Baden Nr. 7

  • Hallo zusammen!


    Schon im Februar 1853 ergab sich in Baden die Notwendigkeit, neue Briefmarken drucken zu lassen. Da inzwischen im Königreich Württemberg ebenfalls gelbe 3-Kreuzer-Marken herausgegeben worden waren, entschloss man sich wegen der Verwechslungsgefahr zu einer Farbänderung bei den 3-Kreuzer- und 6-Kreuzer-Marken: statt bisher gelb sollten die 3-Kreuzer-Marken grün, die 6-Kreuzer-Marken statt grün zukünftig gelb werden.


    Anders als in Bayern, wo weißes Papier farbig bedruckt wurde, behielt man in Baden die ausschließlich schwarze Druckfarbe auf farbigem Papier vorläufig noch bei.


    Bei der hier zu behandelnden „gelben“ 6-Kreuzer-Marke – genauer: schwarz auf gelb – könnte es sich bekanntlich auch um die sagenhafte Baden „3 F“ handeln – bei der Baden Nummer 4 habe ich das Thema schon angesprochen. Wir werden jeden datierbaren Brief mit einer gelben 6-Kreuzer-Marke genau anschauen, ob er vor Ende 1853 geschrieben wurde! :rolleyes:


    Von der Nummer 7 wurden zwischen 1853 und 1857 in 4 Auflagen insgesamt 5.595.200 Stück gedruckt.


    Im Jahr 1866 wurde aus folgendem Grund ein amtlicher Neudruck verausgabt: der badischen Postverwaltung fehlten Bogenbestände der ungezähnten Werte, die von ausländischen Postverwaltungen als Muster nachgefragt wurden. Von der gelben 6-Kreuzer-Marke wurden 3.000 Stück von den noch vorhandenen Original-Druckplatten hergestellt. Diese Neudrucke (die es auch von den Nummern 1b, 2a, 3a, 5, 6 und 8 gibt) sind von den Originalen relativ schwer zu unterscheiden – man braucht für die Nummer 7 eine Quarzlampe, unter der die Neudrucke hell quarzen, während die Originale dunkel bleiben[1]


    Eine einzige lose Nummer 7 habe ich in meiner Heidelberg-Sammlung noch gefunden – hier ist sie ...
    Viele Grüße von balf_de



    [1] Quelle: Peter Sem, Baden-Spezialkatalog 6. Auflage

  • Lieber balf_de,



    Zitat

    Da inzwischen im Königreich Württemberg ebenfalls gelbe 3-Kreuzer-Marken herausgegeben worden waren, entschloss man sich wegen der Verwechslungsgefahr zu einer Farbänderung bei den 3-Kreuzer- und 6-Kreuzer-Marken: statt bisher gelb sollten die 3-Kreuzer-Marken grün, die 6-Kreuzer-Marken statt grün zukünftig gelb werden.


    ist das in den Primärunterlagen so vermerkt? Ich halte das Argument, dass ein anderes Land seine Postwertzeichen in anderen Farben emittiert hatte, für nicht stichhaltig. Genauso hätte Preußen seine Farben ändern können, weil Taxis auch andere Farben hatte ...


    Wenn du schreibst, dass du nur eine Nr. 7 von HD hast, deutet das dann auf die Seltenheit der Marke bei einer Verwendung in HD hin, oder hast du viele Briefe und nur eine lose Marke?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber bayern klassisch!


    Zuerst zu Deiner Frage nach dem Anlass zur Farbänderung:

    ist das in den Primärunterlagen so vermerkt?

    Es kommt darauf an, wie weit man den Begriff Promärunterlagen fasst. Ich beziehe mich hier auf C. Lindenberg's Buch "Die Briefmarken von Baden unter Benutzung amtlicher Quellen", das aus dem Jahr 1894 stammt. Der Karlsruher Amtsgerichtsdirektor Lindenberg saß damals noch sehr nahe an der Quelle der Primärunterlagen ...


