Preußen - Württemberg

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Teilfrankobrief "Frei bis an die Grenze" (hier Bayern) von Gröningen (Königreich Preußen / ab 1817 Postwärterei / ab 1.7.1825 Postexpedition) nach Marbach am Neckar (Königreich Württemberg vom 30. August 1819. Zusätzlich zum Stempel von Gröningen, stempelte Halberstadt (Königreich Preußen / Postamt). Der Absender, das Stadtmagistrat Gröningen, bezahlte 13 Gutegroschen Franko bis zur bayerischen Grenze. Von da fielen 8 Kreuzer für Bayern und 3 Kreuzer für Württemberg an. Der Empfänger bezahlte 11 Kreuzer Porto. Vom 19.12.1805 bis zum 30.9.1819 war in Württemberg die Post noch eigenständig. Ab 1.10.1819 Thurn und Taxis'sche Lehenspost bis 30.6.1851. Erst ab 1.7.1851 wieder eigenständig. Marbach hatte 1819 noch keine Postanstalt und wurde von Ludwigsburg bedient (kein Bestellgeld vermerkt / evtl. erfolgte die Bestellung durch einen Amtsboten der Stadt Marbach am Neckar).


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgende Briefhülle aus Königsberg in Ostpreußen (Stempel von 1835 bis 1840 in Verwendung) als Portobrief nach Murrhardt in Württemberg mit Stempel "NÜRNBERGER AUSLAGE" in dem 42 Kreuzer Porto für Preußen und für Bayern 12 Kreuzer wurden darunter vermerkt. In Württemberg kamen weitere 4 Kreuzer hinzu. Dazu sind unten 2 Kreuzer Auslage vermerkt. Diese waren für den Amtsboten aus Backnang als Botenlohn. Außerdem steht dort "dem Amtsboten 1 Gulden. Gesamt kamen genau ein Gulden Porto zusammen.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen Brief aus Neustadt im Regierungsbezirk Oppeln vom 15.7.1838 mit dem Aufgabestempel Feuser 2473/1 "An Herrn Anton Enderle Stadtwirth in Ehingen bey Ulm, Württemberg".


    Der Vermerk 8 "PA" wird ja von Karl und mir als "Post - Auslage" interpretiert und Hof zugewiesen, weil es immer dieselbe Hand in dieser Zeit ist, die ihn in typisch roter, preußischer Tinte anbringt und eine Leitung über Hof und Nürnberg naheliegend ist (Postvertrag Bayern-Preussen vom 1.4.1835).


    Preussen hatte also kein Inlandsporto notiert und dies Hof, dem Abgabepostamt Preussens überlassen. Über Nürnberg, wo man den Auslagestempel auf den reduzierten 28x abschlug, um dann darunter die bayer. Transitforderung von 8x zu notieren, kam er somit mit 36x belastet in Württemberg (unter Taxispost) an, wo er nochmals die Notation "Auslag 36" erhielt. Mit dem württembergischen Inlandsporto von 4x ergab sich ein Gesamtporto von 40x, die links neben der blauen "8" noch zu sehen sind.


    "Lieber Bruder, Weil ich schon lange von Euch entfer(n)t bin, so will ich Euch schreiben, wie es mir auf meiner Reise gegangen ist.

    Ich und ein Schmidt sind 4 Wochen miteinander gereist, wir sind recht gut miteinander ausgekommen; Es hatte aber den einen Tag Geregnet und den anderen ist es wieder sehr heiß geworden, ich hatte zu arg Durst bekommen, ich trank ein Seitel Bier, das war so schlehct, daß ich es habe bald nicht trinken können, in der Nacht hab ich so frieren u. Kopfweh bekommen, daß ich habe ein u. ein halben Tag liegen müßen, es hats dann Gottlob wieder gethan, ich hab dann wieder gehen können, u. hab nichts mehr davon gespiert; Blattern habe ich an den Füßen bekommen, daß ich hab nicht mehr gehen können, ich habe alles mögliche angefa(n)gen daß es wieder gethan hat. Für einige Tage darauf hab ich u. der Schmidt von einander müßen, ich bin nach Wien u. er ist einen anderen Weg. Ich bin allein gereißet, das Geld hab ich im Felleisen gehabt, weil es mich zu sehr gedrückt hat, einmal hatte ich müßen einer in die Kammer legen wo ich gelegen habe. Der hat mir 6 Thaler genommen u. ist fort, dann hatte ich noch einen Thaler u. Guldenstück, ein Thaler gilt in Östreich 2 florin Münze oder 5 florin Schein. Zum Glück hatte ich in Salzburg schon einen Regenschirm gekauft.

