Oldenburg Altdeutschland - Marken und Stempel

  • Den Plattenfehler Oldenburg Nr. 14 PF I "C" statt "G" in GROSCHEN ("Croschen") findet man als Plattenfehler recht häufig. Ich gehe daher davon aus, dass dieser PF mehrfach im Bogen vorkam. Da kein Originalbogen der Nr. 14 erhalten geblien sind und auch die Druckplatten vernichtet wurden, ist dies nur eine Einschätzung von mir. Hier die Abbildung einer zitronengelben Nr. 14 (in heller Nuance) mit diesem Plattenfehler. (aus meiner Slg.)

    Der Plattenfehler der Oldenburg Nr. 14 PF II linke Wertziffer "8" statt "3" ist demgegenüber etwas seltener zu finden. Hier zeige ich zwei Exemplare in hellgelb und zitronengelb. (aus meiner Slg.)

    Oldenburg Nr. 14 PF II linke Wertziffer "8" statt "3" in einer m.E. hellockergelben Farbe. (aus meiner Slg.) Die Marke gibt es in unterschiedlichen Farbtönungen. An der Farbe dieser Marke ist ersichtlich, dass eine Grenzziehung zwischen den Farben mitunter schwierig ist. Was ist noch ein "dunkles zitronengelb" und wo beginnt das "helle ockergelb"?

    Oldenburg Nr. 14 PF III "I" statt "N" in Oldenburg ("OLDEIBURG")

    Oldenburg Nr. 14 PF III ("OLDEIBURG") in zitronengelb (Abb. aus der 5. Boker-Auktion vom 14.3.1987, Heinrich Köhler, Los-Nr. 222). Dieser Plattenfehler ist selten. Im Gegensatz zu den PF I und PF II habe ich ihn bisher nur sehr wenige Male gesehen.

  • Die weiteren Plattenfehler der Oldenburg Nr. 14 sind allesamt sehr selten. Ich habe von diesen Plattenfehlern bisher noch keinen einzigen gesehen. Dies mag aber auch daran liegen, dass man die Konturen und die genaue Zeichnung dieser Marke auf Abbildungen in den Farben hellgelb und zitronengelb nur selten ganz genau betrachtet. Daher wird man diese Plattenfehler wahrscheinlich nur dann bewußt wahrnehmen, wenn man diese gezielt sucht.

    Den im Michel-Katalog aufgelisteten Plattenfehler Oldenburg Nr. 14 PF IV "D" statt "B" in OLDENBURG ("OLDENDURG") habe ich bisher noch nicht einmal auf einem Foto oder SCAN gesehen.

    Nachfolgende Plattenfehler sind bei Florian Berger, S. 37 abgebildet:

    Plattenfehler Oldenburg Nr. 14 PF V Kleiner Abstand zwischen ,RG' von OLDENBURG

    Plattenfehler Oldenburg Nr. 14 PF VI Kratzer links oben

    Plattenfehler Oldenburg Nr. 14 PF VII Keil über LD von OLDENBURG


    Plattenfehler Oldenburg Nr. 14 PF VIII Krone unten links ausgebrochen (Fehlstelle)


    Plattenfehler Oldenburg Nr. 14 IX schmales E von OLDENBURG

    Auch bei der Marke Oldenburg Nr. 14 gibt es Marken mit einem Druck auf der Gummiseite (Oldenburg Nr. 14 DG). Hier hatte der Drucker der Druckerei Gerhard Stalling den Bogen umgedreht und die Rückseite nochmals bedruckt nachdem der erste Druck offenbar zu hell geraten war. Papier war damals nicht billig und offenbar wollte man wenig Ausschuss produzieren, der weggeworfen wird. So gelangte damals ein Bogen einer Oldenburg Nr. 14 DG an den Postschalter.

     

    Das erste Exemplar der Oldenburg Nr. 14 DG (siehe oben, Vorder- und Rückseite) wurde meines Wissens durch die 7. Boker-Auktion vom 19. März 1988, Heinrich Köhler, Los-Nr. 345 versteigert. In diesem Auktionsangebot war noch ausgewiesen, dass lt. Grobe-Handbuch nur dieses eine Exemplar der doppelseitig bedruckten Marke mit Stempel bon Lohne bekannt geworden sei.

    Dies hat sich miitlerweile geändert. Nach Florian Berger, S. 42 (Abb. Florian Berger) sind ihm inzwischen sechs Exemplare der Oldenburg Nr. 14 DG bekannt, die alle mit Stempeln von Lohne zwischen 1/12 und 15/12 entwertet sind. Der etwas zu hell ausgefallene Druck auf der Gummiseite ist bei allen Exemplaren verschoben.

    Es gibt von der Oldenburg Nr. 14 eine Vielzahl sehr schöner und und auch seltener Briefe. Hier eine seltene Mischfrankatur mit einer Oldenburg Nr. 12a als 4-Groschen-Frankatur mit Stempel von "Esenshamm" (Abb. 2. Boker-Auktion vom 7. Dezember 1985, Heinrich Köhler, Los-Nr. 152). In dieser Kombination mit einer Nr. 12 gibt es nur drei Briefe. Einer dieser drei Briefe, der einzige mit einer Nr. 12b (seltene Farbe dunkelgrautürkis) ist oben bei meinem Beitrag zur Oldenburg Nr. 12 abgebildet.