    Hier das Zitat (auf meiner Ausgabe von 1894 auf Seite 44):

    II. Ausgabe vom Jahre 1853.


    Als im Februar 1853 die Anfertigung einer neuen Markenauflage notwendig wurde, erhielt die General-Postkasse den Auftrag, sich mit dem Papierlieferanten Buhl in Ettlingen wegen der Papierlieferung zu den früheren Akkordpreisen in Verbindung zu setzten, wobei bemerkt wurde, dass es wegen der inzwischen im Königreich Württemberg eingetretenen Anwendung der hellgelben Farbe der Marke zu 3 Kr., und ferner wegen der nicht ganz passenden Farbe zu 1 Kr., zur Vermeidung von Irrtümern zweckmäßig erscheine, diesseits die Farben zu wechseln, weshalb man bestimme, dass beim neuen Druck



    • zu 1 Kr.-Marken lediglich weißes Papier,
    • zu 3 Kr.-Marken die bisherige grüne Farbe der 6 Kr.-Marken,
    • zu 6 Kr.-Marken die bisherige gelbe Farbe der 3 Kr.-Marken,
    • zu 9-Kr.-Marken wie bisher die rote Farbe

    genommen werde.


    Ehrlich gesagt, habe ich diesen Abschnitt bei meiner Vorbereitung des letzten Beitrags zum ersten Mal bewusst gelesen - bisher war ich der Meinung, dass die Farbänderungen auf eine Initiative Preußens hin zur Vereinheitlichung der Farben im Postverein bei wertgleichen Marken veranlasst wurde. Aber das galt erst für die Ausgabe von 1862.


    Zu Deiner zweiten "Frage" - ich verstehe sie eher als Steilvorlage, hier die Briefe zu zeigen ...

    Wenn du schreibst, dass du nur eine Nr. 7 von HD hast, deutet das dann auf die Seltenheit der Marke bei einer Verwendung in HD hin, oder hast du viele Briefe und nur eine lose Marke?

    Tatsächlich bezieht sich die "Seltenheit" ausschließlich auf mein Album - eigentlich suche ich auch keine losen Marken mehr; mir genügt eine ordentliche lose Marke mit Heidelberg-Stempel pro Michel-Nummer.


    Briefe mit der Nummer 7 - einzeln oder als Buntfrankaturen - gibt es ein paar mehr in meinem Album ...


    Liebe Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,


    danke für deine Ausführungen zu den Markenfarben. Ein kurzer Gedanke von mir hierzu: Baden und Württemberg hatten ja nichts miteinander gemeinsam. Die württembergischen Marken galten in Baden nicht und umgekehrt, so dass sich für mich die Logik dieser Maßnahme nicht erschließt. Im Gegenteil - war es nicht für die Postnutzer damals eher verwirrend, wenn die 3 und 6 Kr. Marken nun plötzlich ihre Farbe tauschten?


    Württemberg hat ja viel später als Baden seine Freimarken eingeführt. Warum hat man nicht Rücksicht auf Baden genommen, wenn das Verhältnis so eng war?


    Sicher hat Lindenberg eine Nähe zur Primärquelle besessen, die wir heute vlt. mangels Material nicht mehr haben (können). Es hat sich aber bei meinem Sammelgebiet gezeigt, dass sich die damalige Nähe nicht immer als förderlich erwiesen hat, wenn es darum ging, die Wahrheit ans Licht zu holen. Auch damals schon war Literatur ein Geschäft, welches gemacht werden wollte und wenn man zu wenig Neuigkeiten oder vermeintliche Neuigkeiten ausgrub, dann erfand man eben ein bißchen drumherum, damit die Sache stimmiger wurde.


    Ob das bei Baden auch so war, kann ich natürlicht nicht behaupten, aber mir wäre es lieber, es gäbe eine Anweisung aus Karlsruhe aus der Zeit, in der die Gründe klar dargelegt worden wären. Vielleicht findet sich noch etwas in dieser Richtung - die ARGE Baden ist ja rührig, wenn es um die Marken geht und viele Archive geben ihre Schätze nur ungern preis.


