Correspondenzkarten und Postkarten

  • Hallo Ludwig,

    die Firmeneinprägungen sind eindeutig Perfin-Vorläufer. Sie sind nicht häufig, ich habe in meiner Pfennigzeit noch kein Dutzend gesehen. Ab 1878 gibt es ja dann die Perfins, wenn auch in meiner Zeit bis

    1881 nur bei einer einzigen Firma (Hofmann & Schotensack in Ludwigshafen, Perfin H&S), ebenfalls

    sehr selten zu finden.

    Ich gehe übrigens ziemlich sicher von Nr. 32a aus, Ablösen zur Kontrolle ist kein Problem, man braucht nur viel Geduld.

    Liebe Grüße

    Franz

    weite Welle

  • ... die Firmeneinprägungen sind eindeutig Perfin-Vorläufer.

    ... wenn man solche Absenderangaben durch "die Brille des Philatelisten sieht".


    Woher weiß man denn, ob der Absender eine missbräuchliche Verwendung der amtlichen Postkarte verhindern wollte? Kann es nicht einfach auch nur eine Absenderangabe gewesen sein? Diese eingeprägten Absenderangaben gibt es auch auf Briefbogen. Das war damals halt aktuell, wie es immer Neuerungen bei den Korrespondenzschreiben (-Umschlägen) gab.


    So kamen auch Firmenstempel zum Einsatz. Woher weiß ich nun, ob der Herr Pickel nicht 20 Postkarten kaufte und gleich alle mit seinem Firmenstempel "sicherte"?



    Beachtenswert sind diese Absenderangaben allemal, nur jeder kann sie einortnen wie er will.

    Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Hallo Freunde,


    meiner Meinung nach war diese Prägung des Firmennamens reine Eigenwerbung, wie man sie auch auf Briefbögen findet.


    beste Grüße

    Dieter

  • meiner Meinung nach war diese Prägung des Firmennamens reine Eigenwerbung, wie man sie auch auf Briefbögen findet.

    Die Antworten hier zeigen, dass dieses Thema nicht besonderes interessiert. Schade eigentlich, da die Entwicklung der Korrespondenz im 19./20. Jahrhundert auch für die Post starke Auswirkungen hatte.


    Also eine Eigenwerbung sieht anders aus, als nur der Firmenname mit Ort. Diese Einprägungen und Stempel dienten rein der Absenderangabe. Die Post hatte diesbezüglich keine Vorschrift erlassen, es heißt immer nur dass die Rückseite für die Mitteilungen vorgesehen seien (also nicht die Anschriftenseite).


    Das war auch praktisch für die Geschäftsleute, da die Ablage der Korrespondenz eben nach den Mitteilungen erfolgte, da dort der Geschäftsvorgang zu finden war. Das könnte auch der Grund gewesen sein, warum auf dieser Postkarte die Einprägung gespiegelt wurde, also lesbar auf der Mitteilungsseite.



    Über diese Karte wäre noch ein anderer Aspekt zu diskutieren, aber auch hier wird das Interesse daran nicht sehr ausgeprägt und hier nicht das richtige Thema sein.


    Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Lieber Luitpold,

    Ich finde diese Absenderangaben auch sehr schön, besonders, wenn sie wie bei dieser Karte, eingeprägt sind.

    Das könnte natürlich auch ein eigenes Sammelgebiet ergeben, Belege mit eingeprägten Absenderangaben, oder als erweiterter Bereich, Belege mit eingedruckten Absenderangaben.

    Dieses Gebiet könnte man auf ganz Altdeutschland ausweiten.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo Luitpold,


    du hast mich gründlich mißverstanden. Ich wollte damit klarstellen, daß man diese Prägungen nicht mit Perfins vergleichen kann. Perfins dienten dazu, den Mißbrauch (Diebstahl) zu verhindern. Wenn eine solche Marke auf einem firmenfremden Brief/Postkarte auftauchte konnte was nicht in Ordnung sein. Firmenchefs nutzten solche Marken allerdings auch auf privater Post. Ich so etwas in meiner Heimatsammlung.

    Dir ist anscheinend entgangen, daß ich schöne Prägungen auf Briefbögen schon gezeigt habe.


    beste Grüße

    Dieter

  • Liebe Sammlerfreunde,


    die gezeigte Postkarte wurde am 10.9.1874 in Strassbessenbach (im Stempel lustigerweise Strassbesenbach) aufgegeben, um einen in Fechenheim bei Frankfurt am Main ansässigen Kunden anzumahnen.


    Ich finde in meinen Büchern noch einen Saldo von Fl1 12 (wohl 1 Gulden 12 Xer) für noch nicht ret(ournirte) Kiste etc. Wollen Sie mir dieselbe zurücksenden oder den Betrag per Postanweisung einschicken.

