wer was weiss, wer andere Briefe hat, stell gern ihre Briefe hier ein. Ich möchte gern kluger werden :)


    Viele Grüsse
    Nils

  • Lieber Nils


    ich kann mich den Ausführungen von bayern klassisch anschließen. Soweit ich bisher gelesen und verstanden habe, gab es vor diesem Kriege nur wenige "Postkurse". Bedient wurden diese von Stadtpostboten. Genutzt wurden diese vorrangig von Kaufleuten, aber auch von den Bürgermeistern der Städte. (Bspw. stellten in Magdeburg die Handwerkerzünfte den Rat der Stadt.)

    Der Aufbau von Postkursen begann meist erst nach dem Kriege. Einerseits wollten die herrschenden Fürsten und Könige Berichte aus ihren "Provinzen" haben und auch ihre Gesetze durchsetzen und andererseits ging es auch den Kaufleuten um ihre Handelsbeziehungen, welche durch den Krieg in Mitleidenschaft gezogen wurden.


    Dies führte auch zu einer teilweisen Verdrängung der Stadtpostboten..

    Korrekturen und Ergänzungen sind auch von mir gewünscht.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo Nils,


    sagen wir remis! :D


    Ich habe es mir so gedacht, dass die Unternehmen (Postverwaltungen) Gebühren für ihre Dienste nahmen. Briefe ohne Gebühren waren daher entweder portofrei oder nicht mit der Post befördert worden. Bei der Postbeförderung gab es auch Kennzeichnungen, an hand derer man die Spedition nachverfolgen konnte. Botenbriefe bedurften desse nicht, weil der Bote den Brief ja selbst erhielt und übergab. Besonderer Zeichen oder Vermerke bedurfte es daher nicht.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammelfreunde


    ich habe mal einige Textstellen gesucht, welche Karl-Heinz Laubner in der PO von Magdeburg so beschrieben hatte:


    Mit der Zunahme des Handels im 15. und 16. Jahrhundert wird der Nachrichtenaustausch in Magdeburg durch fahrende, reitende oder Boten zu Fuß eine ständige Einrichtung. Die Boten müssen im 16. Jahrhundert eine Bürgschaft stellen und werden bei Dienstantritt vereidigt.In diese Zeit dürfte auch die Einrichtung einer städtischen Botenanstalt in Magdeburg fallen, wobei der Botenmeister oder der spätere Postmeister „von den Kaufleuten aus ihren Mitteln bestellt wird“. ...Wahrscheinlich wohnten die aus anderen Städten ankommenden Boten, wie es in den Hansestädten üblich war, in den vorhandenen Gasthöfen, oder sie hatten eine private Unterkunft und nahmen hier die abgehenden Sendungen in Empfang. Vor dem Abgang fragten sie bei den Handelhäusern an, ob Sendungen zu befördern wären. Pünktlichkeit und Ehrlichkeit auch bei der Erhebung der Briefgebühr wurde von den Boten gefordert. Für den Botenkurs Hamburg – Leipzig wurde in der Zeit von 1583 bis 1602 eine Botenordnung entwickelt, die das Botenwesen auf diesem Kurse regelte. Die Boten der Kaufleute hatten bestimmte Aufgaben (Einkauf von Waren, Beförderung von Waren und Bargeld, Übernahme von Wechselgeschäften) auszuführen. Bewerber für die städtischen Botendienste mußten sich oft jahrelang vormerken lassen, da diese Tätigkeit recht begehrt war. Die städtischen Boten trugen als Standeszeichen das silberne Stadtwappen auf der Brust. Eine silberne, oft sogar vergoldete Botenbüchse diente zur Aufnahme der Pergamentrollen (Briefschaften). Als der Verkehr mit Briefschaften zunahm, treten Botentaschen an die Stelle der Büchsen. Die Boten wurden nach dem Orte benannt, nach dem sie gingen oder ritten.


    Weiter ist dieser Absatz ebenfalls interessant:


    Die Landkutscher hatten sich zu einer Zunft zusammengeschlossen und übernahmen die Beförderung von Reisenden, Briefen, Kaufmannswaren und anderen Gütern. Die Verkehrverbindungen der Magdeburger Landkutscher erstreckte sich bis Nürnberg. Der Kurs nach Hamburg ging von Magdeburg über Gardelegen, Salzwedel und Lüneburg. Für die Instandhaltung der Straßen waren zu jener Zeit die Grundherren verantwortlich, wofür sie ein Damm- oder Wegegeld fordern konnten. Sonst waren die Bewohner an der Instandhaltung der Straßen wenig interessiert, da sie durch die Gespannhilfe auf den schlechten Wegstrecken ihre geringen Einnahmen verbessern wollten. Die Wagen der Landkutscher waren mit 6 bis 8 Pferden bespannt. Die Zunft der Magdeburger Landkutscher wurde zu einer Macht des öffentlichen Lebens, jedoch sank durch eine schlechte innere Ordnung ihr Ansehen. Von den Landkutschern wurden erhöhte Gebühren gefordert. Der Rat der Stadt Magdeburg erließ daher 1550 eine Fuhrordnung, die u.a. das Verhalten der Landkutscher regelte.


    In der weiteren Beschreibung ändert es sich kaum. Erst nach dem Kriege wurden vorhandene Kurs wieder "in Betrieb" genommen sowie neue aufgebaut, dies jedoch (meist) schon auf Befehl des Königs.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo zusammen.


    Ein interessanter Thread.