    Die Steilvorlage hast du perfekt aufgenommen - ich hatte mich schon gewundert, warum diese recht häufige Marke nur in einem Stück von HD in deiner großen Sammlung existieren sollte - nun bin ich eines besseren belehrt worden und danke für den Anblick eines Haufens schöner, alter badischer Briefe.


    Ich werde versuchen, heute auch dazu etwas einzustellen, natürlich mit bayerischer Relevanz, wie immer. ;)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber balf_de,


    hier meine 2 simplen Briefe mit dieser Marke - mal als EF, mal als FF.


    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG001563554ea0jpg.jpg]


    Weil ich ein Faible für Marken auf farbigem Papier habe, gefiel mir dieser besonders gut, denn das Briefpapier ist rosa und konstrastiert gut mit der schwarzen Schrift und den Stempeln. Ein Brief nach Bayern über 10-20 Meilen unter einem Loth ist halt kein "eye-catcher", aber hässlich ist er auch nicht wirklich.


    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG0027NEW42c003c7jpg.jpg]


    Hier einer nach Graz in Österreich über 20 Meilen durch Württemberg und Bayern, womit wir unsere farblichen Problemmarken auf einem Brief hätten. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

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  • Lieber bayern klassisch!


    Vielen Dank für die wirkungsvolle Unterstützung – ich wünschte nur, ich könnte mich bei den Bayern-Threads auch nur annähernd ähnlich qualifiziert beteiligen.


    Dass Dein Brief aus Rastatt kein ähnlicher „eye-catcher“ ist wie die schöne Buntfrankatur aus Freiburg, das muss man akzeptieren – er konnte ja nichts dafür, dass er „nur“ weniger als 20 Meilen befördert werden sollte und nicht im Transit durch ganz Bayern ins weit entfernte Graz.


    Übrigens: „Käse-Briefe“ kann und will ich in diesem Thread auch noch zeigen ...


    Zu Deinen Bedenken bezüglich der von Lindenberg genannten Motive für die Farbänderungen von Nummer 2 und 3 zu 6 und 7:
    Natürlich hast Du Recht, dass man beim Lindenberg-Buch nicht von einer Primärquelle sprechen kann. Aber es ist zweifelhaft, ob es überhaupt eine amtliche Veröffentlichung mit einer Begründung der Farbänderungen gab. Mit meinen Vermutungen befinde ich mich allerdings auf dünnem Eis: ohne die Quellen im Augenblick parat zu haben, glaube ich gelesen zu haben, dass man sich zwischen Baden und Württemberg auf Beamtenebene nicht sonderlich grün war. Und eines ist wohl klar, dass man in Karlsruhe „not amused“ war, wenn die badische Post versehentlich mit württembergischen Marken frankierte Briefe befördert hat. So betrachtet, könnte es schon sein, dass man dieser „Gefahr“ ohne großes Aufhebens aus dem Weg gehen wollte. Gesehen habe ich badische Briefe mit der Württemberg Nummer 2 noch nicht – vermutlich kam es auch seltener in Heidelberg vor als z.B. in Villingen – aber immerhin sind im Sem-Handbuch unter der Rubrik „Baden-Stempel auf fremden Marken“ auch württembergische Marken genannt (6. Auflage, Seite 318 ).


    Hallo zusammen!


    Bevor ich meine Nummer-7-Belege hier zeige, möchte ich noch gerne auf etwas anderes kommen: Zur relativen Seltenheit bzw. Häufigkeit der 6-Kr.-Marke in Heidelberg habe ich mir auf @bayern klassisch's Anregung hin Gedanken gemacht. Im Sem-Handbuch sind im Abschnitt der Ortsstempel-Bewertungen allen Postorten geografische Koordinaten zugeordnet, die aus dem „Post- und Telegraphen-Handbuch“ von 1868 entnommen sind. Mit einer einfachen Rechnung kann mit Hilfe dieser Koordinaten die Entfernung zwischen zwei beliebigen badischen Postorten ziemlich genau ermittelt werden – Differenz der Längenkoordinaten im Quadrat plus Differenz der Breitenkoordinaten im Quadrat, daraus die Wurzel ist gleich Entfernung im Meilen (Pythagoras in der praktischen Anwendung!)