    Florian Berger gibt auf S. 43 seines Handbuches einen "Viererblock" der Nr. 14 in Mischfrankatur mit einer Oldenburg Nr. 12 als größte Einheit an. Mir ist nur dieses "Superstück" bekannt, bei der die Oldenburg Nr. 14 einzeln 4x vorhanden ist. (HOBBYPHILATELIE, Internationale Briefmarken-Auktion vom 08.09.1998, Los-Nr. 3257)

  • Im Juli des Jahres 1862 erschien als 4. Ausgabe von Oldenburg u.a. die 1/3-Groschen-Marke Michel Nr. 15A mit dem Durchstich 11 3/4.

    Diese Marke wurde im Buchdruck mit Prägedruck erstellt. Die Druckerei war die Kgl. Preussische Staatsdruckerei. Die Auflage betrug damals 490.000 Stück (Krötsch-Ohrt in Krötsch, Handbuch der Postfreimarkenkunde, 1895, S. 66)

    Die Nr. 15A kommt im Vergleich zu den anderen Marken der 4. Ausgabe Oldenburgs verhältnismäßig selten vor. Dies hat einen Grund: Bei der Verwendung als Drucksachenporto (= damals die häufigste Verwendungsart) wurde die Marke im Übergang zwischen die Drucksache und der Adressschleife für die Drucksache geklebt. Bei Öffnen der Drucksache wurde dann die Schleife entfernt und die Marke dabei zumeist zerrissen. Dies ist der Hauptgrund für die heutige Seltenheit dieser Marke.

    Frankaturen der Oldenburg Nr. 15A sind erst recht keine "Massenware" und im Verhältnis zu den anderen Frankaturen der 4. Ausgabe von Oldenburg selten.

    Frankaturen mit 3x Nr. 15A entsprechen dem normalem Briefporto von einem Groschen und kommen heute noch zumindest genauso häufig vor wie Drucksachenfrankaturen mit 1 x Nr. 15A. Sehr selten sind hingegen Frankaturen mit 6 x 15A, also 2 Groschen-Frankaturen. Mir ist nur ein einziges Exemplar bekannt.

    Ein Sechser-Streifen einer Oldenburg Nr. 15 in grün auf Brief als 2-Groschen-Frankatur. Es handelt sich hierbei um die grösste gebrauchte Einheit dieser Marke. (Bild 2. ERIVAN-Auktion vom 14.12.2019, Heinrich Köhler, Los-Nr. 147)

    Zu der Farbe der Nr 15A ist Folgendes festzustellen:

    Der Michel-Spezial-Katalog gibt nur eine einzige Farbe an: schwärzl'gelbl'grün (Töne) (Michel-Deutschland-Spezial 2020, S.210)

    Orth in Krötsch, Handbuch der Postfreimarkenkunde, Altdeutsche Staaten, Ausg. 1895, S. 60 benennt demgegenüber folgende Farben:

    a) hellgrün (Aufl. 1862 Juni

    b) grün (Aufl. 1862 Juni, 1864 Sept., 1865 Dez.)

    c) lebhaftgrün (Aufl. 1863 Okt.) (=dunkelgrün)

    Ich habe beobachtet, dass die Farbe b) grün manchmal als "olivgrün" ausfällt. Aus meiner Sicht ist hier eine Differenzierung und Unterteilung der Farbe aber nicht immer einfach.

    Oldenburg Nr. 15A in der Farbe hellgrün, welche oft einen leicht bläulichen Farbton hat (aus meiner Slg.)

    Drucksachen-Frankatur mit einer Oldenburg Nr. 15A in hellgrün (aus meiner Slg.)

    Oldenburg Nr. 15A in unterschiedlichen grünen Farbnuancen, oben links das Bfst. mit Stempel "Elsfleth" eine sehr prägnante "olivgrüne" Nr. 15A, oben mittig ebenfalls ist eine "olivgrüne" in einer helleren Nuance, oben rechts ist eine dunkelgrüne abgebildet ( alle Marken aus meiner Slg.).

    Die Erhaltung dieser Marke ist ein ganz wesentliches wertbildendes Kriterium:

    Bei helleren Exemplaren ist die Abgrenzung zur hellgrünen Nuance mitunter schwierig bzw. kaum möglich, weil die Oldenburg Nr. 15A in der Farbe vielfach mit der Zeit "ausgeblasst" ist und sich der Farbe der hellgrünen annähert. Ganz viele Oldenburg Nr. 15A haben diesen Mangel, so dass gut erhaltene und noch sehr "farbkräftige" Oldenburg Nr. 15A m.E. auch einen höheren Preis verdienen.

    Eine ganz klare Zuordnung als grüne Oldenburg Nr. 15A ist zumeist nur bei den Exemplaren möglich, bei denen die Farbe noch dunkler ausgeprägt ist als bei der hellgrünen.

    Dies heißt im Umkehrschluß aber nicht, dass die hellgrüne Nuance den ausgeblassten grünen Nr. 15 wertmäßig gleichzustellen ist. Das Gegenteil ist der Fall. Eindeutig hellgrüne Mr. 15A (aus der Frühauflage) sind sogar höher zu bewerten als gut erhaltene grüne Nr. 15A, da diese (ursprünglich) hellgrüne Nuance bei weitem nicht so häufig zu finden ist. Eine Ausnahme bilden hier allenfalls die "olivgrünen" Nr. 15A, die es nach meiner Beobachtung ebenfalls nicht allzu oft gibt.

