Fragen zur Gliederung einer Sammlung

  • Da ich mich für eine Gliederung Markenbelege - markenlose Belege entschieden habe hätte ich eine Frage.

    Soll ich die markenlose Briefe nochmals in Dienstbriefe und Portobelege teilen? Oder einfach in der Beschreibung hinweisen.

    Nachteil der Teilung wäre ein nochmaliges Zerreißen der Chronologie.

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


  • Ich würde das nicht in Dienst- und Portobelege unterscheiden, weil ja auch Dienstbriefe portopflichtig sein konnten und dann frankiert werden konnten.

    Einfach trennen "Mit Marken" und "Ohne Marken", oder "Briefpost" und "Fahrpost" - sonst verästelt man die Sammlung zu sehr.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Mit Blick auf die Gliederung meiner Bayern-Sammlung treibt mich seit einiger Zeit folgende Frage um:

    Im Ausgangspunkt würde man bei einer traditionellen Sammlung erwarten, dass zunächst die ungebrauchten Marken, sodann die einzelnen Marken mit ihren Platten, Farben und Plattenfehlern etc. vorgestellt werden. Anschließen würden sich dann die Entwertungen und Verwendungen. So oder ähnlich wäre wohl die Herangehensweise.

    Bei der ersten Quadratausgabe 1849/50 möchte ich eigentlich einen aus meiner Sicht für das chronologische Verständnis ausserordentlich wichtigen Aspekt vorziehen, nämlich die Entwicklung der Entwertungen 1849/50. Ich möchte daher unmittelbar im Anschluss an die Darstellung der ungebrauchten Marken knapp (auf ein oder zwei Blättern) auf die Entwicklung der Entwertungen mittels Ortsstempels, Federkreuzes, waagerechten und senkrechten Tintenstrichs sowie auf die Einführung des Mühlradstempels zum 1. August 1850 eingehen, um erst anschließend die drei Kreuzerwerte detaillierter vorzustellen.

    Auf den ersten Blick dürfte eine solche Gliederung zwar nicht lege artis sein. Stellt man aber umgekehrt den Entwertungsteil an das Ende der Darstellung, könnte sich der geneigte Beobachter mit den verschiedenen Entwertungsformen allein gelassen fühlen, bevor er erst einige Blätter später das berühmte Aha-Erlebnis hat. Meine Gedanken hängen natürlich auch mit der Überlegung zusammen, wer sich die Sammlung anschaut. Das sind mit Sicherheit nicht nur Bayern-Spezialisten, und auch etwaige Juroren gehören nicht zwangsläufig zu den auf Bayern spezialisierten Fachleuten. Abgesehen davon bedarf aus meiner Sicht das Nebeneinander von Ortsstempeln, Federkreuzen, Tintenstrichen und Mühlradstempeln möglichst früh einer sinnvollen Einordnung, um gar nicht erst ein Fragezeichen entstehen zu lassen.

    Wie Ihr seht, ist meine persönliche Meinungsbildung noch nicht abgeschlossen, so dass ich hier mehr als geländegängig bin und ganz herzlich auf Eure geschätzte Meinung zu meinen Gedankengängen hoffe. Und vielleicht kommt ja auch noch der eine oder andere Aspekt oder Gedanke hinzu.

  • ... deine Gedanken sind nachvollziehbar, aber ich würde immer die eigene Interpretation meiner Sammlung in den Vordergrund rücken und weniger das bedenken, was andere in ihr zu sehen wünschen (ob Juroren, oder einfache Betrachter, ob Sammlerfreunde, oder große Kenner spielte für mich gar keine Rolle).

    Was spräche gegen eine chronologische und damit nicht unbedingt michelnumerische Darstellung der Sammlung?

    Also Nr. 1 mit Platten, Entwertungen und Verwendungsformen, dann die 2I dito, die 4I dito, die Nr. 5, die 2II und die 4II, die Nr. 3, die Nr. 7, die Nr. 6, dann 8-13 usw.?

    Also zu jeder Marke eine eigene Geschichte über Druck, Auflage, Farben, Typen, Platten, Verwendungsformen usw.?

    Just my 2,5 cents ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... deine Gedanken sind nachvollziehbar, aber ich würde immer die eigene Interpretation meiner Sammlung in den Vordergrund rücken und weniger das bedenken, was andere in ihr zu sehen wünschen (ob Juroren, oder einfache Betrachter, ob Sammlerfreunde, oder große Kenner spielte für mich gar keine Rolle

    :thumbup: :thumbup: :thumbup:

  • Hallo,

    am 4.2.2023 findet ein Online-Vortrag des BDPh im Rahmen "Fit für die IBRA" von Alfred Schmidt statt mit dem Thema: Auf den Rhythmus kommt es an: Wie man ein traditionelles Exponat richtig aufbaut.