    Zu der Problematik der Boten und der Post zu jener Zeit, möchte ich einen Brief zeigen, der nach Wemling (Wemding?) ging. Geschrieben wurde er 1646 und
    hat unten links einen Francovermerk. Also ein Zeichen, dass er etwas mit der damaligen Post zu tun hat.
    Ab wann es die ersten Frankovermerke gab, kann ich allerdings nicht sagen.


    Viele Grüße
    Kreuzerjäger

  • Hallo Kreuzerjäger,


    dein schöner und früher Postbrief ging nach Rembling, heute Remlingen (aus einer bekannten Korrespondenz).


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Bayern klassisch.


    Vielen Dank. Wenn man es jetzt so weiß, dann liest man das auch so. :)



    Viele Grüße an den Meister der alten Schrift von
    Kreuzerjäger

    Der Öffentlickeit ist ein simple Lüge lieber als eine komplizierte Wahrheit.

    (T.R. Richmond)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo bk und Ulf


    Besten Danke für die interessante Antworte.


    Ich glaube schon dass bk hier auf den Spur ist, eine genauere Unterscheidung zwischen einen Botendienst und einen Postdienst dar zu stellen. Aber völlig ausreichend darf es wohl nicht sein, weil wir nicht immer auf die Briefe sehen können ob einen Brief mit dem Post oder ein Bote befördert ist.


    Anderseits, ohne andere Belege als der hier gezeigte Brief kommen wir nicht weiter.
    Und meine andere Briefe aus dieser Zeit kann ich jetzt nicht finden. Denke aber nicht dass diese Briefe mehr Wissen bringen würde.


    Hoffentlich kommen wir mal weiter hier :)
    Und hoffentlich kann ich etwas über die Schwedenzeit herausfinden.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,
    am 16.September 1831 bat der schwedische König Sachsen , einen eigenen Postmeister in Leipzig anzustellen. Dies wurde erlaubt, was aber schon am 8. Dezember zu Beschwerden des sächsischen Postmeisters Sieber führte, das der Schwede ( Postmeister Mecheln) alle Post in Leipzig.an sich zu ziehen versuchte. Mit Unterbrechungen( u.a. 1635-1642) bestand das Postamt der Schweden bis zum 24.Juni 1650.
    Beste Grüsse Bernd

  • Hallo zusammen!


    Einen Brief habe ich in meiner Heidelberg-Sammlung gefunden, der vielleicht auch hierher passt: Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz erinnert im Jahr 1614 in einem Rundschreiben seine Ritter an ihre Verpflichtungen zur Waffenhilfe im Kriegsfall, den er wohl schon vorhersah. Der spätere "Winterkönig" war bekanntlich einer der Verursacher des 30-jährigen Kriegs.


    Meinen Brief an den Freiherrn von Venningen könnte man als "Drucksachen-Vorläufer" bezeichnen.


    Viele Grüße von balf_de

  • Hallo Nils und Hallo, denen das Thema interessiert.


    Da ich erst sehr neu hier im Geschäft bin und Eure Beiträge aus 2011 sind komme ich erst jetzt dazu um einiges beizutragen und hoffe, dass es Euch gefällt.


    Schon vor der offiziellen Gründung des schwedischen Postwesens im Februar 1636 transportierten die fest angestellten Kuriere des Königs, die Befehle des Königs oder königlichen Behörden (Verwaltungskorrespondenz) zu allen schwedischen Besitzungen + Befestigungen/Belagerungen.


    Die Kurierpost gab es fast ausschließlich nur zwischen den königlichen und adeligen Ämtern, sowie beim Militär.


    In den 1630er Jahren gab es ungefähr 40 Kuriere, die in Sachen des Königs unterwegs waren.


    Die Postbeförderung geschah also ursprünglich „nur“ auf Rechnung der Krone.


    Im 17. Jahrhundert verkehrte die schwedische Reichspost nur 1x wöchentlich.


    Die Postmeister sammelten alle an einen bestimmten Ort gehende Briefe zu einem Bündel und fügten eine Briefkarte oder Kartierungsliste bei.


    Alle mit der Reichspost beförderten Briefe erhielten auf der Vorderseite oben rechts oder mittig eine Kartierungsnummer.


    Kam die Posttasche in einem Postamt an, nahm der Postmeister das in seinem Kontor verbleibende Bündel heraus und sandte die übrigen Briefbündel zusammen mit seiner Ausgangspost zur nächsten Poststation.


    Die ersten Briefe der Allgemeinen Reichspost waren äußerlich den Briefen der Kurierpost sehr ähnlich. Neu waren die Kartierungsnummern im oberen Bereich der Briefvorderseite und die jetzt deutliche Angabe des Bestimmungsortes unter der merzeiligen Ergebenheitsadresse.


    Dies zum schwedischen Postwesen der alten Zeit.


    Einiges zum 30-jährigen Krieg kommt in Kürze.


    Gruß Alandsammler

  • Hallo zusammen,es ist nicht viel - aber der Sammler freut sich.


    Aus der Zeit des 30-jährigen Krieg (1616 bis 1648) gibt es von Schweden nicht viele Briefe.


    Man Bedenke: Es gibt nur 10 Kurierbriefe bis 1600 und von 1600 bis 1636 <> 32 Briefe.


    Warscheinlich von 1636 bis 1648 ein paar mehr.


    Aber nicht alle Briefe betreffen den 30-jährigen Krieg.


    Es sind nur Briefe, die während dieser Zeit befördert wurden.



    Gruß Alandsammler