    Zu Briefen der Nr. 15A ist folgendes zu sagen:

    Die hellgrüne Oldenburg Nr. 15A ist eine "Frühauflage", die ab Juli 1862 geprägt wurde. Ich schätze die Auflage dieser Farbe auch nicht sonderlich gross ein, d.h. der mit Abstand größte Anteil der Nr. 15A entfällt m.E. auf die grüne Farbnuance (in der oben gezeigten Farbpalette). Die hellgrüne Nr. 15A kommt nahezu nur im 1. Jahr vor. Briefe haben spätestens ab dem Zeitpunkt Juli 1863 nahezu immer nur "die grüne" Nr. 15A als Frankatur. Hellere Farbnuancen ab Juli 1863 sind dann zumeist darauf zurückzuzuführen, dass die Marke ausgeblichen bzw. verblasst ist.


    Oldenburg Nr. 15A in dunkelgrün (aus meiner Slg.). Dies ist mit deutlichem Abstand die seltenste Farbe. Oldenburg Nr. 15A in dunkelgrün ist aus meiner Sicht eine erheblich unterbewertete Marke und recht selten. Viel ausgeprägter als bei der Oldenburg Nr. 15A in grün haben sowohl die hellgrüne als auch die dunkelgrüne Nr. 15A nach meiner Beobachtung oft eine leicht bläuliche Komponente in der Farbe.

    Drucksache mit Schleife mit einer Einzelfrankatur Oldenburg Nr. 15A in dunkelgrün aus "Bremen" nach Fedderwarden (ex Boker, aus meiner Slg.)

  • Oldenburg Nr. 15A in hellgrün mit seltenem Maschinenstempel "Oldenburg 8/11", sehr wahrscheinlich im Jahr 1862 verwendet, weil die Marke nach meiner Farbbeurteilung als hellgrüne aus der Frühauflage im Jahr 1862 stammt. (aus meiner Slg.)

    Dieser Stempel war der einzige Versuchsstempel von Oldenburg. Erkennbar ist der Stempel an den deutlich kleineren Datumszahlen.

    Während die vorherigen Doppelkreisstempel vom Graveur Schilling in Berlin hergestellt wurden, stammt dieser Stempel von dem Fabrikanten F.E.H. Vaucher in Brake und war mit einer neuen "Farbpresse" ausgestattet (Ohrt, S. 131). Ausgeliefert wurde dieser Stempel am 15. September 1862 und war hier wohl nur wenige Tage und dann ab dem 14. November 1862 nur wenige Wochen in Gebrauch (siehe Ohrt, S. 192 Nr. 46v, S. 62). Wie diese "Farbpresse" im einzelnen ausgeführt war, geht aus den Postakten nicht hervor. Offenbar ist aber diese "Farbpresse" , deren Stempel nur selten zu findet ist, wegen der beim Gebrauch erforderlichen Kraftanstrengung nur sehr wenig benutzt worden (Ohrt, S. 62). Denn auf eine bezügliche Anfrage des hannoverschen General-Post-Direktoriums über die Vauchersche Farbpresse antwortete die Oldenburgische Postdirektion schon am 16. Dezember 1862 wörtlich:

    "Dieser Stempel hat sich nicht als zweckmäßig bewährt. derselbe ist namentlich zur Entwertung der Francomarken und zum Abstempeln der Geldbriefe weniger leicht zu handhaben als die gewöhnlichen Stempel; auch ist der Gebrauch desselben mit einer ermüdenden Anstrengung verbunden."

    Ein Brief mit einem Dreierstreifen der Oldenburg Nr. 15A in grün aus dem 2. Zeitraum im Jahr 1866, in dem dieser Maschinenstempel gelegentlich nochmals verwendet wurde. Stempeldatum "Oldenburg 15/7" (1866). Das Jahr 1862 kommt als Verwendungsdatum hier deshalb nicht in Betracht, weil der seltene Stempel erstmals im September 1862 verwendet wurde. (aus meiner Slg.)

    Im Jahr 1866 gab es in Oldenburg zeitweise einen Mangel an Stempeln, weil einzelne Doppelkreisstempel, die hier verwendet wurden, wohl zur Nachgravur an den Graveur Schilling versandt worden waren (so Paul Ohrt). Daher kam es wohl noch einmal zur erneuten Verwendung des Vaucher-Maschinenstempels mit der Farbpresse.


    Hier eine Abbildung des Maschinenstempels mit einer Oldenburg Nr. 17A in weinrot mit Datum Oldenburg 12/12. (aus meiner Slg.) Dieser Brief ist auf der Titelseite des Handbuches von Florian Berger abgebildet. Auch dieser Brief stammt aus dem Jahr 1866, weil es die "Weinrote" im Jahr 1862 noch nicht gab.

    Aktuell wird beim Auktionshaus Schlegel in Berlin dieser Brief einer Nr. 18A in blau mit Maschinenstempel mit Datum "Oldenburg 5/12" im Nachverkauf zur Auktion angeboten. Ob der Brief aus dem Jahr 1862 oder 1866 stammt, kann ich aufgrund der Abbildung nicht sagen. Seltener Brief. Bisher habe ich in mehr als 30 Jahren nur 2 Maschinenstempel-Briefe mit einer Nr. 18A gesehen. Der andere Brief mit einer Nr. 18A befand sich in der Boker-Sammlung.