    Ein Beispiel wird auch genannt (Seite 248 unten)


    Bruchsal hat die Koordinaten 98 / 178, Constanz: 120 / 176.
    Die Differenz ist 22 / 2. 22 mal 22 = 484, 2 mal 2 = 4, die Summe ist 488.
    Quadratwurzel aus 488 = 22,09 – das ist die Entfernung Bruchsal-Konstanz in Meilen.


    Mit dieser Formel habe ich eine kleine Excel-Tabelle gebastelt, wo ich die Entfernung aller badischen Postorte von „meiner Stadt“ Heidelberg ablesen kann. Zusätzlich habe ich die Anzahl der Postorte addiert, an die man Briefe für 3 Kr., 6 Kr. bzw. 9 Kr. (bis 1858 ) schicken konnte. Das Ergebnis hat mich überrascht: für nur 25% der badischen Gemeinden war die 6 Kr.-Marke richtig. Die näher liegenden – „3-Kr.-Orte“ – und die über 20 Meilen entfernten Orte halten sich in etwa die Waage. Von Karlsruhe aus sieht das Bild übrigens ganz anders aus: da sind 50% der Orte zwischen 10-20 Meilen entfernt (6 Kr.); nur 11% der Orte fallen in die 9-Kr.-Zone. Karlsruhe liegt zentraler, es wurden sicher mehr 6-Kr.-Marken verkauft.


    Gerne würde ich meine Excel-Tabelle hier einstellen, aber eine xls-Datei als Anlage ist vermutlich nicht erlaubt. Deshalb an dieser Stelle nur ein Ausschnitt als jpg-Datei. Auf Wunsch schicke ich euch die Tabelle gerne per e-Mail zu - private Nachricht genügt. Natürlich kann man statt Heidelberg auch jede andere badische Stadt als „Basis“ in der ersten Zeile angeben, die Formeln passen sich an.


    Meine Belege kommen demnächst ...
    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,


    das ist eine schöne Tabelle - hast du anhand deiner Briefschaften schon einmal überprüft, ob die 9-11 und 19-21 Meilen entfernten Orte auch tatsächlich korrekt frankiert waren? Bei Bayern war man, was die Entfernungen anging, recht großzügig. Bei Baden könnte es auch so sein, muss es aber nicht.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber bayern klassisch!

    hast du anhand deiner Briefschaften schon einmal überprüft, ob die 9-11 und 19-21 Meilen entfernten Orte auch tatsächlich korrekt frankiert waren?

    Nein, das habe ich bisher noch nie gemacht. Die Tabelle ist übrigens erst auf Deine Anregung hin entstanden („Seltenheit der 6-Kr. Marke in Heidelberg“) und ist deshalb noch relativ jungfräulich, was ihre praktische Anwendung betrifft. Spannend wäre natürlich eine Erweiterung für die Nachbarstaaten ( Bayern!) – man müsste den Umrechnungsfaktor von Längen- und Breitengraden in Meilen und die Null-Koordinaten herausfinden, dann wäre das z.B. mit Hilfe von Google-Earth zu realisieren.


    Die meisten meiner innerbadischen Briefe auf der „Langstrecke“ mit der Nummer 7 stammen aus den Jahren nach 1858, wo das 9-Kreuzer-Porto entfallen war, ein weiterer ist leider nicht datierbar.


    Das Gegenteil – also einen überfrankierten - habe ich gefunden: er ging im Januar 1857 nach Waldkirch im Breisgau. Im Semkatalog sind die Koordinaten 112/86 vermerkt; das ergibt von Heidelberg aus (94/178 ) 19,7 Meilen. 6 Kreuzer hätten ausgereicht.


    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,


    19,7 Meilen ist sehr knapp an dem 20 Meilen Limit - gab es bei Baden keine Listen, in denen man die Orte der ersten beiden Rayons auflistete, wodurch alle nicht genannten Orte automatisch als im 3. Rayon liegend angenommen wurden?


    Überfrankierte Briefe sind viel seltener, als unterfrankierte Briefe, auch wenn sie optisch weit weniger hermachen, als die so schön "vollgekritzelten".


