Auslandsbriefe aus und nach Württemberg von 1850-1853

  • Liebe Sammlerfreunde,

    heute ein Frankobrief aus Künzelsau nach Lippstadt vom 12.9.1850 (Quelle philasearch).


    Württemberg war noch nicht im DÖPV, Lippstadt war gerade zu Preußen gekommen. Aus wikipedia:

    "Am 17. Mai 1850 verzichtete Lippe in einem Vertrag mit Preußen gegen eine Entschädigung auf die Herrschaft in Lippstadt, das dadurch preußisch wurde. Die heutigen Ortsteile Lipperode und Cappel blieben jedoch auch nach dem Ende des Kondominiums beim Fürstentum Lippe"


    Kann mir jemand die Taxen erklären? da komme ich nicht mit klar...

    LG

    Christian

  • und noch ein PV-Brief nach Kroatien, also eigentlich kein Auslandsbrief, da im Kroatien zu jener Zeit zu Österreich gehörte.

    Ludwigsburg 31.10.1851 nach Agram (=Zagreb) in Kroatien (Quelle philasearch).



    LG

    Christian

  • und eine nicht häufige Destination Lettland:

    Biberach 16.8.1853 nach Libau, damals Rußland, heute Lettland (Quelle philasearch).

    Gelaufen über Preußen. Frankiert mit 20x, 9x PV und 11x Weiterfranko gültig ab 13.4.1852.

    LG

    Christian

  • 18.9.1852 Ravensburg-Trogen/Schweiz

    Versuchter Teilfrankobrief, aufgegeben im Bahnhof Ravensburg "v. Ravensburg in rot" und mit Stempel der Bahnpost entwertet.

    Der Absender vermerkte unten links "frei zur P.V. (Postvereins-) Gränze" und frankierte mit 3x.

    Ein Teilfrankobrief war aber nach dem PV Wü-Schweiz seit dem 11.7.1852 nicht mehr möglich, darum eigentlich unfrankiert, d.h. die Schweiz hätte eigentlich 20 Rappen Porto berechnen müssen, was aber nicht gemacht wurde.

    Lt. Beschreibung des Auktionshauses Gärtner handelt es sich angeblich um einen Grenzrayon 5-Meilenzone bis 37,5km-Brief, dies ist nicht korrekt weil Ravensburg ca. 46 km von Trogen entfernt ist.

    Hätte der Absender den mit 3 Kreuzer frankierten Brief im Bahnhof Meckenbeuren aufgegeben, wäre es ein Grenzrayonbrief gewesen, denn Meckenbeuren und Trogen lagen unter 5 Meilen entfernt voneinander.

    Vielleicht hat der Postler in Trogen angenommen, daß Ravensburg noch Grenzrayon ist und darum kein Porto verlangt,

    LG

    Christian

  • April 1851 New Orleans nach Kaltenwesten, Wü noch nicht im Postverein (Quelle:Philasearch):


    Gelaufen über England und Frankreich nach Württemberg. 5c USA-Inland vom Empfänger bezahlt. 38x für Seeporto, England und Frankreich, 4x von der Grenze Frankreich nach Württemberg, insg. 42x vom Empfänger.

    LG

    Christian

    Einmal editiert, zuletzt von Leitwege (21. August 2023 um 06:57)

  • Lieber Christian,

    ist es nicht 38 plus 3 plus 1?

    38x sind klar, aber ich lese im Nenner 3x Postporto und 42x in toto, so dass der 42. Kreuzer ein Botenlohn sein müsste, oder liege ich da falsch?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Christian,

    hier sieht es eher nach einer 4 aus, die als Ligatur mit dem Bruchstrich notiert wurde ... vlt. kann einer bei der Entfernung helfen, ob es 3, oder 4x sein müssten?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • 4.3.1852

    Teilfrankobrief von Ravensburg nach Ancona/Kirchenstaat.

    Frankiert mit 12x für den Transit über die Schweiz bis zur Grenze Kirchenstaat. Das Porto im Kirchenstaat betrug 58 Bajocchi, siehe Tabelle: Ancona lag in den Marken, 2. Gewichtsstufe.

    LG

    Christian

  • Lieber Bruno,

    schön das es dir gefällt,

    heute ein Portobrief aus Stuttgart nach Antwerpen Belgien vom

    06.08.1853

    Mit den Taxen bin ich nicht sicher, der Empfänger in Belgien zahlte 6 Decimes? Laufweg über Frankfurt und Preußen?