    Dies ist der 2. Maschinenstempel-Brief mit einer Oldenburg Nr. 18A aus der Boker-Sammlung mit dem Stempel-Datum "Oldenburg 10/7" (1866). (Abb. 3. Boker-Auktion vom 15.03.1986, Heinrich Köhler, Los-Nr. 187)

  • Einige Oldenburg Nr. 15A in verschiedenen Farben (aus meiner Slg.) und Erhaltungen. Der mit Abstand häufigste Stempel auf dieser Marke ist der Doppelkreisstempel von Oldenburg.

    Bisher sind auch mir von der Oldenburg Nr. 15 keine Plattenfehler bekannt. Dies heißt nicht, dass es solche nicht gibt. Es ist nur so, dass solche bisher noch nicht entdeckt wurden. Ausweislich des Michel Spezial 2020, S. 211 soll es auf Briefen und Briefstücken aus "Grossenmeer" rund ausgeschnittene Marken geben. Gesehen habe ich so etwas noch nicht.

    Es gibt einige Grossfrankaturen mit bis zu 6 x Nr. 15A, aber auch sehr schöne Drucksachen-Frankaturen dieser Marke, Hier im Bild eine Vertreterankündigung aus "Warfleth" nach Sande (Abb. Dr. Derichs, Auktion vom 13.03.2021, "Miracle de la couleur", Los Nr. 893)

  • Anfang Juli des Jahres 1862 erschien u.a. die 1/2-Groschen-Marke Michel Nr. 16A mit dem Durchstich 11 3/4.

    Der Michel-Katalog unterscheidet hier die orange Nr. 16Aa und die rotorange Nr.16Ab.

    Paul Ohrt im Krötsch, Handbuch der Postfreimarkenkunde, Altdeutsche Staaten,Ausg. 1895 benennt folgende Farben:

    a) lebhaft gelborange (heute Mi.-Nr. 16Aa)

    b) (rötlich) orange (heute Mi.-Nr. 16Aa)

    c) rotorange (heute Mi.-Nr. 16Ab)

    Ich habe noch eine weitere - allerdings auch seltene - Farbe festgestellt und diese auch in meiner Sammlung.

    d) dunkelrotorange (heute Mi.-Nr. 16Ab)

    In der Literatur gibt es bisher keine Darstellung der Farben. Und die Farbe dunkelrotorange wird zwar von Auktionshäusern erwähnt, aber bezeichneten eigentlich aus meiner Sicht immer nur eine "normale" Nr. 16Ab in der Farbe rotorange.

    Oldenburg Nr. 16Aa in der Farbe lebhaft gelborange (aus meiner Slg.)

    Oldenburg Nr. 16Aa in der Farbe (rötlich) orange (aus meiner Slg.), diese Farbe hat im Vergleich zur vorherigen Marke nur eine geringe Gelbtönung. Keine häufige Marke.

    Oldenburg Nr. 16Ab rotorange in den vorkommenden Farbtönungen (aus meiner Slg.)

    Oldenburg Nr. 16Ab in dunkelrotorange - von dieser Marke habe ich bisher nur 2 Exemplare gesehen, die beide mit dem K2 "Oldenburg" entwertet waren. (aus meiner Slg.)

    Oldenburg Nr. 16Ab: Hier noch einmal der Unterschied zwischen den Farben dunkelrotorange und rotorange. Auf einem SCAN mit beiden Marken sieht man den Farbunterschied deutlicher. (aus meiner Slg.)

  • Bevor ich meinen Beitrag zur Oldenburg Nr. 16 - 1/2 Groschen - fortsetze, mache ich hier einen kleinen Exkurs zu verschiedenen Auslandsfrankaturen aus Oldenburg.


    Es gibt von Oldenburg noch ca. 80 Auslandsfrankaturen-Briefe nach Übersee (s.o. Aufstellung der Arge-Oldenburg). Ein Hauptteil dieser Briefe entfiel hierbei auf eine Korrespondenz mit den USA. Dies waren einerseits Geschäftsbriefe, aber es sind auch einige Briefe erhalten geblieben, die sich an USA- Auswanderer richteten, die ihre Heimat verlassen hatten. Die USA waren damals ein favorisiertes "Auswandererland".

    Die Lebensverhältnisse waren in Deutschland in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts schlecht.

    Zumindest für die einfache Landbevölkerung. Mit der beginnenden "industriellen Revolution" begann für viele daher eine Landflucht.

    Man hoffte, in den Städten etwas besser leben zu können.

    Und Andere wollten damals ganz aus Deutschland weg. Und wollten per Segelschiff nach Amerika, um hier ganz neu anzufangen.

    Eines der ersten deutschen Auswandererschiffe war die "Admiral Brommy". Dies war eine Bark, die bei den Gebrüdern Gross in Hammelwarden gebaut wurde. Der Stapellauf der "Admiral Brommy" war am 03. September 1860. Die Namensgebung dieses Schiffes erfolgte vermutlich deshalb, weil die Schwester eines der Teilhaber der Familie Gross, die Witwe des Admiral Brommy war.