    Arbeit habe ich keine bekommen, u. in Wien sind wir unsere fünfundzwanzig Fremde auf der Herberger gewesen, ich habe den Sachsen welcher bey meinem Lehrmeister in Arbeit gewesen ist getroffen. Als ich an die preusische Krenze kamm hat ich kein Reisegeld, da borgte mir ein Fruhmann das Reisegeld, ich gab im die letzte 18 Kreutzer, zum größten Glück habe ich jetzt Arbeit bekommen aber ob ich bleiben aknn, das weis ich nicht, ich bitte Euch schiket mir doch ein Geld, daß ich doch meine Kleider Waschen laßen kann, ich habe auf der Herberge ein Bier getrunken u. etwas gegeßen, u. habe kein Geld mehr daß ich es beazhlen kann. Sciket mir doch ein Geld, wenn ich bleiben kann will ich es Euch lieben wieder zurückschicken, denn wann ich fort muß, hab ich keinen Kreuzer verkaufen wer ich doch auch nichts sollen, ich weiß mir sonst nicht zu helfen. Ich hoffe daß ihr alle Gewund u. Wohl seid. Ich grüße Euch alle vielmal

    Dein Bruder Eduard Enderle.

    Den Stadtwirth u. seine Frau

    Den Mathias u. die Sophie

    Der Franz u. der Vater

    Den Vetter Stephan u. seine Frau

    H..serg u. Andreas

    Meine Kameraden

    Paul Braun

    Wilhelm Probst

    Xaver Schobel

    Kohl Thomas

    Schreibt mir auch wo der Franz ist.

    Meinen Stok lasset nur Zuhaus habet mir auch das Liederbuch auf.

    Schiket es mir sobald als Möglich."


    Diese Reisebeschreibungen sind für mich immer höchst interessant und zeigen uns heute auf, wie das Leben vor noch nicht mal allzu langer Zeit war - so sehr ich die Postgeschichte(n) aus dieser Zeit liebe, ich wollte keine Sekunde damals leben ...

  • Liebe Freunde,

    heute mal ein Brief von George Wendel aus Wilhelmshuld bei Neumark (Westpreussen) vom ?? (wer kann den Vermerk recto oben rechts lesen "Neumark in Westpr? ? 28/6?", welcher vermutlich ein Datum angibt) adressiert In das Koenigreich Wuerttemberg an Hr. Tobias Mendel? in ?? (kann Ich nicht lesen) bey Vaihingen an der Entz. Der Brief ging von Strassburg (Z2 Fe3474-1 STRASBURG 21 JUN ??) ueber Bayern (Auslage von Hof?) nach Wuerttemberg .Im Auslagestempel 41 Kr und 8 Kr (fuer wen?), in Wuerttemberg markierte man in Roetel "49" (die vorigen 41 und 8 Kr) sowie 4 Kr fuer Kr fuer Wuerttemberg, links oben zu 53 Kr summiert welche der Empfaenger zu zahlen hatte.

    Ich bin Euch wie immer fuer alle weiterfuehrenden Informationen zu diesem Brief dankbar.

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno


    Einmal editiert, zuletzt von Altensteiger () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Lieber Bruno,


    schöner Brief PR - BY - WÜ porto.


    Preussens Porto kann ich nicht erkennen, aber Nürnberg setzte an ausländischem Porto 41x an, unter denen man das bayer. Transitporto von 8x pro einfaches Gewicht notierte. Mit 49x belastet wurde er Württemberg übergeben, wo man 4x Inlandsporto addierte, so dass der Empfänger in Weissach, Kreis Böblingen (den Porschefahrern ist der Ort ein Begriff), total 53x zu zahlen hatte.

    Der Empfänger hieß Wendel, s. a. die Notiz hinten, dort steht auch Wendel.

    Oben rechts lese ich Neumark in Westpreußen - offenbar hatten sie dort keinen Stempel und jemand musste ausrechnen, wie teuer es von dort bzw. Strasburg bis zur bayer. Grenze war.
    Hinten sehen wir Kartierungsnummern, also kein Porto bzw. Franko.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Erwin,


    ich lese: Westpr. d 18/6. Das passt ungefähr zur Aufgabe am 21. Juni in Strasburg.

    Das Jahr sehe ich wegen der Gestaltung in der Tat vor 1825. Wenn wir wissen, ab wann der Auslage-Stempel benutzt wurde, sind wir ein Stück weiter.

    Die 56 auf der Rückseite ist meiner Meinung nach der vom Empfänger zu zahlende Betrag.


    Ralph war scheller. Bist sicher, daß die Zahl eine Kartierungsnummer war?


    Dieter

  • Lieber Dieter,


    hinten stehen keine 56 ... Den Auslagestempel von Nürnberg gibt es seit ca. 1817, evtl. noch ein Jährchen davor. Vor 1825 könnte passen - vlt. findet man über die beteiligten Personen etwas heraus?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Erwin, Dieter, und Ralph, vielen Dank fuer Eure wertvollen Antworten. Bin leider kein Porsche Fahrer (trotzdem ist mir Weissach ein Begriff - haette ich aber so nicht zu Vaihingen an der Entz zugeordnet - nach Konsultation einer Landkarte macht das aber Sinn ^^ ). Also Kartierungsvermerk 516, geschickt vor 1825, wenn ich in in D bin werde Ich nochmal nachsehen ob der Brief Inhalt hat und so besser zu datieren waere (Ich fuerchte aber dass das nicht so ist, sonst haette ich hier einen scan des Inhalts).