    LG

    Christian

  • Lieber Christian,

    einfache Portobriefe wie dieser hier waren von der Aufgabepost mit 3 Groschen vorzutaxieren (typisch violette Tinte von Stuttgart damals).

    Leitung wohl FFM - Kassel - Hamm - Aachen. 6 Decimes dann vom Empfänger. Schön auch, dass Belgien damals oft bunt gestempelt hat - macht doch gleich viel mehr her, als die langweiligen schwarzen Stempel ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Christian,

    der schöne Portobrief von Stuttgart nach Antwerpen ist nach dem Postvertrag Preußen - Belgien taxiert, in Kraft 1.4.1852 bis 30.6.1863. Zu den Konditionen dieses Vertrags konnte die Korrespondenz zwischen Belgien und allen Mitgliedern des DÖPV außer Luxemburg und den freien Hansestädten im offenen Transit versandt werden. Die Gebühren entsprachen denen des Wechselverkehrs Preußen - Belgien, wobei die drei Vereinsrayons nach Entfernungen zur belgischen Grenze festgelegt wurden. Württemberg gehörte komplett zum dritten Rayon (Entfernung zur Grenze über 20 Meilen). In Belgien gab es zwei Rayons; nur die Provinzen Lüttich, Limburg und (belgisches) Luxemburg gehörten zum ersten Rayon. Antwerpen lag also im zweiten Rayon. Gebühren: vortaxierte Vereinsgebühr 3 Sgr, aufgerundet auf 40 Centimes; belgische Gebühr 20 Cts; zusammen 60 Cts = 6 Décimes.

    Paketschluss: BPA 10 Köln - Verviers (rückseitiger BP-Stempel und vorderseitiger Vertragsstempel "U.P.A.3eR.") mit der belgischen Ostbahn (rückseitiger Eingangsstempel "ALLEMAGNE CHEMIN-DE-FER"). Grüne Stempelfarbe ist typisch für die belgische Ostbahn.

    Ich füge noch eine Seite aus meinem Exponat mit zwei Frankobriefen Württemberg - Belgien und umgekehrt bei.

    Gruß Joachim

  • Lieber Joachim,

    herzlichen Dank für deine ausführliche und kompetente Beschreibung meines Portobriefes.

    Deine Seite gefällt mir sehr gut, besonders der frankierte Brief aus Wü nach Belgien, er dürfte ziemlich selten sein, von Wü hab ich bisher noch keinen Frankierten aus der Zeit bis 1853 gesehen.

    LG

    Christian

    Einmal editiert, zuletzt von Leitwege (28. Juli 2023 um 18:23)

  • 8.1.1853

    Geislingen nach London, frankiert mit 23x, rückseitig 14x Weiterfranko, also 9x PV-Taxe. Quelle: aktuelle Köhler-Auktion.


    Bisher hatte ich hier nur 20x-Frankaturen gezeigt. Nach den Tax-Bestimmungen von 1852 war die Pauschal-Taxe bis Kehl 6x und das Weiterfranko 14x. Irgendwann Ende 1852/Anfang 1853 muss diese Pauschaltaxe beendet und die normale PV-Gebühr berechnet worden sein. Weiß jemand das genaue Datum der Bestimmung oder Verordnung?

    Thomas Heinrich schreibt in seinem Attest weiterhin, daß diese 23x-Frankatur sehr selten belegt ist. Nach GB ab 1853 müssten doch einige Belege erhalten sein?


    LG

    Christian

    Einmal editiert, zuletzt von Leitwege (21. August 2023 um 06:59)

  • 01.12.1853 Calw nach Buffalo/USA (Quelle: aktuelle Köhler-Auktion)


    Absender notierte "per Preußen und Belgien", damit wären 2 Laufwege möglich gewesen.

    1. Prussian Closed mail: Taxe 45x, 6x PV und 39x Weiterfranko

    2. British Open mail: Taxe 47x, 9x PV und 38x Weiterfranko

    Frankiert wurde der Brief mit 47x in Marken, also British Open mail, rückseitig auch 38x Weiterfranko notiert, gelaufen ist er dann aber über Frankreich

    (roter Bade-Straßburg-Stempel). Hier reichten 34x Weiterfranko.

    LG

    Christian

    Einmal editiert, zuletzt von Leitwege (21. August 2023 um 06:57)