Preußen - Württemberg

  • Hallo liball,


    ich hatte jetzt nicht daran gedacht, daß Bayern so lange nach der Umstellung in Preußen immer noch gGr in Ansatz brachte. Im Gegensatz zu den meisten anderen hier beschäftige ich mich mit Taxierungen erst seit ein paar Jahren. Immerhin konnte ich mir seitdem ein paar Dinge merken.


    viele Grüße

    Dieter

  • Lieber Erwin,


    ganz schön hoher Preis - selten vorkommend?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Super-Erwin!! :):)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Erwin und lieber Ralph - super :P . Vielen, vielen Dank fuer die scans und die Erklaerung des Stempels sowie des Portos.

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno

  • Liebe Freunde,

    hier ein weiterer aus Preussen nach Wuerttemberg.

    Portobrief aus Oranienburg vom 10.10.1827 (Z2 ORANIENBURG 10 OCT.) über Nürnberg (Auslage-Stempel) an den Königl. Württembergischen Notar Herrn Bilfinger Wohlgeboren zu Stuttgart (kann jemand lesen was unter Stuttgart steht?).


    In Preussen und Bayern (aus welchen Gruenden auch immer) nur als 2. Gewichtsstufe taxiert (über 1 bis 1 ½ Loth), welche in Nürnberg mit 12 SGr (oder gGr) = 54 Kr. in Auslage genommen wurden (statt 18 Sgr. = 72 Kr.). Bayern berechnete ebenfalls falsch 2 x 8 Kr. Transitgebühr welche in blau als “16” notiert wurden. In Württemberg wog man nach (Vermerk 1 ¾ Loth links oben) und taxierte 10 Kr. (2 Kr. für 1. Rayon x 5 für 5. Gewichstufe (für private Briefe Progression von ½ Loth zu ½ Loth).

    Also hatte der Empfänger insgesamt 54 + 16 + 10 = 1 fl. 20 Kr. zu bezahlen.

    Kann jemand mehr zu dem Brief sagen?

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno



  • Lieber Bruno,


    Preussen notierte 12 Sgr., weil es Gutegroschen dort nicht mehr gab, aber Bayern rechnete noch, wie Karl es schrieb, bis 31.3.1835 in Gutegroschen ab.


    Für Bayern lag er im 3. Gewicht: 8 + 4 + 4 = 16x von Nürnberg.


    Unter Stuttgart lese ich:


    Distrikt Litt. D. No: 465 Richtstraße.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    da 54 xr immerhin 13½ gGr entsprechen frage ich mich, was die Differenz ausmachte. War der Betrag für die Strecke von der Grenze bis Nürnberg fällig?


    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Bruno,


    bei deinem letzten Brief hat sowohl Bayern als auch Württemberg richtig gerechnet.

    Beim bayerischen Transit lag der Brief mit 1 3/4 Loth in der 3. Gewichtsstufe (bis 2 Loth = 2 facher Transit) also 8 x 2 = 16 Kr.

    Beim württembergischen Porto lag das einfache Porto bis 12 Meilen bei 4 Kr. Bei einem Gewicht von über 1 1/2 Loth wurden daher 10 Kr. fällig.


    Grüße von liball

    Einmal editiert, zuletzt von liball ()

  • Lieber liball,

    vielen Dank fuer Deine fundierte Antwort.

    Mit dem wuerttembergischen Porto hatte Ich mich geirrt und heute nochmal im Briefpost-Tarif von 1814 nachgelesen (3. Rayon von 6-12 Meilen = 4 Kr., plus 4. Gewichststufe macht 10 Kr.), da liegst Du vollkommen richtig.

    Bayern im 3. Gewicht = 16 Kr. - Also hat nur Preussen nicht richtig taxiert?.

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno

  • Hallo Bruno,


    bei Preußen ist die Lage schwieriger. Ich habe nur einen preußischen Tarif, gültig ab 1835. Hierin ist Oranienburg aufgeführt mit 6 Sgr. bis zur bayerischen Grenze.

    Im Gegensatz zu Ralph gehe ich davon aus, dass bis zum neuen Vertrag 1835 Preußen gegenüber Bayern weiter in Gutegroschen taxierte. Hierzu gibt es eine preußische Verfügung, wonach weiterhin in Gutegroschen zu taxieren war.

    Wenn man von einem preußischen Porto von 5 gGr. ausgeht, dies entspräche in etwa 6 Sgr., musste bei 1 3/4 Loth der Taxsatz 2 1/2-fach angesetzt werden, dies wären 12 1/2 gGr.


    Grüße von liball

  • Liebe Freunde,

    Heute ein Portobrief vom 3. 7.1827 von Schönfliess in der Neumark, Kreis Königsberg (heute: Trzcińsko-Zdrój in der polnischen Woiwodenschaft Westpommern) an den ………………….? Hochwohlgeboren zu Ludwigsburg im Königreich Württemberg.


    Wer kann mehr zur Adresse sagen?


    In Preussen mit 3 5/8 Loth gewogen und mit 18 SGr. taxiert (war das wirklich die Taxe für eine 7. Gewichtsstufe?) und in Hof mit 1 fl. 17 Kr. verauslagt. In Bayern mit 32 Kr. Transit belastet (6. Gewichtsstufe?) wog man in Württemberg nach, stellte 3 Loth fest, und taxierte weitere 14 Kr, so dass der Empfänger im Endeffekt 2 fl 3 Kr zu bezahlen hatte.


