Auslandsbriefe aus und nach Württemberg von 1850-1853

  • Hallo zusammen,


    ich möchte ein neues Thema starten bei dem ich in chronologischer Reihenfolge Auslandsbriefe aus und nach Württemberg zeigen möchte, die ich aus dem Internet oder Literatur mittels Scan gesammelt habe.


    Die Bilder sind nicht immer top, aber es geht mir mehr um den postgeschichtlichen Hintergrund.


    Begonnen wird mit der Anfangsphase des DÖPV (Beitritt Wü am 01.09.1851), mit Teilfrankobriefen, Barfranko, geteilte Frankoabgeltung, bis schließlich mit verschiedensten Postverträgen die vollständige Frankatur mit Marken das "Normale" wurde.


    Sollte die Beschreibung nicht ganz stimmen, bitte ich um Korrektur, bzw. vielleicht hat jemand ja auch noch Briefe aus jener Zeit, die er zeigen möchte und die eine ungeklärte Frage lösbar machen.


    So, dann gehts los mit dem frühesten Brief den ich gefunden habe:


    6.10.1850:


    Lt. damaliger Beschreibung im Internet mit 40 Rappen ganz frankiert vom Pfaeffikon/Zürich nach Calw. Vollständige Markenfrankatur obwohl dies erst ab 1.1.1852 in der Schweiz erlaubt war. Die Post in Württemberg wurde noch von Taxis bearbeitet, diese beanstandete die Frankatur nicht und erstattete 8x an Württemberg, rückseitig "8", Bild leider nicht vorhanden.


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  • ... ja sehr schön, ein Thread ganz nach meinem Geschmack und gleich ein Hammerbrief!


    Damals waren 10 Rappen = 4x, also frankiert 40 Rappen = 16x.


    Nach deiner Beschreibung also Frankoteilung 8x = 20 Rappen für die CH und 8x für Württemberg, könnte das passen von den Wegstunden her?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... ja sehr schön, ein Thread ganz nach meinem Geschmack und gleich ein Hammerbrief!


    Damals waren 10 Rappen = 4x, also frankiert 40 Rappen = 16x.


    Nach deiner Beschreibung also Frankoteilung 8x = 20 Rappen für die CH und 8x für Württemberg, könnte das passen von den Wegstunden her?


    Bei den Wegstunden bin ich überfragt, hab die Beschreibung nur übernommen.


    LG

    Christian

  • und noch einer zum Knobeln aus Taxiszeit (Quelle Philasearch):


    15.1.1851


    Teilfrankobrief aus W.Neudorf/Österreich. Postbetrieb wurde erst zum 1.7.1851 von Taxis übernommen.

    Württembergs Eintritt in den DÖPV war auch erst zum 1.9.1851.

    Bei den Taxen wirds schwierig.

    In Blau 12/4, dann in Rot 13/7 insg.20x + Bestellgeld 1x, Empfänger zahlte 21x.


    LG

    Christian



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  • Hallo Christian,


    die Taxen sind einfach: 12x CM Gemeinschaftstaxe Österreich/Württemberg = 13x rheinisch und 4x CM für Bayerns Transit = 7x rheinisch (also nicht paritativ) = 20x total, plus 1x Bestellgeld = 21. rh..

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Morgen Ralph,


    jetzt wo du es sagst, ist es wirklich einfach :thumbup:


    12x CM Gemeinschaftstaxe Österreich/WÜ...war mit den verklebten 9x nicht der Anteil von Österreich bezahlt?


    LG

    Christian

  • Hallo Christian,


    nein, die Marke hatte keine Frankaturkraft und war ohne Anrechnung auf das Porto verblieben. Das ist ein toller Brief, gegen den ich in meiner Sammlung nichts hätte ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Ralph,


    also ein versuchter Teilfrankobrief, dann aber als Portobrief behandelt, auch nicht schlecht.


    25.3.1851


    Dieser Brief ist von Ralph in Rainer Bracks Korrespondenzen aus den Süddeutschen Staaten nach Italien 1850-1871 beschrieben, ist er noch in deiner Sammlung?


    Gelaufen aus Ulm nach Messina im Kgr.beider Sizilien. Der Brief ist teilbarfrankiert, rückseitig in rot 3/7, vermutlich die Taxe bis zu österreichischen Grenze, über die Schweiz, Mailand und den Kirchenstaat nach Messina. Empfänger zahlte 38 Grana.


    Schönes Beispiel für einen Teilfrankobrief mit Barfrankierung (Marken gab es ja noch nicht in Württemberg) zur Taxiszeit.


    LG

    Christian


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  • und für heute noch eine geteilte Frankoabgeltung:


    Brief vom 8.8.1851 aus Romanshorn nach Ravensburg. Frankiert mit 5 Rappen für den schweizer Anteil (Grenzrayon?), das Weiterfranko wurde bar bezahlt und mit rückseitig 3x in rot notiert (leider keine Bild von der Rückseite vorhanden).


    Württemberg hatte von Taxis das Postrecht zurückgekauft und vollständige Markenfrankaturen waren in der Schweiz erst ab 1.1.1852 erlaubt.


    LG

    Christian


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  • Hallo Christian,


    #9 war, oder ist noch mir, aber bis ich den gefunden hätte, wäre es schon Neujahr, weil der in viele Sammlungen passt und in welcher er ist, weiß ich nicht (mehr).