    LG

    Bruno

  • Lieber Bruno,


    ich hatte schon angenommen, daß der Brief keinen Inhalt hat.

    Frage an die Bayern-Fraktion: In welchem Zeitraum ist der Auslage-Stempel belegt?


    Dieter

  • Lieber Dieter,


    # 28. Bekannt bis wohl in die 1840er Jahre.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    Einmal editiert, zuletzt von Admin-M ()

  • .... und seit wann? Wir möchten ja das Jahr des Briefes nach vorne eingrenzen.

    Der Stempel von Strasburg hilft dabei nicht, das er laut Feuser seit 1817 bis zur Ablösung durch einen R2 im Jahr 1850 genutzt wurde. Das ist für die Zeit extrem lange, da fast alle Geräte in den 1830er Jahren durch K1 und in den 1840er Jahren durch K2 ersetzt wurden.


    liebe Grüße

    Dieter

  • ... seit wann steht alles in # 28 ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    Einmal editiert, zuletzt von Admin-M ()

  • ... kann nichts dafür ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,

    heute moechte ich mal einen Brief, welcher mir dankeswerterweise vor einigen Jahren von Ralph in SiFi ueberlassen wurde (also Provenienz bk ;) ), vorstellen.

    Portobrief vom 11.06.1828 aus Langeböse, Hinterpommern, Preussen (heute: Pogorzelice in Polen, ca. 60 km nw von Danzig) nach Blaubeuren in Württemberg. Addressiert an Das ??? Wohlhochloebl Stadt Schultheissenamt zu Blaubeuren im Königreich Würtemberg. Abgestempelt mit E “LANGEBÖSE” (Feu 1900-2, schwarz), und in Preussen mit 8 Sgr. taxiert (Vermerk in roter Tinte - fuer den preussischen und sächsischen Anteil bis Bayern?). In Nürnberg wurden im Auslagestempel die 8 Sgr. zu 36 Kr reduziert und ebenfalls das Porto für den Bayrischen Transit mit 8 Kr notiert. Ab der württemberischen Grenze kamen 4 Kr Porto und ein weiter Kr für die Bestellung dazu (in Roetel notiert). Der Empfänger wurde also mit insgesamt 49 Kr in Zahlung genommen.


    Verso: Lacksiegel, sowie 2 Zahlen in schwarzer Tinte welche ich nicht verstehe (kann jemand helfen?). Der Brief wurde Papier mit einem Wasserzeichen geschrieben (Kreis von 9,5 cm mit Preussischem Adler und Inschrift “GOTT BEWAHRE SEIN REICH” – kennt jemand zufällig die Papiermühle?).


    Das Rittergut Langeböse (1828: ca. 1000 ha gross und mit weniger als 200 Einwohnern) wurde 1803 von dem Leutnant Karl von Zitzewitz erworben. Nach einem 1921 erfolgten Besitzerwechesel an Leutnant Ferdinand von Paris, kaufte es 1837 Julius von Zitzewitz zurück und vermachte es seinem Sohn Paul (deutscher Rittergutsbesitzer und Parlamentarier, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses), welcher es aber aus wirtschaftlichen Gründen 1895 aufgeben musste.


    Kann mir jemand bitte mehr über den Leitweg sagen (Preussen – Sachsen – Bayern?) und wie da die Taxen gehandhabt wurden (was war der sächsische Anteil?). Wenn jemand etwas zum (leider) kleinen Teil des noch vorhanden Inhalts etwas sagen kann ware ich auch sehr dankbar.


    Mit lieben Gruessen,


    Bruno



  • Hallo Altensteiger


    Beim Entziffern kann ich vielleicht etwas helfen:


    Anschrift:

    An Ein Hochlobliges Stadt Schultheissenamt zu Blaubeuren im Königreich Würtemberg


    Text:


    zu verteilen; indem das hiesige Dominium

    gern jede Mühe dabei übernehmen wird.

    Mit Hochachtung pp

    Das Gräflich Splietensche Dominium zu

    Zirvientz bei Langeböse in Hinterpommern

    Kautz


    Viele Grüße nach Beirut

    Gerd

  • Lieber Bruno,


    ich kann mich an den Verkauf (oder habe ich ihn verschenkt?) noch erinnern.


    Hinten sind nur Kartierungs-Nummern der invovierten Kartenschlußämter.


    Die Leitung wird Karl ( liball) besser hinbekommen, als ich.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Mittelfranke,

    vielen Dank fuer Deine Muehen mit der Transkription - ich konnte das hier wirklich nicht lesen (denke aber dass es "Dominium Zitzewitz" heissen sollte - nach dem Eigner). Mit dem "Gräflich Splietensche" kann Ich im Moment auch noch nicht viel anfangen weil die Besitzer des Ritterguts eigentlich feststehen - werde mal weiter googeln.

    @bk, lieber Ralph, Du hast mir damals ein groesseres Lot ueberlassen (kaueflich - aber zu einem guten Preis ;) - und dafuer sage Ich nochmals Danke). Ich werde in naechster Zeit einige Stuecke daraus einstellen um noch mehr Informationen zu bekommen.

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno