(199) Bei meinem Beitrag über die Oldenburg Nr. 10 beginne ich mit der sensationellen Mischfrankatur eines Streifbandes der 4fachen Gewichtsstufe mit einer Oldenburg Nr. 10b moosgrün und einer Oldenburg Nr. 6a, die vor kurzem bei Heinrich Köhler aus der ERIVAN-Sammlung für 90.000,- € versteigert wurde.
Natürlich werden sich nur die Allerwenigsten ein solches "Millionärsstück" leisten können. Dies tut aber dem Sammelgebiet keinen Abbruch. Bei der Oldenburg Nr. 10 - 1/3 Groschen - gibt es noch viele unentdeckte und vor allem auch unkatalogisierte Besonderheiten, von denen ich nur einige in diesem Beitrag ansprechen will.
Ich beginne mit der Farbe dieser Steindruckmarke, die ebenfalls zum 1. Januar 1861 erschien. Der Michel-Katalog unterscheidet zwischen der a) blaugrünen und der b) moosgrünen Farbe. Ohrt-Krötsch hat zu früheren Zeiten im Jahr 1895 noch eine a) bis c)-Auflistung gesetzt: a) hellgrasgrün (Aufl. Jan. 1861) , b) lebhaft grasgrün Aufl. Jan. 1861 und c) moosgrün (Aufl. Herbst 1861)
(200) Dies sind heute alles Oldenburg Nr. 10a blaugrün. Paul Ohrt differenzierte hier noch zwischen a) "hellgrasgrün" (= Farbe untere Marken) und b) lebhaft grasgrün (= Farbe obere Marken) , die Farbbezeichnung "grasgrün" beinhaltet die bläuliche Nuance, wurde aber später in die Farbbezeichnung "blaugrün" geändert. (Marken aus meiner Slg.)
Es gibt bei der Oldenburg Nr. 10a eine ganze Anzahl von Druckbesonderheiten, die bislang auch weder katalogisiert noch philatelistisch erfasst wurden. Die Steindruckerei Gerhard Stalling experimentierte auch beim Druck dieser Farblithographien mit Farbvarianten zwischen einem gelblicherem Blaugrün und dem typischen Blaugrün. Da alles von Hand gemacht wurde, fiel auch das Druckbild oft sehr unterschiedlich aus.
(201) Oldenburg Nr. 10a: Links ein farbübersättigter „schmelziger“ Druck, der eher gelbgrünen Variante, die Ohrt vormals als „lebhaft grasgrün“ bezeichnete, rechts ein extrem „körniger“ Druck der typisch blaugrünen Variante, bei dem nahezu der ganze untere Teil unter "Ein Drittel Groschen" eine andere - abweichende - Zeichnung ausweist, die wahrscheinlich durch eine Umdruckfalte entstanden ist. (Marken aus meiner Slg.)
Zur Unterscheidung der Oldenburg Nr. 10a von der Nr. 10b:
Die Oldenburg Nr. 10a zeigt einen hellen, verwaschenen undeutlichen Druck, während die im Herbst 1861 herausgegebene Oldenburg Nr. 10b eine schöne kräftige grüne Farbe mit klarem Druck aufweist. Unter der UV-Licht (Quarzlampe) erscheint die Farbe der moosgrünen Nr. 10b viel dunkler. Auch ist die Oldenburg Nr. 10b in der Höhe etwas kleiner als die Nr. 10a, ganz ähnlich wie bei den Marken Oldenburg Nr. 11b zur Nr. 11a (vgl. hierzu Florian Berger, S. 34).
(202) Oldenburg Nr. 10b moosgrün, rechts ein bereits farbübersättigter Druck der Marke (aus meiner Slg.)
Es gibt noch das Unterscheidungskriterium zwischen Nr. 10a) und 10b), dass die Oldenburg Nr. 10b bei den Wertziffern immer sehr deutliche Aufnadelungspunkte (Stecherzeichen) ausweist und diese bei der Oldenburg Nr. 10a zumeist nicht bzw. nur kaum sichtbar sind.
(203) Aber auch hier gibt es seltene Ausnahmen: Oldenburg Nr. 10a auf Streifband aus "Dinklage" nach Cappeln bei Cloppenburg (aus meiner Slg.), die Aufnadelungspunkte in den Wertziffern sind hier bei dieser Marke gut erkennbar
Die Irritationen und die Verwechslungen von a) und b)-Typen basieren auf der Tatsache, dass es in den heutigen Katalogen nur die Farbe "blaugrün" erwähnt wird und der sehr gelbliche Blaugrünton letztlich "unterschlagen" wird. Dieser mehr oder minder deutliche Gelbton findet sich nach meiner Schätzung etwa bei ca. 20% der Oldenburg Nr. 10a. Selbst John Boker jr. war von dieser abweichenden Farbe der Nr. 10a irritiert. In der 5. Boker-Auktion 14. März 1987 bei Heinrich Köhler findet sich unter Los-Nr. 217 eine Marke Nr. 10a, die er als "gelblichgrün" und "seltene Nuance" bezeichnete.
(204) Bild: Oldenburg Nr. 10a (aus meiner Slg.) in einer gelblichen Farbvariante, die der "Moosgrünen" Nr. 10b schon sehr ähnlich sieht, aber erkennbar auch einen gewissen "Blauton" ausweist. Der helle verwaschene Druck ist immer ein deutliches Indiz für eine Oldenburg Nr. 10a. Und letztlich ist diese Marke in der Höhe etwas größer als die Oldenburg Nr. 10b, so dass sich eine klare Abgrenzung zur Oldenburg Nr. 10b findet, auch wenn die Farbe anders - gelblicher - ausfällt als bei der typischen blaugrünen Oldenburg Nr. 10a.