    #10 ist natürlich eine Granate - geteilte Frankoabgeltungen sind von der CH sehr selten - ich habe nur eine, natürlich nach Bayern und es soll wohl nur noch eine weitere geben ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo zusammen,


    folgenden Brief habe ich vor langer Zeit aus dem Internet archiviert, das Bild ist nicht so optimal.


    27.12.1851


    Vielleicht kann jemand oben rechts lesen was da steht. "Franco"?


    Ich schwanke hier zwischen geteilter Frankoabgeltung und Teilfrankobrief.


    Württemberg war seit 1.9.1851 im Postverein, Marken waren am 15.10.1851 eingeführt worden, und mit der Schweiz war noch kein Postvertrag geschlossen.


    Briefe konnten in dieser Zeit lt.Verordnung vom 8.10.1851 in Länder die nicht zum DÖPV gehörten nur mit Marken bis zur PV-Grenze frankiert werden.


    Wenn oben rechts franko steht, ist es ein Brief mit geteilter Frankoabgeltung aus Stuttgart vom 27.12.1851 nach Bern/Schweiz. Bezahlt mit 9x bis zur PV-Grenze mit Marke und rückseitig Barzahlung (diese 3x-Notierung ist entweder vergessen worden oder nicht lesbar wegen des schlechten Scans).


    Die 2. Möglichkeit wäre ein Teilfrankobrief, auch frankiert mit Marke 9x bis zur PV-Grenze, und die 3x bzw. 10 Rappen die der Empfänger zahlen musste, stünden vorne notiert (evtl. vergessen).


    LG Grüsse

    Christian



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  • Hallo Christian,


    oben rechts steht "Herrn", ein Frankovermerk fehlt.


    Ich denke, dass der Absender 9x mit Marke frankierte und die Aufgabepost das Weiterfranko intern mit der Katierungspost der CH verrechnete. Dafür gibt es mehrere (wenn auch wenige) Beispiele. Die CH hat sicher nicht auf ihren Gebührenteil verzichtet.

    Zu prüfen wäre, ob und wenn ja, welchen Postvertrag es zwischen TT/Württemberg und Bern gab (der kann ja auch aus den 1820er-1840er Jahren stammen und hatte 1851 immer noch Gültigkeit).

    Damit wäre auch der neu in der CH eingeführte Wegstunden-Tarif hier obsolet, weil es den 30 oder 40 Jahre zuvor noch nicht gab.

    Wegstundentarif: Bis 10 Wegstunden (48 km), über 10-25 Wegstunden, über 25-40 Wegstunden und über 40 Wegstunden. Diese 4 Entfernungsstufen galten aber nur bei eingehender Auslandspost.

    Im inneren Verkehr der CH gab es nur 3 Wegstundentarife, da muss man ein bisserl aufpassen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    Ich denke, dass der Absender 9x mit Marke frankierte und die Aufgabepost das Weiterfranko intern mit der Katierungspost der CH verrechnete. Dafür gibt es mehrere (wenn auch wenige) Beispiele. Die CH hat sicher nicht auf ihren Gebührenteil verzichtet.


    du meinst, dass der Brief mit der 9x-Marke vollständig frankiert war, also 6x PV und 3x Schweiz, obwohl die vollständige Markenfrankatur erst ab 10.7.1852 erlaubt war.


    LG

    Christian

  • und noch eine Verständnisfrage:


    Zu prüfen wäre, ob und wenn ja, welchen Postvertrag es zwischen TT/Württemberg und Bern gab (der kann ja auch aus den 1820er-1840er Jahren stammen und hatte 1851 immer noch Gültigkeit).


    das gilt dann doch nur für den schweizer Anteil, weil Wü war ja ab 1.9.1851 im PV?


    LG

    Christian

  • Hallo Christian,


    ich denke schon - wenn die Marke authentisch haftet, wovon ich ausgehe, fehlt hat der Frei-Vermerk, aber das kam vor.

    Wäre die Marke nicht authentisch, müssten hinten ein Gebührenbaum zu sehen sein, den sehe ich aber nicht.

    Da vorne, wenn nichts radiert wurde, keine Taxen überhaupt zu sehen sind, muss der Brief ganz bezahlt worden sein. Ausschlußmethode ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Christian,


    letztlich war es ja egal - man hatt 9x in der Hand (dafür halt eine Marke weniger) und das reichte scheinbar aus. 1851 ist nicht umsonst mein Lieblingsjahr in der internationalen Postgeschichte - damals galt es zu improvisieren und zu zeigen, ob sie für jedes und alles eine Vorschrift brauchen, oder ob sie selbst Lösungen fanden. Und sie fanden sie ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Ralph,


    hast Recht, so wirds gewesen sein...oder er war so frankiert im Briefkasten.

    In Stuttgart wurde anscheinend kein Fass aufgemacht, auf dem Land hätte man wahrscheinlich genauer draufgeschaut.


    LG

    Christian

  • 16.1.1852


    geteilte Frankoabgeltung nach England


    Mit 6x für PV-Anteil frankierter Brief aus Tübingen über Frankreich nach London.


    Rückseitig 21a, a wahrscheinlich für Ausland, d.h. das Weiterfranko von 21x wurde bar bezahlt und rückseitig notiert.


    Vollständig bezahlt dokumentiert durch "paid"-Vermerk und PD-Stempel.


    LG

    Christian


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