    Bild der Bark "Admiral Brommy"

    Gebaut wurde die "Admiral Brommy" bei den Gebr. Gross in Hammelwarden. Hier ein Brief aus Bremen mit einer Oldenburg Nr. 17A in blassrosa (= Frühauflage 1862) an diese Werft. (aus meiner Slg.)

    Notwendige Emigrationspapiere erhielten Auswanderer über ein US-Konsulat in Oldenburg. Hier ein Brief mit einer Oldenburg Nr. 17A mit dem Briefkopf dieses Konsulates. (aus meiner Slg.)

    Die kleine Geschichte, die ich hier wiedergeben will, ist ein Einblick in das Leben eines Auswanderers aus Wildeshausen mit Namen J. Ahlers. Er nannte sich später "John" Ahlers, wahrscheinlich hat er seinen Geburtsvornamen nur "amerikanisiert" und angepasst und hieß vormals Johann, denn dies war damals der häufigste Vorname mit dem Anfangsbuchstaben J.

    Von diesem Auswanderer J. Ahlers ist eine recht umfangreiche Anzahl von Briefen mit Oldenburg-Frankaturen der 4. Ausgabe erhalten geblieben, von denen ich einige hier einmal zeigen will, denn hieraus lassen sich durchaus Rückschlüsse ziehen WANN J. Ahlers ausgewandert ist.

    Diese Briefe werden unter dem Begriff "Sander-Korrespondenz" geführt, weil alle die Anschrift Mr. A. F. E. Sander carry J. Ahlers Galena Illinois Nord Amerika tragen sowie den Leitvermerk des Absenders "via Bremen" haben. Der verwendete Begriff "Sander-Korrespondenz" ist etwas irreführend, denn es ist vorderseitig "carry J. Ahlers" angegeben, was soviel bedeutet, dass diese Briefe an J. Ahlers weiterzuleiten bzw. weiterzugeben waren. Die Briefe waren an J. Ahlers gerichtet. Und wahrscheinlich von einem Verwandten in Wildeshausen verfasst worden, der (oder die) die Heimat nicht verlassen hatte.

    Wie alt J. Ahlers bei seiner Auswanderung war, ist nicht bekannt. Auch nicht sein Rechtsverhältnis zu A. F. E. Sander, über den die Briefe an ihn in Galena zugestellt wurden. Es kann sein neuer Stiefvater gewesen sein oder sogar ein anderer Deutscher, den er erst in Galena kennengelernt hat. Tatsache ist, dass er wohl bei Herrn A.F.E. Sander in Galena wohnte und hier diese Postanschrift verwendete.

    Die Briefe aus der "Sander-Korrespondenz" stammen allesamt aus 1866 und 1867 - sind überwiegend "durchnummeriert"- , was den sehr wahrscheinlichen Schluss zulässt, dass J. Ahlers im Jahr 1866 ausgewandert ist. 1866 war ein schwieriges Jahr. Es gab den preussisch-österreichischen Krieg und das Grossherzogtum Oldenburg stand in diesem Krieg auf Seiten Preussens während das Königreich Hannover die Gegenseite für Österreich einnahm. Und auch in den USA war der Sezessionskrieg zwischen den Nord- und Südstaaten gerade erst im Jahr 1865 zuende gegangen und Spuren des Krieges waren hier noch deutlich sichtbar. Die Sklaverei wurde hier gerade erst aufgehoben, das Gesetz existierte zwar schon länger, aber wurde erst befolgt nachdem ein Südstaaten-Fanatiker Unions-Präsident Abraham Lincoln am 15. April 1865 erschossen hatte.

    Mit welchem Auswanderer-Schiff J. Ahlers im Jahr 1866 in die USA gelangte, ist offen. Es gab eine ganze Anzahl von Auswandererschiffen. Die Überfahrt von Bremerhaven nach New York dauerte ca. 2 bis 3 Wochen. Von New York reiste J. Ahlers weiter nach Galena in den Norden von Illinois. Ob es damals schon eine Eisenbahnverbindung gab, ist mir nicht bekannt. Galena hatte Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu 14.000 Einwohner. Hier wurde Bleierz abgebaut und ein Hauptteil der Bevölkerung arbeitete in den Bleiminen. Ca. 50% des damals gewonnenen Bleierzes der USA kamen aus Galena.

    Der m.E. älteste Brief an J. Ahlers hat den Stempel "Wildeshausen 16.08." (1866) und ist der einzige nicht numerierte Brief den ich bisher gesehen habe. Er hat wie die Mehrzahl der Briefe eine Frankatur einer Nr. 16Aa, Nr. 18A und 19A. Von dieser 5 1/2 Groschen-Frankatur entfielen 4 1/2 Groschen auf das Auslandsporto (Bild: aus der Sammlung Heinrich Sanders)

    Brief "Nr. 6" - Numerierung auf der Oldenburg Nr. 16Aa an J. Ahlers mit Stempel "Wildeshausen 20/2"

    (1867) mit gleicher Frankatur Oldenburg Nrn. 16Aa, 18A und 19A. (Abb. Bernstein-Slg. s. unten)


    Brief "Nr. 7" aus "Wildeshausen 21/3" (1867) mit gleicher Frankatur, die "7." ist dieses Mal auf der Nr. 19A angebracht (Abb. Bernstein-Slg. s. unten)