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Balf_de



    ...Das Gegenteil – also einen überfrankierten - habe ich gefunden: er ging im Januar 1857 nach Waldkirch im Breisgau. Im Semkatalog sind die Koordinaten 112/86 vermerkt; das ergibt von Heidelberg aus (94/178 ) 19,7 Meilen. 6 Kreuzer hätten ausgereicht.


    Der Satz gab Anlaß, doch etwas zu den Taxquadraten zu schreiben, wie ich diese verstehe.


    Die in dem Handbuch angegebenen Werte beziehen sich auf ein Quadrat von 2 x 2 Meilen, wobei der Ort im Mittelpunkt dieses Quadrates liegt. Wenn wir nun von der realen Größe ausgehen, haben wir eine Fläche von ca 225 km^2 vor uns und der Ort liegt meistens auch nicht in deren Mittelpunkt.

    Bestimmt man nun die Entfernung zwischen zwei Orten, ist die Angabe folglich nur dann korrekt, wenn sich beide Orte im Mittelpunkt ihrers Taxquadrates befinden. Liegen diese beiden Orte jeweils an der zugewandten Grenze an der gedachten Linie ist die reale Entfernung sogar kürzer, im umgekehrten Falle sogar länger.
    Gehe ich jetzt von beiden extremen Möglichkeiten aus, ergibt sich der maximale Fehler von ca. 5,6 Meilen.


    Damit dies auch verständlicher wird, ein kleines Bild auf dem sich 2 Quadrate befinden.
    Die schwarze Linie zeigt die ermittelte Entfernung nach der Theorie an, d. h. beide Orte befinden sich im Mittelpunkt. Dies entspricht der errechneten Entfernung.


    Die blaue Linie gibt die Strecke wieder, wenn beide Orte an der gedachten Linie an der jeweils zugewandten Grenze liegen. Real sind beide Orte knapp die Wurzel aus 8 Meilen näher. Die rote Linie ist der entgegengesetzte Fall und somit ist die reale Entfernung knapp die Wurzel aus 8 Meilen größer.


    Addierte man die beiden Fehlerwerte, also 2 x Wurzel aus 8 Meilen erhält man den maximalen Fehler.


    Ich hoffe, dass ich das System der Taxquadrate richtig und auch verständlich wiedergeben konnte und somit auch deren Grenzen.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf


    P.S. Entschuldigt bitte die Nähe der Linien, aber ich wollte es irgendwie verständlich zeigen.

  • Lieber Magdeburger,


    ehe der liebe balf_de dich mit Lobeshymnen überschüttet, möchte ich mir bei dir vorab bedanken - toll gemacht, verständlich und dadurch sogar für mich nachvollziehbar erklärt. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Bayern Klassisch


    danke, danke, nur war ich dann doch irgenwie zu "blöd" das Quadrat von 15 (km) zu ermitteln... was ich jetzt noch korrigieren habe.


    Insgesamt ist das System jedoch recht gut, nur bei den Grenzwerten ziehe ich eine Karte vor und rechne es dann aus.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber bayern klassisch, Lieber Ulf !


    gab es bei Baden keine Listen, in denen man die Orte der ersten beiden Rayons auflistete,

    Das muss wohl so gewesen sein. Gesehen habe ich solche Listen zwar noch nicht, aber sehr wohl kenne ich aus Brack's Auslandshandbuch Bekanntmachungen mit Auflistungen der badischen Orte, von denen aus unterschiedliche Porti z.B. nach Frankreich anfielen. Sicher hingen Listen mit den badischen Rayons in den Postämtern aus; die großen Firmen (Buchhandlungen...) hatten sie bestimmt auch. Es ist ja auch schlecht vorstellbar, dass der Postbemte auf Befragen anfing, Quadratwurzeln zu ziehen - er hatte ja weder einen Taschenrechner noch meine Tabelle (Vom Sem-Handbuch ganz zu schweigen ... :rolleyes: )

    Gehe ich jetzt von beiden extremen Möglichkeiten aus, ergibt sich der maximale Fehler von ca. 5,6 Meilen.

