Briefpost-Ausgabe

  • Hallo,

    der rückseitig angebrachte Stempel "BRIEFP.-AUSGABE", der nach Aussage von Altsax (zumindest im Jahr 1866) Dresden zuzuordnen ist, beschäftigt mich. Unter welchen Umständen wurde er verwendet? Abgabe des eingetroffenen Briefes an den Zusteller? Oder bei der Weitergabe der mittels Bahnpost eingetroffenen Briefe an die Weiterbeförderung über Land?

    In der Stempeldatenbank von Stampsx sind als Verwendungsorte neben Dresden auch Bad Klosterlausnitz, Deutscheinsiedel, Herlasgrün, Obercunnersdorf etc aufgeführt. Haben die den gleichen Stempel verwendet oder wie unterscheiden sich diese voneinander?

    Wenn ich mir den bei StampsX gezeigten Stempel für Obercunnersdorf anschaue, sieht der meinem schon sehr ähnlich, v.a. mit dem eng anliegenden Punkt hinter BRIEFP. Und Obercunnersdorf liegt direkt am "Ziel", bei Ebersbach und Eybau...

  • Lieber Wilfried,


    der Ausgabestempel von Obercunnersdorf sieht so aus:



    Das ist der reguläre Typ.


    In Dresden wurden Ausgabestempel bisweilen auf Korrespondenz abgeschlagen, die von Bahnhof zu Bahnhof über das Hofpostamt spediert worden ist.


    Von Richtung Leipzig in die Oberlausitz gerichtete Korrespondenz mußte vom Leipziger (später Hauptbahnhof) zum Schlesischen Bahnhof spediert werden. Insofern ist es plausibel, daß sich auf Briefen in die Oberlausitz der Dresdner Ausgabestempel befinden kann.


    Ebenso kann er auf Korrespondenz vorkommen, die von Dresden aus mit Kutsche oder Reitpost weiterspediert worden ist.


    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Hallo,


    die Ähnlichkeit ist nicht verwunderlich, da vermutlich auch in Sachsen immer wieder der gleiche Stempelschneider beauftragt wurde. Das weiß Altsax aber besser (vermute ich mal).

    Im Deutschen Reich war es so, daß nur 1 oder 2 Hersteller für die Belieferung des riesigen Reiches zuständig waren. Etliche dieser Verträge sind im Michel Stempel-Handbuch II wiedergegeben.


    viele Grüße

    Dieter

  • Vielen Dank für die Erklärung, Jürgen!

    Aber dann stimmen die Abbildungen bei Stampsx nicht, wo für alle Stempel und alle angegebenen Orte die selben Formate BRIEFP.-AUSGABE (für die entsprechende Eingabe im Such-Template) in der Stempeldatenbank gezeigt werden, auch für Obercunnersdorf.

    Und: der Ausgabe-Stempel wurde also beim Hofpostamt in Dresden geführt und nicht beim Leipziger Bahnhof selbst?

    Beste Grüsse vom
    µkern

    Einmal editiert, zuletzt von mikrokern ()

  • Lieber Wilfried,


    vermutlich sind die ausgabestempel bei stampsx von jemandem eingestellt worden, der die Zusammenhänge nicht kannte.

    Der Zweikreiser-Briefpostausgabestempel ist mit Sicherheit beim Hofpostamt resp. Stadtpostamt verwendet worden, weil er auf Eingangspost aus allen Richtungen vorkommt.


    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Vielen Dank, Jürgen!

    Also könnte der Brief von Leipzig nach Dresden mit der Bahn gekommen sein, dort vom Leipziger Bahnhof zum Stadt/Hofpostamt gebracht, ausgabegestempelt, und über den Schlesischen Bahnhof Richtung Görlitz gefahren worden sein; aufgrund der ausgefallenen Verbindung Löbau-Zittau dann ab Bautzen per Postkutsche/karren?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber Wilfried,


    das halte ich für wahrscheinlich. Die Variante, daß er von Bodenbach nach Dresden gelangt ist, bleibt aber eine (aus meiner Sicht weniger wahrscheinliche) Möglichkeit.


    Liebe Grüße

    Jürgen

    Einmal editiert, zuletzt von Altsax ()

  • Lieber Jürgen,

    die Variante Hof-Eger-Karlsbad-Bodenbach-Dresden halte ich für (so gut wie) ausgeschlossen, da es hier keine Eisenbahnverbindung gab und Dresden-Bodenbach im Juli ausgefallen war und erst ab dem 2.8.66 wieder bedient wurde. Hinzu kommt, dass eine dreitägige Beförderungsdauer unter ausschließlicher Nutzung von Postkutsche/-karren mitten im nordböhmischen Kriegsgebiet im Juli 66 kaum zu schaffen gewesen wäre.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber Wilfried,


    eine (theoretische) Möglichkeit wäre noch die Beförderung ab Dresden ohne Nutzung der Schlesischen Eisenbahn.

    Die käme aber nur dann in betracht, wenn zu diesem Zeitpunkt deren gesamte Strecke nicht für Postbeförderung nutzbar gewesen wäre, wofür keine Anhaltspunkte vorliegen.


    Liebe Grüße

    Jürgen