Correspondenzkarten und Postkarten

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ludwig,


    hinter die Taxe bin ich leider noch nicht ganz gekommen. 6fl. ist jedenfalls die Nachnahme.


    Von den restlichen 16 xr entfallen 6 xr auf die Gewichtsgebühr für einen Wertbrief bis 15 Loth in der Entfernungsstufe bis 5 Meilen. Außerdem fiel eine Prokuragebühr von 2 xr je 5 fl an, hier also 4 xr. Wären wir insgesamt also bei 10 xr.


    Woher die restlichen 6xr kommen weiß ich nicht. Für eine Zustell- oder Botengebühr erscheint mir der Betrag etwas hoch.


    Übrigens waren auch im NDP Correspondenzkarten erst ab 01.01.1872 für Nachnahmen zugelassen und wurden dann wie Briefe taxiert.


    Viele Grüße


    Jens

  • Hallo Nachporto,

    ich musste erst in den Postverordnungen nachlesen, um das Procedere zu erklären.

    Die oben von kreuzer angeführte Portoberechnung ist soweit richtig.

    Das Postreglement sieht für Rücksendungenn von Nachnahmesendungen vor, dass auch für den Rückweg das Porto bezahlt werden musste. Die Procuragebühr ist dort nicht aufgeführt.

    Folglich waren für die Hinsendung 10 xr und für die Rücksendung 6 xr Porto,, zusammen 16 xr fällig.

    Dies wurde so in Farrnabch angeschrieben. Farrnbach rechts oben und der Portovermerk 6fl16xr sind von gleicher Feder.

    Normalerweise wurde die einzuhebende Nachnahme zzgl. Porto und Procura schon von der Aufgabepost vermerkt. Das scheint hier zu fehlen. Es sei denn der Blaustiftvermerk soll letztendlich 10 x bedeuten, dann wäre zumindest das erforderliche Porto in Nürnberg vermerkt worden. Der Blaustift deutet auf eine Portoforderung hin. In Farrnabach hat man die Nachnahme und das Porto nur auf 6fl10xr zusammenrechnen müssen. Dies erfolgte wohl dann auch so und man hat noch die 6xr für die Rücksendung dazugerechnet und vermerkt.

    Gruß

    bayernjäger

  • Guten Morgen zusammen,


    vielen Dank für das Interesse und die Mithilfe.


    Habe gestern Abend die Anlage zum Postreglement vom 30.11.1870 nochmal durchgeschaut und folgendes gefunden:


    In § VII ist als Porto für Postvorschußsendungen für die Distanz bis 5 Meilen ein Betrag von 1 1/2 Sgr. festgelegt. Ich gehe davon aus, dass dies 5 Kreuzern entpricht.

    Für die Postvorschußgebühr war für jeden Gulden 1 Kreuzer, mindestens jedoch 3 Kreuzer zu entrichten. Somit 6 Kreuzer.


    In § XV ist die Rücksendung geregelt. Das Porto, also 5 Kreuzer waren nochmal zu entrichten. Die Postvorschußgebühr wurde nicht noch einmal angesetzt.


    Demzufolge sind anzusetzen: 5 + 6 + 5 Kreuzer = 16 Kreuzer.


    Auch die in blau ausgewiesene Zahl sieht m.E. mehr nach 16 als nach 10 xr. aus. Und dürfte wohl in Nürnberg angebracht worden sein.


    Der Auslagestempel dürfe wohl als Ankunftsstempel für die Rücksendung fungiert haben und gleichzeitig angezeigt, dass noch etwas zu kassieren ist.


    Nochmals vielen Dank an alle. Ergänzungen und Richtigstellungen füge ich gerne noch ein.


    Viele Grüße

    Ludwig

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ludwig,


    das mit dem Auslagestempel sehe ich auch so.


    Die Berechnung stimmt allerdings nicht. Es wurden zwar 1 1/2 Sgr für einen Brief bis 5 Meilen berechnet, in Kreuzerwährung allerdings 6 xr.

    Ursprünglich war zwar in Bayern die Procuragebühr mal 1 xr pro Gulden, mindestens 3 xr, allerdings wurde dies bereits ab dem 01.01.1868 wieder ermäßigt auf die 2 xr pro 5 fl (Hörter S. 258). Die Berechnung von Udo sollte daher stimmen.

    Den blauen Vermerk kann ich leider nicht sicher lesen.


    Viele Grüße


    Jens

  • Hallo Nachporto,

    deine Portoberechnung ist falsch. kreuzer hat die für Bayern gültige Tarifregelung richtig wiedergegeben. Porto 6x, Procura 4x und dann noch die Rücksednung 6x. Eine schlichte Umrechnung von Silbergroschen in Gulden greift hier nicht. Die Taxen waren in Bayern in Kreuzern so vorgegeben.

    Das Thema Rücksendung wird im Postregelement des Deuschen Reiches, gültig auch für Bayern, wie von dir richtig angeführt, unter §XV im Anhang zum Postreglement aufgeführt. In Bayern gab es dazu für den innerbayerischen Verkehr noch ein paar Änderungen, ansonsten wird auf die Bayerische Transportordnung von 1868 verwiesen. Dort ist unter §77 ebenfalls angeführt, dass für unbestellbare Postvorschusssendungen die Rücksendung zu bezahlen ist, die Procuragebühr jedoch nicht.

    Der Auslagestempel kam schon bei Absendung auf die Karte, ich habe weitere Fahrpostelege mit dieser Stempelkombination.

    Gruß

    bayernjäger



  • Hallo Jens,

    hallo bayernjäger,


    vielen Dank für Euere Unterstützung.


    Mein Fehler war, dass ich die Umrechnung von 1 1/2 Sgr. in Kreuzer nirgends gefunden habe, und dann nach Kaufmannslust gerundet habe. Wenn 1 Sgr. 3 Kreuzer sind und 2 Sgr. 7 Kreuzer, dann lag 1 1/2 einfach dazwischen.


    Also 6 Kreuzer für Hinsendung und 6 Kreuzer für Rücksendung.


    Mein 2. Fehler war, dass ich das Postreglement des Deutschen Reiches vom 30.11.1871 verwendet habe. Es steht zwar im letzten Satz, dass die Vorschriften auch für Bayern gelten. Aber wohl nicht alle Portosätze etc.


    In der Bekanntmachung vom 30. 12. 1867 (Bayern) habe dann auch die Bestätigung der Feststellung von bayernjäger gefunden. Dort steht: "Für Postvorschüsse wird im inneren Verkehr die Gebühr wie bisher mit 2 kr. für je 5 fl. , im Verkehr mit anderen Postgebieten mit 1 kr. für jeden Gulden und im geringsten Betrage mit 3 kr. berechnet". Diese Unterscheidung gab es im o. a. Postreglement nicht!


    Somit geht die Rechnung richtig: 6 + 4 + 6 = 16 Kreuzer.


    Das der Auslagestempel schon bei der Absendung abgeschlagen wurde ist ebenfalls zu korrigieren. Ich habe dazu schlichtweg kein Vergleichsmaterial.


    Nach einigen Um- und Irrwegen meinerseits denke ich, dass das nun Bestand hat.


    Ich habe die Karte ja nicht gekauft, um Fahrpostspezialist zu werden. Sondern schlicht die Verwendung einer Correspondenzkarte hat mich zum Erwerb bewogen.


    Spannend und lehrreich wars trotzdem.


    Danke Allen.

    Gruß

    Ludwig

  • Hallo Ludwig,

    gerne helfe ich bei der Erklärung solcher Fahrpoststücke. Ich beschäftige mich ja auch schon Jahre damit. Allerdings gebe ich kreuzer recht, dass es manchmal länger dauert bis man hinter die Taxierung kommt. Schwierig wird es insbesondere, wenn keine Regelsätze sondern über die vorgegebenen Multiplikationssätze Porto oder Franko ermittelt werden. Da kommte es manchmal durch Auf- oder Abrundungen zu Fehlern, insbesondere wenn man einen Taschenrechner benutzt, der mehr als 2 Stellen hinter dem Komma berücksichtigt.

    kreuzer, zeige die Stücke doch mal hier oder schicke sie mir per PN, evtl. kann ich ja weiterhelfen.

    Gruß

    bayernjäger

    Einmal editiert, zuletzt von bayernjäger ()

  • Der Auslagestempel dürfe wohl als Ankunftsstempel für die Rücksendung fungiert haben und gleichzeitig angezeigt, dass noch etwas zu kassieren ist.

    Der Auslagestempel ist ganz sicher bei Aufgabe der Postkarte angebracht worden. Er ist aus der vorphilatelistischen Zeit schon bekannt und ist in den Jahren 1869 bis 1872 für die Fahrpost reaktiviert worden. Es gibt etliche Belege dafür, die nicht zurückgesandt wurden.

  • Hallo bayernjäger,


    danke für die "Beweisführung". Ich hätt`s auch so geglaubt - aber mit Bild ist immer besser!


    Dann kann ich das Kapitel ja abschließen und was Neues zeigen.


    Gruß

    Ludwig

  • Hallo,


    nochmal aus der Rubrik "Alte Liebe rostet nicht":


    Eine 2 Kreuzer Postkarte mit 2 x 1 Kreuzer Zufrankatur, also 4 Kreuzer von Würzburg nach London.


    15.12.1875 ist schon UPU und damit sicherlich um 1 Kreuzer zuviel frankiert.


    Das Stück hat mir halt gefallen.


    Diesmal also nicht schwierig. Oder doch?


    Schönen Abend

    Ludwig


  • Lieber Ludwig,


    ja, ab 1.7.1875 bei Laufweg NICHT über Frankreich hätten 3x Franko auch gereicht, aber vlt. war man sich nicht sicher und hat vorsichtshalber mal einen Aufbrauch von einem Kreuzer gewagt? In jedem Fall sind Auslandspostkarten selten und Über- und Unterfrankaturen weitaus häufiger, als bei gewöhnlichen Briefen, deren Tarife man in- und auswendig kannte (wenn es einfache Briefe waren). Schönes Stück! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,


    danke für Euere Kommentare - ja , das Stück hat ein "Gesicht". Leider läßt sich nicht feststellen, ob Marken mit der weiten Welle verwendet wurden (ohne die Marken abzulösen).


    Kann man diese frühen Einprägungen auf Ganzsachen als Vor- oder Mitläufer zu den Firmenlochungen sehen?


    @bayernklassisch


    Hallo Ralph, rein theoretisch: wie wäre denn die Taxe über Frankreich gewesen? Mir ist bisher sowas nicht bekannt, aber....


    Sollte man die Beiträge ggf. in "Bayern - GB" umhängen?


    Einen schönen Nachmittag

    Ludwig

  • Sollte man die Beiträge ggf. in "Bayern - GB" umhängen?

    Hallo Ludwig,


    nicht umhängen, einfach reinkopieren mit Scans.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.