Hat jemand Reisescheine oder andere Fahrpostscheine aus Bayern über den Zeitabschnitt 1806 - 1808?

  • Suche Abbildungen von Reisescheinen oder anderen Fahrpostscheinen aus Bayern über den Zeitabschnitt 1806 - 1808.

    Danke und liebe Grüße aus Hessen. :)

  • Liebe Sammlerfreunde,


    dieser Beleg ist evtl. interessant, denn das Herzogtum Berg gehörte im Jahr 1806 ein paar Monate zum Königreich Bayern: Postschein, ausgestellt in Deutz (Herzogtum Nassau) beim Kaiserlichen Reichs Oberpostamt (Thurn und Taxis) für eine Sendung an Prinz Joachim Murat nach Düsseldorf (Herzogtum Berg) per Estafette am 18. April 1806 „Abgegangen um 12 Uhr Mittags“.

    Joachim Murat heiratete am 20. Januar 1800 Caroline Bonaparte, die jüngste Schwester vom französischen Kaiser Napoleon Bonaparte. Sie hatten 4 Kinder. Am 15. März 1806 ernannte Kaiser Napoleon I. ihn zum Herzog von Berg und Kleve. Am 14. April 1806 vereinigte Joachim Murat die beiden Herzogtümer Berg und Kleve. Mit dem Beitritt zum Rheinbund am 17. Juli 1806 wurde das Herzogtum Berg zum Großherzogtum und Murat Großherzog. Deutz kam in Folge der Rheinbundsakte vom 12. Juli 1806, Artikel 16 zum Großherzogtum Berg. Folgender Wortlaut: „Se. Durchlaucht der Herzog von Nassau tritt an Se. kaiserliche Hoheit den Großherzog von Berg und Kleve die Stadt Deutz mit ihrem Gebiete, die Stadt und das Amt Königswinter und das Amt Villich ab“.

    Ich zitiere aus dem Buch von Horst Diederichs „Die Umgestaltung des deutschen Postwesens zwischen der Französischen Revolution (1792) und dem Wiener Kongreß (1814/1815): Am 9. März 1806 hatte Napoleon I. seinem Schwager Joachim Murat brieflich angewiesen, sich am 15. März 1806 in Köln einzufinden. Dorthin würde ihm die Ermächtigung des Königs von Bayern zur Besitzergreifung des Bergischen Landes geschickt werden und von dort sollten alle Bewegungen zur Besitzergreifung geleitet werden. Außerdem erhielt Murat von Napoleon die Weisung „…, daß er sich in allen Akten Joachim, Prinz und Großadmiral von Frankreich, Herzog von Berg und Cleve zu nennen habe und niemals den Namen Murat annehmen dürfe“. Von Wesel aus wurde am 16. März 1806 die vollzogene Besitzergreifung vom rechtsrheinischen Teil des Herzogtums Kleve durch Frankreich mitgeteilt und das Gebiet bis zum 24. März 1806 geräumt. Die bisherigen preußischen Postdienststellen übernahm die Bergische Post. Unter dem Datum 15. März 1806 hatte König Max Joseph von Bayern per Dekret mitgeteilt, daß die Abtretung des Herzogtums Berg mit voller Souveränität an den „Kaiser der Franzosen“ erfolgt sei. Gleichzeitig wurden auch seine Untertanen aus Pflicht und Eid entlassen. Die Übergabe Napoleons an seinen Schwager Joachim Murat datiert ebenfalls vom 15. März 1806. Nachdem Bayern am 20. Und 21. März 1806 Abschied von seinem Herzogtum Berg genommen hatte, wurde am 21. März 1806 im Hauptquartier des Prinzen Joachim in Köln das Dekret publiziert, wonach Napoleon I. „das Eigentum und die Souveränität der Herzogtümer Berg und Cleve an seinen Schwager abgetreten und übertragen hat“. Die Verkündigung erfolgte am 23. März 1806 und damit rechtswirksam. Am 24. März 1806 hielt Prinz Joachim seinen feierlichen Einzug in Düsseldorf und am 26. März 1806 wurde die Besitzergreifung durch den Huldigungseid der bergischen Landstände und bisherigen Behörden (zu denen nun auch die bisherige Bayerisch-Thurn und Taxissche Post gehörte) vollendet. Die Interimsperiode der Bayerisch-Thurn und Taxisschen Post vom 24. März – bis 17. Mai 1806: Mit der offiziellen Übergabe des Herzogtums Berg am 23. März 1806 war dort die bayerische Ära zu Ende gegangen. Mit dem Huldigungseid der bergischen Landstände und bisherigen Behörden war am 24. März 1806 eine Thurn und Taxissche Post provisorisch zustande gekommen, die bis 17. Mai 1806 bestand. Erst am 18. Mai 1806 wurde eine französische Landespost im Herzogtum Berg errichtet. Damit endete die kurze Phase der Thurn und Taxisschen Post im Herzogtum Berg.

    Joachim Murat war nur ca. 5 Monate in Düsseldorf. Meistens befand er sich auf Kriegszügen.


    LG, Hermann

  • noch ein Beleg: Liebe Sammlerfreunde, Geislingen kam am 29. November 1802 zu Bayern und am 6. November 1810 zu Württemberg. Postscheine von Geislingen mit Eindruck "Königl. Baier. Postverwaltung" findet man erst ab 1809. Bis dahin wurden Postscheine der Kaiserlichen Reichspost (Thurn und Taxis) verwendet. Hier ein Postschein mit Eindruck "Geißlingen Kais. Reichs-Postverwalter" vom 11. September 1806 für einen Brief an den Freiherrn von Rechberg in München.

    Unterschrieben ist der Schein vom Postverwalter, Gastwirt C.J. Weckerlin.


    LG, Hermann

  • Lieber Hermann,


    vermutlich ist dir klar, daß der Beitrag zum ersten Schein mich besonders interessiert. Eine tolle Darstellung der damaligen Geschehnisse, die ich mir abspeichern werde. :)


    liebe Grüße

    Dieter