    Brief "Nr. 8". Die gleiche Frankatur mit Stempel "Wildeshausen 4.4." (1867) (Abb. Bernstein-Slg. s. unten)

  • Brief "Nr. 9", gleiche Frankatur, "Wildeshausen 11.04. (1867) (Abb. Bernstein-Slg. s. unten)


    Brief "Nr. 17" (s. Vermerk oben) aus "Wildeshausen 13/09" (1867) mit der Frankatur Oldenburg Nrn. 16B, 18A und 19B (Abb. Bernstein-Slg. s. unten)


    Brief Nr. "19" aus "Wildeshausen 6/10" (1867) mit Frankaturen Oldenburg Nrn. 16B, 18A und 19B

    (Abb. Bernstein-Slg. s. unten)


    Brief "Nr. 20", Stpl. "Wildeshausen 13/10" (1867) mit den Frankaturen Oldenburg Nrn. 16B, 18B und 19B. (Abb. Bernstein-Slg. s. unten)


    Brief "Nr. 22", Stpl. "Wildeshausen 27/10" (1867) gleiche Frankatur

    (Abb. Bernstein-Slg. s. unten)


    Brief "Nr. 24", recommandirter Brief mit 2 x Oldenburg Nr. 19B, Nr. 16B und Nr. 17B aus "Wildeshausen 7/11" (1867) (Abb. Bernstein-Slg. s. unten)

    Die Abbildungen dieser letzten 9 Briefe stammen alle aus der "Bernstein-Sammlung", 330. Schwanke-Auktion vom 14.05.2011, Los-Nrn. 616 bis 624.

    Hier zeige ich einen Brief aus "WILDESHAUSEN 19/2" (1873), den ich kürzlich erworben habe. Der Brief ist frankiert mit einer seltenen Deutsches Reich Nr. 21b in lilabraun, hat den FRANCO von Bremen und einen etwas schwächeren roten NY-Stpl. (in Kürze in meiner Slg.)

    John Ahlers ist nunmehr ins nahegelegende IOWA - Cottonville - Jackson County umgezogen. Die Adresse ist mit "Post Office" hier nicht ungewöhnlich, denn Postboten gab es hier wahrscheinlich nicht. Cottonville war nur sehr dünn besiedelt. Nach meiner Recherche hatte der Ort im Jahr 1900, also ca. 30 Jahre später, nur 41 Einwohner.

  • Eine tolle Zusammenfassung! Ich kannte die Briefe aus Katalogen, war mir aber bisher nicht des Umfangs und der Einzigartigkeit dieser Korrespondenz bewusst. Ich frage mich, wo diese Briefe wohl gelandet sind? Bei den Erivan-Auktionen habe ich sie bisher nicht gesehen.

    Wenigstens aber habe ich mir ein Briefstück geleistet, dass zum Thema passt: ebenfalls eine 5 1/2 Groschen Frankatur auf Briefstück aus Steinhausen über Bremen nach New York. Hier aber zwei 1-Groschen-Marken statt der anscheinend bei Ahlers üblichen 2-Groschen-Marke - vielleicht eine seltenere Kombination?

  • vielleicht ist der gesuchte A.F.E. Sander mit dem Sammler Heinrich Sanders verwandt. Wobei das "s" am Ende noch zu klären wäre.

    Im Zuge der Recherche kommen einige Sander aus Hannover vor, die bereits in den 1830er Jahren ausgewandert sind.

    Richtig knifflig wird es dann Beziehungen zwischen beiden Familien herauszufinden.

    Solch eine hohe Frequenz an Briefen, die ja schon einiges gekostet haben ist wohl als ungewöhnlich zu bezeichnen.

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


  • Ich freue mich, dass es Euch gefällt.
    guy69, dass Heinrich Sanders, der ein versierter Oldenburg-Sammler war, mit A.F.E. Sander verwandt war, ist keinesfalls nachgewiesen. Der Name Sander ist schon ein sehr häufiger Name. Und Heinrich Sanders besaß in seiner Sammlung nachweislich nur den allerersten Brief, den ich hier dargestellt habe. Die restlichen neun Briefe mit Oldenburg-Frankaturen stammen alle aus der "Bernstein-Sammlung". Der Reco-Brief, dies ist der zuletzt gezeigte Brief, wurde übrigens im Jahr 2011 für 16.000,- € versteigert.

    Anders sehe ich dies bei Deiner Recherche zu Adam F.R Sanders. Da könnte wirklich was dran sein. Dass der Name in Sanders abgewandelt und "amerikanisiert" wurde, war durchaus normal und üblich.

    Papiertiger, ein tolles Briefstück in einer traumhaften Erhaltung mit einem seltenen Stempel, welches ich schon sehr lange kenne! :thumbup:

    Und ich freue mich über den Brief mit der DR Nr. 21b nach Cottonville. Den habe ich letzten Montag erworben. Aber noch nicht zugesandt bekommen. War auch nicht ganz billig. Aber eine schöne Bereicherung meiner kleinen Sammlung "Oldenburg-Nachverwendungen auf Brustschildmarken". Ich bin sehr gespannt, denn ich habe hier bisher weder eine DR Nr. 21b noch einen Überseebrief in dieser Sammlung. Beides dürfte auf Brustschildmarken als Nachverwendung sehr selten sein. Und die Story dieses Briefes ist auch gut.