    Da kann man sich sicher Anregungen holen.

    Grüße von liball

  • Ich möchte daher unmittelbar im Anschluss an die Darstellung der ungebrauchten Marken knapp (auf ein oder zwei Blättern) auf die Entwicklung der Entwertungen mittels Ortsstempels, Federkreuzes, waagerechten und senkrechten Tintenstrichs sowie auf die Einführung des Mühlradstempels zum 1. August 1850 eingehen

    So löblich dieser Vorsatz ist, wird das aber auf zwei oder drei Blättern bestimmt nicht möglich sein, nicht einmal mit Einzelmarken, von Belegen ganz zu schweigen.

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Es geht in diesem Zusammenhang nur um den Zeitraum von November 1849 bis ca. Frühjahr 1850. ☺️

    Übrigens habe ich leider den Link auf der Webseite des BdPh nicht finden können. Wahrscheinlich verbirgt er sich dort, gefunden habe ich ihn aber trotzdem nicht.

  • Mich treibt eine weitere bayernspezifische Frage zur Gliederung eines traditionellen Exponats um.

    Bekanntlich wurde die Portomarke zu 3 Kreuzern bereits 1862 eingeführt. Folgt man dem Grundsatz des chronologischen Aufbaus einer Sammlung, müsste diese Marke somit im Anschluss an die 1862 erschienene Quadratausgabe dargestellt werden. Oftmals wird diese Marke aber erst ganz am Ende der geschnittenen Kreuzerausgaben, also erst nach den Michelnummern 20 und 21 in einem Sonderabschnitt des Exponats gezeigt. Genau genommen ist dies unter rein chronologischen Gesichtspunkten zu "spät".

    Vorstehende Überlegungen gelten entsprechend für die Instruktionsmarken, die eigentlich ebenfalls in Zusammenhang mit den jeweils ungebrauchten Marken der Ausgabe gezeigt werden müssten und nicht erst am Ende der Sammlung in einem Sonderkapitel. Andererseits finde ich es auch nicht falsch, Portomarken und Instruktionsmarken erst am Ende eines Exponats als Sonderteil darzustellen, auch wenn dies nicht der Chronologie entspricht .

    Wie ist hier die geschätzte Meinung - nicht nur - der Bayernspezialisten?

  • Hallo Bavarian Hunter,

    diese Katalogisierung außerhalb der Chronologie hat mich nie gestört, da ich unterscheide nach

    „Frankomarken“, die an das Publikum ausgegeben wurden und den

    “Portomarken“, die nur von der Post verwendet werden konnten.

    „Instruktionsmarken“ gab es nie. Es wurden Instruktionsetiketten, also Zettelchen mit dem Aufdruck des jeweiligen Wertes hergestellt, um beim Versand die in den Versandtaschen enthaltenen Marken einfach unterscheiden zu können.

    Sie hatten nie Frankaturgültigkeit und wurden erst durch spätere Sammler auf Markengröße zugeschnitten. Es handelt sich also postalisch nicht um Briefmarken.

    Beste Grüße

    Will

  • ... ich würde es mir einfach machen und alles chronologisch sammeln und zeigen:

    Probedrucke, Marken und Briefe, Stempelformen usw..

    Die Portomarke Nr. 1 würde ich vor den Nrn. 8-13 zeigen - das frischt das Exponat auf und entlangweilt es, so überhaupt Langeweile bei Bayern angesagt sein könnte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Das ist eine wirklich gute Idee, die Portomarke als eine Besonderheit vorzuziehen. Dies gilt zumal deshalb, weil sie bekanntlich im Einzelfall auch als Freimarken zum Einsatz gelangten.

    Was die Instruktionsmarken angeht, habe ich mich lediglich an die allgemeine Begrifflichkeit gehalten. Natürlich handelt es sich hierbei um keine Marken, sehr wohl aber um sammelwürdige Etiketten, die mit der Überlassung der ungebrauchten Freimarken im Zusammenhang standen und daher aus meiner Sicht durchaus zeigenswert sind. Ähnlich liegt es bei den Retourmarken, die zwar keine Briefmarken (Frei- oder Portomarken) im eigentlichen Sinn sind, sehr wohl aber dem Verschluss der für Retourzwecke geöffneten Briefe dienten. Auch diese "Marken" halte ich für zeigenswert, insbesondere bei vollständigen Etiketten.

  • Hallo Bavarian Hunter,

    nur um einem eventuellen Missverständnis vorzubeugen: Ich habe mich nicht über die Sammelwürdigkeit ausgelassen, schon deshalb, weil ich mich selbst sehr für die Instruktionsetiketten interessiere.

    Meine Antwort bezog sich auf eine evtl. chronologische Einordnung in eine Sammlung.

    Beste Grüße

    Will