    Achtungsvoll

    für Ch. J. Leykam

    G. Leykam


    Herrn Reinhard Klee, Fechenheim

    b/ Frankfurt a/m

    Strassbessenbach, 10 September 1874




    Der gute Reinhard Klee hatte allerdings wohl anderweitige Verrwendung für die Kiste gefunden…. In Fechenheim notierte man seitlich „ist längst verstorben / retour“ und sandte die Postkarte zurück, wo am 12.9.1874 dann die Firma Leykam erfuhr, dass die 2 Kreuzer für die Postkarte leider vergebens aufgewendet wurden.





    Das freundliche Internet teilte mir mit, dass man in Strassbessenheim einen Christof Leykam kannte, der um 1850 als Zündholzfabrikant nach Österreich auswanderte….


    Grüße

    Andreas

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (Lenin nachgesagt)

  • Lieber Andreas,


    eine nette Retour-Karte. Warum weiß ich nicht, aber Retour-Karten sind deutlich seltener, als Retour-Briefe. Vlt. warf man die meist "billigen" Karten einfach weg, wenn sie ihren Sinn nicht mehr erfüllten.


    Hier wäre an den/die Erben die Forderung von 1 Gulden 12x geltend zu machen - das zu eruieren dürfte aber eher teurer, als günstiger gewesen sein und so hat man den Betrag wohl abgeschrieben.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich eine simple 2x Postkarte aus München I vom 12.8.1874 der Buchhandlung und des Antiquariats Theodor Ackermann in München am Promenadeplatz No. 10, geschrieben an Herrn H. Benecke Wohlgebohren Schloß Berghof bei Lichtenfels (Oberfranken). Die Entwertung des 2x Werteindrucks war perfekt, der dazugehörige Aufgabestempel unterblieb aber, wie auch der Post-Abgabestempel. Statt dessen steht "Re. 13. Aug." für beantwortet am 13. August 1874.

    Der rückseitige Text gibt auch Aufschluß über die postalischen Usancen des Jahres 1874 und die Zahlungsweisen seiner Korrespondenten:


    "Euer Hochwohlgeboren!

    Wollen Sie mir gef(lissentlich) 36xr in Briefmarken einsenden, worauf ich dann Eckardt Kaninchenzucht franko unter Kreuzband an Sie absenden were. Unter Nachnahme wird Ihnen dasselbe auf 54 xr mit Porto zu stehen kommen. Nachnahmsendungen unter Kreuzerband sind nicht zulässig.

    Ergebenst Theod. Ackermann"


    Stellen wir also fest, dass selbst gegen Ende der Kreuzerzeit Briefmarken als offizielles Verrechnungsmittel dienten, praktisch wie Bargeld, nur dass Kreuzermarken in Briefen nicht erfühlt und ertastet werden konnten und somit als günstige Briefpostgegenstände verschickt werden konnten, während z. B. 36 Kreuzer in München sofort aufgefallen wären und man hätte per Wertbrief versenden müssen - vielfach teurer, als ein simples 3 Kr. Briefchen, aber wenigstens auch versichert.


    Für die Fans der Contranventionen: Spätestens ab heute gilt es nach Nachnahmesendungen unter Kreuzband zu suchen, auch wenn man kaum welche wird finden können.


    Kaufgrund für mich (den Text kannte ich zuvor gar nicht) war aber der knallgrüne Absenderaufkleber, den man eher auf Briefen (vorn und hinten) findet, als auf der Vorderseite einer Postkarte - und schlecht sieht das Kärtchen ja auch nicht gerade aus.

  • Lieber Ralph,


    ein guter Kauf! Belege mit Aufklebern sind immer ein Hingucker. Wenn dann noch solch ein Inhalt dazukommt lacht des Sammlers Herz. :)

    Diese Mitteilung per PK war aber ganz schön mutig.


    liebe Grüße

    Dieter

  • Lieber Dieter,


    wir sehen das genau gleich - aber auch Postkarten durften von den Postlern nicht gelesen werden, das war strikt verboten (wie immer man das auch hätte kontrollieren wollen) ... :P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    da die Welt immer sozialistischer zu werden droht, habe ich mal in meine politische Zukunft investiert und eine Karte nach Trier an Marx erworben - aber leider nicht an den bekannten Herrn, der später einen Großteil seines Lebens in London verbrachte, sondern eine Firma Marx in Trier, wo Marx ja auch selbst herstammte (ich glaube aus einer konvertierten Rabbinerfamilie).

    Am 12.7.1872 schrieb man von Fürth aus diese 3 Kr. Karte an A. Marx & Compagnie, die 2 Tage später in Trier ankam, aber nur einen lapidaren Text enthält, also nichts Politisches. Schade eigentlich! :D:D

  • Liebe Sammelfreunde


    ich zeige mal eine 2-Kreuzer Karte, welche am 09.04.1875 nach Dessau gesendet wurde. Von dort wurde sie nach Zerbst weiter gesandt.