    Recto: L “SCHÖNFLIESS N/M”, HK “AUSLAGE” (von Hof), Vermerk “3 5/8 L” (gestrichen), Vermerk “3 L), Taxe “1 fl 17 Kr” in rot, “32” in schwarzer Tinte, “149/14” in Rötel, und Gesamttaxe “2 fl 3” ebenfalls in Rötel. Verso nur Siegelrest.


    Mit liebsten Gruessen aus Beirut,


    Bruno

  • Liebe Freunde,

    Und noch ein weiterer Portobrief vom 20.9.1840 von Steinau (an der Oder, Niederschlesien -heute: Śzinawa in der polnischen Woiwodenschaft Niederschlesien) ??? An Das Schultheissenamt Königlich?? Württembergischen ???? zu Tübingen.


    Recto: Z2 “STEINAU 20 9”, HK “AUSLAGE” (von Hof), Gewichtsangabe “2 3/8 L.”, Taxe “21” in rosa von Preussen, “1 fl 14” ebenfalls in rosa, “24” in schwarzer Tinte, sowie in Rötel “1 fl 38 / 15” und 1 fl 53.


    Verso: “Siegel” (von Steinau?), Z2 “HOF 24 SEP. 1840”, und Distributionsstempel von Tübingen “D 2 ??/??”.

    Vielleicht sollte der Brief ja erst Franco versandt warden weil sich auf der Rückseite die Vermerke eines vermutlich preussischen Postbeamten finden ( “21 SGr. Preussisch, 4 Sgr = 14 Xr Bayerisch, 6 SGr. = 21 Kr Württembergisch Porto). Da diese Tarife nichts mit der Realität zu tun haben, wurde der Brief wahrscheinlich dann als Portobrief verschickt?


    Als 3. Gewichtsstufe (3 x 7 Sgr.) in Preussen taxiert, und mit 1 fl 14 Kr in Hof in Auslage genommen, transitierte Bayern den Brief für 3 x 8 Kr. nach Württemberg. Das Königreich Württemberg selbst erhob 15 Kr. so dass vom Empfänger 1 Gulden und 53 Kr zu bezahlen waren.


    Liege Ich da richtig – oder ganz daneben – Ich bin wie immer auf Eure Hilfe angewiesen.


    Mit liebsten Gruessen aus Beirut,

    Bruno



  • Lieber Bruno,


    bei der 1. Adresse lese ich:

    An

    den ....... Bürger u. Beker Mstr Herr Wintermandel

    Hoch Edelgeboren


    Mit der Berechnung des Portos komme ich bei einem Gewicht von 3 5/8 Loth nicht klar. Woher holt Bayern die Auslage von 77 xr? Kann es sein, daß der Vermerk neben den Auslagestempel 3 Loth bedeutet?


    Dieter

  • Lieber Dieter,

    vielen Dank fuer die Adresse. Mit der Berechnung des Portos, komme ich auch nicht klar. 3 5/8 Loth wurden in Preussen notiert, dann in Wuerttemberg annuliert und mit 3 Loth (neben den) dem Auslagestempel notiert (nachdem nachgewogen wurde).

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno

  • Hallo Bruno,


    zum Brief aus Schönfliess:

    Bei einem Gewicht von 3 5/8 Loth lag der Brief in Preußen in der 8. Gewichtsstufe und das einfache Briefporto hätte 4,5-fach erhoben werden müssen. Bei 18 Ggr. wäre der einfache Satz bei 4 gGr. gelegen. Dies kommt wir wenig vor. Da ich jedoch aus dieser Zeit keine Portotaxtabelle der einzelnen Orte habe, kann ich dies nicht belegen.

    Bayern hat 18 gGr. richtig in 1 fl. 17 Kr. reduziert. Auch der bayerische Transit wurde mit 32 Kr. richtig festgesetzt (über 3 1/2 Loth war der einfache Satz von 8 Kr. 4-fach anzusetzen).

    Württemberg hat nachgewogen und kam nur noch auf 3 Loth, weil das preußische Loth nur 467,71 g schwer war, in Bayern und Württemberg jedoch 560 g und 3 5/8 Loth preußisch entsprechen genau 3 Loth württembergisch. Daher wurde in Württemberg richtig 14 Kr. angesetzt (über 2 1/2 Loth = 6. Gewichtsstufe).


    Zum Brief aus Steinau:

    Dieser Brief lag mit 2 3/8 Loth in Preußen in der 5. Gewichtsstufe, daher 7 Sgr. x 3 = 21 Sgr.

    Bayern hätte für seinen Transit jedoch nur 20 Kr. berechnen dürfen, da bis 2 1/2 Loth nur das 2,5-fache von 8 Kr. anzusetzen war.

    Württemberg dürfte wieder nachgewogen haben, denn es wurden nur 15 Kr. angesetzt. Dies war die 4. Gewichtsstufe bis 2 Loth und 2 3/8 Loth preußisch entsprach 2 Loth württembergisch.


    Grüße von liball

  • Lieber Karl,

    auf Dich ist bei Preussen immer Verlass :love: - Vielen Dank fuer die Interpretation der 2 Briefe (besonders die Unterschiede zwischen preussischem und wuerttembergischem Loth waren mir neu).

    Mit lieben Gruessen aus Beirut,

    Bruno