Es sind bei der Oldenburg Nr. 10a bereits eine ganze Fülle von Plattenfehlern dieser Marke bekannt, die über die im Michelkatalog erfassten Oldenburg Nr 10a I bis V hinausgehen, von der Oldenburg Nr. 10b habe ich demgenüber noch keine Plattenfehler gesehen. Sämtliche neuen nachstehenden Plattenfehler sind bei Florian Berger mit Bild dokumentiert, S. 36 und nach seiner Angabe durch Umdruckfalten entstanden.
Die Plattenfehler sind:
10a I "o" statt "el" in Drittel ("Dritto")
10aII "d" statt "el" in Drittel ("Drittd")
10 aIII "i" statt "n" in Oldenburg ("Oldeiburg")
10a IV "o" statt "g" in Oldenburg ("Oldenburo")
10aV "d" oder "b" statt "l" von Drittel ("Dritted", "Dritteb")
10aVI Schmales "o" von Oldenburg
10aVII Schmales "G" von Groschen
10aVIII Einfassung unten gebrochen und "r" von Groschen verrutscht
10aIX Schmales "D" von Oldenburg und Bruch im oberen Rahmen
10aX Randlinie links gebrochen
10aXI "OL" von Oldenburg zusammenhängend und Innenkreis versetzt
(alles mit Bild bei Florian Berger, S. 36)
Das "Phänomen" der Umdruckfalten als Ursache für Plattenfehler erläutert Florian Berger auf S. 162: ..."Die letzte Möglichkeit ist, dass beim Umdruck vom Urklischee auf den Druckbogen das Umdruckpapier Falten schlug und so auf dem Druckstein ein unvollständiges Abbild erzeugt hat. In der Falte sind dann Teile des Markenbildes verborgen geblieben und auf den Marken sind diese Teile dann nicht mehr zu sehen. Plattenfehler, die so entstanden sind, kommen auf der dritten Ausgabe der Marken vor. "
Zusatz von mir: ... vor allem auf der Oldenburg Nr. 10a. Bei dieser Marke scheint mit dem Umdruck damals einiges "schief gegangen" zu sein. Natürlich zur Freude heutiger Sammler, die auch heute noch eine Fülle von Besonderheiten finden können. Die Auflistung der hierdurch entstandenen Plattenfehler durch Florian Berger erscheint mir keinesfalls abschließend.
(205) Oldenburg Nr. 10aIII "Oldeiburg" (aus meiner Slg.)
(206) Es gibt auch Oldenburg Nr. 10aDG, d.h. Marken mit Druck auf der Gummiseite. Florian Berger hat davon 4 Exemplare registriert, alle mit dem Stempel von Oldenburg, wobei der Druck rückseitig auf dem Kopf steht und verschoben ist. Berger begründet diese DG damit, dass es wohl vorkam, dass das Markenbild im Druck nicht gut zu erkennen war. Da dem Drucker die Papierbogen zugeteilt waren und er nicht so viel Ausschuss produzieren wollte, habe er die zu hellen Bögen einfach umgedreht und die Rückseiten nochmals bedruckt, vgl. Berger, S. 164 und 42.
(207) In Bremen (und auch in Bremerhaven) wurde die Oldenburg Nr. 10 - 1/3 Groschen - im Jahr 1861 am Schalter verkauft. Es gab hier die Ganzsache zu 1 Groschen, ab 1861 die Ganzsache "U 1" in preussischblau, die 1 Groschen-Marke (Nr. 12, für normales Porto nach Oldenburg ) und die 1/3-Groschen für Drucksachenporto. Das war neu, denn bei der II. Ausgabe von Oldenburg wurde bisher nur die 1-Groschen-Marke (Oldenburg Nr. 6) beim Stadtpostamt Bremen verkauft. Hier im Bild eine seltene Drucksachenschleife aus Bremen mit einer Oldenburg Nr. 10b in moosgrün (Abb. aus Auktionskatalog der 80er-Jahre) und dem Rahmenstempel des Stadtpostamtes Bremen. Oldenburgische Frankaturen für Fernbriefe von Bremen gab es nicht, sondern nur Frankaturen ins Grossherzogtum Oldenburg. Bei Fernbriefen wurde im bremischen Stadtpostamt mit Bremen-Marken frankiert.
Frankaturen mit der Oldenburg Nr. 10a und der Nr.10b sind selten. Es gibt auch einige Briefe, die mit 3 Exemplaren der Oldenburg Nr. 10a frankiert ( = normales Briefporto 1 Groschen) wurden. Bei der Nr. 10b ist eine solche Mehrfachfrankatur eine Weltrarität allerersten Ranges! Man kann noch nicht einmal sagen, dass Mehrfachfrankaturen seltener sind als Einzelfrankaturen. Vor den Drucksachen- und Streifband-Einzelfrankaturen der Nr. 10 sind nämlich nicht viele erhalten geblieben, weil diese genau wie bei den Oldenburg Nr. 1 und Nr. 5 die Marken auf der Schleife zumeist so angebracht und zwischen Drucksache und Streifband geklebt wurden, dass die Marke beim Trennen der Schleife von der Drucksache zerissen wurde. Daher ist auch selbst die Marke Nr. 10a keine "Massenware".