    Möglicherweise wurde auch in Zerbst erst oben notiert: "Addressat ist mit hülfe der Polizei nicht zu ermitteln Sulitz Brieft." und ging wieder nach Regensburg.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Ulf,


    hinten sehen wir den Dessauer Stempel der Behörde, mit deren Hilfe der Empfänger, wohl Superintendenten ("Superindenten") Mann, zuerst nicht zu ermitteln war.

    Auf Grund der Zeitspenne von 3 Tagen wäre aber sowohl eine Weiterleitung nach Zerbst, als auch eine Rückgabe nach Regensburg denkbar, wobei nach Letzterer ein neuer Versand hätte stattfinden müssen und der Absender sollte ja in Regensburg bekannt gewesen sein.

    Ich halte die 1. Variante für wahrscheinlicher ... feines Stück, klasse!

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    eine 1 Kreuzer Postkarte in Ortsverwendung München II vom 15.3.1875 kann ich zeigen. Gebrauchte 1 Kr. Postkarten sind gar nicht so häufig, wie man denken könnte.

    Kleine Contravention: Den Postabgabestempel hätte man vorne oben links abschlagen sollen, nicht hinter, wo er oft den Text verdeckte.

  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich 2 Ein-Kreuzer-Postkarten, die durch rückseitigen Zudruck zu Drucksachen wurden und zwar von einer Firma betreffs zweier dort tätiger Handlungsreisender.


    Die 1. aus Marktbreit wurde am 19.11.187? nach Riedenburg verschickt und dort der Reisende Herr Taeuber angekündigt. Sowohl Auf-, wie auch Abgabestempel hätte ich mir ordentlicher gewünscht, aber für einen Kreuzer konnten man halt schon damals nicht viel verlangen ...


    Die 2. aus Marktbreit wurde am 3.10.187? nach Ansbach verschickt, wo an dem Tag so viel los war, dass man den Abgabestempel vergaß. Jetzt war es der Reisende Herr Theodor Müller, der avisiert wurde.


    Ich weiß nun nicht, wie viele Reisende das Handelshaus Johann Christian Fischer in Marktbreit hatte, aber bisher kannte ich nur Vertreter-Avise zu ein und derselben Person. Da hier im 2. Fall noch der Vorname des Müllers genannt wurde, könnte man fast davon ausgehen, dass es noch mehr Vertreter dieser Firma damals zeitgleich gab.

  • Liebe Freunde,


    für mich ein Kuriosum in mehrfacher Hinsicht ist eine gewöhnliche 2 Kreuzer Postkarte aus Fürth vom 23.10.1875 nach Lichtenfels in Bayern. Die Firmenkarte der Firma Kornstam wurde mit einem Kreuzer (wohl die Nr. 32) auffrankiert, womit wir ein Franko von 3 Kreuzern hatten - aber das gab es schon seit dem 1.1.1872 nicht mehr in Bayern bzw. sogar in die Vertragsstaaten, als es auf nur noch 2 Kr. reduziert wurde.

    Darüber hinaus, als wäre das nicht schon sonderbar genug, wurde die 1 Kr. Marke mit einem Distributionsstempel "nachentwertet" - eine Stempelform, die man in Bayern nie hatte, nur in Württemberg, Thurn und Taxis und dem Kanton Schaffhausen (allesamt ehemalige Thurn und Taxis - Postlehensgebiete). Wie aber kommt dieser Stempel, den ich örtlich präzise nicht zuordnen kann, auf diese Marke? Fürth - Lichtenfels war eine direkte Leitung über allein bayer. Gebiet.

  • Guten Abend Ralph,


    ich sehe schon die Überschrift des übernächsten Vortrag von Ralph B.: Nicht postgebietskonforme (Fremd-)Verwendung von Distributionsstempeln - Krumm, wie`s krümmer nicht geht. ^^ Spaß bei Seite, ich dachte auch zuerst, uups, könnte die Karte evtl. nach Lichtenfels in Hessen (Landkreis Waldeck-Frankenberg) gelaufen sein ?


    Die Antwort muss klar verneint sein.


    Absender war der Spielwarenhersteller Moses Kohnstam / Fürth:


    Moko – FürthWiki


    Adressat der Korbwarenhändler Arnold Gosser / Lichtenfels (Oberfranken)


    (vgl. Anhang aus der Quelle anbei, Seite 235).


    Kapitel 9 für PDF - Bezirk Oberfranken
    Kapitel 9 für PDF - Bezirk Oberfranken
    www.yumpu.com


    Auch vom Datum, Aufgabe 23.10, Ankunft / Distribution 24.10. passt da alles. Jetzt fragt man sich halt nur, ob / was den Postämtern (überhaupt) für Vorschriften bzgl. der Anschaffung von Distributionsgeräten gemacht worden sind...ergo dann doch neues Forschungs- /Vortragsthema =O ^^


    Schönen Gruß

    Tim