    Danke, Ulf, für den wichtigen Hinweis! jetzt verstehe ich auch, warum z.B. Heidelberg und Hockenheim die gleichen Koordinaten haben.
    Ich dachte schon, ich sei einem Druckfehler auf der Spur (Übrigens - einen Fehler gibt es wirklich: bei Hilzingen muss es statt 18/180 heißen 118/180)

    .... ehe der liebe balf_de dich mit Lobeshymnen überschüttet


    Warum sollte er wohl :?: Hat mir doch Ulf gerade meine schöne Illusion vom überfrankierten Brief nach Waldkirch zerstört X(


    Spaß beiseite: nochmals Herzlichen Dank an euch beide, dass ihr euch auf dieses etwas abgelegene Thema eingelassen habt - aber schön wäre es doch, zu wissen, was für eine Bewandtnis es mit diesen Zahlen im Post- und Telegraphenhandbuch hatte.


    Eindeutig ist die Zugeghörigkeit meines zweiten Briefs zum zweiten badischen Rayon von Heidelberg aus: die Nachnahme über 2 Gulden 27 Kr. (plus 2 Kr. Landpost + Bestellgeld) ging im Dezember 1857 nach Diersheim bei Rheinbischofsheim.


    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber Balf_de


    die Taxquadratzahlen wären sicherlicherlich ein eigenes Thema wert.
    Eingeführt wurden diese mit dem zweiten revidierten Postvertrag im DÖPV zum 01.01.1858. Allerdings waren die Quadrate auch größer, denn die Kantenlänge betrug 4 Meilen und nicht 2 Meilen wie im Telegraphenhandbuch.


    In den preussischen Postamtblättern gibt es nur wenige Hinweise. Dies bezogen sich i. d. R. darauf, wenn eine Postexpedition eröffnet wurde. Ihr wurde Taxquadratzahl zugeordnet. Auf Paketaufkleber einiger AD-Staaten sind diese auch gedruckt.


    Gebraucht wurden sie bei der Entfernungsbestimmung für Orte größer 20 Meilen. Für die Briefpost spielten sie jedoch keine Rolle, sondern nur für die Fahrpost. Für die Taxierung bei der Briefpost brauchte man in der Postanstalt eigentlich nur die Orte zu kennen, welche nicht mit dem höchsten Satz eines einfachen Briefes zu belegen sind. Hierzu gab es sicherlich Listen oder gute Karten mit eingezeichneten Kreisen der einzelnen Taxstufen. ( Mir sind bspw. heute noch solche "Umgebungskarten" aus Baumärkten bekannt, wenn etwa angeliefert werden soll )


    Die Einführung der Taxquadrate beruht auf die Tatsache, dass zum 01.01.1858 die Taxierung der Fahrpost über Gränzpunkte innerhalb des DÖPV entfiel. Ich glaube kaum, dass man in der Lage gewesen wäre, für jede PostExpedition nun entsprechende Meilenanzeiger pünktlich auszuliefern, da diese ortabhängig wären. Das System der Taxquadrate ist ortsunabhängig und somit eine geniale Umsetzung bei der Entfernungsbestimmung.


    Neben den Taxquadraten-Zahlen der Orte wurden auch die Ergebnis-Tabellen mit Quadratzahlen und Wurzeln mit abgedruckt und entsprechend an jede Postanstalt "versendet". Ergänzt werden mußten nur Neueröffnungen bzw. Korrekturen.


    Ich bin mir sicher, daß die Postbeamten zur damaligen Zeit mit diesen Hilfsmitteln gerechnet haben. :)


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo zusammen!


    Der Brief, den ich als nächsten zeigen möchte, hat mich zu meinem Beitrag "Der Deutsch-Österreichische Postverein" inspiriert. Denn nicht nur innerhalb Badens gab es die "Kurz-, Mittel- und Langstrecke" für den Postversand, sondern in gleicher Weise für alle Mitgliedsstaaten des DÖPV.


    Ins Kernland von Bayern gibt es von Heidelberg aus sicher relativ wenige "Mittelstrecken"-Belege , aber da ist ja noch die Pfalz :)


    Mein Brief vom 1. Oktober 185? ging von Heidelberg nach Zweibrücken - deutlich unter 20 Meilen entfernt, daher portorichtig mit 6 Kr.


    Viele Grüße von balf_de

  • Hallo zusammen!


    Nach dem 1.10.1858 wurde die 6-Kruzer-Marke in Baden noch wichtiger: der "Dritte badische Rayon", der Sendungen über 20 Meilen betroffen hatte, entfiel: alle Briefe im Fernverkehr über 10 Meilen kosteten bis zum Gewicht von 1 Loth 6 Kreuzer.


    Mein Brief vom 24. Juni 1859 ging aus Heidelberg nach Bernau im Südschwarzwald (das benachbarte St. Blasien ist nach der Entfernungstabelle 23,4 Meilen entfernt). Die Taxierung "2" steht für den Botenlohn, der vom Empfänger zu bezahlen war. Seit Einführung der Landpost am 1. Mai 1859 fiel neben dem Bestellkreuzer für die Zustellung in ländliche Gebiete ein weiterer Kreuzer für die Landposttaxe an. Die Regelung war im Juni 1859 noch neu - daher vermutlich die handschriftliche Notierung.


    Schade ist natürlich, dass der Absender diese Kosten nicht übernahm - mit 8 Kr. frankiert wäre der Brief doch wesentlich schöner ... (Aber was nicht ist, kann ja noch werden ...)


    Viele Grüße von balf_de

  • Hallo zusammen!


    Höchste Zeit, dass es auch hier etwas weiter geht ...


    Nicht nur relativ schlichte Einzelfrankaturen gibt es von der Nummer 7, sondern auch attraktive Buntfrankaturen. Hier zusammen mit der Nummer 6 - in dieser Kombination sicher nicht gerade häufig.


    Die Belegbeschreibung kann ich diesmal Franz Stegmüller überlassen:


    Viele Grüße von balf_de


    PS: zu gerne würde ich den Scan des Befunds direkt in den Text einfügen, wie ich es hier schon gesehen habe. Wenn ich nur wüsste, wie das geht ...

  • Lieber Bald_de


    ich hatte die Entfernung zwischen beiden Orten deutlich größer geschätzt und war dann doch recht überrascht....
    Persönlich finde ich die Kombination zwischen 2 verschiedenen Werten schöner als eine Marke.... oder hier besser zweier 9 Kreuzer Marken, obwohl hier jeweils eine 3-, 6-, 9- Kreuzer Marke auch nicht schlecht wäre.... :P


    Mit freunlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber balf_de,


    schön, dass dieses Unikat den Weg hierher gefunden hat - dein Understatement in Ehren, aber der Verkäufer versicherte mir, dass es kein zweites Stück mit dieser Kombination geben würde und eine 3. Gewichtsstufe in den Postverein dürften die meisten Badensammler allenfalls vom Hörensagen kennen.


    Zum Einstellen bekommst du von mir gleich eine PN.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch ()

  • Hallo Ulf!

    obwohl hier jeweils eine 3-, 6-, 9- Kreuzer Marke auch nicht schlecht wäre....

    Das spricht natürlich für Deinen guten Geschmack! Sofort habe ich in meiner Sammlung nach der Kombination Nr. 4, 6, 7 gesucht - leider erfolglos :(


    Nach einem Blick in das Sem-Handbuch war mir auch klar, weshalb: diese Drei-Farben-Frankatur wird mit + 2.500 Euro bewertet. Wie gesagt: Dein exquisiter Geschmack!


    Vielleicht kann ich Dich mit einer ähnlichen Mischfrankatur "trösten": Nr. 4b, 5 und 7


    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/4b57Brief57Heidelberg8dd10ab2JPG.jpg]


    Lieber bayern klassisch!


    Zum Einstellen bekommst du von mir gleich ein PN.

    Danke für Deine PN. Wenn Du den Scan oberhalb siehst, hat es geklappt.


    Viele Grüße von balf_de