  • Anscheinend hat John Ahlers auch Geld zurückgeschickt.

    Leider ist das Los nicht abgebildet. Wenn mein Englisch korrekt ist waren Geldscheine in den Briefen nach Oldenburg.

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


    Einmal editiert, zuletzt von guy69 (9. Juni 2023 um 17:06)

  • Harald,

    es ist toll, dass Du hier auch recherchiert hast, aber die Zuordnung ist m.E. nicht ganz so einfach.

    Es stammen eine ganze Anzahl von Auswanderern namens "Ahlers" aus dem Oldenburger Bereich. Dies muss daher nicht zwingend dieser John Ahlers sein. Selbst mit dem Vornamen "John" habe ich Auswanderer unter ANCESTRY und ähnlichen Foren recheriert, die aus dem Grossherzogtum Oldenburg u.a. nach Nebraska und Wisconsin ausgewandert sind.

    Und was Geldsendungen angeht, die hier vermeintlich geschickt wurden, möchte ich anmerken, dass 1 Dollar damals sehr wahrscheinlich grob geschätzt in dem Jahr 1878 mehr als die 100fache Kaufkraft hatte wie ein heutiger Dollar. Das sind daher ungeheure Summen, die hier im Katalog angegeben sind. Ich bin daher ein wenig skeptisch, wenngleich ich nicht ausschließe, dass derartige Riesenbeträge auch mal mit der Post versandt wurden.

    Ein normaler Postbediensteter verdiente in Oldenburg um das Jahr 1865 ca. 120 bis 150 Thaler. Im Jahr! Ein Postmeister wahrscheinlich ungefähr das Doppelte. Und das normale Porto für einen Brief von 1 Groschen (1 Groschen = 1/30 Thaler) entsprach der Kaufkraft von geschätzt heutigen 3,- bis 4,- Euro. D.h. jeder dieser Oldenburg-Briefe zu 5 1/2-Groschen aus der Sander-Korrespondenz, die ich hier (aus dem Katalog der Bernstein-Slg.) abgebildet habe, kostete bemessen an heutiger Kaufkraft 20,- bis 25 € an Porto.

    Die damalige Zeit funktionierte völlig anders als die heutige "Wegwerfgesellschaft", in der

    Waren und Gebrauchsgegenstände für relativ wenig Geld im Überfluss vorhanden sind. Ein einzelner Rundstempel des K2 von Oldenburg, den die grossherzogliche Postverwaltung beim Graveur per Handarbeit herstellen ließ, kostete zusammen mit 12 gravierten Monatstypen, 31 Datumstypen, 12 Stunden-Typen und 2 "N" und "V" insgesamt 13 Thl. 20 Sgr. (vgl. hierzu Paul Ohrt, Die Poststempel von Oldenburg, S. 60). Dies war im Betrag in etwa soviel wie der Monatslohn eines (normalen) Postbediensteten. Dies erklärt den vorherigen Beitrag über den Versuchsstempel, in dem ich geschrieben hatte, dass lt. Paul Ohrt, S. 191f. im Jahr 1866 zeitweise ein Mangel an Poststempeln in Oldenburg bestand (und deshalb der Vaucher-Versuchsstempel noch einmal verwendet wurde), weil man im Jahr 1866 einzelne Stempel des Poststempel an den Graveur schickte und nachgravieren ließ. Heutzutage gibt es ganz andere Preise und es wäre wahrscheinlich alles weggeworfen und neu gekauft worden. Es bereitet mitunter schon Schwierigkeiten, sich die damaligen Arbeitseinkommen und die Preise für einzelne Sachen vorzustellen.

    Grüße Bernd

  • Nur kurz zum Schluss. John Ahlers war Jahrgang 1841 und später in Iowa Farmer mit ansehnlichem Grundbesitz.

    Hat Spaß gemacht.

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


  • Nur kurz zum Schluss. John Ahlers war Jahrgang 1841 und später in Iowa Farmer mit ansehnlichem Grundbesitz.

    Hat Spaß gemacht.

    Mir gefällt das auch, insbesondere wenn es gelingt, mal ein "kleines Fenster" in die Vergangenheit des 19. Jahrhunderts zu öffnen. Was ja nicht immer einfach ist. Nach einer so langen Zeit ist die Recherche mitunter eine echte Herausforderung. Und es ist unglaublich spannend, echte und authentische Belege zu entdecken, die "zusammengehören" obwohl diese aus unterschiedlichen Philatelie-Bereichen kommen. Wie jetzt dieser Brief mit der DR Nr. 21b, den ich kürzlich erwerben konnte. Die Sander - (Ahlers) -Korrespondenz ist wahrscheinlich die umfangreichste Übersee-Korrespondenz, die von Oldenburg erhalten geblieben ist. Aber ich kenne nur insgesamt 11 Briefe. Ob heute noch mehr existieren? Florian Berger hat in seinem Handbuch auf S. 146 einen dieser Briefe abgebildet. Es handelt sich um "Brief Nr. 22", dem vorletzten in meiner Aufstellung.

    Es gibt auch noch einen eingeschriebenen Brief "Nr. 23" mit Datum WILDESHAUSEN 2/11 (1867), komplett frankiert mit 1 x Oldenburg Nr. 16B, 1x Oldenburg Nr. 17B und 2 x Oldenburg Nr. 19B. Dies will ich hier nicht vorenthalten.

    Und dass ich "Oldenburg-Markenfan" bin, ist klar. Es gibt hier noch viel zu entdecken. Man ist hier noch ganz am Anfang.

    Grüße Bernd

  • Die Oxidation der Marken war hier bereits Thema. Und darauf möchte ich hier einmal eingehen.

    Ortsbf. mit einer Oldenburg Nr. 16Ab - rotorange - aus Jever nach Waddewarden. Die Marke ist teilweise oxidiert. (aus meiner Slg.)

    Die Marke Oldenburg Nr. 16 - 1/2 Groschen - tendiert sehr stark zur Oxidation. (Bildausschnitt aus dem zuvor gezeigten Brief "Nr. 23" aus der "Sander-Korrespondenz") und verändert dabei die Farbe von Gelborange zu einem "Erdnussbraun". Warum ist das so? Und warum sind die Oldenburg Nr. 17 und die Nr. 19 im Vergleich dazu relativ "unempfindlich" und verändern sich nur wenig?

    Verantwortlich dafür ist die UV-Strahlung. Diese regt Reaktionen in den Farbstoffen an. Sie absorbieren die UV-Strahlung, es entstehen Sauerstoffradikale, die Bindungen in den Molekülen verändern oder sogar zerstören. Farbstoffe oxidieren, was zumeist optisch den Effekt des Ausbleichens hat. Es gibt aber auch Reaktionen in Richtung anderer Farben wie man an der Oldenburg Nr. 16 sehen kann.

    Durch Beimischung von Additiven und je nach Zusammensetzung und Anwendung bleiben Farbstoffe heute unterschiedlich lange lichtecht. Es gilt aber folgendes: Manche Grundfarben verblassen schneller als andere. Das hat einen physikalischen Grund. Rot etwa absorbiert die energiereichen kurzwelligen Anteile des Sonnenlichts, kriegt also besonders viele Sauerstoffradikale ab. Blau- und Violetttöne absorbiert die "unproblematischeren" langen Wellen und reflektieren die kurzen.

    Davon wußte man wahrscheinlich im 19. Jahrhundert noch nicht allzuviel, sondern traf die Farbwahl nach Beobachtung der Farben und eher intuitiv.

    Für die Oldenburg Nr. 16 wurde damals eine Farbmischung mit dunkelrötlichlila Farbtönen gewählt (nur unter UV sichtbar), so dass die energiereichen kurzwelligen Anteile des Sonnenlichts extrem gut absorbiert werden. Was wiederum dazu führte, dass die Oldenburg Nr. 16 sehr lichtempfindlich ist. Aus heutiger Sicht war diese Farbwahl ein Fehler. Zu damaliger Zeit wußte man allerdings noch zu wenig über die dahinterstehende Physik, die diese Reaktionen bewirkte.

    Bild: Oldenburg Nr. 17 unter UV-Licht violett

    Anders, genau das Gegenteil, wurde bei der rosafarbenen und roten Oldenburg Nr. 17A erreicht. Obwohl diese Marken schon aufgrund der eigenen roten Farbe noch empfindlicher gewesen sein dürften als die orangegelbe Marke Nr. 16 hat man durch die (wahrscheinlich) eher zufällige Beimischung von Violett-Additiven in der Farbe (siehe UV-Aufnahme) die Marke deutlich lichtunempfindlicher gemacht. Hierdurch wurde erreicht, dass die rosa und und rote Farbvariante sehr "farbstabil" und lichtunempfindlich sind.

    Bild: relativ UV-lichtunempfindlich sind die Oldenburg Nr. 17 in Farben rosa, rot und blassrosa (Marken aus meiner Slg.)

    DIe Nr. 17A in der Farbe blassrosa ist hier von diesen drei Farben noch die lichtempfindlichste Marke. Diese bleicht bei extremer UV-Einstrahlung mit der Zeit aus und wird aufgrund Oxidation manchmal sehr blass in der Farbe. Diese extrem ausgeblichenen blassrosa-farbenen Nr. 17 sind aber eher selten zu finden.

    Häufiger findet man allerdings oxidierte Oldenburg Nr. 17 in der Farbe dunkelrosa. Diese Farbe dunkelt in der Farbe in Richtung eines "weinrot" nach und ist deutlich lichtempfindlicher als die zuvor genannten anderen Farben der Nr. 17.

    Bf. mit Oldenburg Nr 17A in dunkelrosa aus Burhave. Die Marke hat Oxidationsspuren, erkennbar am teilweise dunkleren Markenbild. (aus meiner Slg.)

    Noch deutlich viel UV-lichtempfindlicher ist die eher seltene Oldenburg Nr. 17 in WEINROT. Dies nur zur Vervollständigung.

    Die Farbe der Oldenburg Nr. 17A weinrot verändert sich durch Oxidation mit der Zeit in einen schwarzrötlichen Farbton (Bf. aus meiner Slg.) Diese seltenere Markenfarbe weinrot kommt m.E. erst ab dem Jahr 1866 vor. (aus meiner Slg.)


    Im Vergleich dazu: Eine (ursprüngliche und) nichtoxidierte Oldenburg Nr. 17A in weinrot auf einem Brief aus "Oldenburg" aus dem Jahr 1866. (aus meiner Slg.)